mehr
den Reg.-Bez. Bromberg [* 2] mit 2940,02 km oberirdischen Telegraphenlinien (7136 km Leitungen, einschließlich 176,10 km Stadtfernsprechanlagen) und 319 Verkehrsanstalten, einer königl. Eisenbahndirektion mit 4378,15 km Bahnlinien und 10 Betriebsämtern (Allenstein, [* 3] Berlin, [* 4] Bromberg, Danzig, [* 5] Königsberg, [* 6] Posen, [* 7] Schneidemühl, [* 8] Stettin, [* 9] Stolp, [* 10] Thorn), [* 11] eines Bezirkseisenbahnrats (s. Eisenbahnbeiräte) für den Umfang des Eisenbahndirektionsbezirks Bromberg, eines Eisenbahnbetriebsamtes (364,65 km Linien), einer königl. Eisenbahnhauptwerkstätte, einer Generalkommission, eines Hauptsteueramtes, einer Provinzial-Landschaftsdirektion sowie der Kommandos der 4. Division, der 7. Infanterie- und 4. Kavalleriebrigade und der Eisenbahnlinien-Kommission G.
An Unterrichts- und Bildungsanstalten bestehen ein königl. Gymnasium, 1817 gestiftet (Direktor Dr. Guttmann, 29 Lehrer, 18 Klassen, 560 Schüler, 3 Vorklassen, 144 Schüler), verbunden mit einem pädagogischen Seminar, königl. simultanes Realgymnasium, 1851 gegründet (Direktor Dr. Kiehl, 22 Lehrer, 13 Klassen, 436 Schüler), Lehrerseminar, 1810 gegründet (97 Zöglinge im Internat und 26 im Externat), Präparandenanstalt, städtische Knabenmittelschule, städtische höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar, 1 mittlere und 3 private Mädchenschulen, 8 Volksschulen (2865 Kinder), Provinzial-Taubstummen- und -Blindenanstalt, Privat-Militärpädagogium, Kindergärtnerinnenbildungsanstalt, Frauenarbeitsschule und mehrere Musikinstitute. Die Sammlungen des Geschichtlichen Vereins für den Netzebezirk befinden sich in der Nonnenkirche. Das Stadttheater ist 1890 abgebrannt; ein Neubau wird geplant. Es erscheinen 4 polit. Zeitungen, 4 amtliche Blätter und 2 Fachzeitschriften.
An Stiftungen und gemeinnützigen Anstalten bestehen die evang. Diakonissenanstalt «Giese- Rafalski-Stiftung», das Luisenstift zur Aufnahme alleinstehender älterer Frauen, Bürgerhospital, Kranken- und Krankenabsonderungshaus, Armen- und Siechenhaus, Leihamt, Herberge zur Heimat, 2 Volksküchen, 4 Kleinkinderbewahranstalten.
Die Industrie erstreckt sich auf Maschinenbau, Eisengießerei, [* 12] Fabrikation von Spiritus, [* 13] Schnupftabak, Möbeln, Leder, Schäften, Seife, Lichte, Dachpappe und Öfen, [* 14] ferner bestehen Schneide- und Mahlmühlen, Ziegeleien, Bierbrauereien. Bromberg ist Sitz der Ostdeutschen Binnenschiffahrtsberufsgenossenschaft.
Der Handel führt Getreide [* 15] und Holz [* 16] ein; letzteres kommt auf der Brahe an und wird durch die Eisenbahnen und den Bromberger Kanal weiter befördert. Es bestehen eine Handelskammer für den Stadtkreis Bromberg, Reichsbankstelle, städtische Spar- und Kreiskasse, Kreis-, Kommunal- und Sparkasse, Landschaftskasse, Gewerbebank und 4 Vorschuß- und Darlehnsvereine.
Der Verkehr wird außer durch die Eisenbahnen (1890/91: 317 313 verkaufte Fahrkarten, angekommen 7689 t Stückgüter und 126 662 t Wagenladungen; abgegangen 13 324 t Stückgüter und 35 640 t Wagenladungen) durch den Bromberger Kanal (s. d.) vermittelt. In hat die Bromberger Hafen-Aktien-Gesellschaft zur Erbauung und Unterhaltung des Weichselhafens Brahemünde sowie die Bromberger Schleppschiffahrts-Aktien-Gesellschaft (Anlagekapital 1 Mill. M.) ihren Sitz. Eine Pferdebahnlinie durchzieht die Stadt und Onmibusverbindung besteht mit Schubin und Krone a. d. Brahe. Zwei Postämter, eine Agentur und ein Telegraphenamt beförderten (1891) 10 051 606 Sendungen, darunter 4 940 998 im Eingang, und 237 827 Telegramme, darunter 48 919 im Ein- und 144 056 im Durchgang. Das Fernsprechnetz umfaßt 152 km Leitungen mit 109 Sprechstellen (187 033 Gespräche).
Geschichte. Die Stadt Bromberg, bereits 1252 urkundlich erwähnt, befand sich bald in den Händen der Polen, bald der pommerschen Herzöge, bis sie 1327 in Besitz der Deutschen Ritter kam, die sie schon 1343 im Frieden zu Kalisch [* 17] wieder den Polen überließen. Durch die Kriege völlig verödet, wurde sie 1346 durch König Kasimir III. von neuem aufgebaut und erhielt Magdeburgisches Recht. Im 16. Jahrh. war Bromberg einer der bedeutendsten Handelsorte Polens. Doch sank die Stadt unter der poln. Herrschaft und wurde auch 1701-11 durch die Pest fast ganz entvölkert, sodaß sie 1772, als sie unter preuß. Scepter gelangte, nur 500 E. zählte. Seit den Zeiten Friedrichs d. Gr. jedoch hat sich Bromberg, namentlich infolge der Anlage des Kanals, zu einer betriebsamen Handelsstadt erhoben. Die Zahl der Einwohner, die 1843 nur 8878 betrug, hat sich nahezu verfünffacht. - Vgl.Kühnast, Histor. Nachrichten über Bromberg (Bromb. 1837); Wuttke, Städtebuch des Landes Posen (Lpz. 1864); Der Netzedistrikt (Bromb. 1868).