405 (s.
Dschain). Auch die Anfänge des Mönchtums bilden sich in dieser Zeit aus. Die Norm für den Priester ist der
Veda,
der in priesterlichem
Sinne gedeutet wird, und der Priester selbst tritt an die
Spitze der Gesellschaft, als der «Gott auf
Erden». Der Buddhismus und Dschainismus bezeichnen verschiedeneArten der Reaktion gegen diese
Lehre,
[* 2] und
unter ihrem Einflusse, sowie dem natürlichen Verlangen des
Volks nach einem greifbarern Gott als dem unpersönlichen brahman
bildete sich die dritte
Stufe der brahmanischen
Religion heraus, der Neo-Brahmanismus oder
Hinduismus (s. d.).
Name des dritten Hauptstroms von
Indien. Der Lauf desselben zerfällt in drei verschieden
genannte
Teile oder
Abschnitte, einen obern, mittlern, untern. Nur diesem letztern, innerhalb
Indiens gelegenen
Teil kommt eigentlich
der von den europ. Geographen auf den ganzen
Strom übertragene
NameBrahmaputra zu. Derselbe entspringt im westl.
Tibet, unter 31°
30' nördl.Br. und 82° 5' östl. L., am nördl. Fuße des Himalaja, östlich
von dem heil. See Manassarowar (s. d.), an dessen Westseite
die
Quellen des Indus und Satladsch gelegen sind, und durchströmt, Jaru, Jaru-Sangpo-tsiu, Matschang-Sangpo oder bloß Sangpo
genannt, genau in der
Richtung von W. nach O., nördlich gleichlaufend mit derKette des Himalaja, das
südl.
Tibet in 1650 km. Seine beträchtlichsten Nebenflüsse in diesem obern
Teile seines Laufs, sämtlich auf seinem linken
oder nördl. Ufer gelegen, sind, von W. nach O. gezählt, der Tschatra-Sangpo, der Raka-Sangpo
und der Kiho oder Kischo, an welchem Lhassa, die Hauptstadt von
Tibet, gelegen ist.
Hierauf macht der Brahmaputra im südöstl.
Teile von
Tibet eine
Krümmung gegen O., durchbricht alsdann, seinen
Lauf von N. nach S. nehmend, unter dem
NamenDihong (Dihang) das hochgelegene, sich an das östl. Ende des Himalaja anschließende,
unzugängliche und wenig bekannte Alpenland und tritt als in die ind. LandschaftAssam ein.
Daß der Dihong
wirklich eine Fortsetzung des Sangpo und die mittlere
Strecke des Brahmaputra sei, ist erst durch die
Reisen ind.
Pandits, durch die
von T. T. Cooper («The Mishmee Hills: an account of a journey made in an attempt to penetrateThibetfromAssam etc.», Lond.
1873),
durch R.
GordonsBericht über die «Hydrography and Hydraulics of theIrawadi», sowie durch
Kapitän
Harmans
Reise längs des Sangpo wahrscheinlich gemacht. Nach seinem Eintritt in
Assam vereinigen sich mit ihm, von Norden
[* 4] kommend,
der Sanßiri und der Dibong, sowie von O. sich in ihn ergießend der Lohit (Brahmakund), den man früher
für den obern Lauf des Brahmaputra hielt. Diese Vereinigungsstelle liegt unter 27° 50' nördl.
Br. und 95° 20' östl. L. Hier nimmt der Brahmaputra die
Richtung von O. nach
SW. an, durchströmt ganz
Assam in der Länge von 570 km,
umzieht hierauf unterhalb der Stadt Goalpara in einem gegen
SW. gerichteten
Bogen
[* 5] das Garogebirge, tritt
alsdann in die Ebene von
Bengalen ein und durchströmt diese zuerst in südl., später in südöstl.
Richtung. Nach einem Laufe von 386 km erhält er den
Namen Meghna, empfängt 40 km weiter unten einen
Teil des
Ganges und tritt
nach einem Laufe von noch 144 km mit drei, zur
Bildung des östlichsten
Teils der
Sundarban mitwirkenden
Hauptmündungen in das
Meer. Der Brahmaputra ist durch seinen
Inselreichtum sowie durch
An- und Abschwemmung von Land im großartigsten
Maßstabe ausgezeichnet. Seine ganze Länge beträgt 2888 km, also genau soviel wie die des Indus, der Flächeninhalt seines
Thals 395435 qkm. H.
