organischen Herzfehlern sowie bei allen Schwächezuständen kann das Brechmittel die gefährlichsten Zufälle herbeiführen.
Auch wird es oft mißbraucht, um
Abortus hervorzurufen. Es ist daher den Apothekern verboten, ohne ärztliche
Anordnung zu
verabreichen.
Die Samen der Jatropha, in der
Pharmacie unter dem
Namen Semen Cucadis oder Ricini majoris,
Nuces catharticae americanae oder
Barbadensis bekannt, sind 20-25
mm lang, 6-8
mm breit und dunkelbraun, fast schwarz, hell gesprenkelt,
den Ricinussamen sehr ähnlich. Ihr öliger
Kern schmeckt anfangs mild, bald aber äußerst kratzend; er wirkt drastisch purgierend
und brechenerregend. In
Amerika
[* 5] kocht man die Samen mit Wasser und gewinnt dadurch ein fettes Öl, das
Oleum infernale oder
Ricini majoris, das ähnlich wie Krotonöl wirkt und oft zur
Verfälschung des
Ricinusöls gebraucht werden soll.
Bekannter und für die
Medizin wichtiger ist die Brechnuß von Strychnus nux vomicaL., sog. Krähenauge
(Semen
Strychni, nux vomica). Eine solche ist 20-25
mm breit und lang und 3-4
mm dick, fast kreisrund, platt,
von kleinen, angedrückten
Haaren hellgrau oder gelblichgrau, seidenglänzend und weich anzufühlen, auf der Mitte der untern
Seite genabelt und deshalb einem Krähenauge etwas ähnlich. Sie enthält drei äußerst giftige
Alkaloide:
Strychnin,
Brucin
und
Igasurin; das Vorhandensein des letztern wird durch neuere Untersuchungen in Frage gestellt, dagegen fand man ein
Glycosid, Loganin.
Die
Alkaloide der Brechnuß gelangen, eingenommen, schnell ins
Blut und bewirken heftige Konvulsionen, Kinnbackenkrampf,
Starrkrampf,
sowie anhaltende Biegung des
Kopfes und der Wirbelsäule nach hinten, indem sie das Rückenmark sehr stark angreifen. Die
Anfälle setzen aus, kehren aber bald mit verdoppelter Heftigkeit wieder, bis endlich, je nach der
Menge des genossenen
Gifts, schon nach 6-10
Min., oder erst nach 1/2-1
Stunde, unter immer kürzer und oberflächlicher werdendem
Atem, unregelmäßigem, aussetzendem Pulse und bläulichroter Färbung der Lippen und
Haut
[* 6] der
Tod eintritt.
Rettung ist allein möglich, wenn unmittelbar nach dem Genusse des
Gifts dasselbe durch ein starkes
Brechmittel oder
durch die
Magenpumpe wieder aus dem Körper entfernt werden kann, bevor es ins
Blut übergeht. Als direkte Gegengifte des noch
im
Magen
[* 7] befindlichen
Strychnins dienen die Gerbsäure und gerbsäurehaltige
Stoffe, die mit
Strychnin eine im Wasser schwer
lösliche
Verbindung geben. Die Krähenaugen werden zu
Vergiftungen schädlicher
Tiere gebraucht, sind das
Rohmaterial für die
Darstellung des
Strychnins und werden auch in der
Medizin (als wässeriges und weingeistiges Ertrakt, Extraktum
Strychni aquosum und Spirituosum, und als weingeistige und ätherische
Tinktur,
TincturaStrychni und
TincturaStrychni
aethera)
angewandt. In kleinen Gaben verordnet man sie bei Muskelschwäche,
Lähmungen, geschwächtem Sehvermögen,
Störungen des
Magens und
Darmkanals. Extractum
Strychni spirituosum und
TincturaStrychni (aus 1
Teil und 10
Teilen verdünntem
Weingeist) sind offizinell. Brechnuß gelangen aus
Bombay,
[* 8] Cochin, Kalkutta,
[* 9]
Madras,
[* 10] Kambodscha in Säcken von etwa 50 kg
Inhalt in
den
Handel. Der Alkaloidgehalt schwankt zwischen 2,74 Proz.
(Madras) bis 3,9 Proz.
(Bombay). Am reichhaltigsten sollen
die Brechnuß von
Ceylon sein (4-5 Proz.), sie kommen aber selten in den europ.
Handel.
(Nausea) entsteht durch Überladung des
Magens, durch entzündliche oder nervöse
Affektionen desselben, durch
starke Erkältung,
Hunger,
Kitzeln des weichen
Gaumens vermittelst einer Federpose oder des Fingers, durch ungenügende Gaben
von
Brechmitteln und manche andere
Ursachen. Danach muß natürlich auch die Behandlung eine verschiedene
sein. Während in manchen Fällen längeres Fasten den vorhandenen am sichersten beseitigt, ist in andern die Darreichung
eines
Brechmittels, in wieder andern die
Anordnung der narkotischen
Mittel
(Morphium,
Bittermandelwasser) am Platze. Mitunter
sind auch kohlensäurehaltige Getränke
(Brausepulver,
Sodawasser, eiskalter Champagner), oder ätherisch-ölige
Mittel (z.B.
Pfefferminze,
Baldrian, Pomeranzen, auch schwarzer
Kaffee), oder säuretilgende
Mittel (doppeltkohlensaures Natron,
Magnesia) von gutem Erfolge.
