Pyromanie, angeblich ein besonderer krankhafter
Trieb, mit dem eine ältere unwissenschaftliche
Anschauung das häufige Vorkommen von Feueranlegen seitens jugendlicher und meist in der
Entwicklung zurückgebliebener Individuen
zu erklären suchte, wo oft ein zureichendes Motiv für die verbrecherische Handlung zu fehlen scheint. Mit diesem
Triebe
ist indes offenbarer
Mißbrauch getrieben worden, da es nicht zweifelhaft ist, daß in der Mehrzahl der
bekannt gewordenen Fälle
Bosheit, Rachsucht,
Furcht vor
Strafe oder andere egoistische Beweggründe die
Hand
[* 2] des Brandstifters
geführt haben.
Allein nicht immer handelt es sich um unmoralische
Subjekte, sondern um Schwachsinnige oder mit Wahnvorstellungen und
Sinnestäuschungen
behaftete Geisteskranke (Verrückte, Epileptische), die keine klare
Vorstellung von der Bedeutung ihrer
verbrecherischen That haben und daher mehr oder weniger unzurechnungsfähig erscheinen. Vor allen nimmt eine Art Geisteskranker
gewissermaßen, um sich eines quälenden innern Drucks zu entäußern, zu dem
Mittel der
Brandstiftung oft ihre Zuflucht, nämlich
Heimwehkranke. Es sind dies meist entschieden schwermütige, oder noch anderweit (nerven-) kranke, in der
Entwicklung zurückgebliebene oder auch gestörte, ungebildete
Personen, vorzugsweise dem weiblichen Geschlecht angehörig
und in der für den Gemütszustand so einflußreichen Pubertätsperiode stehend, die in ungewohnten Verhältnissen sich schmerzlichem
Nachsinnen über ihre
Lage hingeben und, nicht selten dann auch noch durch
Gehörs-Hallucinationen (z. B.
Stimmen von
Verwandten) oder Angstzufälle getrieben, wie zu andern Gewaltthaten, so besonders oft zur
Brandstiftung als der Nächstliegenden
und einfachsten greifen. In diesen Fällen ist der Brandstiftungstrieb nur Teilerscheinung einer noch in andern
Symptomen sich kundgebenden
Geisteskrankheit. Die
Aufstellung als eine besondere Art geistiger Erkrankung
(Monomanie, s. d.) ist unbegründet.
Enevold,Graf, Günstling
Struensees, geb. 1738 zu Kopenhagen,
[* 3] ward 1764
Assessor im Höchstengericht, 1769 Kammerherr,
bald Intendant der königl. Schauspiele, endlich
Graf und Geheimrat.
Trotz seiner geistigen Unbedeutendheit und Roheit zum
Gesellschafter des geisteskranken Königs
Christian VII. auserlesen, wurde er nach dem
SturzeStruensees mit in dessen Prozeß
verwickelt und mit ihm hingerichtet. (S.
Struensee.)
Heinr. von, preuß.
General der Infanterie, geb. 1789 zu Laki in Westpreußen,
[* 4] studierte seit 1805 die
Rechte
zu Königsberg,
[* 5] wurde 1807 Fähnrich bei einem der neuformierten provisorischen
Bataillone, erhielt aber schon nach dem Frieden
von
Tilsit,
[* 6] weil seine
Heimat dem Großherzogtum Warschau
[* 7] einverleibt worden, den
Abschied, trat 1808 als
Lieutenant in die Weichsellegion und kämpfte mit Auszeichnung in
Spanien.
[* 8] Im
Kriege gegen
Rußland 1812 wurde Brandt zum
Kapitän-Adjutant-Major
befördert.
Bei
Leipzig
[* 9] schwer verwundet, fiel er in russ. Gefangenschaft und wurde mit
Zwangspaß nach seiner
Heimat geschickt. Als diese
an
Preußen
[* 10] fiel, erbat er seinen
Abschied und wurde im preuß. 10. Infanterieregiment als
Kapitän angestellt,
kam dann nach
Berlin
[* 11] als
Lehrer am Kadettenkorps und an der
Allgemeinen Kriegsschule.