Schlagintweit fand den Brahmaputra bei
Gauhati, 26° 9' nördl.
Br. und 91° 45' östl. L., 1509 m
breit und 23,930 m tief. Er berechnete, daß in einer Sekunde 25330 cbm Wasser vorbeiflössen. Wie der
Ganges als weibliche
Gottheit, wird der Brahmaputra als männliche, als Sohn desBrahma, von den
Hindu für heilig gehalten und verehrt.
Außer von den Dampfschiffen zweier engl. Gesellschaften wird der Brahmaputra von
einheimischen Segelschiffen befahren.
gewöhnlich bloß
Brahmahuhn genannt, ist dem
Cochinchinahuhn (s. d.) sehr ähnlich, doch stattlicher
und schöner und unterscheidet sich wesentlich von diesem durch den dreireihigen, seicht ausgezackten Kamm, den
sog. Erbsenkamm.
Größe des Hahns 65–70 cm, selten darüber, Gewicht 5–7,5 kg;
Brahmosomāj, ist der
Name einer religiösen Sekte
Indiens, welche 1830 von demBrahmanenRām Mōhan Roy (geb. 1774 bei
Bardwān in
Bengalen, gest. 1833 zu
Bristol) gegründet wurde zu dem Zwecke, sich ohne besondere
Kultusformen zu erbauen und unter
Annäherung der verschiedenen
Religionen Menschenglück zu befördern,
Tendenzen, welche in
Indien nicht neu waren und bereits
KaiserAkbar beschäftigt hatten.
Ram Mōhan Roys Nachfolger wurde 1843 Dēbēndra
Nath Tagōre, welcher einem reinen
Deismus huldigte, während der später hinzugetretene Kēschab Chander
Sēn sich zu einem
geoffenbarten
Deismus bekannte, wie er mehr dem religiösen als dem spekulativen Bedürfnis des
Menschen entspricht.
Kēschab brach entschieden mit dem
Hinduismus; aber die von ihm angestrebten weitgehenden
Reformen (Aufhebung der
Kasten, obligatorische Ablegung der Brahmanenschnur, namentlich aber eine größere
Freiheit auf dem Gebiete der
Eheschließung)
bewirkten eine Spaltung der Gemeinde in eine konservative Partei unter Dēbēndra und eine Fortschrittspartei unter Kēschab.
Letzterer trat nun an die
Spitze der Reformbewegung, welche durch Missionare in verschiedene Gegenden
Indiens getragen wurde,
sodaß es 1876 bereits 128 zu dieser Sekte gehörige Gemeinden gab.
Die
Andachten derselben bestehen darin, daß an den
SonntagenAbschnitte aus dem
Veda, dem
Avesta, der
Bibel
[* 7] oder dem
Koran vorgelesen
und daran Disputationen geschlossen werden. Auch hatte Kēschab 1870 die
Reform-Association zu Kalkutta
[* 8] gegründet zur
Beförderung
eines mäßigen und moralischen Lebens, zur
Verbreitung der Litteratur und zur
Hebung
[* 9] des Loses der Frauen,
zu welchem letztern Zwecke der 1872 durch Petition von der Regierung erlangte Native MarriageAct
(Anerkennung der
Civilehe
in gewissen Fällen) besonders beitragen sollte. Indessen führte der immer ausgeprägtere Hang Kēschabs zum
Mysticismus
sowie die von ihm zum
Ärger der Gemäßigten vollzogene Verheiratung seiner Tochter mit einem
Maharadscha
abermals eine Spaltung herbei, und es bildete sich 1877 eine neue Partei nach rein rationalistischen
¶
mehr
Principien, welche Kēschab ganz und gar aus der Leitung verdrängte, sich dagegen der gemäßigten Sekte unter Dēbēndra
näherte und mit dieser gemeinschaftlich das 50jährige Fest der Stiftung des Somādsch feierte. Kêschab starb 1885. Als
Versuch europäisch gebildeter Hindus, zwischen den verschiedenen Religionen zu vermitteln und dem religiösen Nationalismus
eine bestimmte Form zu geben, verdient der auch in Europa
[* 11] Beachtung.