(spr. brakassah),JacquesRaymond, franz. Tiermaler,
geb. zu
Bordeaux,
[* 2] trat 1825 in die École des beux-arts daselbst und erhielt in demselben Jahre für sein Gemälde:
Jagd des Meleager (Museum von
Bordeaux), den zweiten Rompreis.
Vor allem widmete er sich der
Tiermalerei und errang damit große
Erfolge.
Hervorragend ist: Der Stierkampf (1837; Museum von Nantes),
[* 3] Viehweide in
Burgund (1843; Museum
in
Leipzig)
[* 4] und Eine Kuh von
Wölfen angefallen (1845).
spartan. Feldherr der ersten Hälfte desPeloponnesischenKrieges.
Gleich zu Anfang des
Krieges 431
v. Chr. rettete er die Stadt
Methone in
Messenien, die die
Athener wegzunehmen versuchten. Nach den Unglücksfällen
der Spartaner bei
Sphakteria und Pylos veranlaßte er die Ephoren, ihn mit einem
Heere nach
Thrazien zu senden, um mit macedon.
Hilfe die dortigen athenischen Besitzungen zum
Abfall zu bewegen, was ihm auch gelang. Da boten die
Athener
zwei
Heere nacheinander, das eine unter
Nicias, das andere unter
Kleon gegen ihn auf. In der
Schlacht bei
Amphipolis 422, in der
Brasidas siegte und
Kleon fiel, wurde auch Brasidas tödlich verwundet; sterbend ward er nach
Amphipolis gebracht, wo
er begraben wurde. Noch lange ward er als
Heros verehrt, und ihm zu Ehren wurden jährliche Kampfspiele und Opferfeste veranstaltet.
Litteratur, ursprünglich ein über den Atlantischen Ocean verpflanztes
Reis der portugiesischen, das
sich, wie die brasil. Nationalität, langsam entwickelte, aber erstarkte
und im 19. Jahrh. schöne und eigenartige
Früchte getrieben hat. Die ersten
Keime einer litterar. Kultur gelangten bald nach
der Kolonisierung des
Landes durch die
Jesuiten nach
Brasilien.
[* 6] Als
Vorläufer ist der Missionar und Jesuitenpater José de Anchieta
zu betrachten, der während seines Aufenthalts in
Südamerika
[* 7] (1553-97) als
Apostel und
Lehrer zahlreiche
Schriften in lat., span. und Tupisprache, aber auch portug.
Briefe, Gedichte und dramat.
Mysterien verfaßte.
Ungefähr gleichzeitig tritt
Bento Teixeira
Pinto als Dichter auf; seine «Prosopopéa» ist sehr selten geworden.
Die Reihe der eigentlich brasil. Dichter beginnt mit den
Brüdern Eusebio und Gregorio de Mattos, die
in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. lebten und noch Nachahmer portug.
und span.
Muster waren, wenn auch Gregorio, der bedeutendste von ihnen, in einzelnen
Poesien vaterländische
Stoffe behandelte
und einen brasil.
Ton anschlug.
Anflug von örtlicher Färbung haben hie und da auch die
Dichtungen ihrer Nachfolger, unter
denenManoel Botelho de Oliveira (1636-1711) hervorragt.
Nächst der Satire ward schon das
Drama mit Vorliebe gepflegt. Als
Bahia
[* 8] 1720 Sitz des Vicekönigs wurde, bildeten sich nach
der
Sitte der Zeit daselbst gelehrte
Vereine und schönwissenschaftliche
Akademien, so die Academia Brazilica dos Esquecidos
1724-25 und die Academia dos Renascidos 1759-60; doch erhielt die Litteratur dadurch eine höfische und
akademische
Richtung und den panegyrischen
Stil. In jene Zeit gehören der Dichter
FreiManoel de
Santa-MariaItaparica (geb. 1704)
und der Geschichtschreiber Sebastião da
Rocha Pitta (1660-1738), deren Werke bereits deutlich lokale Färbung tragen.
