die in der Bekleidungsmauer eines Festungswalles oder überhaupt in der sturmfreien
Umfassung
eines Werkes mittels Geschützfeuers oder
Minen erzeugte Sturmlücke, durch die der Belagerer in das
Innere des Werkes eindringen
kann.
Eine Bresche gilt für gangbar, wenn sie 20-30 Schritt breit ist und wenn die eingestürzten Trümmer und Erdmassen
eine nicht zu steile Rampe (etwa 35
Grad) bilden. (S.Breschieren und Festungskrieg.)
sollen beim förmlichen Festungsangriff im Hauptwall der angegriffenen Front eine
Bresche
(Lücke)
herstellen. Im Vaubanschen Angriffssystem wurden die in der
Glaciskrönung erbaut, um quer über den
Graben die
Bresche durch
direkten Schuß herzustellen. Die gezogenen
Geschütze
[* 3] gestatten den indirekten Brescheschuß, mittels dessen die
Bresche über
eine vorliegende
Maske hinweg schon aus der Ferne erzielt werden kann
(Straßburg
[* 4] 1870), was den
Gang
[* 5] der
Belagerung beschleunigt.
Bei den meisten Festungsbauten sind die
Mauern so tief versenkt und so nahe an die
Deckung herangeschoben,
daß ein indirekter Brescheschuß sehr schwierig geworden ist. - Die Thätigkeit einer Breschebatterie nennt man
Breschieren (s. d.).
Herstellen einer
Bresche durch Geschützfeuer in der Art, daß auf der in
Bresche zu legenden Mauerfläche
durch das Geschützfeuer zuerst ein wagerechter Schnitt in ein Drittel Mauerhöhe und dann eine Anzahl zu diesem senkrecht
stehender Schnitte erzeugt werden, sodaß schließlich ein bestimmtes viereckigesStück aus der
Mauer
gewissermaßen herausgeschnitten wird. Im Gegensatz zu dieser Methode des Breschieren steht die des
Demolierens.
1)
Provinz in Oberitalien,
[* 6] der östlichste
Teil der
Lombardei, grenzt im NW. und N. an die
ProvinzSondrio, im O. an
Tirol
[* 7] und
den Gardasee, im
S. an die
Provinzen Mantua
[* 8] und
Cremona, in
W. an
Bergamo, hat 4257,78 (nach Strelbitskij
4779) qkm, (1881) 471 568, (1892) 489 400 E. und zerfällt in 5
Kreise:
[* 9] Breno (57 966 E.), Brescia (221 788 E.), Chiari (75 075 E.),
Salò (59 925 E.) und Verolanuova (56
814 E.) mit 279 Gemeinden. Der südl.
Teil ist flach, der nördliche wird von den
Bergamasker Alpen (s. d.), den
Ausläufern der Ortler
Alpen
[* 10] (Monte-Gleno 2852 m),
der Gruppe des
Monte-Adamello (3554 m) und ihren südl. Vorbergen (Re del
Castello 2883 m, Monte-Frerone 2673 m) sowie den
Ausläufern der
Trientiner Alpen am Gardasee durchzogen.
Der wichtigste Alpenpaß gegen
Tirol ist der Tonalpaß (1884 m). Hauptflüsse sind der im N. entspringende
Oglio, der mit dem Iseosee die Westgrenze bildet, mit den Nebenflüssen Mella
(Val Trompia) und den durch den Idrosee fließenden
Chiese
(Val Sabbia).
In den Ebenen werden
Mais, Weizen,
Reis, Flachs,
Wein,
Oliven, Citronen (am Gardasee) und
Seide
[* 11] gebaut. An
Mineralien
[* 12] kommen Eisenerze, Marmor und
Kohlen vor. Jagd und Fischerei,
[* 13] Eisenindustrie und Fabrikation von
Seide,
Wolle und Leder sind bedeutend.
