Brisseau-Mirbel
(spr. brissoh), Charles François, franz. Botaniker, s. Mirbel.
(spr. brissoh), Charles François, franz. Botaniker, s. Mirbel.
(spr. sóng), Eugene Henri, franz. Politiker, geb. zu Bourges, studierte die Rechte zu Paris [* 2] und wurde 1859 Advokat daselbst, war zugleich Mitarbeiter am «Temps» und am «Avenir national» und gründete 1868 mit Challemel-Lacour und Allain-Targé die «Revue politique», die noch im selben Jahre unterdrückt wurde. 1871 vom Seine-Departement zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt, beantragte er im Sept. 1871 im Namen der äußersten Linken eine allgemeine Amnestie für alle polit.
Verbrecher. Als Mitglied der Deputiertenkammer seit 1876 gehörte er zur Union républicaine, wurde 1879 zweiter Vicepräsident und im Nov. 1881 an Gambettas Stelle Präsident der Kammer; übernahm er die Ministerpräsidentschaft und das Justizministerium. Gegenüber dem Antrag auf Räumung Tongkings erklärte Brisson, daß das Ministerium an der Schutzherrschaft über Tongking [* 3] und Annam festhalte, und verlangte die Bewilligung des vollen Kredits von 79 Mill. Frs.
Die Kammer bewilligte ihn jedoch nur mit einer Mehrheit von vier Stimmen. Dies veranlaßte Brisson, der auch bei der Wahl des Präsidenten der Republik nur 68 Stimmen erhielt, sein Entlassungsgesuch einzureichen und dem Ministerium Freycinet Platz zu machen. Bei der Präsidentenwahl nach Grevys Rücktritt vereinigten sich auf Brisson nur 26 Stimmen. 1892-93 führte in der parlamentarischen Untersuchungskommission für die Panamaangelegenheit den Vorsitz. Bei der Präsidentenwahl nach Carnots Ermordung erhielt Brisson 191 Stimmen.
(spr. -óng), Mathurin Jacques, franz. Naturforscher, geb. zu Fontenay le Comte (Depart. Vendée), war Schüler Réaumurs, wurde Professor der Physik am Collège de Navarre in Paris, dann an den Ècoles centrales und am Lycée Bonaparte, und starb zu Boissy bei Versailles. [* 4] Brisson ist besonders als Ornitholog bedeutend. Er schrieb: «Le [* 5] règne animal» (Par. 1756: lateinisch, Leid. 1762),
«Ornithologia» (6 Bde., Par. 1760),
«Pesanteur spécifique des corps» (ebd. 1787; deutsch von Blumhof, Lpz. 1795),
«Dictionnaire raisonné de physique» (6 Bde., Par. 1800) u. s. w.
(spr. brissoh), Jean Pierre, nach dem Dorfe, in dem er erzogen wurde, de Quarville oder Warville genannt, franz. Politiker, geb. zu Chartres, trat nach Vollendung seiner Studien in Paris schriftstellerisch auf im Sinne der Aufklärung und der Opposition gegen die Monarchie. Seine Arbeiten verschafften ihm Voltaires Beifall und zogen ihm die Verfolgung des Hofs zu. 1784 saß er einige Monate in der Bastille. Einer zweiten Verhaftung, wegen eines Komplotts mit dem Herzog von Orléans, [* 6] entzog er sich durch die Flucht nach London, [* 7] wo er für die Abschaffung des Negerhandels eintrat.
Nach Paris zurückgekehrt, gründete er 1788 die Société des amis des noirs und ging in deren Auftrag nach Nordamerika. [* 8] Als bei seiner Rückkehr die Revolution ausbrach, schürte er durch die vielgelesene Zeitung «Le Patriote français» das Feuer und trat bald in den Mittelpunkt der Bewegung. Zum Gemeinderat von Paris erwählt, ward er Vertreter der Stadt in der Nationalversammlung und hier das Haupt der Brissotins, die meist Girondisten (s. d.) genannt werden. Er schwärmte für die Republik, den Krieg gegen alle «gekrönten Tyrannen» und die Republikanisierung des ganzen Europa. [* 9]
Sein Einfluß auf die auswärtige Politik Frankreichs war um diese Zeit sehr groß. Die letzte That von Bedeutung, zu der er mitwirkte, war die Kriegserklärung an England und Holland im Frühjahr 1793. Damals hatte er schon mit den Radikalen gebrochen. Es scheint, daß der Sturm auf die Tuilerien, ganz gegen seine Absicht erfolgt ist. Seit den Septembermorden (1792) war der Bruch unheilbar geworden. Wenn Brissot im Prozeß des Königs für den Tod, jedoch mit Berufung an das Volk, stimmte, so geschah das, wie bei vielen, nur aus eigener Todesfurcht. Dennoch erlag er mit den übrigen Girondisten. Er wurde des Einverständnisses mit dem Hofe beschuldigt, zu Moulins verhaftet, wo er u. d. T «Legs à mes enfants» (hg. von seinem Sohne als «Mémoirs de Brissot sur les contemporains et la rèvolution française», 4 Bde., Par. 1830; neue Ausg. von Lescure, ebd. 1877) Memoiren schrieb. Am bestieg er mit 20 Genossen das Schafott.