Nach Verlegung der Residenz des Vicekönigs nach Rio
[* 9] de Janeiro (1763) ward dies bald ein neuer Mittelpunkt
für
Bildung und Kultur. Unter den höfisch-gelehrten und schöngeistigen
Akademien, die entstanden, gewann die Arcadia ultramarina
(von
Manoel Ignacio da Silva Alvarenga und José Basilio da Gama 1779 nach dem
Muster der röm. Arcadia [s.
Arkadier] gegründet)
tonangebenden Einfluß auf die litterar.Entwicklung. Inzwischen regte sich in dem rasch aufblühenden
Minas-Geraes ein nachhaltiges Streben nach größerer polit. Unabhängigkeit vom Mutterlande, dessen
Träger
[* 10] Mitglieder einer
eigenen Dichterschule
(Poetas mineiros) wurden. Von dieser ging der Anstoß aus, sich auch litterarisch von
Portugal
[* 11] loszulösen.
Die neue
Richtung trat anfangs nur schüchtern, allmählich aber immer deutlicher hervor. Man schloß
sich an die gerade in der portug.
Poesie herrschenden Formen an, suchte jedoch den
Dichtungen lokale Färbung und Ausdruckswese
zu verleihen und schöpfte die
Stoffe aus
Brasiliens Natur,
Sitten und Geschichte. Namentlich begann man die Ureinwohner zu
berücksichtigen. Dadurch charakterisieren sich schon die beiden ersten namhaften epischenDichtungen
von Brasilianern:
«Uruguay»
[* 12] von Basilio da Gama (1740-95) und «Caramurú» von
Frei José de
Santa-Rita Durão (1736-84). In beiden herrscht zwar die Abhängigkeit vom Mutterlande und dessen kultureller
Einfluß noch insoweit vor, als die
Siege der portug. Waffen
[* 13] und die Erfolge der
Kolonisation gefeiert werden; aber der
Nachdruck,
womit beide die Eigentümlichkeiten vaterländischer Natur und Lebensweise hervorheben, die
Teilnahme,
die sie den Eingeborenen zuwenden, zeigen, wie das
Bewußtsein brasil. Nationalität erwacht.
Dies spricht sich, wenn auch nicht in gleichem
Maße, doch schon bemerkbar auch in den lyrischen
Dichtungen der Schule von
Minas-Geraes aus, wie in den
Poesien des ClaudioManoeldaCosta (1729-90), des
Mulatten da Silva Alvarenga
(1740-1814), Ignacio José de Alvarenga
Peixoto (1748-93) und des alle an Begabung übertreffendenThomasAntonio Gonzaga (1744-1809),
dessen
«Lyras» und «Marilia de
Dirceu» volkstümliche Modinhas (Lieder) enthalten. Von gleichzeitigen Lyrikern aus dem übrigen
Brasilien verdienen Erwähnung der
Mulatte Domingos
Caldas Barboza (1740-1800),
dessen
«Viola de Lereno»
so echt populäre
Töne anschlägt, daß seine kleinen Vierzeiler noch heute im Munde des
Volks leben; ferner Francisco de
Mello Franco (1757-1823),
Bento de Figueiredo Aranha (1769-1811) und der Schuster Joaquim José da Silva.
Mit der Übersiedelung des portug.
Hofs nach Rio 1808 beginnt eine neue Epoche der polit.
EntwicklungBrasiliens.
Doch erst mit der völligen Unabhängigkeit des amerik. Kolonialreichs vom Mutterlande 1822 wird auch in der Litteratur der
Grund zur Selbständigkeit gelegt. Die ersten drei Decennien dieses Jahrhunderts bilden die Übergangszeit zur dritten
Periodeder Zunächst entwickelte sich eine christl.
Richtung derPoesie, die, vom kath.
Glauben der Nation
begeistert, diesem, mit
Ausschluß der bis dahin in der
Poesie herrschenden klassischen Mythologie,
Stoffe und
Bilder entnahm.
