Dorf 4 km südlich von Fulda
[* 2] im preuß. Reg.-Bez.
Cassel, bekannt durch den sog.
«Schimmel
[* 3] von Bronnzell». Als bei dem kurhess. Verfassungsstreit 1850 Bundesexekutionstruppen
in Hessen
[* 4] einmarschierten, schien
Preußen
[* 5] bewaffneten
Widerstand entgegensetzen zu wollen, indem es unter dem
General von der
Groeben ebenfalls
Truppen einrücken ließ, die
Cassel besetzten und sich Fulda näherten. Bei Bronnzell stießen die
gegenseitigen
Vortruppen aufeinander und wechselten einige Schüsse, wodurch fünf österr.
Jäger und ein preuß.
Pferd
[* 6] verwundet
wurden. «Bronnzell» und
«Olmütz»
[* 7] sind zum geflügelten Wort geworden für die damalige
Niederlage der preuß. Politik.
vonSchellendorff,Hans,
Musiker, geb. zu
Berlin,
[* 8] wandte sich 1858 nach
Weimar
[* 9] zu
Liszt, dessen
Schüler und begeisterter
Anhänger er wurde. 1861/62 dirigierte er die Euterpe-Konzerte in
Leipzig,
[* 10] von 1864 als
Nachfolger
Bülows die der Gesellschaft der Musikfreunde in
Berlin, bis er 1867 zum Intendanten des Hoftheaters zu Hannover
[* 11] ernannt wurde. 1887 wurde er Generalintendant des Hoftheaters zu
Weimar. Er ist als
Pianist hervorgetreten
und veröffentlichte
Kompositionen für
Klavier-, Kammer- und Orchestermusik. Hervorzuheben ist ein
Trio und das Klavierkonzert
(Fis-moll).
Seine Gattin
Ingeborg, geborene
Starck, mit der Bronsart seit 1861 verheiratet ist, wurde in
Petersburg
[* 12] geboren, trat früh
als Pianistin hervor, war Schülerin von A. Henselt, konzertierte 1859 mit Beifall in
Paris,
[* 13] vervollkommnete
sich unter
Liszt und widmete sich seit 1861 mehr der
Komposition; außer kleinern
Kompositionen und Liedern schrieb sie mehrere
Opern, darunter
(Goethes) «Jery und Bäteli» und «König
Hiarne».
vonSchellendorff,Paul, preuß.
General und Kriegsminister,Bruder des vorigen, geb. zu
Danzig,
[* 14] trat 1849 aus dem Kadettenkorps als Offizier in das
Kaiser-Franz-Grenadierregiment, besuchte die
Allgemeine Kriegsschule,
wurde 1861 als Hauptmann in den
Großen Generalstab, dann in den Generalstab des 2.
Armeekorps versetzt. Er war 1864-65 Compagniechef
im Grenadierregiment Nr. 2, wurde dann wieder in den
Großen Generalstab zurückversetzt, war gleichzeitig
als
Lehrer an der Kriegsakademie thätig und stieg 1865 zum Major, 1869 zum
Oberstlieutenant auf.
Den
Deutsch-FranzösischenKrieg von 1870 und 1871 machte Bronsart als Abteilungschef im Generalstabe des
Großen Hauptquartiers mit
und wurde als in
Sedan
[* 15] die weiße Fahne aufgezogen worden war, in diese Festung
[* 16] entsendet,
um die ersten Verhandlungen mit Napoleon III. zu führen. Nach dem Frieden wurde Bronsart Oberst und
Chef des Generalstabs des Gardekorps, 1876 Generalmajor, 1878 Commandeur
der I. Garde-Infanteriebrigade und 1881 Commandeur der 1. Garde-Infanteriedivision und Generallieutenant. 1883 wurde er zum
Kriegsminister ernannt.
Unter seiner Leitung wurde der nach langen parlamentarischen Kämpfen vom
Reichstag angenommene
Gesetzentwurf zur
Vermehrung der Friedensstärke des Reichsheers und zur Feststellung der Präsenz auf 7 Jahre bearbeitet.
Die Vorbereitungen waren derartig getroffen, daß die durch das Gesetz geschaffenen Neuorganisationen bereits bis durchgeführt
waren. Während seiner Amtsführung wurde eine namhafte Zahl Verbesserungen, u. a.
die
Bewaffnung der Fußtruppen mit dem Repetiergewehr,
das neue Militärpensionsgesetz, das Gesetz betreffend Änderungen der
Wehrpflicht vom eingeführt. Am wurde Bronsart der
Stellung als Kriegsminister enthoben und 15. Juni zum kommandierenden
General des 1.
Armeekorps (Königsberg)
[* 17] ernannt. Er starb auf seinem Gut Schettnienen bei
Braunsberg.
[* 18] Ein
Denkmal B.s (von Reusch) soll in Schettnienen
Aufstellung finden. Bronsart schrieb «Ein Rückblick auf die
Taktischen Rückblicke»
(2. Aufl., Berl. 1870),
«Der Dienst des Generalstabes» (2. Aufl., von
Meckel, 1884) und «Betrachtungen über eine zeitgemäße Fechtweise der Infanterie»
(Berl. 1891).
vonSchellendorff,WaltherFranzGeorg, preuß.
