Quellbächen unweit Semsales (876 m) an den westl. Vorbergen der Molesongruppe, durchzieht bald Waadtländer, bald Freiburger
Gebiet, tritt bei Moudon in das breite, sumpfige Broyethal und fließt, von Payerne (s. d.)
an kanalisiert und von Dampfern befahren, bei Salavaux in den Murtensee. Bei Sugiez verläßt sie diesen wieder und mündet,
dem Nordfuße des Vuilly entlang, nach Westen fließend in den Neuenburgersee bei La Sauge (434 m).
Sie ist 79½ km lang und bildet die Grenze gegen das franz. Sprachgebiet. Ihr Thal benutzt die Bahn von Payerne bis dicht vor
Lausanne.
(spr. brŏá), Bezirk im schweiz. Kanton Freiburg,
hat in 49 Gemeinden (1888) 14 852 E.,
darunter 1068 Protestanten, liegt fast ganz vom übrigen Kanton getrennt zwischen dem Kanton Waadt
und dem Neueuburgersee und umfaßt
beinahe die ehemalige Amtei Estavayer.
Hauptort ist Estavayer (s. d.).
Cord, ein Bierbrauer aus Stöcken im Hannoverischen, der eine Zeit lang in Hamburg gewesen war, um 1526 in
seine Heimat zurückkehrte und dort versuchte, hamburgisches Bier zu brauen.
Aus dem mißratenen Gebräu soll, nach der gewöhnlichen
Annahme, der (auch Broihahn oder Breyhahn) entstanden sein, ein süßlich-säuerliches, erfrischendes Weißbier, das in einigen
Gegenden Norddeutschlands, gleich andern Weißbieren, aus Weizen- oder Gerstenluftmalz bereitet wird.
Nach andern soll
man es schon früher gebraut haben.
(spr. broschihk), Václav, d. i. Wenzel, czech. Maler, geb. 1851 in Třemoschna bei Pilsen, bildete sich auf
der Akademie in Prag und bei Emil Lauffer aus, war seit 1873 Schüler Pilotys in München und ließ sich 1876 in
Paris nieder. Seine meist der Geschichte Böhmens entnommenen Historienbilder zeichnen sich durch ein glänzendes Kolorit aus.
Dahin gehören zunächst: «Hochzeitszug Zavis' von Falkenstein (1871), Philippine Welser, Abschied Ottokars II., Exekution nach
der Schlacht auf dem Weißen Berge (1874), Hochzeit der Przemyslidentochter Dagmar mit König Waldemar II.
von Dänemark (1875), Das Hussitenmädchen (1877);
nun folgten erst die Hauptwerke B.s: Gesandtschaft des Königs Wladislaw
Posthumus zur Brautwerbung an den Hof Karls VII. von Frankreich, 1457 (1878; in der Berliner Nationalgalerie), Kaiser Karl IV.
mit Petrarca und Laura in Avignon (1881), Ein Fest bei Rubens, Christoph Columbus am Hofe Ferdinands und
Isabellas (Neuyork, Metropolitan-Museum), Kaiser Rudolf II. beim Alchimisten (1882), Martinitz und Slawata in Prag zum Fenster
hinausgestürzt, 23. Mai 1618 (1889).
(spr. brüah), Armand Jos., franz. Admiral, geb. 26. Mai 1796 zu Colmar, trat 1811 in die franz.
Marine ein, diente 1815 in Brasilien und Westindien, 1817-20 in der Levante, bis 1824 am Senegal und im
Stillen Ocean, nahm 1827 als Schiffslieutenant an der Schlacht bei Navarino teil, war 1830 Kommandant einer Brigg, erlitt Schiffbruch
und geriet in algerische Gefangenschaft, wurde jedoch bald ausgewechselt und 1831 zum Kapitän ernannt. 1843 wurde er
Gouverneur der Marquesasinseln und Geschäftsträger bei der Königin Pomare von Tahiti, die er zur Anerkennung des franz.
Protektorats bestimmte, 1849 Generalgouverneur der
Antillen, 1852 Viceadmiral, 1854 Befehlshaber der franz. Flotte im Schwarzen
Meere und starb 19. Nov. 1855 als Admiral auf der Rückkehr nach Frankreich. In Colmar wurde ihm 1864 eine
Kolossalstatue (von Bartholdi) gesetzt.
(spr. bruhß), James, engl. Reisender, geb. 14. Dez. 1730 zu Kinnaird in Schottland, studierte in Edinburgh die Rechte,
trat dann in das Geschäft eines Weinhändlers und wurde nach einer Reise in das südl. Europa 1762 Konsul
in Algier, wo er sich eifrig mit dem Studium der morgenländ. Sprachen beschäftigte. Nach mehrern Reisen sowohl im Innern Afrikas
als an den Küsten des Mittelländischen Meers ging er in Begleitung eines Zeichners 1767 nach Asien, besuchte Baalbek und Palmyra
und machte von den wichtigsten Denkmälern des Altertums Zeichnungen, die er der königl. Bibliothek zu
Kew in England schenkte. Im Frühling 1768 kam er nach Kairo und verfolgte gegen Ende des Jahres den Lauf des Nils stromaufwärts
bis Assuan, kehrte nach Kenneh zurück und reiste mit einer Karawane bis Kossëir am Roten Meere, von wo er nach
Dschidda segelte.
