um die Ausführung des Krümpersystems große Verdienste erworben hat. Er war Mitglied des
Tugendbundes und leitete das Militärinstitut
in dessen Königsberger Kammer. Boyen trat 1809 ins Kriegsministerium, hatte hervorragenden Anteil an den
Denkschriften von 1810 über
die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Unbrauchbarkeit des reinen Milizsystems, erhielt 1810 als Direktor
des
Allgemeinen Kriegsdepartements den Vortrag in Militärangelegenheiten bei dem Könige, nahm 1812, als
Preußens
[* 2]
Bündnis
mit
Frankreich zu stande kam, den
Abschied und ging, als Oberst 11. März entlassen, nach
Rußland.
Indes fand er sich nach kaum einem Jahre wieder in
Breslau
[* 3] beim König ein, ward Oberst im Generalstabe,
dann als Generalmajor
Chef des Generalstabes des I.
Armeekorps und wohnte allen folgenden
Schlachten
[* 4] und
Gefechten desselben
bei. Nach dem Frieden von
Paris
[* 5] trat er als
Staats- und Kriegsminister an die
Spitze der preuß. Militärangelegenheiten und
wurde 1818 zum Generallieutenant ernannt; sein Wirken als Kriegsminister wird durch eine Reihe organischer
Gesetze, darunter das vom über die
allgemeine Wehrpflicht bezeichnet. Er schrieb im Mai 1817 eine noch heute sehr
beachtenswerte
«Darstellung der Grundsätze der preuß. Kriegsverfassung» (nicht gedruckt). 1819 nahm
er, unzufrieden mit dem
Gange der preuß. Politik, seine Entlassung und zog sich ins Privatleben zurück. Er schrieb
hier: «Beiträge zur Kenntnis des
Generals von Scharnhorst» (Berl. 1833) und die Gegenschrift gegen Haugwitz' Memoiren
in der «Minerva» (Okt. 1837),
sowie den zur 25. Jahresfeier der
Stiftung der Landwehr gedichteten
Gesang «Der
Preußen
[* 6] Losung ist die Drei». König
Friedrich Wilhelm IV. berief sogleich nach seiner Thronbesteigung 1840 Boyen wieder
in den
Staatsrat, gab ihn als den
«Gründer der Landwehr» noch
vor der Huldigung dem aktiven Kriegsdienste zurück und erhob
ihn zum
General der Infanterie. Am ward Boyen Kriegsminister und seinem frühern
Patente nach Präsident des
Staatsministeriums, 1842 auch
Chef des 1. Infanterieregiments. Im Nov. 1847 erhielt er, wegen vorgerückten
Alters, den nachgesuchten
Abschied, ward zum
Generalfeldmarschall und Gouverneur des
Berliner
[* 7] Invalidenhauses ernannt und starb B.s
Namen trägt
die ostpreuß. Festung
[* 8] Boyen (s. d.) und das preuß.
Infanterieregiment Nr. 41. -
Mit Pétion stellte er sich nach der Thronbesteigung des
NegersDessalines an
die
Spitze der Farbigen. Beide halfen mit dem
Negergeneral
HeinrichChristoph 1806
Dessalines stürzen, verließen aber jenen, als sie sahen, daß er
sich selbst zum Herrscher machen wollte. Pétion stiftete jetzt im westl.
Teile der
Insel eine unabhängige Republik, und Boyer erhielt
das Kommando der Hauptstadt
Port-au-Prince und die Würde eines Generalmajors. Nach Pétions
Tode 1818 wurde er zum Präsidenten
der Republik erwählt, ordnete das
Finanzwesen, verbesserte die
Verwaltung und beförderte Künste und
Wissenschaften.
Nach dem
Tode Christophs vereinigte er 1820 den monarchischen
Teil der
Insel mit der Republik, 1821 das östliche, unter span.
Herrschaft gebliebene Gebiet, und erreichte 1825 die
Unabhängigkeitserklärung des jungen
Staates von seiten
Frankreichs um
den Preis von 150 Mill.
Frs.
Entschädigung. Boyer verwaltete von nun an die Republik Haïti mehr als 15 Jahre
im tiefsten Frieden, zog sich aber durch seine Politik, die auf die Unterdrückung der
Schwarzen zu Gunsten der Mischrasse
gerichtet war, viele Feinde zu. Infolge einer März 1843 ausgebrochenen Militärrevolution flüchtete Boyer auf ein
engl.
Kriegsschiff, das ihn nach Jamaika brachte; dort dankte er ab und begab sich später nach
Paris, wo er starb.
