mehr
Wismar-Karower Eisenbahn (Nebenbetrieb), hat (1890) 2103 E., Post, Telegraph, [* 2] Amtsgericht (Landgericht Güstrow). [* 3]
Wismar-Karower Eisenbahn (Nebenbetrieb), hat (1890) 2103 E., Post, Telegraph, [* 2] Amtsgericht (Landgericht Güstrow). [* 3]
Ludw. Aug., welfischer Politiker, geb. in Hannover, [* 4] studierte Jurisprudenz zu Göttingen [* 5] und Berlin, [* 6] arbeitete beim Konsistorium in Hannover und im Justizministerium, dann im Kultusministerium, zuletzt, seit 1863, als General-(Unter-Staats-)Sekretär. Nach der Annexion Hannovers blieb Brüel zur Überleitung der Geschäfte noch bis 1868 als Direktor des Kultus-Departements im Amt, worauf er aus dem Staatsdienste schied und sich ganz der Thätigkeit auf kommunalem und parlamentarischem Gebiet widmete.
Seit 1870 ist er ununterbrochen Vorsteher des Bürgerkollegiums der Stadt Hannover. In der hannov. Landessynode, in der er seit deren Bestehen (1869) Vorsitzender des Ständigen Ausschusses ist, wirkte er für größere Selbständigkeit der hannov. Landeskirche. Auch im preuß. Abgeordnetenhause, dem Brüel seit 1870 als Vertreter des Wahlkreises Melle angehört, widmete er sich hauptsächlich den kirchlichen Interessen, und zwar in streng konservativem Sinne.
Als welfisch-prot. Hospitant der Centrumspartei stand er im Kulturkampf stets auf Seite des Centrums. Dem Reichstage gehörte Brüel 1876-84 (als Vertreter der Stadt Hannover) und wieder 1890-93 (für den 15. hannov. Wahlkreis) an. Er schrieb: «Die Gerichtsbarkeit in Ehesachen» (Hannov. 1853),
«Zur Lehre [* 7] von den Kirchen- und Schullasten im Königreich Hannover» (ebd. 1855);
«Der Gesetzentwurf betr. die Einrichtung und Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen» (ebd. 1869),
«Die Selbständigkeit der evang.-luth. Landeskirche Hannovers» (1870).
(spr. brüäß), David August de, franz. Lustspieldichter, s. Palaprat (Jean).
bei zoolog. Bezeichnungen Abkürzung für Jean Guillaume Bruguières (s. d.).
Pulver (spr. brüschährs), auch Abels Pulver, s. Explosivstoffe.
(spr. brühsch), franz. Name für Brügge (s. d.). ^[= (frz. ), Hauptstadt der belg. Provinz Westflandern, liegt 15 km von der Meeresküste entfernt ...]
1) Bezirk im schweiz. Kanton Aargau, [* 8] hat (1888) 16 423 E., darunter 821 Katholiken und 26 Israeliten in 35 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks in 334 m Höhe, 19 km nordöstlich von Aarau, [* 9] in freundlicher, wein- und kornreicher, sehr gewerbfleißiger Gegend an der Aare, die hier durch ein enges Felsbett strömt und von einer Steinbrücke (16. Jahrh.) mit einem Bogen [* 10] überspannt wird, an den Linien Zürich-Turgi-Aarau und Brugg-Basel (58 km, Bötzbergbahn) der Schweiz. [* 11] Nordostbahn, hat (1888) 1572 E., darunter 166 Katholiken, Post, Telegraph, eine 1504 geweihte Kirche, ein altertümliches Rathaus, eine Sekundär- und Elementarschule sowie mehrere Fabriken und ist eidgenössischer Waffenplatz für die Genietruppen. Der «schwarze Turm» [* 12] an der Brücke [* 13] ist spätröm. Ursprungs, die obere Hälfte im 15. Jahrh. erneuert. - Auf der Halbinsel zwischen der Aare und der Reuß [* 14] gründeten die Römer [* 15] die Stadt Vindonissa, eine der ansehnlichsten helvet.
Städte, später Bischofssitz, die der Zerstörung durch die Alamannen, Hunnen und Franken erlag. Auf dem Boden der röm. Stadt liegen jetzt die Ortschaften Brugg, Windisch, Altenburg, [* 16] Oberburg und die ehemalige Abtei Königsfelden, an der Stelle, wo 1308 König Albrecht I. von Joh. Parricida ermordet wurde. Zum Andenken an den Ermordeten gründete seine Gemahlin Elisabeth mit ihrer Tochter, der Königin Agnes von Ungarn, [* 17] 1310 hier ein Minoriten- und Klarissinnenkloster.
