wird von dem Flüßchen Penfeld in zwei
Teile geteilt, in die eigentliche alte Stadt auf dem linken Ufer, mit engen, krummen,
schmutzigen, abschüssigen
Straßen und der
Kirche St. Louis und in den neuern Stadtteil Recouvrance (nach einer alten Kapelle)
auf dem rechten Ufer. Beide
Teile sind durch eine kleineBrücke
[* 2] für Fußgänger und eine großartige
eiserne Drehbrücke verbunden. Diese, 1861 mit einem Kostenaufwand von 3 Mill.
Frs. erbaut, besteht aus zwei je 53 m langen
Flügeln und ruht auf zwei 28 m hohen (über dem Ebbeniveau), 106 m voneinander entfernten
Türmen. Vier
Menschen können sie
innerhalb 10 Minuten leicht öffnen. Unter den öffentlichen
Anlagen der Stadt ist die 1769 angelegte
Promenade
Cours Dajot mit Marmorstatuen des Neptun und der
Abundantia und einem weiten
Blick auf die
Reede zu erwähnen. (Hierzu
Plan: Brest.)
Die Bevölkerung ist hauptsächlich für die Marine beschäftigt. Im übrigen beschränkt sich
die Industrie auf Fabrikation
von Lichten,
Backsteinen, Wachstuch, wasserdichter Leinwand, Matrosenhüten, auf Seilerbahnen, Lohgerbereien, Bierbrauereien
und Fischerei.
[* 11]Der Handel, hauptsächlich Ausfuhr von Weizen,Butter, Eiern, Gemüse,
Früchten,
Sardinen
und Einfuhr von
Kolonialwaren,
Kohlen, Jute,
[* 12]
Cement, Holz,
[* 13]
Eis,
[* 14] Hanf,
Wolle und
Speck, hat bedeutenden Aufschwung genommen, seitdem
die Eisenbahnverbindung mit Nantes,
[* 15] Rennes und
Paris
[* 16] hergestellt ist.
Die
Reede steht in Schiffahrtsverbindung mit
Port-Launay, Châteaulin, Quimper, Nantes und
Landerneau; nach
Havre
[* 17] ist Paketbootdienst und mit Neuyork
[* 18] regelmäßige Dampfschiffsverbindung eingeführt; auch führt seit 1869 ein
unterseeisches
Telegraphenkabel nach
Cape Breton in Nordamerika.
[* 19] Der
Hafen besitzt (1887) eine Handelsflotte von 169 Schiffen
(darunter 17
Dampfer) mit einem Gehalt von 5637 t. 1887 belief sich der Verkehr in demselben auf 270 Schiffe
[* 20] von 54 348 t.
Geschichte. Brest ist zwar ein altertümlicher Ort, seine Wichtigkeit begann aber erst als 1631 der Kardinal Richelieu
den
Hafen reinigen und befestigen und ein
Arsenal und Werfte für
Kriegsschiffe erbauen ließ. Der Minister Colbert, der die
hölzernen
Werfte in steinerne verwandelte, erhob Brest zum königl. Kriegshafen, welchen
Ludwig XIV. 1680-88 durch
Vauban in Verteidigungszustand setzen ließ, sodaß die Engländer, als sie 1694 denselben bei einer
Landung wegzunehmen suchten, mit bedeutendem
Verluste zurückgeschlagen wurden. Während des franz. Revolutionskrieges wurde
auf der
Reede von Brest die franz. Flotte unter Villaret-Joyeuse von den Engländern
unter Howe geschlagen, wobei sechs Linienschiffe den Engländern in die
Hände fielen und ein siebentes
in den
Grund gebohrt wurde. -
Vgl. Levot, Histoire de la ville et du
port de Brest (5 Bde., Brest 1864-75).
