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Schwentnig (3), Klein-Tschansch (1185), Groß-Tschansch (431), Brockau (520), Woischwitz (698), Oltaschin (642), Krietern (858), Operau (385), Hartlieb (884), Klettendorf (620), Klein-Gandau (385), Maria Höfchen (508), Klein-Mochbern (525), Schmiedefeld (344), Groß-Mochbern (1450), Neukirch (1483). Cosel [* 2] (329), Oswitz (1205), Lilienthal (109), Carlowitz (440), Schottwitz (354), Friedewalde (299), Cawallen (585), Leerbeutel (89), Schwoitsch (839), Zimpel (300), Bartheln (108) und Bischofswalde (63) mit insgesamt 28 066 E., so ergiebt sich für das wirtschaftliche Weichbild von Groß-Breslau eine Einwohnerzahl (1890) von 363 252.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die innere Stadt (Alt- und Neustadt, [* 3] seit 1327 vereinigt) und fünf von ihr durch die Oder oder den Stadtgraben getrennte Vorstädte: die Ohlauer (im SO.), die Schweidnitzer (S.), Nikolai- (W.), Oder- (N.) und Sandvorstadt (NO.). (Hierzu ein Plan und Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude.)
Zahlreiche Brücken [* 4] führen über die Oder, unter denen die großen eisernen Gitterbrücken (Lessing-, Dom-, Gneisenau-, Universitäts-, Königs- und Wilhelmsbrücke) hervorzuheben sind, und über den Stadtgraben und verbinden die verschiedenen Stadtteile miteinander und mit den durch die Oder gebildeten Inseln (Bürgerwerder, Inseln der Sandvorstadt). Die 1891 vollendete, massive Fürstenbrücke über die alte Oder verbindet die Sandvorstadt mit den Parkanlagen in Scheitnig. An Stelle der frühern Festungswerke, die nach 1813 durch Friedrich Wilhelm III. der Stadt geschenkt und abgetragen wurden, umschließen den größten Teil der innern Stadt schattige Promenaden mit wohlgepflegten Blumen- und Rasenbeeten.
Glanzpunkte derselben sind der Zwinger, mit dem Kasino christl. Kaufleute, die Liebichshöhe auf der alten Taschenbastion, ein von den Brüdern Liebich 1866 erbautes und der Stadt geschenktes Belvedere im Renaissancestil, mit einem durch eine Victoria [* 5] von Rauch gekrönten Turme, endlich die Ziegelbastion mit einer Büste Holteis und schöner Aussicht auf Stadt und Fluß. Während die innere Stadt durch die zahlreichen Renaissancebauten des 16. Jahrh. ein altertümliches Gepräge zeigt und namentlich auf der Stelle des ältern, dem jetzigen Stadtgraben im Innern parallel laufenden, zugeschütteten Ohlegrabens zahlreiche kleine und enge Gassen hat, zeichnen sich die Vorstädte, besonders die Schweidnitzer und Odervorstadt, durch breite Straßen und schöne Bauart aus.
Von den Straßen sind vor allem die die Stadt von S. nach N. und von W. nach O. durchschneidenden Verkehrsstraßen zu erwähnen, in ersterer Richtung der Zug der Kaiser Wilhelm-, Schweidnitzerstraße, Schmiedebrücke, Moltke- und Trebnitzerstraße, von der Universitätsbrücke aus mit einer Abzweigung nach NO. in der Matthiasstraße, und jenem Zuge parallel der Zug der Neuen Taschen-, Tuchen-, Post-, Katharinen-, Sand-, Neuen Sand-, Gneisenau- und Blücherstraße; in der Richtung von W. nach O. die Friedrich Wilhelm-, Nikolai- und Albrechtstraße, die sich über den Dominikanerplatz in der Straße am Ohlau-Ufer fortsetzt, und diesen parallel, beim Königsplatz beginnend, die Reusche-, Ohlauer- und Klosterstraße.
Von den zahlreichen größern öffentlichen Plätzen liegen in der Innenstadt: der ziemlich quadratische «Ring», in dessen Mitte das Rathaus (s. unten), das neue Stadthaus sowie einige Reihen Privathäuser sich befinden. Seine vier Seiten sind: Naschmarkt (N.), Goldene Becherseite (S.), Siebenkurfürstenseite (W.), mit dem gleichnamigen Hause, einst Absteigequartier der böhm. Könige (1500 erbaut, mit 1866 erneuerten Fresken geschmückt) und Grüne Röhrseite (O.).