Die
Spitzen dieser
Richtung waren
Antonio Pereira de
SousaCaldas (1762-1814) und
Frei Francisco de
São-Carlos (1763-1829, Verfasser
eines religiösen
¶
die zugleich als Kanzelredner glänzten. Unter ihren Nachfolgern ist José
Eloy Ottoni (1764-1851) hervorzuheben. Neben dem religiösen begann sich fast gleichzeitig das nationale Element geltend
zu machen, in patriotischen und eigentlich polit. Gedichten. Viele Dichter waren Staatsmänner, und alle polit. Parteiansichten
suchten in der PoesieAusdruck. So der Minister José Bonifacio de Andrada e Silva (s. d.), der, besonders
durch patriotisch-polit. Poesien ausgezeichnet, in etwas sentimentalen Liebesliedern in den Fußstapfen des Filinto Elysio
geht, und dessen Zeitgenosse, der Marineminister Francisco Vilella Barboza, Marquis von Paranaguá (1769-1846), dessen «Cantata
á primavera» und einfach schöne Elegie auf den Tod seines Freundes Dom Pedro I. zu den Perlender gehören.
Der Justizminister Manoel Alves Branco (1797-1855), weniger bedeutend als Dichter, ist bekannt als Verfasser einer schwärmerischen
Freiheitsode (á liberdade). Hervorragendes leistete der Diplomat und Senator Domingos Borges de Barros (1783-1855), der von
Liebe und Schönheit sang. Sonst sind unter den Dichtern dieser Zeit der Kanonikus Januario da Cunha
Barboza (1780-1846) wegen seiner beschreibenden Schilderung der reizenden InselNictheroy, Gualberto Ferreira wegen seiner «Georgicas
brasileiras» und der Diplomat Alvaro Teixeira de Macedo (1807-49) besonders wegen des komisch-satir.
Epos «A festa de Baldo» hervorzuheben. Während Francisco do Monte Alverne (1784-1858) alle Vorgänger
in der Kanzelberedsamkeit übertraf («Obras oratorias», Rio 1852),
bekundeten sich Marianno José Pereira da Fonseca, Marquis
von Maricá (1773-1848),
in epigrammatischen Maximen («Collecção completa das maximas, pensamentos e
reflexões», Rio 1850) und der auch als Sprachgelehrter und Lexikograph verdiente Antonio de Moráes e Silva (1756-1820) durch
geschmackvolle Übersetzungen als vorzügliche Prosaisten. Zahlreiche andere, weniger bekannte und weniger bedeutende Schriftsteller
traten diesen zur Seite.
Mit der festern Gestaltung Brasiliens als unabhängiges Kaiserreich unter Dom Pedro II. nahm die einen immer selbständigern
Aufschwung. Während die Dichter aus der Zeit Dom Pedros I. sich in der Form nicht von den Portugiesen
zu entfernen wagten, zeigt sich bei einigen jüngern Dichtern, Vorläufern der Romantik, die unmittelbar aus franz. Quellen
schöpften, so bei Francisco Bernardino Ribeiro (1814-37), Antonio Augusto de Queiroga (1811-55) und seinem Bruder João Salomé
(1810-82), bei Maciel Monteiro (1804-68), AraujoVianna (1793-1875) u. a. schon bewußtes Streben, sich
von dieser Fessel loszumachen.
Vollständig gelang dieses erst Domingos José Gonçalves de Magalhães, Visconde de Araguaya (1811-82), der mit seinen «Suspiros
poeticos e Saudades» (1836) das erste größere Werk der neuen Brasilianischen Dichterschule lieferte, die, herangebildet
unter den Einflüssen einesteils des erwachten Nativismus, andernteils des Romanticismus (den Magalhães gründlich
in Frankreich kennen gelernt hatte), als wahrhaft nationale betrachtet werden kann, wenn man auch die mit ihnen beginnende
Epoche, genau wie die entsprechende in allen europ. Litteraturen, die (dritte) Periode der Romantik nennen muß (1830-70). Die
«Suspiros» wie die bald folgenden «Mysterios»
enthalten manches Schöne.
