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der Stadt Leipzig [* 2] und gehörte 1850 zu den sog. «Renitenten», welche sich weigerten, in die reaktivierte Kammer wieder einzutreten. Im Aug. 1858 ward er gelegentlich des 300jährigen Jubiläums der Universität Jena [* 3] zum Doktor der Philosophie honoris causa ernannt. Seiner über 50jährigen Leitung hatte die Firma ihre steigende Bedeutung und weitere Entwicklung wesentlich zu verdanken. Auch um die allgemeinen Angelegenheiten des Buchhandels erwarb er sich Verdienste. Er wurde 1872 Ehrenbürger von Leipzig, wo er starb.
Unter der gemeinschaftlichen Leitung von Friedrich und Heinrich in den J. 1823-49 wurde der größte Teil der Geschäftszweige begründet, namentlich aber das Verlagsgeschäft bedeutend erweitert. Dem bis 1848 in der siebenten bis neunten Auflage umgestalteten «Konversations-Lexikon» wurden als Nebenwerke beigegeben: «Konversations-Lexikon der neuesten Zeit und Litteratur» (4 Bde., 1832-34),
«Konvesations-Lexikon der Gegenwart» (4 Bde., 1838-41) und «Die Gegenwart» (12 Bde., 1848-56). Ein «Bilder-Atlas zum Konversations-Lexikon» (enthaltend 500 in Stahl gestochene Blätter) wurde 1844-49 geschaffen. Andere periodische Unternehmungen waren: das «Histor. Taschenbuch» (seit 1830 von F. von Naumer herausgegeben, bis 1892 62 Jahrgänge);
«Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste» von Ersch und Gruber (1818 fg., bis 1890 167 Bde.) und «Allgemeines Bücher-Lexikon» von Heinsius (1812 fg., bis 1890 18 Bde.);
von 1837 bis 1879 die «Leipziger Allgemeine Zeitung», seit 1843 «Deutsche [* 4] Allgemeine Zeitung» genannt;
«Der Neue Pitaval» (1842-91 60 Bde.).
1837 erfolgte die Gründung einer Buchhandlung für deutsche und ausländische Litteratur in Leipzig und Paris [* 5] unter der Firma «Brockhaus & Avenarius», welche 1850 mit dem Leipziger Geschäft vereinigt wurde.
Größere Unternehmungen der Firma unter der Leitung von Heinrich und seinen Söhnen Heinrich Eduard und Heinrich Rudolf in den J. 1850-74 sind: die zehnte bis zwölfte Auflage des «Konversations-Lexikon»;
«Unterhaltungen am häuslichen Herd», hg. von Karl Gutzkow (1852-64);
«Deutsches Museum», hg. von N. Prutz (1853-66);
«Kleineres Brockhaussches Konversations-Lexikon für den Handgebrauch» (1. Aufl., 4 Bde., 1854-56; 2. Aufl., 1861-64);
«Staats-Lexikon» von Rotteck und Welcker (3. Aufl., 14 Bde., 1856-66);
«Unsere Zeit» (1857-91);
«Illustriertes Haus- und Familien-Lexikon» (7 Bde., 1860-65);
«Schiller-, Goethe-, Lessing-, Shakespeare-Galerie» (1859-76);
eine Bibliotbek der deutschen Nationallitteratur, vom Mittelalter bis auf die neueste Zeit (1864 fg., bis 1890 96 Bde.);
eine Bibliothek ausländischer Autoren in den Originalsprachen: italienisch, spanisch, portugiesisch, polnisch u. s. w. (1860 fg., bis 1890 gegen 180 Bde.);
eine neue Übersetzung der Shakespeareschen Dramen von Bodenstedt, Gildemeister, Herwegh u. a. (9 Bde., 1867-71);
das «Deutsche Sprichwörter-Lexikon» von Wander (5 Bde., 1867-80);
das «Bibel-Lexikon» von Schenkel (5 Bde., 1869-75);
«Illustrierte Bibel» [* 6] von Bendemann, Schnorr von Carolsfeld u. a. (3. Aufl., 1874-75);
«Internationale wissenschaftliche Bibliothek» (1873 fg., bis 1890 68 Bde);
«Bilder-Atlas» (2. Aufl., 8 Bde. Tafeln und 2 Bde. Text, 1869-75).
Außerdem Werke von Ahn, Benfey, Fredrika Bremer, Freiherrn von Bunsen, Carriere, K. G. Carus, Diessenbach, Eckermann, J. H. Fichte, [* 7] Kuno Fischer, Gottschall, Gregorovius, Gutzkow, J. Hammer, [* 8] Koenig, Lassalle, Martens, Prutz, F. und K. von Naumer, Rellstab, Renan, Reumont, von Rönne, Schlagintweit, A. Schopenhauer, Schücking, K. Schwarz, L. von Stein, D. F. Strauß, [* 9] Sturm, Tieck, Tischendorf, Varnhagen von Ense, K. Vogt, Wheaton u. a. 1864 wurde eine Filiale in Wien, [* 10] 1871 in Berlin [* 11] errichtet.