In den Generalstab versetzt, wurde Brandt 1831 bei
dem an der poln. Grenze unter Gneisenau aufgestellten
Beobachtungskorps verwendet, schloß in demselben Jahre zu
Straßburg
[* 12] mit dem
poln.
General Woroniecki die Übereinkunft ab, infolge deren die poln.
Armee die preuß. Grenze
überschritt und die Waffen
[* 13] niederlegte. 1838 wurde Brandt
Chef des Generalstabs des 2.
Armeekorps in
Stettin;
[* 14] seit dem Mai 1848 Brigadecommandeur,
leitete er 1848 das
Gefecht von
Xions und wurde im Juli zum
Unterstaatssekretär im Kriegsministerium (Pfuel)
unter
Auerswald ernannt, mit dem er jedoch bald abtrat. 1849 wurde er in die Erste Kammer, 1850 für das Volkshaus in
Erfurt
[* 15] gewählt, in demselben Jahre Kommandant von
Posen,
[* 16] 1853 Generallieutenant und Divisionscommandeur und nahm 1857 den
Abschied
als
General der Infanterie.
Seitdem lebte in
Berlin, wo er, für die dritte Legislaturperiode zum
Abgeordneten erwählt, in allen Fragen
mit der Regierung ging. 1862 zum Präses der
General-Ordenskommisson ernannt, starb Brandt Erschienen sind von ihm
u. a.: «über
Spanien mit besonderer Hinsicht auf einen etwanigen
Krieg» (Berl. 1823),
«über die Wiedereinführung der Dragoner
als Doppelkämpfer» (ebd. 1823),
«Ansichten über die Kriegführung im
Geiste der Zeit» (ebd. 1824),
«Handbuch
für den ersten Unterricht in der höhern Kriegskunst» (ebd. 1829),
und aus seinem Nachlaß:
«Aphorismen über bevorstehende
Veränderungen in der
Taktik»
(ebd. 1868). Das interessanteste seiner Werke sind die nach seinem
Tode herausgegebenen Memoiren «Aus dem Leben des
Generals
H. von Brandt» (2. Aufl., Berl. 1870).
Heinr.
Franz, Medailleur, geb. in La Chaux-de-Fonds im
SchweizerKanton Neuenburg,
[* 19] kam im 18. Jahre
nach
Paris
[* 20] zu dem Stempelschneider Droz. In seinem 24. Jahre erwarb er den ersten großen Preis in der
Stempelschneidekunst
mit einem
Theseus, der die Waffen des
Vaters auffindet, welche
Arbeit noch in der Zeichnung die
Manier der
Französischen Schule zeigte. Nachdem Brandt mehrere Jahre in
Rom
[* 21] gelebt hatte, kam er 1817 nach
Berlin als
Medailleur der königl.
Münze. Er wurde 1824 Professor und Mitglied der
Akademie der Künste in
Berlin und starb Vorzüglich sind die
Medaillen
auf
Luther und
Calvin; eineMedaille zur
Erinnerung an den Aufschwung des preuß. Postwesens; eine andere
zur 150jährigen Gedächtnisfeier der
Stiftung der evang.
Kirche der franz. Auswanderer in
Berlin, u. s. w. Die
Berliner
[* 22] Münze
verdankt ihm die Einführung eines verbesserten Prägungsverfahrens.
