Principien, welche Kēschab ganz und gar aus der Leitung verdrängte, sich dagegen der gemäßigten Sekte unter Dēbēndra
näherte und mit dieser gemeinschaftlich das 50jährige Fest der Stiftung des Somādsch feierte. Kêschab starb 1885. Als
Versuch europäisch gebildeter Hindus, zwischen den verschiedenen Religionen zu vermitteln und dem religiösen Nationalismus
eine bestimmte Form zu geben, verdient der auch in Europa Beachtung.
Johs., Komponist, geb. zu Hamburg, Sohn eines am dortigen Stadttheater angestellten Kontrabassisten,
erhielt Unterricht (Klavierspiel und Komposition) hauptsächlich von Eduard Marxsen in Altona, bildete sich aber wesentlich
durch energische Privatstudien. 1847 trat er zum erstenmal als Pianist öffentlich auf. Eine begeisterte
Verehrung für Rob. Schumann führte 1853 zu persönlicher Bekanntschaft mit diesem Meister, der den jungen Künstler durch
eine höchst günstige Kritik in der «Neuen Zeitschrift für Musik» in die Kunstwelt einführte.
Seine ersten Werke (Klavierstücke und Lieder) wurden 1854 in Leipzig gedruckt. Nachdem an verschiedenen
Orten Deutschlands und der Schweiz gelebt und eine Reihe von Werken, besonders Klavier- und Kammermusik, komponiert hatte, ging
er 1862 nach Wien, wo er seitdem seinen Wohnsitz hat. Anfangs dirigierte er die Wiener Singakademie, 1872‒74 die Konzerte
der Gesellschaft der Musikfreunde und lebt seitdem als Privatmann, nur der Komposition sich widmend. Bis 1890 hat
(in über hundert Werken) Musik aller Gattungen veröffentlicht: ein- und mehrstimmige Lieder und Gesänge, 2 Serenaden für
Orchester, Variationen für dasselbe, 2 Sextette für Streichinstrumente, 2 Klavierkonzerte, Sonaten für Klavier allein, für
Klavier mit Violoncello, für Klavier und Violine, Klaviertrios, Klavierquartette und Klavierquintette, Variationen
und kleinere Stücke für Klavier («Ungarische Tänze»); ferner «Rinaldo» (Kantate für Tenorsolo,
Männerchor und Orchester),
«Rhapsodie» (aus Goethes «Harzreise im Winter») für Altsolo, Männerchor und Orchester,
und seine Hauptwerke: «Ein deutsches Requiem» für Soli, Chor und Orchester (1868),
«Schicksalslied» (von Hölderlin),
«Triumphlied»
und «Nänie», alle drei für Chor und Orchester, «Gesang der Parzen», ein Violinkonzert, ein Konzert für
Violine und Violoncello, vier Sinfonien (in C-moll, D-dur, F-dur und E-moll) und zwei Ouverturen («Tragische Ouverture» und «Akademische
Fest-Ouverture», letztere als Dank für die ihm von der Universität Breslau verliehene Würde eines Ehrendoktors). Schon in
seinen frühesten Werken trat Brahms mit großer Selbständigkeit und Eigentümlichkeit hervor;
durch die Tiefe und Wahrheit seiner Empfindung, durch gewählten Ausdruck und durch meisterhaften formalen Aufbau hat er seinen
Werken das Gepräge einer seit Beethoven ganz vereinzelt dastehenden Individualität gegeben. Seine Sinfonien sind die bedeutendsten
der nach-Beethovenschen Zeit. –
Vgl. Deiters, J. Brahms (Lpz. 1880);
Vogel, Joh. (in den «Musikheroen
der Neuzeit», Bd. 4, ebd. 1888);
E. Krause, J. in seinen Werken (Hamb. 1892);
Nagel, J. Brahms als Nachfolger Beethovens (Lpz. 1892).
(brâhûî), ein von den iran. Belutschen, den Bewohnern des größten Teils von Belutschistan verschiedener
Volksstamm, welcher namentlich m den gebirgigen Teilen von Kelat wohnt. Die Brahui, ihrer Sprache nach mit den
über Südindien verbreiteten
Dravidavölkern (s. Dravida, Indische Sprachen) verwandt, sind die Urbewohner des Landes und dort
der Überrest jener Rasse, welche vor der Einwanderung der Arier über Indien und Iran das erstere sowie auch den südöstl.