Rud., österr. Staatsmann, geb. in
Wien,
[* 21] wo er vom Okt. 1836-40 als Assistent
bei der
Sternwarte angestellt war, kam nach einer vorübergehenden Anstellung als Professor der Physik an der
OlmützerUniversität 1844 als
supplierender Professor der Mathematik an die
WienerUniversität zurück. Nach der Märzerhebung in den
WienerReichstag gewählt,
spielte er dort wie später in Kremsier eine hervorragende Rolle. Nach dem seiner Professur
enthoben, mußte Brestel sich von publizistischen
Arbeiten nähren, bis er 1856 eine Anstellung als Sekretär
[* 22] bei der neugegründeten
Kreditanstalt für
Handel und
Gewerbe erhielt. Er wurde 1861 von einigen
VorortenWiens in den niederösterr.
Landtag und von diesem in den Landesausschuß gewählt.
In den Reichsrat, dem er bis zu seinem
Tode angehörte,
kam er erst 1864. Am übernahm er im Bürgerministerium das Finanzportefeuille. Brestel führte die unvermeidliche
Zinsenreduktion in Form einer
Erhöhung der
Couponsteuer von 7 auf 10 Proz. durch, die durch die
Konversion aller
Arten von
Staatsschulden
in eine einheitliche Rentenschuld noch auf nahezu 20 Proz. gesteigert ward.
Es gelang ihm, in dem
Budget für 1870 das thatsächliche Deficit auf 3-4 Mill.
Fl. herabzumindern, obschon der Überschuß
der
Ausgaben über die regelmäßigen Einnahmen sich nach wie vor auf das Zehnfache belief. Als sich der Streit zwischen
der centralistischen
Majorität und der föderalistischen Minorität im
Schoße des
Kabinetts erhob, hielt
Brestel zur erstern und trat Anfang 1870 in das
Kabinett Hasner. Mit diesem erhielt er im April 1870 seine Entlassung. Er starb in
Wien.
1)
Kreis
[* 23] im südwestl.
Teil des russ. Gouvernements Grodno, ist reich an Wäldern und hat 4893,2
qkm, 176 225 E.,
Ackerbau, Viehzucht,
[* 24] Holzhandel. - 2) Kreisstadt im
Kreis und Festung
[* 25] ersten Ranges, an der Mündung des Muchawez
in den
Bug, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt (s. beistehenden
Plan); es liegt an den Linien
Moskau-Minsk-Brest-Litowsk,
Warschau-Lukow-Terespol-Brest-Litowsk,
Brest-Kowel-Berditschew-Kasatin und Brest-Bjelostock-Grajewo der
Russ.
Südwestbahn, Brest-Shabinka-Gomel-Brjansk und B.-Chelm
der Poljessje-Bahnen, ist Sitz eines griech. und eines armenischen Bischofs und hat 39901 E., darunter drei Viertel Israeliten, 3 Kirchen,
Synagoge, Progymnasium, Kadettenkorps, Zollamt und 4 Tabakfabriken, welche für 120000 Rubel produzieren. Der ganze Handel
befindet sich in den Händen der Israeliten.
VonBrest-Litowsk aus werden Getreide,
[* 27] Leinsaat, Flachs, Teer, Holz und
Borsten nach Danzig
[* 28] verschifft. Sehr entwickelt ist der Viehhandel. Die Festung (1831 angelegt), im S., W. und teilweise im
O. von Sümpfen umgeben und als Übergangspunkt über den Bug für diese Flußlinie von großer Bedeutung, besteht gegenwärtig
aus den drei großen getrennten Forts: Kobrin, Wolyn und Terespol, sowie aus der Brückenbefestigung «GrafBerg». Die Garnison bildet der Stab
[* 29] der 2. Infanteriedivision und ihrer beiden Brigaden, 6, 7. und 8. Infanterieregiment, 3 Festungsinfanterie-Bataillone, 4 Bataillone
Festungsartillerie, 3. Ausfall-Festungsbatterie. 1569 wurde Brest-Litowsk nach der VereinigungLitauens mit Polen die Residenz der Fürsten
Radziwill; 1594 wurde hier eine Synode eröffnet, die die Union der kath. mit der griech. Kirche aussprach: 1706 wurde
die Stadt von den Schweden
[* 30] zerstört, 1795 kam sie an Rußland und ist seit 1801 Kreisstadt.