Bristenstock
heißt nach dem an seinem Fuße gelegenen Dörfchen Bristen im schweiz. Kanton Uri [* 10] der nördlich gegen das Reuß- und das Maderanerthal vorgeschobene Gipfel der Glarner Alpen.
Der Bristenstock
ist eine mächtige regelmäßige
Gneispyramide mit spärlichen Firnfeldern am Nord- und Ostabhang und bietet auf seiner
Spitze, die 4 km
südlich von Amsteg zu 3075 m
ü.
d. M., 2550 m über die Sohle des Reußthals aufsteigt, eine großartige Rundsicht.
Die mühsame Besteigung erfordert von Amsteg bis zum Gipfel 7-8 Stunden.
(spr. brißt'l), Municipalstadt und Parlamentsborough, Bischofssitz und wichtiger Handelsplatz in der engl. Grafschaft Gloucester, liegt auf sieben Hügeln und in den Thälern eines fruchtbaren Landstrichs an der Vereinigung der für Schiffe [* 11] bis 1000 t schiffbaren Flüsse [* 12] Avon und Frome, 10 km oberhalb der Mündung des erstern in den Severntrichter. hat (1891) 221 665 E. und zerfällt in die eigentliche oder Altstadt am rechten Ufer des Avon, mit engen Straßen, Redcliffe am linken Ufer und die Vorstädte Clifton-Down, den Sitz der reichen Kaufleute, mit der großen Hängebrücke über den Avon (s. Tafel: Hängebrücken 1, [* 1] Fig. 1) und Durdham-Down.
Bauten und öffentliche Anstalten. Die Stadt hat zahlreiche Kirchen, Kapellen und Bethäuser, darunter die 1300-32 erbaute, 1877 teilweise erneuerte got. Kathedrale von 91 m Länge, mit merkwürdigen Skulpturen und einem Kapitelhaus in normann. Stil, die prachtvolle got. Kirche der heil. Maria Redcliffe aus dem 13.-15. Jahrh. mit 86 m hohem Turm, [* 13] und die Lord-Mayors Kapelle oder St. Markuskirche aus dem 12. Jahrh. Ferner sind bemerkenswert der bischöfl. Palast, die im griech. Stil 1740 erbaute Börse, das 1858 in klassischem Stil erbaute Gebäude der Bank von Bristol, die Gerichtshalle, das 1827 vollendete großartige got. Rathaus, das Theater [* 14] und Denkmäler von Edward Colston (gest. 1721) und S. Morley (gest. 1886). Zahlreich sind die Reste mittelalterlicher Bauten und ¶
Mauern in der Mary-le-Port-Straße und im Pithay, ferner eine Kapelle des Armenhauses von 1504, Ruinen der Zwingburg aus dem 11. Jahrh. und das normann. Thor «College Gate». Bristol besitzt eine 1532 gestiftete Lateinschule, mehrere Colleges, darunter das auch von 200 Damen besuchte University College, mit dem eine mediz. Schule verbunden ist, eine Kunstschule, eine Handels-, See- und technische Schule, ein Institut mit antiquarischem und naturhistor. Museum, ein 1832 gebautes mechan. Institut, eine Stadtbibliothek (50000 Bände), gleichfalls mit Museum, einen zoolog. und einen botan. Garten, [* 16] eine Sternwarte, [* 17] große Konzertsäle (Victoria [* 18] Rooms und Colston Hall), [* 19] 2 Theater und mehrere Klubs. Unter den milden Stiftungen sind die 1836 begründeten Müller-Orphanages mit über 2000 Zöglingen, ein Blindenasyl, das Waisenhaus (Queen Elizabeth Hospital) auf dem Brandonhügel und mehrere Krankenhäuser zu nennen. Unweit der Stadt an den Engen des Avon entspringt eine früher vielbenutzte Glaubersalzquelle.