2) Hauptstadt der
Provinz in einer weiten, fruchtbaren Ebene am Fuße der
Alpen, an den Linien Mailand-Verona, Brescia-Iseo,
Brescia-Cremona
(51 km) und Bergamo-B, des
AdriatischenNetzes, ist größtenteils regelmäßig gebaut und hat an der
Stelle
der ehemaligen Festungswerke schöne Promenaden. An der Nordseite befindet sich noch ein festes Schloß, welches von steilem
Felsen herab die Stadt beherrscht. Dieselbe ist Sitz der Provinzialbehörden, eines
Bischofs, der
Stäbe der 6. Division und
der Infanteriebrigade «Livorno»
[* 14] und hat (1881) 43 354,
als Gemeinde 60 630, (1892) 66 500 E. Die Garnison besteht aus dem 1. und 2.
Bataillon des 33. Infanterieregiments, dem 34. Infanterieregiment,
dem 5. Kavallerieregiment und der 1., 2., 5., 6., 7., 8.
Batterie des 16. Feldartillerieregiments nebst Traincompagnie.
Unter den vielen schönen
Gebäuden sind zu nennen: die prächtige, mit
Statuen geschmückte alte Domkirche
La Rotonda, mit einer 83 m hohen
Kuppel, der neue, 1825 fertig ausgebaute
Dom aus weißem Marmor, mit kostbaren
Reliquien, der
bischöfl.
Palast mit einer bedeutenden, von Kardinal Querini gestifteten
Bibliothek (Biblioteca Queriniana, 80000
Bücher),
der 1187 begonnene Broletto, einst Sitz der republikanischen
Behörden, berühmt wegen seiner
Größe und
Bauart, der marmorne Palazzo del Municipio oder della
Loggia von 1484, und gegenüber der Uhrturm.
Von Denkmälern ist das der 1849 gefallenen
Brescianer und das 1882 enthüllte
Arnolds von Brescia hervorzuheben. Die Funde aus
der Zeit der
Römer
[* 15] sind in dem Museo Patrio vereinigt, das man an der
Stelle des mitten in der Stadt 1820 aufgegrabenen
Tempels des Hercules (aus Vespasians Zeit?) oder des
Jupiter mit der berühmten 2 m hohen ehernen Victoria
[* 16] errichtet hat. Der
Camposanto, seit 1815, zu welchem eine dreifache Cypressenallee führt, ist dem von
Bologna ähnlich. Die von
Palladio erbauten
Paläste der Familien Martinengo und Torio bergen sehenswerte Gemäldesammlungen.
Die Stadt hatte zur Zeit der venet. Republik 65
Kirchen, von denen noch kaum die Hälfte gottesdienstlichen Zwecken dient,
darunter die
Madonna dei Miracoli,
San Nazaro e Celso, mit Gemälden von
Tizian,
San Giovanni Evangelista, mit ausgezeichneten
Gemälden, und Sta.
Afra. Auch bestehen daselbst Wohlthätigkeitsanstalten, ein
Theater,
[* 17] Lyceum, mehrere
Gymnasien, das reiche Museo civico, ein
Naturalien-, ein Münzkabinett, ein botan.
Garten,
[* 18] verschiedene
Akademien, darunter
die Academia de' Filarmonici, eine der
¶
mehr
ältesten in Italien,
[* 20] und eine landwirtschaftliche Gesellschaft. Ein Aquädukt führt das Wasser zu den 72 Spring- und 400 Privatbrunnen
von Mombiano her. hat vorzügliche Seidenspinnereien, Fabriken in seidenen Zeugen, Bändern, Zwirn, Barchent, Strümpfen, Mützen,
Leinwand, wollenen Decken, Hüten und andern Manufakturen in Seide, Hanf, Flachs, Wolle und Baumwolle,
[* 21] ferner
Goldarbeiterei, Öl- und Papierfabriken. Am berühmtesten sind die Eisenwaren, besonders die Messer- und Gewehrfabriken, weshalb
auch die Stadt von alters her den Namen l'armata führt. Bedeutend ist der Handel mit Seide, sowohl roher als gesponnener, mit
Wein, namentlich dem berühmten Vino-Santo, mit Flachs, Tuch, Eisen- und Seidenwaren, sowie die Spedition
und der Durchgangsverkehr.
