insbesondere neben den weltliche Bestrebungen verfolgenden
Zünften,
Gilden, Ämtern und
Innungen schon im 12. Jahrh. auftreten.
Sie wurden gegründet Gott dem Allmächtigen, seiner hochwürdigen
Mutter Maria, allen
Heiligen zu Lob und Ehren, und verfolgten
den Zweck, für die Repräsentation der Mitglieder in der
Kirche, sowie auch für Erkrankte oder Verarmte
Sorge zu tragen. Sie trugen die Verstorbenen gemeinsam zu
Grabe, zündeten an Festtagen den
Heiligen zu Ehren
Kerzen vor den
Altären an, beteiligten sich an Prozessionen
u. dgl. m. Häufig waren sie nach dem
Beruf gegliedert.
Sie umfaßten meist beide Geschlechter. Ursprünglich vereinigten sich unter den Gewerbtreibenden nur die Selbständigen
in diesen Brüderschaft In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. begannen aber auch die
Gesellen oder Knechte, wie man sie nannte, derartige Brüderschaft, immer berufsmäßig gruppiert, zu begründen,
und aus diesen, welche den
Kreis
[* 2] ihrer
Aufgaben fortwährend erweiterten und auch weltliche Zwecke verfolgten, entwickelten
sich dann die im bewußten Gegensatz zu den
Meistern auftretenden Gesellenschaften (s.
Gesell). –
Vgl.
Winzer, Die deutschen Brüderschaft des Mittelalters (Gieß. 1859): Schanz, Zur Geschichte
der deutschen Gesellenverbände (Lpz. 1877);
Nitzsch,
Über die niederdeutschen Genossenschaften (Berl. 1880).
(lat. Confraternitates) heißen die von kirchlichen Obern genehmigten,
unter kirchlicher
Aufsicht stehenden
Vereine von Katholiken, die sich zu besondern, nicht allgemein vorgeschriebenen
Gebeten oder guten Werken verpflichten, wofür ihnen in der Regel besondere
Ablässe und
Gnaden zugesichert werden. Es gab
derer schon im Mittelalter, wie die
Brückenbrüder (s. d.): sie sind aber erst in den letzten Jahrhunderten
zahlreich geworden. Eine Bruderschaft, die ermächtigt ist, sich die übrigen Bruderschaften desselben
Namens einzuverleiben und denselben ihre
Ablässe und
Gnaden mitzuteilen, heißt Erzbruderschaft.
Die Mitglieder mancher Bruderschaften erhalten bei der
Aufnahme ein
Abzeichen,
Skapulier,
[* 3] Gürtel,
[* 4]
Medailleu. dgl. Manche Bruderschaften sind mit religiösen
Orden
[* 5] verbunden, sodaß sie unter deren
Generalen stehen, so die Skapulierbruderschaften mit den
Karmelitern, die Rosenkranzbruderschaften
mit den
Dominikanern, die MarianischenKongregationen
(Sodalitäten) für
Männer, Junggesellen, Gymnasiasten,
Universitätsstudenten, junge Kaufleute,
Gesellen, Lehrlinge u. s. w. mit den
Jesuiten, die BruderschaftenzumTrostederarmenSeelenimFegfeuer mit den
Redemptoristen.
Von den neuern Bruderschaften sind zu erwähnen: die Michaelsbruderschaft, gegründet 1860 zu
Wien
[* 6] zur Unterstützung des Papstes durch
Gebet und
Geld, der
VereinderchristlichenMütter, gegründet zu
Regensburg
[* 7] 1808, der
Verein zurVerbreitungdesGlaubens (s. d.). (S.
Herz Jesu.) –
und Schwestern des freien
Geistes, eine im 13. Jahrh. in den Rheingegenden entstandene, später auch in
Frankreich
und
Italien
[* 9] verbreitete Sekte. Ausgehend von einem rohen Pantheismus, wie ihn
Amalrich von Bena (s. d.) gelehrt hatte, verwarfen
sie nicht nurHierarchie und alles Kirchenwesen, sondern auch jedes
Gesetz, verwischten sogar den Unterschied
von gut und böse, von Gott und
Mensch und verfielen den gröbsten sittlichen Ausschweifungen. Die
Kirche hat sie, die sich
unter verschiedenen
Namen (z.B.
Turlupinen in
Paris),
[* 10] oft auch verwechselt mit den
Begharden (s.