Dem Verkehr dienen 7 Pferdebahnlinien; um die Schiffahrt zu erleichtern wurde 1804-9 der Avon abgleitet und das alte Flußbett in 5 km lange Docks (Floating Harbour) verwandelt. Regelmäßig verkehren Dampfer mit Cardiff, Liverpool, [* 20] Glasgow, [* 21] Swansea, Cork, Neuyork [* 22] und Montreal. [* 23] Eisenbahnverbindung besteht durch 3 Linien nach der Küste und nach dem Innern durch die Great-Western- und die Midland-Railway.
Die Industrie von Bristol besteht vornehmlich in Fabrikation von Glas, [* 24] Tabak [* 25] und Cigarren, Eisenwaren (Stecknadeln, Ketten, Anker, [* 26] Maschinen), Wachstuch, Leinen, Seife, Stärke, [* 27] Zucker, [* 28] Schokolade, Leder, Thonpfeifen, Töpferwaren und Farben. Auch befinden sich daselbst eine große Baumwollfabrik, Brauereien und Brennereien. Die Nähe bedeutender Kohlengruben hat nicht nur in Bristol selbst, sondern auch in der Umgebung die Anlage vieler Glashütten, Kupfer-, Messing-, Eisen- und Bleiwerke und Fayencefabriken hervorgerufen. - Der Handel ist besonders nach Irland, Amerika [* 29] und Westindien [* 30] gerichtet; auch nimmt die Stadt am Fischfange in Neufundland teil.
Der Wert der Ausfuhr (vor allem Eisen, [* 31] Kupfer, [* 32] Blei, [* 33] Waffen, [* 34] Munition, Zinn, chem. Produkte und Baumwollwaren) belief sich 1890 auf 1 689 113, der der Einfuhr (Tabak, Petroleum und Getreide) [* 35] auf 8 384 636 Pfd. St. Der Schiffsverkehr betrug 1890: 15 617 Schiffe mit 2 459 094 t. Bristol ist Sitz der Konsulate von Portugal, [* 36] Belgien [* 37] und der Vereinigten Staaten [* 38] von Amerika. Durch Vicekonsuln oder Agenten sind fast alle andern Staaten vertreten. Im Parlamente hat die Stadt 4 Abgeordnete.
Geschichtliches. Bristol wird bereits um 430 n. Chr. unter den befestigten Städten aufgeführt. Gegen Ende des 12. Jahrh. galt es für eine reiche, sehr ansehnliche Stadt. Das Schloß, auf welchem die Königin Mathilde den König Stephan gefangen hielt und wo derselbe 1154 starb, wurde auf Cromwells Befehl geschleift und ist spurlos verschwunden. Das Bistum Bristol ward durch Heinrich VIII. gestiftet, 1247 wurde der Hafen verbessert; seit dem 15. Jahrh. war die Stadt der erste Handelsplatz der Westküste und versah einen großen Teil Englands mit Wollwaren, Seife und Glas.
Von Bristol segelte 1497 J. Cabot aus. Im Bürgerkriege wurde Bristol erst von Prinz Ruprecht dann von Fairfax besetzt. Seine Bedeutung wuchs durch die Schiffbarmachung des Avon 1727. Im J. 1838 ging von hier die erste regelmäßige Dampfschiffahrt nach Amerika aus durch den Great-Western. Später wurde Bristol durch Liverpool überflügelt. -
Vgl. Nicholls und Taylor, Bristol past and present (2 Bde., Bristol 1882).
(spr.brißt'l), Name mehrerer Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika, darunter:
1) Bristol im County Bucks in Pennsylvanien, am rechten Ufer des Delaware, 30 km oberhalb Philadelphia, [* 39] gegenüber Burlington, Endpunkt des Delawarearms des Pennsylvaniakanals, hat (1890) 6553 E. - 2) Bristol, Hafen und Hauptstadt des County in Rhode-Island, südöstlich von Providence, hat 5478 E., etwas Schiffahrt und Handel, einige Industrie. - 3) Bristol im nordöstl.
Tennessee, zum Teil in Virginia, hat 6226 E. und Tabakhandel.