Teil des letztern bewohnte. Die Alten kennen diese Rasse als die «schlichthaarigen
Äthiopen» zum Unterschied von den «wollhaarigen libyschen Äthiopen».
Neben ihrer zum Dravidastamm gehörigen Sprache unterscheiden sich die auch durch ihren physischen Typus von den Belutschen.
Besondere Merkmale: die kräftige, gedrungene Gestalt, olivenfarbige Haut, das platte Gesicht mit schwarzem, dünngesäetem
Bart. Die Brahui sind Nomaden, sie sind offen und gastfreundlich, aber auch räuberisch und
blutdürstig. –
Vgl. F. Pottinger, Travels in Beloochistan (Lond. 1816);
Ch. Masson, Narrative of various journeys in Beloochistan
(ebd. 1842);
ders., Narrative of a journey to Kalat (ebd. 1843);
Bellew, From the Indus to the Tigris (ebd. 1874);
MacGregor,
Wanderings in Balochistan (ebd. 1883);
Alla Bux, Handbook of of the Birouhi language (Kurrachee 1877);
E. Trumpp, Grammatische
Untersuchungen über die Sprache der Brahui (Münch. 1881).
(spr. brehd), James, engl. Arzt, geb. 1795 in der Grafschaft Fife (Schottland), war erst Arzt bei den Bergwerken
von Leads-Hill in Lanarkshire, beschäftigte sich dann viel mit Chirurgie und mit der Behandlung von Nervenkrankheiten
und ließ sich später in Manchester nieder. Hier machte er 1841 durch einen Zufall die Entdeckung, daß das längere Anstarren
eines glänzenden Gegenstandes einen eigentümlichen schlafartigen Zustand, den sog. Hypnotismus, hervorrufe, und widmete
fortan seine ganze Thätigkeit der Erforschung desselben und seiner Anwendung zur Heilung von Nervenleiden,
sodaß er als der eigentliche Entdecker des Hypnotismus (s. d.) zu betrachten ist.
Ihm zu Ehren wurde der hypnotische Schlaf von Durand de Gros auch als Braidismus bezeichnet. Doch fanden seine Forschungen,
trotz der bestätigenden Empfehlungen des berühmten Physiologen Carpenter (1853), wenig Beachtung, bis
sie erst neuerdings durch erneute Untersuchungen vollinhaltlich bestätigt wurden. Braid starb in Manchester.
Er selbst veröffentlichte über seine Entdeckung: «Neurypnology, or the rationale of nervous sleep, considered in relation
with animal magnetism» (Lond. u. Edinb. 1843),
«Observations on trance: or human hybernation» (ebd. 1850). Ein Teil seiner Schriften wurde von Preyer
u. d. T. «Der Hypnotismus» (Berl. 1882) übersetzt. –
Vgl. Preyer, Die Entdeckung des Hypnotismus (ebd. 1881).
1) Kreis im östl. Teile der Walachei im Königreich Rumänien, 4310 qkm groß mit (1889) 118731 E. – 2) Hauptstadt des gleichnamigen
Kreises, früher Festung, an der Linie Barbos-Braila-Buzau der Rumän. Staatsbahnen, auf dem linken Ufer der Donau, 15 km oberhalb
der Einmündung des Sereth in diese. Einer der Arme der hier wieder vereinigten Donau bildet den wichtigen Hafen (bis 1883 Freihafen).
Braila ist nächst Galatz der
mehr
bedeutendste Ausfuhrplatz für das Getreide der Walachei (1884 liefen 4602 Schiffe mit 813 066 t aus), zählt 46 715 E., meist
Griechen und Bulgaren, hat gut gepflasterte Straßen, 13 Kirchen, 2 Synagogen und 1 Gymnasium und ist Ausgangspunkt der Dampfschiffahrt
nach Konstantinopel. In Braila sind Österreich-Ungarn, Griechenland und Türkei durch Konsuln vertreten. In den
Türkenkriegen der letzten Hälfte des 18. Jahrh. wurde die Stadt mehrmals von den Russen belagert und eingenommen, nach der
Einnahme von 1770 niedergebrannt. Im Frieden zu Küčük-Kainardža von 1774 erhielten es die Türken zurück, die es nun auf
europ. Weise befestigten. Doch mußte sich Braila 1828 nach tapferer Verteidigung an die Russen ergeben.