Beghinen), namentlich im 14. und 15. Jahrh.
verbreiteten, aufs schärfste verfolgt. Mehrere
Synoden (zu Köln
[* 11] 1306, zu
Trier
[* 12] 1310) beschlossen ihre Unterdrückung, und
zahlreiche
Anhänger der Partei starben auf dem Scheiterhaufen: doch erhielten sich Reste bis ins 16. Jahrh.,
wo sie in den Libertinern zu Genf
[* 13] und unter den sog. Wiedertäufern wieder auflebten.
(spr. bröhchel),Pieter, das Stammhaupt einer berühmten niederländ.
Malerfamilie, nach Charakter und
Inhalt seiner
Darstellungen auch der Lustige oder
Bauern-Brueghel genannt, war um 1520 in dem
unweit
Breda gelegenen Dorfe Brueghel, nach welchem er sich nannte, geboren und ein
Schüler des Pieter Coek
vanAelst. Er bereiste 1553
Italien
und
Frankreich, wählte nach seiner Rückkehr
Antwerpen
[* 15] zu seinem Aufenthaltsorte und siedelte 1563 nach
Brüssel
[* 16] über, wo
er 1569 starb. In seinen ländlichen Festen und Tänzen schilderte er auf humoristische
Weise in kräftigen
Farben und in ziemlich derber
Weise die
Bauern seiner
Heimat. Die
DresdenerGalerie besitzt die «Bauernschlägerei». Daneben malte
er auch
Bilder aus der heiligen Geschichte. Berühmt ist sein
«Bethlehemitischer Kindermord» in einem schneebedeckten holländ.
Dorfe, im Hofmuseum zu
Wien, das die bedeutendsten Werke besitzt, sowie in der
Galerie zu
Brüssel und
Hampton-Court.
–
Vgl. E.
Michel, Les Brueghel (mit 45 Radierungen, Par. 1892).
JanBrueghel,
Bruder des vorigen, nach seiner weichen Malweise
Sammet-Brueghel, auch
Blumen-Brueghel genannt, geb. 1568 zu
Brüssel,
gest. in
Antwerpen, war ausgezeichnet in Landschaften und im
Malen kleiner mit peinlicher Genauigkeit
ausgeführter
[* 1]
Figuren. Die
DresdenerGalerie besitzt u. a. von ihm 17 kleine Landschaften. Auch malte er in Gemälden anderer
landschaftliche
Gründe und kleine
[* 1]
Figuren. Gemeinschaftlich mit
Rubens, der die beiden Hauptfiguren lieferte, arbeitete er
Adam und
Eva im Paradiese (Museum im Haag).
[* 21] Dieses und seine Vier Elemente (im
Palast Doria zu
Rom),
[* 22] sowie
Vertumnus und
Bellona, die er ebenfalls mit
Rubens arbeitete, sind seine Hauptwerke. In seiner
Manier malte auch sein Sohn, JanBrueghel, 1601–79, der 1629 Mitglied der
Brüderschaft des heil. Lukas in
Antwerpen war. –
Ludw. Aug.,
welfischer Politiker, geb. in Hannover,
[* 27] studierte Jurisprudenz zu Göttingen
[* 28] und Berlin, arbeitete beim Konsistorium
in Hannover und im Justizministerium, dann im Kultusministerium, zuletzt, seit 1863, als General-(Unter-Staats-)Sekretär.
Nach der Annexion Hannovers blieb Brüel zur Überleitung der Geschäfte noch bis 1868 als Direktor des Kultus-Departements
im Amt, worauf er aus dem Staatsdienste schied und sich ganz der Thätigkeit auf kommunalem und parlamentarischem Gebiet widmete.
Seit 1870 ist er ununterbrochen Vorsteher des Bürgerkollegiums der Stadt Hannover. In der hannov. Landessynode, in der er
seit deren Bestehen (1869) Vorsitzender des StändigenAusschusses ist, wirkte er für größere Selbständigkeit
der hannov. Landeskirche. Auch im preuß. Abgeordnetenhause, dem Brüel seit 1870 als
Vertreter des Wahlkreises Melle angehört, widmete er sich hauptsächlich den kirchlichen Interessen, und zwar in streng
konservativem Sinne.
Als welfisch-prot. Hospitant der Centrumspartei stand er im Kulturkampf stets auf Seite des Centrums.
Dem Reichstage gehörte Brüel 1876-84 (als Vertreter der Stadt Hannover) und wieder 1890-93 (für den 15. hannov. Wahlkreis) an.
Er schrieb: «Die Gerichtsbarkeit in Ehesachen» (Hannov.
1853),