Brescia, im AltertumBrixia, wahrscheinlich eine Gründung der Etrusker, war nach der Einwanderung der Gallier in Oberitalien die
Hauptstadt der Cenomanen. Ihre Einwohner waren Bundesgenossen der Römer gegen Hannibal. Später kolonisiert, schwang die Stadt
sich bald zu großem Wohlstande auf und wurde einer der bedeutendern Orte in Gallia Transpadana. Während
der Völkerwanderung von den Hunnen zerstört, aber bald wieder aufgebaut, fiel sie nach dem Untergange des Ostgotischen Reichs
den Langobarden, dann Karl d. Gr. zu und stand in der Folgezeit unter eigenen Grafen.
Das Volk der aufblühenden Stadt entledigte sich im 11. Jahrh. der Herrschaft des Bischofs und errang eine
freie Stadtverfassung, trat im 12. Jahrh., erfüllt von der Lehre
[* 22] Arnolds (s. d.) von Brescia, der Verbindung der lombard. Städte
gegen KaiserFriedrich I. bei und erlangte im Frieden zu Konstanz
[* 23] die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. Friedrich II. belagerte
die Stadt Aug. bis Okt. 1238 vergebens, 1258 erstürmte sie Ezzelino da Romano. Heinrich VII. eroberte sie 1311. Brescia kam
dann unter Robert von Neapel
[* 24] (1319), König Johann von Böhmen
[* 25] 1330 und Mastin della Scala, der es, von Venedig
[* 26] bedrängt, 1339 den
Visconti von Mailand überließ, von denen es 1404-21 an Pandolfo Malatesta kam; 1428 fiel es zu Venedig ab. 1509-12
war in der Hand
[* 27] der Franzosen, die es hart mitnahmen; 1516 kam Venedig wieder in seinen Besitz. 1796 entriß Bonaparte den Venetianern
und schloß daselbst mit Neapel Waffenstillstand. 1797 ward Brescia zur Cisalpinischen Republik geschlagen, 1799-1800
von den Österreichern beherrscht, kam dann an die ital. Republik und das
Königreich Italien und 1815 wieder an Österreich.
[* 28]
An der Erhebung 1848 nahmen die Brescianer den lebhaftesten Anteil. Schon im März ergriffen sie bei den ersten Nachrichten
von den Ereignissen in Mailand die Waffen
[* 29] und nötigten die österr. Garnison zu kapitulieren. Die Stadt begünstigte jedoch,
im Gegensatz zu den Mailänder Republikanern, lebhaft den Anschluß an Piemont. Nach der Schlacht von
Custozza
[* 30] und der Kapitulation von Mailand teilte sie das Schicksal der übrigen lombard. Städte. Im März 1849 war Brescia die
einzige größere Stadt der Lombardei, die sich gegen die österr.
Herrschaft erhob, und wurde nach der Niederlage der Piemontesen bei Novara zuerst von Nugent, der hier fiel,
dann 30. März von Haynau mit 3800 Mann angegriffen. Die Bewohner verteidigten sich bis zum Mittag des 2. April, zum Teil zwischen rauchenden
Ruinen. Haynau gewährte Schonung des Lebens und Eigentums, befahl aber ein grausames Vorgehen gegen die eroberte Stadt und
legte eine Kontribution von mehr
als 6 Mill. Lire auf. Im ItalienischenKriege von 1859 stand Brescia wieder
auf seiten Piemonts, an das es mit der übrigen Lombardei abgetreten wurde. -