[* 11] der
Lichtstrahlen
(Refraktion) nennt man die
Ablenkung, welche die
Lichtstrahlen in ihrer
Richtung erleiden, wenn
sie aus einem durchsichtigen Körper oder
Mittel in einen andern übergehen, z. B. aus Luft in Wasser
(s. beistehende
[* 1]
Fig. 1). ^[img] Denkt man sich auf der Trennungsebene der
beiden durchsichtigen Körper in dem von dem
Lichtstrahle getroffenen Punkte n eine
Senkrechte nd errichtet, die das
Einfallslot
genannt wird, so heißen die beiden Winkel,
[* 12] die der
Lichtstrahl vor und nach der Brechung mit diesem Lote bildet,
der Einfallswinkel i und der
Brechungswinkel r. Die Gesetze, nach denen die in isotropen Körpern stattfindet, sind folgende:
1) Der
Strahl bleibt auch nach der in der durch das
Einfallslot und den einfallenden
Strahl gelegten Ebene (Brechungsebene oder
Einfallsebene).
2) Beschreibt man um den Auffallpunkt n des
Strahls einen
Kreis
[* 13] mit dem Radius
Eins und fällt man von den
Punkten
a undb, in denen der
Kreis den einfallenden
Strahl l und den gebrochenen s schneidet, die
Senkrechten ad und bf auf das
Einfallslot, so ist jede jener gezogenen
Senkrechten ad und bf gleich dem
Sinus des gegenüberliegenden
Winkels, hier der Winkel i und r. Wie nun auch die
Größe des Einfallswinkels sich ändern mag, so bleibt das Verhältnis
zwischen dem
Sinus des Einfalls- und dem
Sinus des
Brechungswinkels immer dasselbe, solange es sich um die gleichen
Stoffe handelt.
Dieses Verhältnis sin i/sin r = n nennt man den
Brechungsexponenten.
Beim Übergang aus
¶
Zum Nachweise des Brechungsgesetzes kann ein Gefäß
[* 16] (Fig. 2) dienen, dessen halbkreisförmige Wand von ihrer Mitte aus nach
beiden Seiten hin in Grade geteilt ist. Die vordere Wand a b besitzt eine lichteinlassende, mit einer Glasplatte
geschlossene Spalte. Der Apparat ist bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt. Läßt man nun im Finstern ein Lichtstrahlenbündel
in schiefer Richtung durch jene Spalte in das Gefäß treten, so wird der obere durch die Luft dringende
Teil der Strahlen in unveränderter Richtung fortschreiten, während dagegen das untere durch das Wasser gehende Lichtbündel
gebrochen erscheint. An der Gradeinteilung des kreisförmigen Cylindermantels kann man die Winkel ablesen. Das Brechungsgesetz
wurde von Snell entdeckt (um 1621) und von Descartes, ohne Nennung des erstern, bekannt gemacht (1637).
Ist der Brechungswinkel kleiner als der Einfallswinkel, so sagt man, die Brechung erfolgt zum Lot. Beim Gegenteil heißt die Brechung vom
Lot. Das Mittel, in dem die Brechung zum Lot geschieht, heißt das stärkerbrechende. Bei zwei verschiedenen Stoffen (z. B. Luft
und Glas)
[* 17] werden die Lichtstrahlen meist in dem dichtern derselben zum Lot gebrochen. Vermöge des Brechungsgesetzes
bilden alle auf einen Punkt o
[* 14]
(Fig. 3) der Glasfläche g g auffallenden Strahlen im Glase einen Kegel von kleinerer Öffnung
in m o n. Umgekehrt füllt der Strahlenkegel m o n im Glase beim Austritt in die Luft den ganzen Raum über
g g aus. Ein Strahl p o, der im Glase auf die Luftgrenze unter einem Einfallswinkel größer als m o s auffällt, tritt nicht
wieder aus, sondern erleidet die totale Reflexion nach o q. (S. Reflexion
[* 18] und Doppelbrechung.)
[* 19]
[* 11] der Vokale, in der Sprachwissenschaft die assimilierende Wirkung, die der Vokal a auf den
Vokal einer vorhergehenden Silbe ausübt. Im Deutschen ist die Brechung sehr häufig; während sie im Althochdeutschen erst teilweise
auftritt, hat sie im Mittelhochdeutschen weiten Umfang gewonnen. Durch die Brechung wird aus i ein e (von der histor. Grammatik, zum
Unterschied von dem durch Umlaut aus a entstandenen e, durch ë bezeichnet) und aus u ein o, z. B. althochdeutsch
das Präsens des Verbums «helfen» im Singular hilfu, hiltis, hilfit im Plural dagegen hëlfam, hëlfat, hëlfant. Wie u zu o,
so wird auch der Diphthong iu zu io gebrochen, für das später ie
eintritt, z. B. althochdeutsch:
ziuhu, Plur. zioham (ich ziehe, wir ziehen), mittelhochdeutsch ziuhe, Plur.
ziehen. Die Brechung unterbleibt vor doppeltem Nasal (mm, nn) und vor Nasal in Verbindung mit andern Konsonanten (ng, nd u. s. w.),
daher binden, gebunden (gotisch bindan, bundans), nicht bënden, gebonden. - Im Gotischen wird unter ein weniger weit greifender
Vorgang verstanden: die Verwandlung eines i und u vor r und h in aí und aú (d. i. e und o), in grammatischen
Werken so geschrieben zum Unterschied von dem wirklichen Diphthong ái, áu, z. B. haírdeis (Hirte), saíhs (sechs), daúthar
(Tochter).