Stadt im
Kreis
[* 2] Wetzlar
[* 3] des preuß. Reg.-Bez. Koblenz,
[* 4] am Lahnzufluß Isarbach, 12 km
im
SW. von Wetzlar, an der Linie Koblenz-Gießen der
Preuß. Staatsbahnen
[* 5] (4 km vom Bahnhof), hat (1890) einschließlich des
seit selbständigen Gutsbezirks «Schloßgemeinde Braunfels» (100
E.) 1590 E., darunter 72 Katholiken und 62 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 6]
Amtsgericht (Landgericht Limburg),
[* 7] Zollamt, Steueramt, Dampferstation, 2 evang., 1 kath.
Kirche, 1
Synagoge, Wasserleitung,
[* 8]
Landwirtschaft und
Gartenbau.
Die Umgegend ist sehr reich an vorzüglichen
Rot- undBrauneisenerzen (70 Gruben), deren Gewinnung einen ausgedehnten
Bergbau
[* 9] hervorgerufen hat. Das Schloß, Residenz des Fürsten
Solms-Braunfels, auf einem Basaltfelsen, stammt aus
spätgot. Zeit, ist jetzt prächtig ausgebaut und hat eine ausgezeichnete
Bibliothek, Sammlungen von Rüstungen,
[* 10] Waffen, Jagdtrophäen
und vielen Jagdbildern von Deiker-Düsseldorf, sowie einen schönen
Park und wildreichen Eichenwald. Es wurde im Anfang des
Dreißigjährigen
Krieges von den
Truppen des
Grafen Ernst von
Mansfeld, dann von
Tilly eingenommen. Am kapitulierte
es an die Liguisten unter
Graf Philipp von
Mansfeld, und wurde es vom
GrafenHeinrich von Nassau-Dillenburg durch
Sturm den Kaiserlichen unter Oberst Schild
[* 11] entrissen, 1640 von den
Franzosen besetzt, 1642 wieder geräumt.
wird gewonnen durch Zusammenbringen und Festtreten des abgewelkten geschnittenen Grases
oder Klees in große Haufen, wodurch das Futter eine brauneFarbe und einen aromatischen
Geruch annimmt.
ein in kleinen tetragonalen, dem regulären Oktaeder sehr ähnlichen Pyramiden krystallisierendes Mineral
von eisenschwarzer
Farbe, metallartigem
Fettglanz, der Härte 6 und dem spec. Gewichte 4,8, das in chem. Hinsicht
aus
Manganoxyd, Mn2O3, besteht, wozu sich bisweilen ein kleiner Gehalt von
Baryt und ein größerer von
Kieselsäure gesellt,
weshalb die Formel vielleicht richtiger MnO.(MnSi)O2 lautet; von Salzsäure wird es unter Chlorentwicklung aufgelöst;
es findet sich namentlich zu Elgersburg und Öhrenstock in
Thüringen, Ilfeld am Harz,
SanMarcel in Piemont, Jakobsberg
in Wermland.
eine dichte, erdige, holzige oder faserige Kohlenmasse mit braunem
Strich, mit 30 bis etwa 75 Proz.
Kohlenstoff
und bedeutendem Bitumengehalt. Sie zeigt häufig die wohlerhaltene vegetabilische
Struktur, besitzt
muscheligen, erdigen oder
holzartigen
Bruch und braune bis pechschwarze
Farbe, verbrennt leicht mit rußender Flamme
[* 15] und unter
Entwicklung
eines unangenehmen, eigentümlich brenzligen
Geruchs und giebt mit Kalilauge eine dunkelbraune Flüssigkeit.
Die Braunkohle bilden Flöze, d. h. zusammenhängende Lager
[* 16] von größerer
Ausdehnung
[* 17] und oft bedeutender Mächtigkeit (so bei Köln
[* 18] von 25-30, bei Zittau
[* 19] von 33 m, im nördl.
Böhmen
[* 20] hier und da bis zu 50
m), in verschiedenen Unterabteilungen
der
Tertiärformation,
[* 21] z. B. in Norddeutschland,
Böhmen und am Nordrande der
Alpen.
[* 22] Das Material zur
Bildung der Braunkohle haben die
Koniferen,
[* 23]
Palmen,
[* 24]
Laubhölzer und Torfmoore der genannten geolog.
Periode geliefert, deren abgestorbene Reste unter dem durch
eine
Bedeckung von Sand undThon bewirkten
Abschluß der Luft einem außerordentlich langsamen Vermoderungs-(Verkohlungs-)Prozesse
unterworfen wurden.
Die Braunkohle befinden sich in sehr verschiedenen Stadien dieser Umwandlung. Durch weitern Fortschritt derselben
entstanden, indem sich das
Bitumen mehr und mehr verflüchtigte, nacheinander
Steinkohlen,
Anthracit und endlich Graphit, welch
letzterer aber nur noch im Sauerstoffgebläse brennbar ist. Daher kommt es, daß diese Reihenfolge der
Umwandlungszustände gewöhnlich zugleich dem geolog.
Alter der fossilen
Kohlen entspricht, d. h. die Braunkohle pflegen zwischen jüngern
Ablagerungen aufzutreten als die
Steinkohlen, der
Anthracit ist gewöhnlich noch älter als die
Steinkohle, und der Graphit findet
sich in der Regel zwischen den ältesten Gesteinsbildungen.
Lokal finden aber Ausnahmen von dieser Altersreihe statt, weil der Umwandlungsprozeß nicht überall
gleichmäßig vorgeschritten ist. Eine scharfe Grenze zwischen und
Steinkohle besteht deshalb nicht immer, oft vermögen nur
die geolog. und paläontolog. Verhältnisse des Vorkommens Anhaltspunkte für die Bestimmung einer fossilen
Kohle zu liefern.
