Dogmatik der
Brahmanen (s. d.); sie sollen eine allgemeine Erklärung und
Begründung der Gebräuche des
Kultus sein. Sie enthalten
die ältesten Betrachtungen über Entstehung, Wert, Nutzen des Opfers und seiner einzelnen
Teile, die ältesten philos.
Spekulationen
in Prosa,
Upanishad (s. d.) genannt, und die ältesten, oft sehr wertvollen Legenden.
An jede der vier Samhitās der Veden schließen sich einige an, die aus verschiedenen vedischen Schulen
stammen.
Zum Rigveda gehören das «Aitarēya-Brāhmaṇa» (hg. mit
Übersetzung von Hang, 2 Bde.,
Bombay
[* 2] 1863, und neu von
Aufrecht,
Bonn
[* 3] 1879) und das «Kāushitaki oder Çāṅkhāyana-Brāhmaṇa» (hg. 1.
Tl.
Text von
Lindner,
Jena
[* 4] 1887); zum Samaveda
gehören eine große Zahl Brahmana, von denen acht bereits herausgegeben sind, meist kleine und junge Werke. Das umfangreichste
ist das «Tāṇḍyamahā-» oder Pañcaviṃça-Brāhmana" (hg. in der
«Bibliotheca Indica», 2 Bde.,
Kalkutta
[* 5] 1870-74); für die Geschichte des
Aberglaubens wichtig das «Sāmavidhāna-Brāhmaṇa» (hg. mit Kommentar
des Sāyana von
Burnell, Lond. 1873, außerdem in
Indien).
Zum schwarzen Jadschurveda ist ein Brahmana nach seiner
Anordnung nicht zu erwarten; ein solches findet sich auch nur in der jungen
Schule der Tāittirīyās, das «Tāittirīyā-Brāhmaṇa», Nachtrag zur
Samhitā (hg. in der «Bibl. Indica», 3 Bde.,
Kalkutta 1859-70). Zum weißen Jadschurveda gehört das «Çatapatha-Brāhmaṇa»,
das wichtigste aller Brahmana, weil wir aus keinem die
Entwicklung der religiösen
Anschauungen in priesterlichem
Sinne so scharf nachweisen können, wie aus diesem (hg. vonWeber mit
Auszügen aus dem Kommentar des Sāyana u. a., Berl.
u.
Lond. 1855);
Übersetzung begonnen von Eggeling, «Sacred Booka of the East», XII
u. XXVI (Oxf. 1882-85). ZumAtharvaveda gehört das «Gōpatha-Brāhmaṇa», ein junges Werk (hg.
in der «Bibl. Indica», Kalkutta 1872).
Wie
Agni (s. d.) ist auch ein Gott der Priester
und zwar eine Personifikation des brahman (s.
Brahma).
Auf an den nur wenige Lieder des Rigveda gerichtet
sind, werden die Thaten anderer
Götter übertragen, besonders die des Indra, mit dem zusammen er mehrfach angerufen wird.
im Sanskrit
Brāhmaṇa, nach franz. Schreibung oft auch
Braminen genannt, heißen die Mitglieder der obersten
der vier Kasten, in welche das ind.
Volk zerfällt. Sie sind von ältester Zeit an die Priester, Gelehrten
und Dichter. Als Hauspriester und Ratgeber der Könige sowie als
Ärzte und Astrologen haben sie von ältester Zeit an es
verstanden, sich zur maßgebenden
Stellung im
Staate emporzuschwingen. Die Gesetze heben ihre Heiligkeit und Unverletzlichkeit
hervor und rühmen Geschenke an sie als besonders verdienstlich.
Für den Fall der
Not ist ihnen auch gestattet
Handel zu treiben; heute werden viele auch
Soldaten. Das
Leben eines Brahmanen zerfällt dem Gesetze nach in vier
Stufen.
Die erste ist die des
Brahmacārin
(Brahmatschārin). Sie beginnt zwischen
dem 8. und 16. Lebensjahre und ist die Lehrzeit, während deren der Brahmane sich ganz dem
Studium der
drei Veden zu widmen hat. Sie dauert nach Manu (s. d.) 9 oder 18 oder 36 Jahre
oder so lange, bis der Brahmane die Veden gründlich kennt.
Andere Gesetzgeber geben andere
Zahlen an. Die zweite
Stufe ist
die des Gṛhasta, «Hausherrn».