Die Abtei wurde 1528 aufgehoben; das Gebäude, Hospital, später Irrenanstalt, wurde 1872 zu einer großartigen Heilanstalt für Geisteskranke umgebaut. Der Chor der Kirche hat Glasgemälde aus dem 14. Jahrh. und im hintern Teil das Grabmal des bei Sempach gefallenen Herzogs Leopold. Schon im 10. Jahrh. war ein ummauerter Ort und einer der Sitze der Grafen von Habsburg, deren Stammburg 3 km südwestlich, oberhalb des Schwefelbades Schinznach liegt; 1284 erhielt die Stadt Marktrecht, 1415 kam sie an Bern [* 18] und 1444 wurde sie in dem alten Züricherkriege von den Freiherren von Falkenstein überfallen und nochmals eingeäschert (Mordnacht von Brugg).
Brügge
(frz.
Bruges), Hauptstadt der belg.
Provinz Westflandern, liegt 15 km von der Meeresküste entfernt in einer
fruchtbaren Ebene, an der Linie
Brüssel-Ostende der
Belg. Staatsbahnen
[* 19] (122 km), die hier nach
Blankenberghe und Heyst (23
km) abzweigt, den Privatbahnen Brügg
e-Kortryk (52 km) und Brügge-Eecloo-Gent (48 km) und der Vicinalbahn Brügge-Sluis.
Brügge
umfließen 3
Kanäle von Gent
[* 20] (SO.) und von
Sluis
(NO.), um zusammen als Ostender
Kanal
[* 21] westwärts zum
Meere zu gehen. Auch
im Innern ist Brügge
von 3 Wasseradern durchzogen.
Die Bevölkerung beläuft sich (1890) auf 47 497 Seelen, darunter
fast ein Drittel
Arme, die Stadt könnte aber bei ihrem
Umfange von ungefähr 9 km, wie einst zu ihrer
Blüte,
[* 22] 200000 E. fassen.
Die breiten
Straßen, die große Zahl altertümlicher Häuser deuten noch auf die ehemalige
Größe. Es giebt 54
Brücken,
[* 23] darunter 12 Holz-
und Wendbrücken zum Durchlaß der Fahrzeuge.
[* 1] ^[Abb.]
Die wichtigsten Bauten sind: der Bahnhof, die viereckige Halle [* 24] auf dem großen Platze (aus dem 14. Jahrh., im 16. Jahrh. erneut) mit einem 107 m hohen Turme und berühmten Glockenspiel;
das neuerdings restaurierte got. Stadthaus, aus dem Ende des 14. Jahrh., dessen 33 Bildsäulen der flandr.
Grafen und Gräfinnen 1792 von den Franzosen verbrannt, in neuester Zeit wiederhergestellt worden sind; der Justizpalast, erbaut an der Stelle, wo einst der Palast der Grafen von Flandern stand, heutzutage nur durch den in Holz [* 25] geschnitzten Kamin im Audienzzimmer des Franc-de-Bruges merkwürdig; die Liebfrauenkirche, frühgotisch, mit einem Spitzturme von 120 m Höhe, einer Madonna mit dem Kinde in Marmor, wohl fälschlich Michelangelo zugeschrieben, mehrern wertvollen Gemälden von Seghers, de Crayer, van Oost, E. Quellyn, und den Grabmälern Karls des Kühnen und seiner Tochter Maria von Burgund; die Kathedrale, ein frühgot.
Backsteinbau aus dem 13. und 14. Jahrh., unscheinbar von außen, aber um so reicher im Innern ausgestattet, mit Bildern von Pourbus, D. Bouts u. a.;
die Kapelle des heiligen Blutes mit vorzüglichen Glasmalereien (s. Tafel: Glasmalerei [* 26] I, [* 1] Fig. 7), ein zweistöckiger Bau, die untere Kirche 1150 erbaut, die obere aus dem 15. Jahrh., 1829-39 prächtig restauriert;
in dieser Kirche legte, der Tradition zufolge, Dietrich von Elsaß 1150 einige aus Palästina [* 27] mitgebrachte Tropfen des Blutes Christi nieder, ein Akt, dessen 700jähriges Jubiläum 1850 mit allem Aufwand kirchlichen Pompes gefeiert ¶
wurde; die Kirche von Jerusalem, [* 29] spätgotisch, mit einer Nachbildung des heiligen Grabes, von Anselm Adornes erbaut;
die St. Jakobskirche, 1457-1518 erbaut, mit vielen Gemälden;
das geräumige bischöfl.
