Zum Nachweise des Brechungsgesetzes kann ein
Gefäß
[* 3] (Fig. 2) dienen, dessen halbkreisförmige
Wand von ihrer Mitte aus nach
beiden Seiten hin in
Grade geteilt ist. Die vordere
Wand a b besitzt eine lichteinlassende, mit einer Glasplatte
geschlossene
Spalte. Der
Apparat ist bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt. Läßt man nun im Finstern ein Lichtstrahlenbündel
in schiefer
Richtung durch jene
Spalte in das
Gefäß treten, so wird der obere durch die Luft dringende
Teil der
Strahlen in unveränderter
Richtung fortschreiten, während dagegen das untere durch das Wasser gehende Lichtbündel
gebrochen erscheint. An der Gradeinteilung des kreisförmigen Cylindermantels kann man die Winkel
[* 4] ablesen. Das Brechungsgesetz
wurde von Snell entdeckt (um 1621) und von Descartes, ohne Nennung des erstern, bekannt gemacht (1637).
Ist der
Brechungswinkel kleiner als der Einfallswinkel, so sagt man, die Brechung
[* 5] erfolgt zum Lot.
Beim Gegenteil heißt die Brechung vom
Lot. Das
Mittel, in dem die Brechung zum Lot geschieht, heißt das stärkerbrechende. Bei zwei verschiedenen
Stoffen (z. B. Luft
und
Glas)
[* 6] werden die
Lichtstrahlen meist in dem dichtern derselben zum Lot gebrochen. Vermöge des Brechungsgesetzes
bilden alle auf einen Punkt o
[* 1]
(Fig. 3) der Glasfläche g g auffallenden
Strahlen im
Glase einen
Kegel von kleinerer Öffnung
in m o n. Umgekehrt füllt der Strahlenkegel m o n im
Glase beim
Austritt in die Luft den ganzen Raum über
g g aus. Ein
Strahl p
o, der im
Glase auf die Luftgrenze unter einem Einfallswinkel größer als m o s auffällt, tritt nicht
wieder aus, sondern erleidet die
totale Reflexion nach o q. (S.
Reflexion
[* 7] und Doppelbrechung.)
[* 8]
[* 5] der
Vokale, in der
Sprachwissenschaft die assimilierende Wirkung, die der
Vokal a auf den
Vokal einer vorhergehenden
Silbe ausübt. Im
Deutschen ist die Brechung sehr häufig; während sie im
Althochdeutschen erst teilweise
auftritt, hat sie im Mittelhochdeutschen weiten
Umfang gewonnen. Durch die Brechung wird aus i
ein e (von der histor.
Grammatik, zum
Unterschied von dem durchUmlaut aus a entstandenen e, durch ë bezeichnet) und aus
u ein o, z. B. althochdeutsch
das Präsens des
Verbums «helfen» im
Singular hilfu, hiltis, hilfit im Plural dagegen hëlfam, hëlfat, hëlfant. Wie
u zu o,
so wird auch der
Diphthong iu zu io gebrochen, für das später ie
eintritt, z. B. althochdeutsch:
ziuhu, Plur. zioham (ich ziehe, wir ziehen), mittelhochdeutsch ziuhe, Plur.
ziehen. Die Brechung unterbleibt vor doppeltem
Nasal
(mm, nn) und vor
Nasal in
Verbindung mit andern
Konsonanten (ng, nd u. s. w.),
daher binden, gebunden (gotisch bindan, bundans), nicht bënden, gebonden. - Im
Gotischen wird unter ein weniger weit greifender
Vorgang verstanden: die Verwandlung eines i und
u vor r und h in aí und
aú
(d. i. e und o), in grammatischen
Werken so geschrieben zum Unterschied von dem wirklichen
Diphthong ái, áu, z. B. haírdeis (Hirte), saíhs (sechs), daúthar
(Tochter).
(Tartarus stibiatus,
Tartarus emeticus,
Stibio-Kali tartaricum), ein von Mynsicht 1631 zuerst dargestelltes
wichtiges
Arzneimittel, weinsaures
Antimonoxyd-Kalium, C4H4(KSbO)O6, das man dadurch erhält, daß man
Antimonoxyd
in einer siedenden Lösung von
Weinstein löst und die Lösung krystallisieren läßt. Bei der fabrikmäßigen
Darstellung bringt man 1
Teil reinsten
Weinstein mit 10
Teilen destilliertem Wasser in einem aus
Blei
[* 10] angefertigten
Kessel zum
Sieden und trägt unter beständigem Umrühren mit einem, nur zu diesem Zwecke zu benutzenden, hölzernen Spatel so lange
noch feuchtes, aus
Antimonchlorür durch Zersetzen mit Wasser und Digestion mit kohlensaurem Natrium dargestelltes
und gewaschenes
Antimonoxyd (s. d.) ein, bis schließlich ein kleiner Rest ungelöst bleibt.
Die heiße Lösung wird durch leinene
Spitzbeutel klar filtriert und in glasierten irdenen oder porzellanenen Schalen zur
Krystallisation gestellt. Bei Anwendung reiner Materialien erhält man den Brechweinstein bei der erstenKrystallisation
in chemisch reinem Zustande, in Form glasglänzender tetraedrischer
Krystalle, die von der
Mutterlauge getrennt und getrocknet
werden. Die
Mutterlauge verwendet man bei der nächsten
Operation statt einer entsprechenden Menge von Wasser.
Brechwurzel - Breda
* 11 Seite 53.483.
Aus dem Brechweinstein bereitet man durch Auflösen von 1
Teil in 250
TeilenXereswein (nach dem
DeutschenArzneibuch)
den
Brechwein (Vinum stibiatum, Vinum emeticum, Vinum
Stibo-Kali tartarici). Der Brechweinstein ist bekannt durch seine sichere, brechenerregende
und gelind abführende Wirkung; in kleinern Gaben innerlich gereicht, wird er ein wirksames Reizmittel der Schleimhäute,
weshalb er bei Luftröhren- und Lungenaffektionen vielfach als expektorierendes
Mittel Anwendung findet. Er äußert sich
aber nicht so ungefährlich, als man früher glaubte. Nach innerm Gebrauch desselben findet man oft die
Magenschleimhaut mit Pusteln und sogar mit
Geschwüren besetzt. Ähnliche Pusteln
¶
mehr
und Geschwüre bewirkt der Brechweinstein, wenn man ihn äußerlich in die Haut
[* 12] einreibt. Derselbe dient daher zur Bereitung der sog. Autenriethschen
Pocken- oder Pustelsalbe und des Brechweinsteinpflasters, welche zu den kräftigsten, aber auch schmerzhaftesten Ableitungsmitteln
gehören. In großen Gaben ist ein ätzendes Gift. Gegenmittel sind Gerbsäuren, die mit dem Brechweinstein unlösliches
gerbsaures Antimonoxyd bilden, daher Abkochungen des chines. Thees, der Eichenrinde, des Kaffees, eine Lösung von Tanninu. dgl.
Wie die meisten Antimonpräparate erhält auch der Brechweinstein zuweilen geringe Mengen von Arsen, wenn bei der Bereitung hierauf nicht
Rücksicht genommen ist. - In der Färberei dient der in großer Menge als Beizmittel. Diese Wirkung
des Brechweinstein beruht wie die aller antimonhaltigen Beizen darauf, daß das Antimonoxyd sich in Verbindung mit Tannin auf der Faser als
Antimonoxydlack niederschlägt, der die Farbstoffe auf der Faser befestigt. - Wert 220 M. der Doppelcentner.