Nach dem Tode von Heinrich Brockhaus, (1874) ging das Geschäft in den Besitz seiner beiden, der Firma bereits seit bez. angehörenden Söhne über. Heinrich Eduard Brockhaus,, geb. zu Leipzig, besuchte die Universitäten zu Leipzig, Heidelberg [* 12] und Berlin, promovierte 1850 als Doktor der Philosophie und widmete sich dann dem Buchhandel; 1871-78 Mitglied des Deutschen Reichstags (für den 20. sächs. Wahlkreis), gehörte er daselbst der nationalliberalen Partei an. Er verfaßte eine Biographie seines Großvaters, ist seit 1880 Vorsitzender des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, seit 1889 zweiter, seit 1892 erster Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (s. d.) und war längere Zeit Vorsitzender des Deutschen Buchdruckervereins (s. d.) und der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft (s. d.). Heinrich Rudolf Brockhaus,, geb. zu Leipzig, erlernte den Buchhandel und die Buchdruckerei im väterlichen Geschäft sowie in Wien, London [* 13] und Paris. Am trat der älteste Sohn von Heinrich Eduard Brockhaus,, Albert Eduard Brockhaus,, geb. am der älteste Sohn von Heinrich Rudolf Brockhaus,, Rudolf Heinrich Brockhaus, jun., geb. als Mitbesitzer in die Firma ein.
Von den Verlagsunternehmungen der Firma seit 1874 seien genannt: «Brockbaus' Kleines Konversations-Lexikon» (3. und 4. Aufl., 2 Bde.; neue Ausgabe, mit Abbildungen und Karten, 1888);
«Brockhaus' Konversations-Lexikon» (13. Aufl., mit Abbildungen und Karten, 17 Bde., 1882-87; 14. Aufl. 1891 fg.);
«Der Neue Plutarch», hg. von R. von Gottschall, 12 Bde., 1874-88);
die fünfte und sechste Folge des «Histor. Taschenbuchs», erstere von H. W. Riehl (10 Jahrgänge, 1871-80),
letztere von W. Maurenbrecher (12 Jahrgänge, 1881-92) herausgegeben;
Bolze, «Praxis des Reichsgerichts in Civilsachen» (Bd. 1-14, 1885-93);
Reise- und Forschungswerke von Avé-Lallemant, Cameron, Emin Pascha, Graf von Hübner, Johnston, von Kremer, Lenz, Nachtigal, Freiherr von Nordenskiöld, Radde, Rohlfs, Schliemann, Schweinfurth, Speke, Stanley, von den Steinen, Thomson, Tschudi, Ujfalvy, Vámbéry, Admiral von Werner, Wißmann u. a.;
Orientreise des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland, verfaßt vom Fürsten Uchtomskij. 1890 wurde eine Filiale in Paris, 1891 eine solche in London gegründet.
Im J. 1893 waren unter der Firma F. A. Brockhaus, nachstehende, in sechs Gebäuden verteilte Geschäftszweige vereinigt: Verlagsbuchhandlung;
deutsches und ausländisches Kommissionsgeschäft;
ausländisches Sortimentsgeschäft (mit seit 1856 monatlich erscheinender «Allgem. Bibliographie» und seit 1880 jährlich erscheinendem «Katalog ausgewählter Werke der ausländischen Litteratur»);
Antiquarium und Auktionsinstitut (mit bedeutendem Lager [* 14] in Geschichte, klassischer und moderner Philologie, Rechts- und Staatswissenschaften u. a.; Specialität: das Gesamtgebiet der Naturwissenschaften; es gab über 130 wissenschaftliche Kataloge heraus);
Buchdruckerei (mit 30 Schnellpressen, 1 Rotationsmaschine, 6 ¶
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Handpressen, 3 Satiniermaschinen [Kalander], [* 16] 4 Hilfsmaschinen;
jährlich 60 Mill. Drucke);
Schriftgießerei (mit 12 Gießmaschinen, 1 Komplettmaschine, 2 Gießöfen, 10 Bestoßzeug- und 13 Hilfsmaschinen);
Stereotypengießerei (mit 4 Trockenpressen und 4 Hilfsmaschinen);
Galvanoplastische Anstalt (mit 1 Dynamomaschine, 3 Prägepressen und 3 Hilfsmaschinen);
Schriftschneiderei und Gravieranstalt (mit 1 Fräs- und Guillochiermaschine und 1 Hobelmaschine);
Stahl- und Kupferdruckerei (mit 14 Pressen und 2 Hilfsmaschinen; jährlich etwa ½ Mill. Kunstdrucke);
Lithographische Anstalt und Steindruckerei (mit 2 Liniiermaschinen, 9 Schnellpressen, 6 Handpressen, 1 Bronziermaschine, 3 Hilfsmaschinen; jährlich etwa 10 Mill. Drucke);
Xylographische Anstalt (mit 2 Hilfsmaschinen und Zinkographie);
Buchbinderei (mit 1 Doppelfalzmaschine, 12 Drahtheftmaschinen, 9 Vergoldpressen, 12 Beschneidmaschinen, 17 Hilfsmaschinen, 6 Packpressen).
Die maschinellen Anlagen werden getrieben von einer 75pferdigen unterirdischen Dampfmaschine; [* 17] Centralheizung. Die Gesamtstärke des Geschäftspersonals der Firma, für das eine von den Prinzipalen gestiftete Hauskasse besteht, beträgt etwa 750, die Zahl der jährlich ein- und ausgehenden Briefe, Post- und Eisenbahnsendungen ungefähr 300000. -
Vgl. Die Firma F. A. in Leipzig.
Zum 100jährigen Geburtstage von Friedrich Arnold Brockhaus, (als Handschrift gedruckt); Mitteilungen von F. A. B, (seit 1870).