Der Brahmane gründet sich einen Hausstand, heiratet
und hat die Pflicht einen Sohn zu zeugen, der nach
seinem
Tode den
Manen die Spenden darbringen kann. Wenn er Runzeln und graues
Haar
[* 6]
an sich sieht und
Kinder seiner
Kinder, beginnt
die dritte
Stufe, die des Vānaprastha. Er soll sein Haus und seine Familie verlassen, in den
Wald ziehen, sich
in ein Rindengewand oder das Fell der schwarzen
Antilope kleiden, auf der Erde schlafen, von
Wurzeln und
Früchten leben und
ausschließlich sich dem
Studium des
Veda und der Versenkung in den höchsten
Geist hingeben. Die vierte
Stufe, die des Saṃuyāsin
oder
Yati, ist nur eine
Steigerung der dritten. Der Brahmane soll jetzt in tiefem Schweigen verharren,
nur so viel Nahrung zu sich nehmen, als genügt, um das Leben zu fristen, und alle seine
Gedanken auf den höchsten
Geist richten.
Andere geben als vierte
Stufe die des Bhikshu an, wo der Brahmane bettelnd umherzieht.
Brahmini oder Wani, Küstenfluß inOrissa (Ostküste
Ostindiens), entsteht durch die
Vereinigung
des südl. Koil (engl.
South Koel, entspringt 23° 18½' nördl.
Br., 85° 6' östl.
L.) und des Sank (entspringt im Westen
des Distrikts Lohardaga); beide Quellflüsse strömen von den
Gebirgen an der Südgrenze von
Bihar. Vom Vereinigungspunkte
an fließt die Brahmani fast parallel der Mahanadi noch 385 km, bis sie unter 20° 47' nördl.
Br. und 86° 58½' östl. L. in zwei
Armen, dem
Dhamra-Ästuarium und dem Maipara-Fluß, bei der Landspitze Palmyras in den
Bengalischen Golf mündet.
die zweite
Phase der ind.
Religion, die der
Vedischen Religion (s. d.) folgt. Charakterisiert wird der
Brahmanismus durch das Hervortreten eines unpersönlichen
Gottes, dem die übrigen untergeordnet werden, die Ausbildung
der
Hierarchie und scharfe Scheidung der Kasten, den Opferdienst und die philos.
Spekulation innerhalb zahlreicher Schulen.
Die Anfänge zu diesem allen finden sich bereits im Rigveda. Die alte
vedische Religion wurde in ihren Hauptzügen beibehalten,
und man verehrte im wesentlichen dieselben
Götter.
Aber der Gottesdienst ist ein anderer geworden. Die Opfer sind zahlreicher und komplizierter, wie
sie der Jadschurveda voraussetzt,
und wenn in der alten Zeit der Dichter noch zweifelhaft sein konnte, welchen
Gott er mit Opfern verehren solle, und wer von
beiden der größere sei, Indra oder
Varuna, so ist dieser Zweifel jetzt erledigt. Das Ziel, nach dem
das priesterliche
Denken dieser Zeit hinstrebt, ist der
Glaube an das ewige, unwandelbare Eine, das jenseit der Welt liegt,
von dem der
Mensch ausgegangen ist, und zu dem er nach dem
Tode wieder zurückkehrt.
Dieses Eine nennt die
Spekulation mit zwei
Namen ātman («Selbst»,
«Geist») und brahman, von denen der letztere
das Übergewicht erlangte und die Fortsetzung des vedischen
Brahmanaspati ist. In dieser Zeit ist die
Lehre
[* 7] von der Seelenwanderung
(Sanskrit gati) ausgebildet worden, die besagt, daß der
Mensch sofort nach seinem
Tode wieder geboren wird, und daß
es von seinen Thaten (karman) abhängt, was aus ihm wird. Zur Ruhe von diesem ewigen
Kreislauf
[* 8] der
Geburten kommt nur der,
der sich frei macht von den
Fesseln, die ihn an diese Welt binden, dem Nichtwissen und dem Begehren, und sich in den Allgeist,
das brahman, versenkt. In dieserAuffassung trifft der Brahmanismus, abgesehen vom Ziel, ganz zusammen mit dem Buddhismus
(s. d.) und Dschainismus
¶
mehr
405 (s. Dschain). Auch die Anfänge des Mönchtums bilden sich in dieser Zeit aus. Die Norm für den Priester ist der Veda,
der in priesterlichem Sinne gedeutet wird, und der Priester selbst tritt an die Spitze der Gesellschaft, als der «Gott auf
Erden». Der Buddhismus und Dschainismus bezeichnen verschiedene Arten der Reaktion gegen diese Lehre, und
unter ihrem Einflusse, sowie dem natürlichen Verlangen des Volks nach einem greifbarern Gott als dem unpersönlichen brahman
bildete sich die dritte Stufe der brahmanischen Religion heraus, der Neo-Brahmanismus oder Hinduismus (s. d.).