wird von dem Flüßchen Penfeld in zwei Teile geteilt, in die eigentliche alte Stadt auf dem linken Ufer, mit engen, krummen,
schmutzigen, abschüssigen Straßen und der Kirche St. Louis und in den neuern Stadtteil Recouvrance (nach einer alten Kapelle)
auf dem rechten Ufer. Beide Teile sind durch eine kleine Brücke für Fußgänger und eine großartige
eiserne Drehbrücke verbunden. Diese, 1861 mit einem Kostenaufwand von 3 Mill. Frs. erbaut, besteht aus zwei je 53 m langen
Flügeln und ruht auf zwei 28 m hohen (über dem Ebbeniveau), 106 m voneinander entfernten Türmen. Vier Menschen können sie
innerhalb 10 Minuten leicht öffnen. Unter den öffentlichen Anlagen der Stadt ist die 1769 angelegte
Promenade Cours Dajot mit Marmorstatuen des Neptun und der Abundantia und einem weiten Blick auf die Reede zu erwähnen. (Hierzu
Plan: Brest.)
Brest ist Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz, dreier Friedensgerichte, eines Handels- und eines Marinegerichts, einer Handelskammer,
mehrerer Marinebehörden sowie der Konsulate von Belgien, Chile, Großbritannien, Niederlande und der Türkei.
Die Stadt hat eine Filiale der Bank von Frankreich, mehrere Assekuranzen, botan. Garten, Lyceum, Schiffahrts- und Hydrographische
Schule, eine Schule für 4-600 Schiffsjungen, ein Marine- und ein Civilhospital, Sternwarte, Waisenhaus für Matrosenkinder,
Stadtbibliothek (25000 Bände), Marinebibliothek (18000), Bibliothek der Ecole de Santé (10000 Bände);
ferner eine Société d'Émulation, Akademische, Litterarische, Ackerbau- und andere Gesellschaften, ein Theater und drei Zeitungen.
Die Bevölkerung ist hauptsächlich für die Marine beschäftigt. Im übrigen beschränkt sich die Industrie auf Fabrikation
von Lichten, Backsteinen, Wachstuch, wasserdichter Leinwand, Matrosenhüten, auf Seilerbahnen, Lohgerbereien, Bierbrauereien
und Fischerei. Der Handel, hauptsächlich Ausfuhr von Weizen, Butter, Eiern, Gemüse, Früchten, Sardinen
und Einfuhr von Kolonialwaren, Kohlen, Jute, Cement, Holz, Eis, Hanf, Wolle und Speck, hat bedeutenden Aufschwung genommen, seitdem
die Eisenbahnverbindung mit Nantes, Rennes und Paris hergestellt ist.
Die Reede steht in Schiffahrtsverbindung mit Port-Launay, Châteaulin, Quimper, Nantes und Landerneau; nach
Havre ist Paketbootdienst und mit Neuyork regelmäßige Dampfschiffsverbindung eingeführt; auch führt seit 1869 ein
unterseeisches Telegraphenkabel nach Cape Breton in Nordamerika. Der Hafen besitzt (1887) eine Handelsflotte von 169 Schiffen
(darunter 17 Dampfer) mit einem Gehalt von 5637 t. 1887 belief sich der Verkehr in demselben auf 270 Schiffe von 54 348 t.
Geschichte. Brest ist zwar ein altertümlicher Ort, seine Wichtigkeit begann aber erst als 1631 der Kardinal Richelieu
den Hafen reinigen und befestigen und ein Arsenal und Werfte für Kriegsschiffe erbauen ließ. Der Minister Colbert, der die
hölzernen
Werfte in steinerne verwandelte, erhob Brest zum königl. Kriegshafen, welchen
Ludwig XIV. 1680-88 durch Vauban in Verteidigungszustand setzen ließ, sodaß die Engländer, als sie 1694 denselben bei einer
Landung wegzunehmen suchten, mit bedeutendem Verluste zurückgeschlagen wurden. Während des franz. Revolutionskrieges wurde
auf der Reede von Brest die franz. Flotte unter Villaret-Joyeuse von den Engländern
unter Howe geschlagen, wobei sechs Linienschiffe den Engländern in die Hände fielen und ein siebentes
in den Grund gebohrt wurde. -
Vgl. Levot, Histoire de la ville et du port de Brest (5 Bde., Brest 1864-75).
