langen Laufe unterhalb
Drogheda in die Irische See. Der
Fluß ist berühmt durch den
Sieg Wilhelms III. von England über
Jakob II., der von
Irland aus mit franz. Hilfe seine Rückkehr zu erzwingen suchte. Am rechten Flußufer
erwartete
Jakob den von Norden
[* 2] anrückenden Wilhelm. Während durch den jungen Schomberg, der weiter stromauf
über den
Fluß setzte, ein
Teil der Streitkräfte abgelenkt wurde, drang dessen greiser
VaterGraf Schomberg mit der Hauptmacht
nach dem rechten Ufer. Er fiel, aber dem
Vorstoß hielt der Gegner nicht
Stand,
JakobsHeer war bald in voller Flucht, ein Versuch
der Rückkehr auf den
Thron
[* 3] damit gescheitert und Wilhelms
Krone dauernd befestigt.
oder
Boineburg, altes Adelsgeschlecht, dessen Stammhaus Boyneburg im
Kreis
[* 4] Rotenburg (Regierungsbezirk
Cassel) liegt.
Durch die
Brüder Heimbrod und Konrad zerfiel das Geschlecht 1221 in die beiden Hauptstämme von der
Weißen und von der
Schwarzen
Fahne, die beide noch inBlüte
[* 5] stehen. Der
WeißeStamm schied sich in der 14. Generation mit den
SöhnenJohannSiegmunds (gest. 1721) in zwei
Äste.
1) Der ältere, gestiftet von
JohannAdolf von Boyneburg (gest. 1763), erhielt Schloß und Gericht Stedtfeld im jetzigen
Kreise
[* 6] Eisenach
[* 7] und teilte sich in zwei Zweige, einen in derBurg zu Stedtfeld und einen im Oberhaus zu
Stedtfeld, die beide noch blühen.
2) Der jüngere
Ast, begründet von
LudwigBernhard von Boyneburg, zerfiel in die noch blühenden Zweige zu Deubachshof und zu Wichmannshausen.
Unter den ältern Gliedern des weißen
Astes sind zu nennen: Konrad (Kurt) von Boyneburg (s. d.) undJohannChristian
von Boyneburg (s. d.) zu Lengsfeld. Des letztern einziger Sohn,
Freiherr Philipp Wilhelm von Boyneburg, geb. zu Mainz,
[* 8] hatte
Leibniz zum
Lehrer und Führer auf seinen
Reisen, begann die diplomat. Laufbahn in mainzischen Diensten und erwarb sich als
Gesandter in
Wien
[* 9] die Gunst
KaiserLeopolds, der ihn zum Reichshofrat und Kämmerer ernannte. Nachdem er 1699 mit
Erfolg für die Vermählung
Josephs I. mit
Amalie von
Braunschweig-Lüneburg gewirkt hatte, nahm er 1702 die Statthalterschaft
zu
Erfurt
[* 10] an, das er zur
Blüte erhob. Er starb kinderlos. Mit ihm erlosch die gräfl. Würde, die er 1697 vomKaiserLeopold erhalten hatte.
Von der Ludwigschen Linie des
SchwarzenStammes ist zu erwähnen:
FreiherrMoritzHeinrich von Boyneburg, geb. Er wohnte,
seit 1807 in der westfäl.
Armee dienend, den meisten Feldzügen unter Napoleon I. bei, ging aber mit dem Regiment,
das er als
Oberstlieutenant befehligte, zu den
Österreichern über. In österr. Diensten wurde er 1832 Generalmajor
zu
Temesvár, 1842 unter
Beförderung zum Feldmarschalllieutenant Divisionär zu Ofen. Am übernahm er an Lederers
Stelle die Leitung des ungar. Generalkommandos, das er im Juli mit einer
Stellung in Galizien vertauschte. Einige Jahre darauf
trat er in den
Ruhestand und starb zu
Wien. - Ein Vetter von ihm,
FreiherrKarl Wilhelm von Boyneburg-Lengsfeld, geb.
gest. erhielt 1859 und 1860 in
Hessen-Darmstadt und
Sachsen-Weimar die Erlaubnis zur Wiederaufnahme der gräfl.
Würde und ward auch inBayern
[* 11] bei der Grafenklasse immatrikuliert. Sein Enkel,
GrafKarl Sigismund von
Boyneburg-Lengsfeld, geb. ist gegenwärtig Haupt des
gräfl.
Joh.
