prächtige, 1580 vollendete Uranienburg, zu deren Aufführung auch Brahe bedeutende
Summen verwendet. Eine
Beschreibung der von
ihm angewandten
Instrumente gab in «Astronomiae instauratae mechanica» (Wandsbeck 1598;
Nürnb. 1602). Gelehrte und Fürsten, unter andern
Jakob I. von England, besuchten Brahe auf seiner
Insel; viele Studierende umgaben
ihn und erhielten bei ihm Unterricht. Von den hier ausgeführten
Arbeiten und
Beobachtungen, die die aller
frühern Beobachter an Genauigkeit weit übertrafen, sind namentlich wichtig die Anfertigung eines Fixsternkatalogs und die
fortgesetzten
Beobachtungen der
Planeten.
[* 2] In mehrern dieser
Arbeiten half ihm seine Schwester
Sophia.
König
Friedrich II. belohnte ihn durch Geschenke, Gehaltserhöhung, Belohnungen und Ehrenbezeigungen.
Unter
Friedrichs Nachfolger,
Christian IV., gelang es aber den Feinden B.s, ihm den Aufenthalt auf Hven und dann, als er sich
nach Kopenhagen
[* 3] begeben hatte, das Vaterland so zu verleiden, daß er es 1597 mit seiner Familie auf immer verließ und 1599 in
die Dienste
[* 4] des
KaisersRudolf II. trat. Es ward ihm das kaiserl. Schloß Benátky in der Nähe
von
Prag,
[* 5] später ein großes Haus in
Prag eingeräumt, das
Rudolf in eine neue Uranienburg umzugestalten beabsichtigte. Doch
starb Brahe schon 24. Okt. (neuen
Stils) 1601. Die größten Verdienste erwarb er sich um die praktische
Astronomie,
[* 6] als deren eigentlicher
Gründer er betrachtet werden kann. Unter seinen astron. Werken, alle in lat.
Sprache,
[* 7] sind noch besonders die «Astronomiae
instauratae progymnasmata» (2
Tle., Kopenh. 1589;
Prag 1603: Frankf. 1610) zu nennen.
Die kostbare Sammlung seiner astron. und andern
Instrumente, die
KaiserRudolf II. kaufte, wurde nach der
Schlacht am
Weißen Berge größtenteils vernichtet; nur ein großer Sextant
[* 8] befindet sich noch in
Prag. Die große messingene
Himmelskugel,
die 5000 Thlr. gekostet haben soll, kam nach mancherlei
Schicksalen wieder nach Kopenhagen, wo sie beim
Brande des Schlosses 1728 unterging.
Ein von
Bissen modelliertes
Standbild wurde Brahe 1876 in Kopenhagen errichtet. B.s Leben beschrieben Gassendi
(Par. 1655), Helfrecht
(Hof
[* 9] 1798), Pedersen (Kopenh. 1838), Friis (ebd. 1878), der auch B.s Briefwechsel herausgegeben
hat (ebd. 1876 fg.), und Dreyer (Lond. 1890). Eine Anzahl seiner auf der
Baseler Universitätsbibliothek befindlichen
Briefe
veröffentlichte
Burckhardt
(Bas. 1887). -
Otto, Schriftsteller, geb. zu
Hamburg,
[* 13] studierte in
Berlin,
[* 14]
Straßburg
[* 15] und
Heidelberg
[* 16] Germanistik,
Philosophie
und Kunstgeschichte, promovierte 1879 in
Jena
[* 17] und wohnt seitdem als Schriftsteller und Kritiker in
Berlin. Seit 1889 leitete
Brahm den von ihm mitbegründeten
Verein«Freie Bühne» (s. d.) und begründete 1890 die
gleichnamige und gleiche
Tendenzen vertretende Zeitschrift. Er schrieb u.a.: «Das deutsche Ritterdrama des 18. Jahrhunderts»
(Straßb. 1880),
ein Wort der Sanskritsprache, das in der ind. Religionsentwicklung
eine große Rolle spielt. Das
Neutrum bráhman (Nominativ bráhma) bezeichnet ursprünglich die Fähigkeit, welche sich die
Priester zuschrieben, durch ihre Lieder und
Sprüche die
Götter zu stärken
und sie ihren Wünschen und denen der übrigen
Menschen geneigt zu machen. Es ist daher auch direkt soviel wie «Zauberspruch».
Ein Priester, der das bráhman kennt, heißt in der ältesten
Sprache bráhman (Maskulinum), später brāhmaṇa, wonach man
von
Brahmanismus, Brahmanentum
u. dgl. spricht.
Schon frühzeitig begannen die Priester über die Kraft
[* 18] des bráhman Betrachtungen
anzustellen,
und sie gelangten zu dem Resultate, daß das bráhma und damit auch der
Brahmane «Das Haupt
dieses
Alls», das bráhma «das edelste unter den
Göttern» sei.