Rud., österr. Staatsmann, geb. in Wien, wo er vom Okt. 1836-40 als Assistent
bei der Sternwarte angestellt war, kam nach einer vorübergehenden Anstellung als Professor der Physik an der Olmützer Universität 1844 als
supplierender Professor der Mathematik an die Wiener Universität zurück. Nach der Märzerhebung in den Wiener Reichstag gewählt,
spielte er dort wie später in Kremsier eine hervorragende Rolle. Nach dem seiner Professur
enthoben, mußte Brestel sich von publizistischen Arbeiten nähren, bis er 1856 eine Anstellung als Sekretär bei der neugegründeten
Kreditanstalt für Handel und Gewerbe erhielt. Er wurde 1861 von einigen Vororten Wiens in den niederösterr.
Landtag und von diesem in den Landesausschuß gewählt. In den Reichsrat, dem er bis zu seinem Tode angehörte,
kam er erst 1864. Am übernahm er im Bürgerministerium das Finanzportefeuille. Brestel führte die unvermeidliche
Zinsenreduktion in Form einer Erhöhung der Couponsteuer von 7 auf 10 Proz. durch, die durch die Konversion aller Arten von Staatsschulden
in eine einheitliche Rentenschuld noch auf nahezu 20 Proz. gesteigert ward.
Es gelang ihm, in dem Budget für 1870 das thatsächliche Deficit auf 3-4 Mill. Fl. herabzumindern, obschon der Überschuß
der Ausgaben über die regelmäßigen Einnahmen sich nach wie vor auf das Zehnfache belief. Als sich der Streit zwischen
der centralistischen Majorität und der föderalistischen Minorität im Schoße des Kabinetts erhob, hielt
Brestel zur erstern und trat Anfang 1870 in das Kabinett Hasner. Mit diesem erhielt er im April 1870 seine Entlassung. Er starb in
Wien.
1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Grodno, ist reich an Wäldern und hat 4893,2
qkm, 176 225 E., Ackerbau, Viehzucht, Holzhandel. - 2) Kreisstadt im Kreis und Festung ersten Ranges, an der Mündung des Muchawez
in den Bug, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt (s. beistehenden Plan); es liegt an den Linien Moskau-Minsk-Brest-Litowsk, Warschau-Lukow-Terespol-Brest-Litowsk,
Brest-Kowel-Berditschew-Kasatin und Brest-Bjelostock-Grajewo der Russ. Südwestbahn, Brest-Shabinka-Gomel-Brjansk und B.-Chelm
der Poljessje-Bahnen, ist Sitz eines griech. und eines armenischen Bischofs und hat 39901 E., darunter drei Viertel Israeliten, 3 Kirchen,
Synagoge, Progymnasium, Kadettenkorps, Zollamt und 4 Tabakfabriken, welche für 120000 Rubel produzieren. Der ganze Handel
befindet sich in den Händen der Israeliten.
VonBrest-Litowsk aus werden Getreide, Leinsaat, Flachs, Teer, Holz und
Borsten nach Danzig verschifft. Sehr entwickelt ist der Viehhandel. Die Festung (1831 angelegt), im S., W. und teilweise im
O. von Sümpfen umgeben und als Übergangspunkt über den Bug für diese Flußlinie von großer Bedeutung, besteht gegenwärtig
aus den drei großen getrennten Forts: Kobrin, Wolyn und Terespol, sowie aus der Brückenbefestigung «Graf
Berg». Die Garnison bildet der Stab der 2. Infanteriedivision und ihrer beiden Brigaden, 6, 7. und 8. Infanterieregiment, 3 Festungsinfanterie-Bataillone, 4 Bataillone
Festungsartillerie, 3. Ausfall-Festungsbatterie. 1569 wurde Brest-Litowsk nach der Vereinigung Litauens mit Polen die Residenz der Fürsten
Radziwill; 1594 wurde hier eine Synode eröffnet, die die Union der kath. mit der griech. Kirche aussprach: 1706 wurde
die Stadt von den Schweden zerstört, 1795 kam sie an Rußland und ist seit 1801 Kreisstadt.