Es läßt sich in dieser Hinsicht sagen, daß jede fossile
Kohle, die jünger als Kreide
[* 25] ist und in Formationen
über derselben vorkommt, «Braunkohle» zu nennen ist, dagegen jede
Kohle, die in Formationen sich findet, die älter sind
als Kreide, mit
«Steinkohle» zu bezeichnen ist.
Von der
Schwarz- oder
Steinkohle unterscheidet sich die Braunkohle, wie schon ihrName erkennen läßt, durch ihre
braune Färbung, die aber allerdings bei den einzelnen Sorten von gelbbraun bis schwarzbraun schwankt. Es giebt sogar
Kohlen
von ganz schwarzem Ansehen, die man dennoch ihrer Natur nach zu den Braunkohle rechnet, weil sie beim Zerreiben ein
braunes Pulver geben, während das Strichpulver der Schwarzkohle
(Steinkohle) und des
Anthracits stets schwarz
ist.
Ihrer chem. Zusammensetzung nach unterscheidet sich die Braunkohle von der Schwarzkohle
und dem
Anthracit durch ihren geringern Gehalt an
Kohlenstoff und
Stickstoff und ihren viel größern Bitumengehalt. Dies ist
zugleich der
Grund, warum sie leichter, mit Flamme und stärkerm
Rauch und
Geruch verbrennt, und mit Kalilauge
gekocht, diese braun färbt, was bei jenen viel bitumenärmern
Kohlen nicht der Fall ist.
Von den verschiedenen Sorten von Braunkohle sind die wichtigsten folgende:
1) gemeine dichte auch wohl Stückkohle genannt, mit mattem, erdigem
Bruch und brauner
Farbe;
2) erdige (auch wohl
Streichkohle genannt, weil man sie für die Benutzung zur Feuerung in Formen streicht),
braun und
¶
mehr
zerreiblich;
3) Pechbraunkohle, sehr dicht, dunkelbraun bis schwarz, im Bruch glänzend wie Pech;
4) Lignit oder bituminöses Holz,
[* 27] mit deutlich erhaltenem Holzgefüge, zuweilen noch als Holz verarbeitbar, häufig
zusammenhängende Baumstämme bildend;
5) Blätterkohle, Papierkohle oder Dysodil, aus dünner, blattartiger Pflanzenmasse zusammengesetzt und danach leicht trennbar;
6) Moorkohle, torfähnlich, filzig, oft sehr unrein, auch wohl übergehend in sog.
Alaunerde, aus der man Alaun
[* 28] darstellt. - Sowohl der Gehalt an verbrennlichen Bestandteilen als der Aschengehalt (letzterer
zum Teil von erdigen Beimengungen herrührend) ist bei den einzelnen Braunkohlensorten sehr ungleich, und hauptsächlich
danach bestimmt sich ihr Brennwert. (Über genauere Zusammensetzung und die Brennwerte einzelner Braunkohlensorten
s. Heizmaterialien.)
Braunkohle finden sich in bald größern, bald geringern Mengen in allen Ländern der Erde. In Deutschland,
[* 29] wo die Braunkohle durchschnittlich
geringwertig ist, zieht sich, von Posen
[* 30] und Schlesien
[* 31] ausgehend, am Abhange des mitteldeutschen Gebirgszuges ein 2 bis 20 Meilen
breiter Braunkohle führender Gürtel
[* 32] quer durch das Reich bis an den Rhein, und darüber hinaus bis in die Nähe
von Aachen
[* 33] und bis nach Trier.
[* 34] Durch bessere Braunkohle zeichnen sich aus die Bezirke von Zittau, von Halle
[* 35] und Weißenfels
[* 36] (den Hauptplätzen
der Mineralölindustrie), sodann Braunschweig,
[* 37] Cassel und einige Bezirke der Rheinprovinz.
[* 38] Von hervorragender Bedeutung, sowohl
durch die sehr bedeutende Mächtigkeit, wie durch ausgezeichnete Beschaffenheit der Kohle ist das große
Becken im nördl. Böhmen, das sich von Eger
[* 39] bis zur Elbe erstreckt und unter den bis jetzt bekannten Vorkommnissen noch heute
das berühmteste Braunkohlengebiet repräsentiert. Die Braunkohle lagert hier so wenig tief unter der Erdfläche,
daß vielfach Tagebau möglich ist.
Die Anwendbarkeit der Braunkohle als Brennstoff ist beschränkter als die der Steinkohle. Sie ist namentlich zu Rostfeuerungen sowie
als Heizmaterial für Stubenöfen brauchbar. In neuerer Zeit stellt man aus der auch Leuchtgas
[* 40] und Heizgas dar. Durch trockne Destillation
verarbeitet man die Braunkohle, namentlich die in der ProvinzSachsen
[* 41] und in Schlesien vorkommende «Schwelkohle»,
auf Paraffin,
[* 42] Solaröl, Karbolsäure, Kreosot und ähnliche Produkte. Zur Farbenbereitung ist der Braunkohlenteer, zum Unterschiede
von dem Steinkohlenteer, nicht geeignet.
Die
übrigen Länder sondern in ihrer Montanstatistik meist nicht die Braunkohle von der Steinkohle, sodaß von ihnen die Höhe der
Braunkohlenförderung nicht angegeben werden kann.
Vgl. Unger, Die Verwertung der Braunkohle als Feuerungsmaterial (Weim. 1863);
Zincken, Die Physiographie der Braunkohle (Hannov. 1867; Ergänzungen
dazu, Halle 1871);
Neumann, Die Vergasung erdiger Braunkohle zum Betriebe der Schmelz- und Brennöfen (ebd. 1873);