Als sein Meisterwerk gilt
das Gedicht «Napoleão em Waterloo».
[* 16] In demselben romantischen Geiste trat Magalhäes bahnbrechend auch als Dramatiker und Epiker auf. Er war der erste Brasilianer,
der durch Originalwerke, wie die Tragödien«Antonio José» und «Olgiato», eine Bühnenwirkung, erzielte,
während er als Epiker, besonders in «Die Verbündeten von Tamoyos», den Nativismus
zum vollen Ausdruck brachte und, nun durch keine Rücksicht auf die Portugiesen gehemmt, die freien Eingeborenen
feierte.
Unter den Mitkämpfern und Nachfolgern von Magalhães sind hervorzuheben Manoeli de Araujo Porto-Alegre (s. d.), der im beschreibenden
Gedichte («As Brasilianas» und «Colombo»)
[* 17] das Vorzüglichste leistete,
Antonio Gonçalves Dias (s. d.), der bedeutendste unter den neuern brasil.
Lyrikern, der auch als Epiker Beachtung verdient, und Joaquim Manoel de Macedo (s. d.), der mit Erfolg
als Tragödiendichter auftrat, als Romanschriftsteller aber bahnbrechend ward.
Manoel Odorico Mendes (1799-1864) galt, was Klassicität der Sprache
[* 18] und Eleganz des Versbaues betrifft, zwar lange als Meister
aller brasil. Dichter, doch hat man selbst in seinem Vaterlande bald
das Unnatürliche, Pedantische seiner latinisierenden und gräcisierenden Wortzusammensetzungen erkannt und zum Glück nicht
nachgeahmt, was in einem brasil. Homer («Iliada», «Odysse»)
und Virgil («Eneida», «Georgicas»)
noch allenfalls, in Originalwerken aber nicht erträglich war.
Andere geschätzte Dichter der neuesten Zeit sind, außer dem jung verstorbenen, reich begabten ManoelAntonioAlvares de Azevedo (1831-52) und Luis José Junqueira Freire (1832-55), der vielseitige Joaquim Norberto de Souza e Silva
(geb. 1820), der fruchtbare Antonio Gonçalves Teixeira e Souza (1812-61), dessen «Canticos lyricos»
nicht weniger volkstümlich sind als seine zahlreichen und sehr beliebten, mit hyperromantischem Stoffe überfüllten Romane
(«O filho do pescador» und «A
providencia»); ferner der durch Fabeln bekannte Joaquim José Teixeira, der Lustspieldichter Luis Carlos Martins Penna, Laurindo
José da Silva Rebello, Pedro de Calasans (1836-74),
Casimiro de Abreu (1837-54),
dessen «Primaveras» große Hoffnungen erweckten,
Bernardo José da Silva Guimarães (1827-85),
der als Lyriker, mehr aber noch durch Sittengemälde und Romane
Ruhm gewann («O Garimpeiro», «Isaura»
u. s. w.). In der Periode des Konstitutionalismus entwickelte sich neben der geistlichen die politische Beredsamkeit, und bei
ihrer großen Begabung dafür konnten die Brasilier sich bald so ausgezeichneter Parlamentsredner rühmen wie der BrüderAntonioCarlos und Martim Francisco Andrada, des José Bonifacio de Andrada e Silva (1826-64), des Lino Coutinho,
des Vicomte von Jequitinhonha u. a. Als Geschichtschreiber haben nächst Norberto da Silva
besonders João Manoel Pereira da Silva («Varões illustres dos tempos coloniaes» und
«Historia da fundação do Imperio Brazileiro»),
Um 1870 vollzog sich in Brasilien ein Umschwung vom Romantischen zum Realistischen, der allem Anscheine nach der vierten Periodeder (die neuerdings auch durch den Übergang zur Republik [1889] beeinflußt wird) Charakter und Namen geben wird. Verfechter
der neuen naturalistischen, wissenschaftlichen und kritischen Richtung ist ganz
¶