Christ. von, Staatsmann, geb. trat früh in die Dienste
[* 12] des Landgrafen von Hessen-Darmstadt,
war dann Gesandter bei der Königin Christine vonSchweden
[* 13] und sonst mit mannigfachen diplomat. Verhandlungen
betraut. Er trat dann in den Dienst des Kurfürsten von Mainz zur Vermittelung der Streitigkeiten des Erzstiftes mit den
benachbarten Fürsten nach dem Westfälischen Frieden. Für die Mitwirkung bei der
WahlLeopolds zum röm. König erhob ihn
Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrenstand. 1656 wurde Boyneburg katholisch, verfolgte den
Plan einer
Vereinigung der kath. und luth.
Kirche, wurde aber 1664, von einer gegnerischen Partei am kurfürstl.
Hofe verdächtigt, vom Kurfürsten gefangen gesetzt,
doch nach kurzer Zeit freigelassen. Er lebte fortan als Privatmann den Wissenschaften und starb zu Mainz. Mit
Leibniz befreundet, vermittelte er, daß dieser 1670
Rat beim höchsten Gericht des Kurfürstentums Mainz wurde.
B.s umfangreicher und wichtiger Briefwechsel ist hg. von
Struve
(Jena
[* 14] 1706), von Meelführer (Nürnb. 1703), von Gruber (2
Bde., Hannov.
u. Gött. 1715).
Konrad (Kurt) von, «Der
Kleine Hesse» genannt, berühmter Landsknechtsführer unter
KaiserKarl V.,
geb. 1494,
war in Diensten des
HerzogsUlrich von
Württemberg,
[* 15] dann in denen des Landgrafen Philipp von
Schwaben, nahm an dessen
Fehde gegen
Sickingen sowie an dem Feldzuge des schwäbischen
Bundes gegen
HerzogUlrich von
Württemberg 1519 teil. Darauf beteiligte
er sich 1521 an
SickingensFehde gegen
Trier
[* 16] und als Landsknechtsführer unter
Frundsberg an der
Schlacht
von Pavia (1525).
Frundsberg ernannte ihn 1526 zu seinem
Stellvertreter; bei dessen Erkrankung übernahm er 1527 den Oberbefehl
über etwa 12000 Landsknechte,
[* 17] mit denen er unter
Karl vonBourbonRom
[* 18] stürmte und Neapel
[* 19] entsetzte, wofür ihn
Karl V. 1530 zum
Ritter schlug. Boyneburg zeichnete sich dann bei der Eroberung von
Florenz
[* 20] und 1532 im
Kriege gegen die
Türken
aus und nahm dann an den weitern Feldzügen gegen die
Türken, gegen
Frankreich (1544), sowie am Schmalkaldischen
Kriege teil. 1557 half
er Philipp II. von
Spanien
[* 21] den
Sieg bei St. Quentin erfechten. Er starb zuSchelklingen Seine
Nachkommen wurden 1571 von
Kaiser Maximilian II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. -
(spr. bosdjech),Emanuel, czech. Dramatiker, geb. in
Prag,
[* 23] studierte daselbst
Philosophie, war einige Zeit Dramaturg des böhm.
Theaters, verfiel in Schwermut und hat seine
Wohnung verlassen, ohne bisher gefunden zu werden. Sein erstes
Lustspiel «König Cotillon» wurde 1867 aufgeführt. Dann folgte
das
Trauerspiel«Baron Görtz» (1868) und die
Lustspiele «Der Weltbeherrscher im Hauskleide»
(Napoleon I.),
«Die guten Freunde», «Die Prüfung
des Staatsmanns» (Minister
Kaunitz),
1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt in
Tirol,
[* 25] hat 1744,23 qkm, (1890) 67496
¶
mehr
(34022 männl., 33474 weibl.) meist kath. E., darunter 186 Evangelische; 9953 Häuser, 14689 Wohnparteien in 43 Gemeinden
mit 120 Ortschaften, und umfaßt die Gerichtsbezirke Bozen, Kaltern, Kastelruth, Klausen, Neumarkt und Sarnthal. - 2) Bozen, Botzen,
ital. Bolzano, Stadt mit eigenem Statut in der Bezirkshauptmannschaft Bozen, Hauptort des ehemaligen Etschkreises, in 262 m
Höhe am Einfluß der Talfer in den Eisack und an der Linie Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr. Südbahn und an der BahnBozen-Meran (32 km), in einem Kesselthale, ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreis- und eines Bezirksgerichts (546 qkm, 13 Gemeinden, 37 Ortschaften, 23139 E.),
Dekanats, einer Handelskammer, eines Hauptzollamtes, Militärstationskommandos und hat 0,69 qkm und
(1890) 11744 E., in Garnison (452 Mann) das 5. Feldbataillon des Tiroler Jägerregiments «KaiserFranzJoseph» sowie das 5. Tiroler
Landesschützenbataillon.
