mehr
(34022 männl., 33474 weibl.) meist kath. E., darunter 186 Evangelische; 9953 Häuser, 14689 Wohnparteien in 43 Gemeinden mit 120 Ortschaften, und umfaßt die Gerichtsbezirke Bozen, [* 2] Kaltern, Kastelruth, Klausen, Neumarkt und Sarnthal. - 2) Bozen, Botzen, ital. Bolzano, Stadt mit eigenem Statut in der Bezirkshauptmannschaft Bozen, Hauptort des ehemaligen Etschkreises, in 262 m Höhe am Einfluß der Talfer in den Eisack und an der Linie Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr. Südbahn und an der Bahn Bozen-Meran (32 km), in einem Kesselthale, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreis- und eines Bezirksgerichts (546 qkm, 13 Gemeinden, 37 Ortschaften, 23139 E.), Dekanats, einer Handelskammer, eines Hauptzollamtes, Militärstationskommandos und hat 0,69 qkm und (1890) 11744 E., in Garnison (452 Mann) das 5. Feldbataillon des Tiroler Jägerregiments «Kaiser Franz Joseph» sowie das 5. Tiroler Landesschützenbataillon.
Die Stadt, durch einen großen, zugleich als Spaziergang dienenden Steindamm, sog. «Wassermauer», gegen die Überschwemmungen der Talfer geschützt, zeigt in ihrem innern Teile, der Altstadt, vielfach ital. Bauart, mit engen, aber reinlichen Gassen und geräumigen Laubengängen, insbesondere in der Hauptverkehrsader, der Laubengasse. Außer dem Obstplatz mit einem schönen Brunnen [* 3] verdient Erwähnung der Johannisplatz mit dem Denkmal Walthers von der Vogelweide von Natter und mit der herrlichen got. Hauptkirche aus dem 14. Jahrh., die, in drei Schiffe [* 4] geteilt, einen prachtvollen Hauptaltar mit Altarbild von Lazzarini und einen hohen, durchbrochenen, von Joh. Lutz 1519 vollendeten Turm [* 5] besitzt, und das Franziskanerkloster mit einem geschnitzten altdeutschen Altar. [* 6]
Hinter der Hauptkirche der schöne Friedhof mit Arkaden, die mit guten Fresken und Bildhauerarbeiten von Rainalter geschmückt sind. Sonst sind noch bemerkenswert das Merkantilgebäude, der Palast des Erzherzogs Rainer, der 1848 seinen Wohnsitz hier wählte und in der Hauptkirche beigesetzt ist, der Gasthof zur Kaiserkrone mit einem kleinen Theater, [* 7] das alte Postamt, das Deutschordenshaus und der im ital. Renaissancestil 1886 erbaute Bürgersaal. Am südwestl.
Ende der Stadt ist in letzter Zeit ein neues Stadtviertel mit schönen Anlagen, dem Stadtpark, Villen und Hotels entstanden. hat ein Kollegiat, Privatgymnasium, Staatsunterrealschule, Lehrerbildungsanstalt und Übungsschule, städtische Knaben- und Mädchenschule, Fachschule für Holzindustrie, kommerzielle Fortbildungsschule, Kleinkinderbewahranstalt, je ein Erziehungsinstitut für arme Knaben (Rainerum) und für Mädchen (Elisabethinum), drei Klöster, ein neues Spital und eine Sparkasse. Bozen ist der Mittelpunkt des Geschäftsverkehrs im deutschen Südtirol und Hauptort des Transithandels von Italien [* 8] nach dem Norden; [* 9] zugleich die Geburtsstätte des Wechsels.
Hauptartilel des Handels sind Wein, frisches und getrocknetes Obst, Gemüse und sonstige Produkte des bedeutenden Gartenbaues. Besondere Sorgfalt wird auf die Kultur des Obstes und Weins verwendet, die, vom milden Klima [* 10] begünstigt, die Haupteinnahmequelle der Umgegend bildet. Die Ausfuhr der Südfrüchte nach Norddeutschland und Rußland hat seit der Eröffnung der Brennerbahn (1866) einen außerordentlichen Aufschwung gewonnen. Für konservierte Früchte und Gemüse bestehen in Bozen zwei Fabriken mit ansehnlicher Ausfuhr nach der Schweiz, [* 11] Deutschland, [* 12] Rußland und Amerika. [* 13] Die Baumwollindustrie beschäftigt 200 Arbeiter.
In der Umgebung von Bozen liegen: der Kalvarienberg (Loretto), die Haselburg (404 m), Schloß Sigmundskron, jetzt Pulverdepot, mit schöner Aussicht über das Etschthal, die einst gefeierte Feste Runkelstein mit altdeutschen Fresken, die Abtei Gries mit einer schönen Kirche, durch Fresken und Bilder von Knoller geziert, jetzt ein wegen seiner geschützten Lage von Leidenden zum Winteraufenthalt viel benutzter klimatischer Kurort, endlich die Burgen [* 14] Maultasche und Greifenstein auf fast unersteiglichem Felsen, viele andere Schlösser und Burgruinen und die romantische Eggenthaler Schlucht. - Die Geschichte erwähnt Bozen schon unter den Römern (378), dann unter den Langobarden (680) und den Franken (740). Später war es der Sitz bayr. Grenzgrafen welfischen Geblüts, kam 1027 durch Schenkung Konrads II. an die Bischöfe von Trient, [* 15] wodurch es Gegenstand des Streites zwischen letztern und den Grafen von Tirol [* 16] wurde, bis es endlich 1363 unter österr. Hoheit fiel. -
Vgl. Trentinaglia, Bozen mit seiner Umgebung (Brixen 1868);
Noë, Bozener Führer (Bozen 1880);
Amthor, Bozen-Gries und Umgebung (3. Aufl., Augsb. 1884).