Die West- und Südseite des Ringes sind durch die ehernen Reiterstatuen Friedrichs d. Gr. (1847) und Friedrich Wilhelms III. (1861) geziert, beide nach Modellen von Kiß, während auf der Ostseite vor dem Rathaus die 1492 errichtete Staupsäule (Pranger) steht; der Blücherplatz (früher Salzring), mit dem von der Provinz Schlesien [* 6] 1827 errichteten ehernen Standbild Blüchers von Rauch und der alten Börse an der Südseite (1824 von Langhans), jetzt Eigentum des Vereins christl. Kaufleute und die Sammlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur enthaltend;
der Neumarkt mit dem Neptunsspringbrunnen;
der Kaiserin Augustaplatz, südlich begrenzt von der Kunst- und Kunstgewerbeschule, westlich von dem Realgymnasium zum Heiligen Geist, in der Mitte das got. Kriegerdenkmal (1870/71);
der Lessingplatz mit dem neuen Regierungsgebäude und den parkartig erweiterten Promenadenanlagen, der Ritterplatz, der Königsplatz und der Palais- oder Exerzierplatz.
Von den vorstädtischen Plätzen sind zu erwähnen: im S. der Tauentzienplatz mit dem jüngst wiederhergestellten Tauentziendenkmal (von Langhans entworfen), 1795 dem tapfern Verteidiger der Stadt (1760) gegen die Österreicher unter Laudon errichtet;
der Museumsplatz mit dem schles. Provinzialmuseum;
der Berlinerplatz mit großer neuer Fontäne und der Platz am Centralbahnhof;
im N. der Schießwerder-, der Roßplatz, Matthiasplatz mit Springbrunnen, Gneisenauplatz und Domplatz;
im O. auf der Stelle der zugeschütteten Ohlau der Platz «am Ohlau-Ufer».
Kirchen. [* 7] hat 16 kath., 11 evang., 1 luth., 1 reform. Kirchen und 2 Gemeinde-Synagogen. Evangelische Kirchen sind: die zu St. Elisabeth, 1253-57 neu erbaut, im 14. und 15. Jahrh. umgebaut, seit 1525 protestantisch, erneuert 1856-58, mit dem höchsten (102 m) Turm [* 8] (1452-56 errichtet), der größten Glocke Schlesiens (11000 kg, Geschenk Friedrich Wilhelms IV.), vielen Kapellen, einer großen prächtigen Orgel, Glasmalereien und bedeutenden Kunstwerken (Altarbild Luthers und Melanchthons von L. Cranach, bronzener Taufstein, spätgot. Tabernakel von 1455, holzgeschnitzte Chorstühle u. a.);
ferner die zweitürmige Maria-Magdalenenkirche mit prachtvollen Glasgemälden, schöner Orgel und vielen Kunstdenkmälern, von wo 1523 die Reformation für und einen Teil Schlesiens durch den Prediger Joh. Heß von Hessenstein aus Nürnberg [* 9] ausging;
der durch Feuer 22. bis zerstörte Helm des Nordturms mit der Armensünderglocke ist nebst der ganzen Kirche 1888/91 wiederhergestellt worden;
die Bernhardinkirche mit einer kunstvoll gemalten Hedwigstafel, enthaltend 32 Darstellungen aus dem Leben der Heiligen, 1453 gegründet, 1502 vollendet;
die Barbarakirche (seit 1740 zugleich Garnisonkirche) mit Tafelmalereien aus dem 14. Jahrh.;
die neuerbaute Salvatorkirche in der Schweidnitzer Vorstadt.
Die reformierte oder Hofkirche stammt aus dem 18. Jahrh., die Kirche zu den 11000 Jungfrauen, ein Zwölfeck mit Kuppel von 22 m Spannung, ist 1400 gegründet und 1821 neu erbaut. Von den kath. Kirchen sind die bedeutendsten: der Dom zu St. Johannes dem Täufer auf der rechten Oderseite, ein dreischiffiger Bau ohne ¶
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Querschiff;
das heutige Gebäude wurde an Stelle eines ältern (1148) im 13. Jahrh. im got. Stil begonnen und Ende des 15. Jahrh. vollendet, später durch Kapellen im Renaissance- und Barockstil des 17. und 18. Jahrh. erweitert und 1873-75 im Innern von Lüdecke erneuert;
die beiden Türme wurden 1540, 1632 und 1759 durch Feuer verstümmelt und ihrer Spitzen beraubt;
die Kreuzkirche (zugleich Garnisonkirche) ist 1295 geweiht, ein schöner Backsteinhallenbau in Kreuzform, mit Glasmalereien, histor.