General und
Bruder der vorigen, geb. zu
Danzig, trat
aus dem Kadettenhause 1851 in das 1. Infanterieregiment und wurde im folgenden Jahre zum
Lieutenant befördert. Nach dem Besuch
der
Allgemeinen Kriegsschule 1855-58 ward er 1859 beim Generalkommando des 1.
Armeekorps zum
Adjutanten
ernannt, nachdem er zum 8. Jägerbataillon versetzt war, 1860 zur topogr.
Abteilung des Generalstabes kommandiert und 1862 als
Hauptmann in den Generalstab versetzt. 1864 nahm er an der
Belagerung der Düppeler Schanzen teil, machte 1866 den Feldzug
gegen
Österreich
[* 19] im Hauptquartier des Königs von
Preußen mit und wurde zum Major befördert. 1866-69
war Bronsart im Generalstabe der 17. Division, erhielt 1869 ein
Bataillon im 87. Infanterieregiment, war aber bei
Ausbruch des
Krieges 1870
Chef
des Generalstabes des 9.
Armeekorps und nahm in dieser
Stellung an allen
Gefechten und
Schlachten
[* 20] dieses Korps teil.
Von 1871 bis 1875 wurde er in gleicher
Stellung beim 13.
Armeekorps verwandt, 1875 zum Commandeur des 89. Infanterieregiments, 1879 zum
Commandeur der 34. Infanteriebrigade ernannt, 1880 zum Generalmajor befördert und 1881 abermals als
Chef des Generalstabes
zum 10.
Armeekorps versetzt. 1884 ward. Bronsart unter
Beförderung zum Generallieutenant zum Commandeur der 17. Division, 1888 zum
kommandierenden
General des 3.
Armeekorps ernannt, 1890 in gleicher Eigenschaft zum 10.
Armeekorps versetzt und Jan. 1893 zur
Disposition gestellt. Okt. 1893 wurde er zum Kriegsminister ernannt.
Stadt im
Kreis
[* 21]
Catania der ital.
ProvinzCatania auf
Sicilien, am Westfuße des
Ätna,
[* 22] in 793 m Höhe, zwischen
den mächtigen Lavaströmen von 1651 und 1843, hat (1881) 16 577 E. Die Umgebung
der Stadt ist überaus fruchtbar an herrlichen Weinpflanzungen im
Thale des Simeto, Kornland, Wäldern und
Weiden;
aber nach
W. hin liegt eine ausgedehnte Lavawüste.
Admiral Nelson erhielt 1799 vom König Ferdinand den Ort als Herzogtum geschenkt.
Charlotte, engl. Schriftstellerin, bekannter als Currer
Bell, geb. zu
Thornton,
ging nach
Belgien,
[* 23] um sich zur Erzieherin auszubilden, und schrieb dort die Erzählung «The
Professsor», die keinen
Verleger fand und erst nach ihrem
Tode erschien (deutsch, Stuttg. 1858). Heimgekehrt, faßte sie den
Entschluß, die socialen Zustände der ländlichen
Bevölkerung
[* 24] Englands zu schildern. So entstand der
Roman «Jane
Eyre, an autobiography», der bei seinem Erscheinen (Lond. 1848 u. ö.;
deutsch von
Susemihl, 3
Tle., Berl. 1848); von
Fort, 2
Tle., Stuttg.
1850) großes Aufsehen
¶
mehr
erregte und als «Die Waise von Lowood» von Charlotte Birch-Pfeiffer 1856 dramatisiert wurde. Gleichen Erfolg hatte «Shirley»
(Lond. 1849; deutsch von Drugulin, 5 Tle., Stuttg. 1850). Der Roman«Villette» (3 Bde., Lond.
1853; deutsch von Diezmann, Lpz. 1853) ist in Einzelheiten, weniger als Ganzes gelungen. 1854 heiratete
Brontë den Pfarrverweser ihres Vaters, ArthurBell Nicholls, starb aber schon im Pfarrhause zu Haworth.
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Vgl. Mrs. Gaskell, The Life of C. Brontë (2. Aufl., 2 Bde.,
Lond. 1858);
Reid, C. Brontë (1877);Swinburne, A note on C. Brontë (1877); Bayne, Two
great Englishwomen (Lond. 1881);
Birrell, Life of C. Brontë (1887).
Die jüngern Schwestern Charlottes, Emily Jane Brontë (geb. 1819) und Anne Brontë (geb. 1822), beide früh, bez. gestorben,
traten ebenfalls als Romanschriftstellerinnen auf, unter den Namen Ellis Bell und ActonBell, die erstere mit «Wuthering
heights» (deutsch, Grimma
[* 26] 1851),
die zweite mit «Agnes Grey». Ihre beiden Werke erschienen zusammen (Lond. 1847) mit Biographie
in einer neuen Ausgabe von Charlotte (1850; in einem Neudruck, ebd. 1890),
außerdem «Poems» von E. J. Brontë (1846). Beide, besonders
aber Emily, die dichterisch begabter als Charlotte war, zeigen Gemüt und Gestaltungskraft. -