Seminar, früher die Dünen-Abtei; das St.
Johannspital, in dessen Kapitelsaal nebst mehrern wertvollen Gemälden (darunter sechs von Memling) der Reliquienkasten der
heil. Ursula aufbewahrt wird, auf dessen Flächen Memling das Martyrium der 11000 Kölner
[* 30] Jungfrauen gemalt
hat, und den die Stadt als ihr kostbarstes Kunstwerk betrachtet. hat ein Marmorstandbild Memlings (errichtet 1871), ein Bronzestandbild
Johann van Eycks, ein Standbild des in Brügge
geborenen Mathematikers Simon Stevin, und ein 1887 errichtetes Denkmal der
Anführer der Brügger in der Sporenschlacht (1302) bei Courtrai (Kortrijk), Peter de Koninck und Johann Breidel.
Brügge
ist Sitz eines Bischofs seit 1559 und des Provinzialgouvernements von Westflandern und besitzt eine Kunstakademie (1719
errichtet, 1795 neu erbaut, mit einer Gemäldegalerie), ein Museum, eine öffentliche Bibliothek (580 Handschriften), ein
Konservatorium, zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten, zwei große Krankenhäuser. Die Haupterzeugnisse
der Brügger Gewerbethätigkeit sind Linnen-, Woll-, Baumwoll- und gemischte Zeuge, Spitzen. Bierbrauerei,
[* 31] Branntweinbrennerei
und Schiffbau bilden gleichfalls wichtige Erwerbszweige. Doch ist Brügge
im ganzen als Industrie- und Handelsstadt ein toter Platz. 1889 liefen
im Hafen ein 59 Schiffe
[* 32] (34 Dampfer) mit 14 500 t und aus 60 Schiffe (35 Dampfer) mit 14 819 t.
Die Geschichte der unter allen Städten des Landes am meisten mittelalterlichen Stadt läßt sich bis ins 3. Jahrh. verfolgen, in welchem der heil. Chrysolus den Bewohnern derselben das Evangelium gepredigt haben soll. Schon im 10. Jahrh. war der Handel Flanderns mit England sehr bedeutend. Später entwickelte sich derselbe derart, daß sich (vor 1240) ein großer, sowohl vläm. wie engl. Kaufleute umfassender Gildenverein bildete, die sog. Londoner oder Vlämische Hanse, deren Hauptsitz Brügge war, wo der sog. «Graf» der Hanse, immer gewählt aus den Brügger Gilden, residierte; die Londoner Hanse bestand fort bis 1426. Der Reichtum der Stadt im Mittelalter war außerordentlich. Im 14. Jahrh. war Brügge Mittelpunkt des Welthandels im nördl. Europa. [* 33]
Doch bewirkte bald die allmähliche Versandung der Häfen von Sluis und Damme, welcher die durch innere Unruhen und Meutereien allzu sehr beschäftigten Bürger nicht abzuhelfen bemüht waren, das Sinken ihrer Größe und den Aufschwung ihrer Nebenbuhlerin Antwerpen. [* 34] Die Empörung der Bürger (1488), die mit der Gefangennehmung Kaiser Maximilians in der noch jetzt vorhandenen Cranenburg und einer strengen Bestrafung der Stadt endigte, übten auf den Handel eine höchst verderbliche Wirkung, und nur das Wollmonopol, das 1560, nach dem Verluste von Calais, [* 35] für die Engländer eine hohe Bedeutung erreichte, bewahrte ihn vor dem gänzlichen Verfall. Ebenso nachteilig wirkten die massenhaften Auswanderungen während der Religionswirren unter Philipps II. blutiger Regierung. Die Brügger Tapeten hatten am Ende des 16. Jahrh. den größten Ruf in Europa, und die Gobelinmanufakturen in Paris [* 36] wurden von einem Brügger Fabrikanten errichtet. Zu Brügge wurden der Maler van Oost, der Buchdrucker Colard Mansion und der Kriminalist Damhouder gehören.