Die Stadt, durch einen großen, zugleich als Spaziergang dienenden Steindamm, sog. «Wassermauer»,
gegen die Überschwemmungen der Talfer geschützt, zeigt in ihrem innern Teile, der Altstadt, vielfach ital.
Bauart, mit engen, aber reinlichen Gassen und geräumigen Laubengängen, insbesondere in der Hauptverkehrsader, der Laubengasse.
Außer dem Obstplatz mit einem schönen Brunnen
[* 27] verdient Erwähnung der Johannisplatz mit dem DenkmalWalthers von der Vogelweide
von Natter und mit der herrlichen got. Hauptkirche aus dem 14. Jahrh.,
die, in drei Schiffe
[* 28] geteilt, einen prachtvollen Hauptaltar mit Altarbild von Lazzarini und einen hohen,
durchbrochenen, von Joh. Lutz 1519 vollendeten Turm
[* 29] besitzt, und das Franziskanerkloster mit einem geschnitzten altdeutschen
Altar.
[* 30]
Hinter der Hauptkirche der schöne Friedhof mit Arkaden, die mit guten Fresken und Bildhauerarbeiten von Rainalter geschmückt
sind. Sonst sind noch bemerkenswert das Merkantilgebäude, der Palast des Erzherzogs Rainer, der 1848 seinen
Wohnsitz hier wählte und in der Hauptkirche beigesetzt ist, der Gasthof zur Kaiserkrone mit einem kleinen Theater,
[* 31] das alte
Postamt, das Deutschordenshaus und der im ital. Renaissancestil 1886 erbaute Bürgersaal.
Am südwestl.
Ende der Stadt ist in letzter Zeit ein neues Stadtviertel mit schönen Anlagen, dem Stadtpark, Villen
und Hotels entstanden. hat ein Kollegiat, Privatgymnasium, Staatsunterrealschule, Lehrerbildungsanstalt und Übungsschule,
städtische Knaben- und Mädchenschule, Fachschule für Holzindustrie, kommerzielle Fortbildungsschule, Kleinkinderbewahranstalt,
je ein Erziehungsinstitut für arme Knaben (Rainerum) und für Mädchen (Elisabethinum), drei Klöster, ein neues Spital und
eine Sparkasse. Bozen ist der Mittelpunkt des Geschäftsverkehrs im deutschen Südtirol und Hauptort des Transithandels
von Italien
[* 32] nach dem Norden; zugleich die Geburtsstätte des Wechsels.
Hauptartilel des Handels sind Wein, frisches und getrocknetes Obst, Gemüse und sonstige Produkte des bedeutenden Gartenbaues.
Besondere Sorgfalt wird auf die Kultur des Obstes und Weins verwendet, die, vom milden Klima
[* 33] begünstigt,
die Haupteinnahmequelle der Umgegend bildet. Die Ausfuhr der Südfrüchte nach Norddeutschland und Rußland hat seit der Eröffnung
der Brennerbahn (1866) einen außerordentlichen Aufschwung gewonnen.
Für konservierte Früchte und Gemüse bestehen in Bozen zwei
Fabriken mit ansehnlicher Ausfuhr nach der Schweiz,
[* 34] Deutschland,
[* 35] Rußland und Amerika.
[* 36] Die Baumwollindustrie
beschäftigt 200 Arbeiter.
In der Umgebung von Bozen liegen: der Kalvarienberg (Loretto), die Haselburg (404 m), Schloß Sigmundskron, jetzt Pulverdepot,
mit schöner Aussicht über das Etschthal, die einst gefeierte Feste Runkelstein mit altdeutschen Fresken, die AbteiGries
mit einer schönen Kirche, durch Fresken und Bilder von Knoller geziert, jetzt ein wegen seiner geschützten
Lage von Leidenden zum Winteraufenthalt viel benutzter klimatischer Kurort, endlich die Burgen
[* 37] Maultasche und Greifenstein auf
fast unersteiglichem Felsen, viele andere Schlösser und Burgruinen und die romantische Eggenthaler Schlucht. - Die Geschichte
erwähnt Bozen schon unter den Römern (378), dann unter den Langobarden (680) und den Franken (740). Später
war es der Sitz bayr. Grenzgrafen welfischen Geblüts, kam 1027 durch Schenkung Konrads II. an
die Bischöfe von Trient,
[* 38] wodurch es Gegenstand des Streites zwischen letztern und den Grafen von Tirol wurde, bis es endlich 1363 unter
österr. Hoheit fiel. -
Vgl. Trentinaglia, Bozen mit seiner Umgebung (Brixen 1868);