Joh. Friedr. von, Zoolog, geb. zu
Jüterbog,
[* 23] studierte seit 1821 inBerlinMedizin und
Botanik, wurde dann Assistent am Anatomischen Museum
daselbst und habilitierte sich 1828 als Privatdocent an der
BerlinerUniversität, ging aber 1831 nach
Petersburg,
[* 24] wo er Professor
der Zoologie und vergleichenden
Anatomie an der Medico-Chirurgischen
Akademie war. Er starb zu
Petersburg. Von seinen
Werken sind hervorzuheben: «Flora Berolinensis» (Berl. 1825),
«Abbildung und
Beschreibung der in
Deutschland
[* 25] wild wachsenden und in Gärten im
Freien ausdauernden Giftgewächse» (mit
Phöbus und Ratzeburg, ebd. 1838),
Joseph von, poln. Maler, geb. zu Szczebrzeszyn bei Warschau, wandte sich während seiner Ingenieurstudien
in Paris der Kunst zu, trat 1862 in die MünchenerAkademie und dann in das Atelier von FranzAdam. Er entwickelte
eine lebhafte Thätigkeit als Darsteller von Gefechten, Lagerscenen meistens aus dem poln. Kriegsleben älterer Zeit, wobei
er das ethnogr. Moment in den Typen scharf hervorzuheben und die prächtigen Nationalkostüme für den Effekt seiner Bilder
wohl zu verwerten weiß.
Sein Kolorit ist reich, meist grau gestimmt, die Zeichnung sicher. Schon sein erstes größeres Bild: Angriff
der Polen unter Sobieski auf das türk. Lager
[* 27] bei Wien
[* 28] (1873; im Besitz des Kaisers von Österreich),
[* 29] ließ die hervorragende Begabung
des Künstlers erkennen. Vorerst war er jedoch glücklicher in kleinern Werken, wie in dem Kriegsgesang der ukrainischen
Kosaken (1874; Museum in Königsberg), oder in dem Pferdemarkt in einem podolischen Dorfe (1875; Berliner
Nationalgalerie), oder in dem schwedisch-poln. Reitergefecht aus der Zeit des Dreißigjährigen
Krieges (StuttgarterGalerie), als in dem großen Bilde Tatarenkampf (1878; Berliner Nationalgalerie).
Seitdem gelangte Brandt zu immer größerer Klarheit und Bestimmtheit und einem harmonischen Kolorit, wie es sowohl sein Kriegsgenre
im Überfall eines türk. Vorpostens durch poln. Reiter, im Kampf um die Fahne, in den Kosaken auf der
Fährte,
[* 30] als auch im ländlichen Genre von poln. Fuhrwerken, Juden, Märkten u. s. w. auszeichnet, wovon ein Poln. Fuhrwerk (1877;
Museum zu Breslau),
[* 31] eine Ausfahrt zur Jagd (1883; Museum zu Leipzig) und Kosakenpferd im Schneesturm (1885;
NeuePinakothek in München)
[* 32] zu nennen sind. Auf der Internationalen Kunstausstellung zu Berlin 1891 sah man von ihm zwei Gemälde:
Ein Siegeslied, Pferdefang mit dem Lasso. Brandt lebt in München.
Karl, Theatermaschinist, geb. zu Darmstadt,
[* 33] bildete sich hier in den technischen Schulen für seinen
Beruf vor und genoß den Unterricht Dorns in Darmstadt und Schütz' in München. 1847 wurde er Maschinenmeister
am Königstädtischen Theater
[* 34] zu Berlin, 1849 am Hoftheater seiner Vaterstadt, wo er bis zum Tode, wirkte. Brandt gehörte
zu den genialsten Bühnentechnikern. Zahlreiche Einrichtungen großer Opern (z. B. der «Afrikanerin» und
der «Königin von Saba») und Ausstattungsstücke auf
in- und ausländischen Theatern gingen von ihm aus; 1857-81 schuf er solche für 24 große Bühnen. Für Richard WagnersTheater
in Bayreuth
[* 35] leitete er die scenische Anlage und führte die Scenerie des «Parsifal» noch im Modell aus.
- Sein Sohn Fritz Brandt ward nach dem Tode des Vaters Maschinendirektor bei den Parsifal-Aufführungen in
Bayreuth.
Marianne (eigentlich Marie Bischof), Sängerin, geb. in Wien, erhielt am dortigen Konservatorium
Unterricht, wurde 1867 für Graz,
[* 36] 1868 für die Berliner Hofoper engagiert und ging 1882 an die Deutsche
[* 37] Oper in Neuyork.
[* 38]
Die Brandt besitzt eine Altstimme von so ungewöhnlichem Umfang, daß ihr selbst Sopranpartien trefflich gelingen.