Denkmälern (Grabmal Herzog Heinrichs IV. von Schlesien vor dem 1866 erneuerten Hochaltar) und einer Krypta zu St. Bartholomäus (1288 gegründet); die Liebfrauenkirche auf dem Sand (Sandkirche), 1328-69 erbaut, bis 1810 Kirche der Augustinerchorherren, eine Hallenkirche mit dreifachem Chor; die Dorotheen- oder Minoritenkirche (höchstes Gebäude der Stadt), 1351 vom Kaiser Karl IV. gegründet. Die zierliche, got. Michaelskirche in der Odervorstadt (1871 geweiht);
die St. Adalbert- oder Dominikanerkirche mit schönem Giebel aus dem 14. Jahrh.;
die Vincenzkirche mit dem Grabmal Herzog Heinrichs II.;
die Nikolaikirche, ein 1883 vollendeter Neubau an Stelle der 1806 niedergebrannten Kirche;
die Matthiaskirche neben der Universität, 1736 von den Jesuiten im Rokokostil aufgeführt.
Andere wichtigere teils evang., teils
kath. Kirchen sind Ursuliner-, Corpus-Christi-, Christophori-, St. Mauritius- und die Hospitalkirche St. Trinitatis. Bei der
Konkurrenz (1892) um den Entwurf zur neuen Lutherkirche erhielten die Architekten Abesser und Kröger in
Berlin
[* 11] den ersten Preis. Außerdem besitzt Breslau
noch eine große Anzahl architektonisch merkwürdiger Kapellen
sowie Versammlungslokale der verschiedenen Konfessionen
[* 12] und Sekten. Von den Synagogen ist die neue, 1872 vollendete, nach
der Berliner
[* 13] die schönste und größte Deutschlands.
[* 14]
Weltliche Bauten. Das großartige, 1888 von Lüdecke wiederhergestellte Rathaus im spätgot. Stile, aus dem 14. und 15. Jahrh., mit zierlichem hohem Turme, reichverzierten Erkern und Giebeln in Renaissance, berühmtem Fürstensaal (vier Kreuzgewölbe auf einem Pfeiler ruhend), Ratszimmern und dem nach einem früher ausgeschenkten Biere benannten Schweidnitzer Keller;
nahe dabei das nach Stülers Plänen von Rour und Dickhuth 1863 vollendete Stadthaus mit schmuckvollem Sitzungssaal der Stadtverordneten in den Räumen des 1. Stockwerks;
wo bis vor kurzem die Stadtbibliothek (s. unten) untergebracht war, befinden sich jetzt das Gewerbeschiedsgericht und die städtischen Baubureaus, ferner das königl. Schloß aus Friedrichs d. Gr. Zeit, später vergrößert;
die 1864-67 im got. Stil erbaute neue Börse an der Promenade;
das unter Kaiser Karl VI. 1736 erbaute Jesuitenkollegium, jetzt Universitätsgebäude mit der prächtigen Aula Leopoldina;
das neue Regierungsgebäude auf dem Lessingplatz (1887 vollendeter Prachtbau im Renaissancestil), die Gebäude der Universitätsbibliothek (früher Augustinerchorherrenstift), der Generallandschaft und des Oberlandesgerichts;
das neue zweitürmige Amts- und Landgericht mit großartiger Gefangenenanstalt, die fürstbischöfl.