Als Gott wurde das Brahma zunächst in
Brahmanaspati (s. d.) oder
Bṛhaspati personifiziert, an dessen
Stelle im Laufe der
Entwicklung,
wohl aber nur in den
Kreisen der Priester selbst, das neutrale Brahma als eine göttlicheSubstanz, als das
«Eine, Unvergängliche» trat. Damit zugleich trat der Brahman, der ursprünglich
nur eine untergeordnete Rolle spielte, an die
Spitze der übrigen Priester. In der
Religion des
Volks blieb an der
Spitze derGötter ein männlicher Gott, der Brahman (Nominativ brahmā), der zwar über allen andern
Göttern steht, sich aber
selbst nicht an deren Thaten beteiligt.
Einer seiner häufigsten
Namen ist Pitāmaha, «Großvater», und als solchen behandeln ihn die
Götter.
Da er die Zukunft weiß, so wenden sie sich an ihn, so oft sie in
Not sind, und er giebt ihnen das
Mittel an, wodurch
sie sich helfen können. So wird er gedacht als Leiter des
Schicksals, als
Lehrer der
Götter und als ihr
Herr; er gilt als Schöpfer und Regierer der Welt, Verfasser des
Veda und anderer Werke und bildet später mit
Çiva und Wischnu
eine Einheit, die
Trimūrti, «Dreieinigkeit». Er wohnt in seinem eigenen Himmel,
[* 19] dem
Brahmalōka, der als
Ort derGlückseligkeit namentlich den Kriegern in Aussicht gestellt wird, die in der
Schlacht mit dem
Gesicht
[* 20] gegen den Feind gefallen sind.
Einen eigenen
Kultus hat Brahma fast gar nicht gehabt; der einzige
Tempel
[* 21] des Brahma befindet sich heute in Pokhara, einem stark besuchten
Wallfahrtsort bei
Adschmīr. In alter Zeit wurde ihm alljährlich im Herbste ein Fest mit Tierkämpfen
und Ringspielen gefeiert. Dargestellt wird er mit vier
Köpfen und vier
Armen; in den vier
Händen hält er den
Veda, einen Opferlöffel,
einen Rosenkranz und eine Opferschale. Er sitzt entweder auf einem
Schwane oder auf einer Lotosblume, die dem Nabel
des Wischnu entsprießt. Als Frau des Brahma gilt Sarasvatī (s. d.).
-
Name der Werke, die als die zweite
Stufe der ältesten ind. Litteratur bildend (s.
Vēda) angesehen werden,
aber aus sehr verschiedenen
Zeiten stammen. Die Brahmana enthalten die älteste
¶
mehr
Dogmatik der Brahmanen (s. d.); sie sollen eine allgemeine Erklärung und Begründung der Gebräuche des Kultus sein. Sie enthalten
die ältesten Betrachtungen über Entstehung, Wert, Nutzen des Opfers und seiner einzelnen Teile, die ältesten philos. Spekulationen
in Prosa, Upanishad (s. d.) genannt, und die ältesten, oft sehr wertvollen Legenden.
An jede der vier Samhitās der Veden schließen sich einige an, die aus verschiedenen vedischen Schulen
stammen.
Zum Rigveda gehören das «Aitarēya-Brāhmaṇa» (hg. mit Übersetzung von Hang, 2 Bde., Bombay
[* 24] 1863, und neu von Aufrecht,
Bonn
[* 25] 1879) und das «Kāushitaki oder Çāṅkhāyana-Brāhmaṇa» (hg. 1. Tl. Text von Lindner, Jena 1887); zum Samaveda
gehören eine große Zahl Brahmana, von denen acht bereits herausgegeben sind, meist kleine und junge Werke. Das umfangreichste
ist das «Tāṇḍyamahā-» oder Pañcaviṃça-Brāhmana" (hg. in der
«Bibliotheca Indica», 2 Bde.,
Kalkutta
[* 26] 1870-74); für die Geschichte des Aberglaubens wichtig das «Sāmavidhāna-Brāhmaṇa» (hg. mit Kommentar
des Sāyana von Burnell, Lond. 1873, außerdem in Indien).
Zum schwarzen Jadschurveda ist ein Brahmana nach seiner Anordnung nicht zu erwarten; ein solches findet sich auch nur in der jungen
Schule der Tāittirīyās, das «Tāittirīyā-Brāhmaṇa», Nachtrag zur
Samhitā (hg. in der «Bibl. Indica», 3 Bde.,
Kalkutta 1859-70). Zum weißen Jadschurveda gehört das «Çatapatha-Brāhmaṇa»,
das wichtigste aller Brahmana, weil wir aus keinem die Entwicklung der religiösen Anschauungen in priesterlichem
Sinne so scharf nachweisen können, wie aus diesem (hg. vonWeber mit Auszügen aus dem Kommentar des Sāyana u. a., Berl. u.
Lond. 1855); Übersetzung begonnen von Eggeling, «Sacred Booka of the East», XII
u. XXVI (Oxf. 1882-85). Zum Atharvaveda gehört das «Gōpatha-Brāhmaṇa», ein junges Werk (hg.
in der «Bibl. Indica», Kalkutta 1872).