(S. Haïti.)
Seit 1881 ist er Professor des
Deutschen am Columbia
[* 17] College in Neuyork. 1873 erschien seine erste Erzählung aus dem norweg.
Leben, «Gunnar», im
«Atlantic Monthly» (neue Aufl. 1888; deutsch, Bresl. 1880
u. Lpz. 1887). Ferner veröffentlichte
er: «Tales from two hemispheres» (1875);
(spr. beul),Richard,Graf von
Cork, großbrit. Staatsmann, geb. in
Canterbury, studierte Rechtswissenschaft
und ging 1588 mit sehr geringen
Mitteln nach
Irland, um dort sein
Glück zu machen, wurde Regierungsfiskal
und schloß eine
¶
mehr
reiche Heirat, verlor aber in dem irischen Aufstand sein ganzes Vermögen. 1604 kaufte Boyle für einen äußerst geringen Preis
ein großes Besitztum in Irland, dessen Wert er durch seinen Unternehmungsgeist und seine Energie bald bedeutend vergrößerte.
Durch engl. Einwanderer, die er heranzog, hob er die Gewerbthätigkeit, legte mit großen Kosten
Landstraßen und Kanäle an, baute Häfen und Brücken
[* 19] und that alles, um die Erschließung und Entwicklung des Landes zu fördern. 1603 wurde
er zum Baronet erhoben, 1612 in den GeheimenRat von Irland berufen, 1616 zum Lord Boyle, 1620 zum Grafen von Cork und 1631 zum Lord-Schatzmeister
ernannt. Als solcher war er ein Gegner der gewaltthätigen Politik des GrafenStrafford. Die irische Rebellion
von 1641 fand ihren thatkräftigsten Gegner in ihm. Boyle starb Er verfaßte eine Beschreibung seines Lebens, abgedruckt
in BirchsAusgabevon Rob. Boyles (s. d.) Werken.
(spr. beul), Rob., brit. Naturforscher, Sohn des vorigen,
geb. zu Lismore in Irland, erhielt seine Erziehung vorzüglich in Genf
[* 20] unter franz. Leitung. Durch den Tod seines Vaters
in den Besitz eines beträchtlichen Vermögens gelangt, beschäftigte er sich auf seinem Landgute, dann in Oxford,
[* 21] wo er die
RoyalSociety mit stiftete, und in London
[* 22] mit Physik und Chemie. Wie Bacon hielt er die Erfahrung für den
einzig zuverlässigen Weg zur Wahrheit, und den von ihm unausgesetzt angestellten Versuchen verdankt man die erste genaue
Kenntnis vom Einsaugen der Luft bei Verkalkungen und Verbrennungen und von der Zunahme des Gewichts der Metalloxyde. Er entdeckte
das Gesetz über den Zusammenhang zwischen Druck und Volumen eines Gases (s. Boylesches Gesetz), verbesserte
GuerickesLuftpumpe
[* 23] und war überhaupt der erste, der die chem. Beschaffenheit der Luft in den Bereich
seiner Forschungen zog. Dabei besaß er eine lebhafte, öfters überspannte Phantasie, die sich besonders in seinen theol.
Arbeiten bekundet (Auszüge von Boulton, Lond. 1715). Er starb zu London und ward in der Westminsterabtei
begraben. Von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten sind «New Experiments physico-mechanical touching the spring of theair and its effects» (Oxf. 1660),
«Experiments and considerations touching colours» (ebd. 1663) und «Hydrostaticalparadoxes» (ebd. 1666) die wichtigsten. Gesammelt erschienen seine Werke zuerst in lat.
Sprache
[* 24] (Genf
1676). Vollständige Ausgaben lieferten Birch (5 Bde., Lond. 1744) und
Shaw (6 Bde., ebd. 1772).
(spr. beul), Roger, Sohn von Richard Boyle, geb.
zuerst Lord Broghill, ward, durch Cromwell für die Republik gewonnen, dem Protektor bei Unterwerfung Irlands behilflich. Von
Richard Cromwell in den GeheimenRat berufen, wirkte er trotzdem für die Restauration Karls II., der ihn 1660 zum Grafen Orrery
und irischen Lordrichter erhob. Letztern Posten legte er, des Hochverrats beschuldigt, nieder. Die letzten Jahre widmete
er litterar. Arbeiten, die zum Teil erst nach dem Tode veröffentlicht wurden, Sein Roman«Parthenissa»
(3 Bde., Lond. 1665) ist im Stil der Scudéry gehalten; auch schrieb er Trauerspiele, wie «Mustapha» (1667),