Residenz auf der Dominsel, das 1841 eröffnete, 1865 und 1871 abgebrannte, 1872 neu erbaute Stadttheater (seit 1877 in städtischem Besitz) mit 1480 Plätzen, für Oper, Schau-, Lustspiel und Ballett (verpachtet), das Lobe-Theater (1800 Plätze);
das nach Plänen von Ratherz 1875 begonnene, von Brost und Grosser 1879 vollendete Museum der bildenden Künste (Direktor Dr. Janitsch), Ziegelrohbau mit 1Osäuliger Vorhalle ionischer Ordnung und hoher Kuppel, mit allegorischen Statuen von Härtel und Michaelis auf den Giebeln;
das Ständehaus, das neue Hauptpostamt, das Staatsarchiv (Direktor Professor Grünhagen) mit der Urkundensammlung des schles. Provinzialarchivs;
die Gebäude der Reichsbank, der städtischen Sparkasse, Stadtbibliothek und das Hospital der Gymnasien;
die neuen Universitätskliniken, das Augustahospital des vaterländischen Frauenvereins, das St. Anna-Kinderhospital des Malteserordens und St. Trinitatis;
das Garnisonlazarett, die von der Stadt erbaute königl. Gewerbe-(Oberreal-)Schule, die Gebäude der Freiburger und Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn und der im got. Burgstil 1857 erbaute Centralbahnhof.
Außer den oben erwähnten Denkmälern ist noch die sog. Dompnigsäule zu nennen, eine alte Betsäule mit Skulpturen von 1491, angeblich dem 1490 hingerichteten Bürgermeister Heinz Dompnig gewidmet.
Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Dr. Bender, seit 1891, 25000 M.), Bürgermeister (von Ysselstein, 12000 M.), 23 Magistratsmitgliedern (11 besoldet), 102 Stadtverordneten (Vorsteher Justizrat Freund) und einem königl. Polizeipräsidium (Präsident Dr. Bienko) mit 5 Polizeiräten, 24 Kommissaren, 5 Kriminalkommissaren und 271 Schutzleuten. Die Berufsfeuerwehr (seit 1859) besteht aus 1 Branddirektor, Brandinspektor, 2 Brandmeistern, 182 Feuerwehrleuten und hat 6 Feuerwachen, 156 Feuermelder [* 15] (davon 102 mit Fernsprechverbindung), 1 Dampf-, 18 andere Spritzen und 54 Pferde. [* 16]
Drei städtische Gasanstalten erzeugten 1890/91 14 064000 cbm Gas für 7684 Konsumenten (7825 Gasmesser, [* 17] 4883 öffentliche und 120190 Privatflammen, 127 Gasmotoren mit 518 Pferdestärken). Die elektrische Beleuchtung [* 18] hat 31 km Kabellänge und 8500 Glühlampen. Das neue (seit 1871) Wasserwerk lieferte 1890/91 9 205 405 cbm filtriertes Oderwasser, das alte 2 300 933 cbm zur Entleerung der Kanäle (231,263 km Länge) auf die Rieselfelder. Der Bau von Markthallen [* 19] sowie eines Schlacht- und Viehhofs ist im Werk.
Finanzen. Der Haushaltplan (1889/90) schließt ab in Einnahme mit 9 568 022 M., Ausgabe mit 9 048 308 M., Schulden 28 161 370 M. Für Schulen werden aufgewendet 2 944 181 M., für Wohlthätigkeitsanstalten 988 198 M., darunter aus Kämmereimitteln 444 476 M., für Armenwesen 729 118 M., für Straßenreinigung [* 20] 281 047 M., für Straßensprengung 45 778 M.
Behörden. Breslau
ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Schlesien, der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes
für den Landkreis Breslau
, eines Oberlandesgerichts für die Provinz Schlesien (Landgerichte Beuthen,
[* 21] Breslau
, Brieg,
[* 22] Glatz,
[* 23] Gleiwitz,
[* 24] Glogau,
[* 25] Görlitz,
[* 26] Hirschberg,
[* 27] Liegnitz,
[* 28] Neisse,
[* 29] Öls,
[* 30] Oppeln,
[* 31] Ratibor,
[* 32] Schweidnitz),
[* 33] eines Landgerichts mit 5 Amtsgerichten (Breslau
, Canth,
Neumarkt, Winzig, Wohlau) und Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, des Generalsuperintendenten für die Provinz
Schlesien, eines evang. Konsistoriums, eines Stadtkonsistoriums, des
kath., keinem Erzbistum untergeordneten Fürstbischofs von Schlesien mit dem Domkapitel, des Provinzialschulkollegiums, der
Provinzialsteuerdirektion, eines Oberbergamtes (s. Bergbehörden) für die Provinzen Ost-, Westpreußen,
[* 34]
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