Von hier kehrte er Sept. 1769 nach Massaua zurück. Unter Beschwerden und Gefahren kam er endlich bis Gondar, wo er sich bei
der hier ausgebrochenen Blatternkrankheit durch Anwendung der europ. Behandlungsart großes
Ansehen erwarb. Er blieb über drei Jahre in Abessinien, besuchte die Quellen des östl. Nilarms und setzte
seine Reise nördlich durch Nubien nach Alexandria fort, das er im Mai 1773 erreichte. Nach einer Abwesenheit von 11 Jahren kehrte
er nach Schottland zurück, wo er seine «Travels to discover the sources of the Nile» (5 Bde., Edinb.
1790; 3. Ausg. 1813; deutsch von Volkmann, 5 Bde., Lpz.
1790-92; neue franz. Bearbeitung, Limoges 1880) ausarbeitete. Er starb 27. April 1794. -
Vgl. Head, Life of Bruce (Lond. 1832; neue
Ausg. 1849).
(spr. bruhß), John Collingwood, engl. Altertumsforscher,
geb. 1805 als Sohn eines Schulvorstehers in Newcastle-upon-Tyne, studierte
in Glasgow und wirkte als Lehrer in der Schule seines Vaters. Hier schrieb er «The hand-book of English history» (1848; 3. Aufl.
1857) und bearbeitete die von seinem Vater verfaßte beliebte «Introduction to geography and astronomy»
(1859). Von seinen archäol. Schriften sind zu erwähnen: «The Roman wall» (1851; 3. Aufl. 1867; Abdruck
1887),
«The Bayeux tapestry elucidated» (1856),
«A handbook to Newcastle» (1863),
«A hand-book to the Roman wall (1863; 3. Ausg.
1886), »Lapidarium Septentrionale" (anonym, 1875; ein Bericht über sämtliche röm. Denkmäler Nordenglands [mit prächtigen
Illustrationen], auf Veranlassung des Herzogs von Northumberland unternommen),
«A descriptive catalogue to antiquities,
chiefly British, at Alnwick Castle» (1880). 1881 war er Präsident der englisch-presbyterian. Kirche. Er starb 5. April 1892 in London.
(spr. bruhß), Robert, schott. Kronprätendent, aus
einem Haus normann. Ursprungs, Sohn der zweiten Tochter des Grafen von Huntingdon, des Bruders von König Wilhelm dem Löwen
von Schottland, beanspruchte nach dem Aussterben dieses Königshauses (1290) neben John Baliol die
mehr
schott. Krone, mußte aber nach der Entscheidung König Eduards I. von England hinter Baliol zurückstehen. und sein Sohn traten
in den schott. Freiheitskämpfen, die von Baliol und nach dessen Absetzung von Wallace angeführt wurden, auf engl. Seite.
Er starb 1294. Erst sein Enkel, Robert Bruce (geb. 1274), trat nach
Wallaces grausamer Hinrichtung als Kronbewerber an die Spitze der freiheitlichen Erhebung und ließ sich im März 1306 zu Scone
krönen, mußte jedoch im Juli 1307 vor den engl. Truppen Eduards I. flüchten.
Allmählich aber scharte sich um ihn eine starke Partei; bei Bannockburn erfocht er 24. Juni 1314 einen vollständigen
Sieg über König Eduard II. und begründete damit die Freiheit Schottlands, welche die vormundschaftliche Regierung für Eduard
III. im Vertrag von Northampton 1328 anerkannte. Er starb 1329. Roberts Sohn David Bruce (1329-71), geb. 1324, folgte unangefochten
seinem Vater auf dem schott. Throne. Der Regent Graf Mar wurde von dem mit engl. Hilfe erscheinenden Eduard
Baliol, dem Sohne des frühern Königs John Baliol, geschlagen, Eduard Baliol erhielt die Krone, die Widerstrebenden warf sein
engl. Bundesgenosse König Eduard III. bei Halidon Hill (1333) völlig nieder, David wurde nach Frankreich geflüchtet.
Der Kampf der Parteien in Schottland dauerte fort, erst 1341 konnte David mit Hilfe des franz. Königs
Philipp VI. zurückkehren. 1346 unternahm er als Bundesgenosse des franz. Königs einen Angriff auf England, wurde aber bei
Neville's Croß geschlagen und gefangen genommen. Gegen Lösegeld und Geiselstellung erhielt er erst 1357, im Vertrag von Berwick,
seine Freiheit wieder. Da er persönlich für England eingenommen war, versuchte er sogar, einen Sohn Eduards
III. zu seinem Erben einzusetzen, weshalb ihm ein ständiger Überwachungsausschuß der schott. Lords
beigegeben wurde. 1371 starb der ruhmlose Schwächling ohne Erben, ihm folgte Robert Stuart (s. Stuart).