Die
Baukosten betrugen 32 Mill.
Fl. In einer Gesamtlänge von 129 km steigt die
Bahn von
Innsbruck
[* 2] (570 m
ü.
d. M.) im Sillthale
aufwärts über die
StationenPatsch, Matrei,
Steinach,
Gries zum Brennerpaß (1362 m) und im Eisackthale
abwärts über die
Stationen Schelleberg, Gossensaß,
Sterzing, Freienfeld, Grasstein, Franzensfeste,
Brixen,
Klausen, Waidbruck,
Atzwang, Blumau nach
Bozen
[* 3] (268 m). Die stärksten
Steigungen fallen auf die
Strecken von
Innsbruck zum
Brenner (25 ‰ auf 35,5
km) und von diesem nach
Brixen (23 ‰ auf 50 km). Der kleinste Radius mißt 284 m. An
zwei
Stellen verläßt die
Bahn die genannten engen und wilden
Thäler, indem sie, von
Innsbruck kommend, links in das
Thal
[* 4] bei
St. Jodok und später rechts in das Pflerschthal abschweift.
Die Thalwände, an denen sie sich entlang zieht, sind so steil, daß im Durchschnitt nur Bahnabschnitte
und einseitige
Dämme gebildet werden konnten. Auch großartige Stützungsmauern tragen hier und da den Bahnkörper. An vielen
Stellen mußte die
Bahn durch
Tunnels geführt werden, deren man 27 zählt, der längste, der Mühlbacher
Tunnel,
[* 5] ist 850 m lang.
Den Brennerpaß selbst überschreitet dagegen die
Bahn unter freiem Himmel,
[* 6] und im Gegensatz zur
Semmeringbahn fehlen
Brücken
[* 7] und
Viadukte fast ganz. Die große Bedeutung der Brennerbahn ist durch die 1871 vollendete Linie der Österr.
SüdbahnMarburg-Villach-Franzensfeste
und den
Bau der Zweigbahn
Bozen-Meran (eröffnet sowie die und eröffneten
StreckenInnsbruck-Landeck und
Landeck-Bludenz der
Arlbergbahn noch erhöht worden. -
Vgl. Instruktionen über die Bauausführung
der Brennerbahn (Innsbr. 1865);
(Branntweinbrennerei), die zur
Darstellung des
Branntweins (s. d.) bestimmten Räume und
Gerätschaften; auch pflegt man den gewerblichen Betrieb der Herstellung des
Branntweins Brennerei zu nennen. Die
Darstellung des
Branntweins aus
Wein findet sich zunächst bei den ältern Alchimisten
(Marcus Graecus im 8. Jahrh.), doch benutzten diese sowie
ihre Nachfolger ihn nur als Heilmittel, und als solches wurde er im Anfang des Mittelalters vielfach
in
Klöstern bereitet und von dort verkauft.
Nachweislich wurde von
Italien
[* 9] bereits im 14. Jahrh.
Branntwein als Handelsartikel über die
Alpen
[* 10] gebracht. Im 15. Jahrh. war
sein Gebrauch in
Deutschland
[* 11] schon allgemein bekannt, und es ist wahrscheinlich, daß um diese Zeit auch die
Bereitung des
Branntweins aus Kornfrüchten aufgekommen ist. 1543 wurde bereits in
Altbayern eine Verbrauchsabgabe auf den
Branntwein gelegt, ja so bedeutend muß der Genuß des
Branntweins um sich gegriffen haben, daß verschiedene Regierungen sich
veranlaßt sahen,
seine
Darstellung ganz zu verbieten, weil bei etwaigen Mißernten zu viel
Korn der Verwendung
zu
Brot
[* 12] entzogen werden könne.
Die Herstellung von
Branntwein ans Kartoffeln wird zuerst 1682 in einem
Buch von D. Joh. Joachim
Bacher erwähnt;
die erste Kartoffelbrennerei
soll 1750 zu Monsheim in der Pfalz errichtet worden sein. Bis 1840 wurde die Brennerei, fast ausschließlich Kornbrennerei,
in den
Städten vorzugsweise als Kleingewerbe oder Nebengewerbe betrieben. Mit dem sich immer mehr ausdehnenden
Anbau der Kartoffel, die auf gleicher Bodenfläche im
Vergleich zu dem Getreideanbau die höchsten Stärkeerträge liefert,
wurde die ein wesentlich landwirtschaftliches
Gewerbe.
Als solches hat sie sich namentlich im
OstenDeutschlands,
[* 13] in
Rußland und in einzelnen
TeilenÖsterreichs entwickelt, während
sie in England,
Frankreich,
Belgien,
[* 14]
Italien und
Rumänien
[* 15] in gewerblichen Großbetrieben, welche Getreide,
[* 16]
Mais, Rüben oder
Melasse verarbeiten, ausgeübt wird. Die Kornbrennerei hat sich in
Deutschland namentlich im Westen (in Westfalen,
[* 17] Rheinland,
Hannover,
[* 18] den Hansestädten) erhalten. Die Obstbrennerei wird besonders in
Baden,
[* 19]
Württemberg,
[* 20] Elsaß-Lothringen
[* 21] in einer
großen, in den einzelnen Jahren sehr nach dem
Ausfall der Obsternte schwankenden Anzahl kleinster Betriebe
ausgeübt.
Die landwirtschaftliche Bedeutung der Kartoffelbrennerei, wie sie sich namentlich im östl.
Deutschland entwickelt hat, liegt
darin, daß sie die sämtlichen durch den Kartoffelbau dem
Boden entzogenen Nährstoffe dem
Boden wieder zurückgiebt, daß
sie in ihren Rückständen (Schlempe) ein wertvolles
Futtermittel bietet, das eine starke Viehhaltung
und damit starke Düngererzeugung ermöglicht, daß sie durch Einführung des ausgedehnten Hackfruchtbaues eine vorteilhafte
Gestaltung der landwirtschaftlichen Fruchtfolge (s. d.) befördert und bewirkt,
daß selbst bei ausgedehntem Kartoffelbau trotz Einschränkung des für den Getreidebau bestimmten
Areals die Getreideerträge
größer werden.
Die Brennerei bildet in allen
Ländern, wo sie in größerm
Maße betrieben wird, für den
Staat eine einträgliche
Steuerquelle (s.
Branntweinsteuer). Die neuere Gesetzgebung
Deutschlands,
Österreich-Ungarns,
Rußlands hat in Rücksicht auf
diese landwirtschaftliche Bedeutung des Brennereibetriebes einen Schutz der landwirtschaftlichen Brennerei gegenüber
den gewerblichen zu schaffen gesucht. Nach der deutschen Gesetzgebung sind landwirtschaftliche Brennerei diejenigen
ausschließlich Getreide oder Kartoffeln verarbeitenden Brennerei, bei denen die sämtlichen brauchbaren Rückstände
in der eigenen Wirtschaft verfüttert werden und der erzeugte
Dünger vollständig auf den selbstbewirtschafteten Feldern
verwendet wird. Die technische Seite der Brennerei s. unter
Spiritusfabrikation.
[* 22]