Bōy
(Boi), s. Flanell.
(Boi), s. Flanell.
Departamento im Nordosten der Republik Columbia, [* 2] grenzt im NO. und O. an Venezuela, [* 3] im SO. an das Territorium San Martin, im SW. und W. an Cundinamarca, im NW. an Santander, hat mit dem Territorium Casanare 86300 qkm und bietet in orographischer und klimatischer Beziehung die größten Gegensätze dar. Es umfaßt nämlich die Ostcordillere mit ihren Hochebenen, während der größere östl. Teil aus weiten, heißen Tiefebenen besteht, die von Zuflüssen des Orinoco bewässert werden.
Der westl. hohe Teil erzeugt europ. Cerealien in Menge und ist reich an Metallen, namentlich Kupfererzen, sowie an Edelsteinen. In den heißen Ebenen von Casanare bilden Pferde- und Rinderherden den Hauptreichtum; für den Anbau tropischer Kulturpflanzen fehlt es bis jetzt an Arbeitskräften und an Absatzwegen. Im ganzen sind 30500 qkm kultiviert. Boyacá hatte 1870 516940, 1881 702000 E., die größtenteils im westl. Hochlande zusammen wohnen. Die Hauptstadt ist Tunja (s. d.). Größer ist Chiquinquira (s. d.), ein berühmter Wallfahrtsort, in dessen Nähe beim Dorfe Muso oder Muzo in den für 10000 Pesos verpachteten Gruben schöne, sog. Peruanische [* 4] Smaragden gefunden werden. - Seinen Namen hat das Departamento von dem Dorfe Boyacá, südöstlich von Tunja, wo Bolivar durch seinen entscheidenden Sieg Neugranada endgültig von der span. Herrschaft befreite.
(frz., spr. bŏajoh), Ast, Schlag, die einzelne gerade Strecke einer Approche (s. d.).
(engl. to boycott), Boykottieren, ist ein Ausdruck, der 1880 im Zusammenhang mit der Agitation der Landliga (s. d.) in Irland entstand. Kapitän James Boycott, Verwalter eines Pachtguts im Westen von Irland, inmitten eines Distrikts, der im Herbst 1880 einer der Hauptherde der Landagitation war, weigerte sich standhaft, der Landliga beizutreten oder deren Geboten in Bezug auf Zahlung der Pachtrente Folge zu leisten. Zur Strafe für diese Widersetzlichkeit wurde er auf Beschluß der Liga systematisch von allem Verkehr mit der Umgegend ausgeschlossen, niemand durfte mit ihm verkehren oder handeln, bei ihm dienen oder arbeiten.
Boycott ließ sich nicht einschüchtern. Unter Truppenschutz brachte er mit fremden Arbeitern seine Ernte [* 5] ein, doch hielt er es, nachdem dies geschehen, für geraten, sein Gut zu verlassen. Das ähnliche Verfahren einer socialen Achterklärung wurde später gegen alle, Stadt- wie Landbewohner, die sich der Tyrannei der Landliga widersetzten, angewandt und nach dem Namen des Mannes, an dem es zuerst erprobt war, als Boycotten bezeichnet. Der Ausdruck ging dann auch in andere Sprachen über. - Das Boycotten von Gastwirten durch Socialdemokraten ist in oberlandesgerichtlichen Urteilen mehrfach als grober Unfug nach §. 360, Nr. 11 des Strafgesetzbuchs bestraft worden, insofern die Veröffentlichung solcher Sperrmaßregel durch die Presse [* 6] einen Druck auf das Publikum in seiner Gesamtheit ausübt, dasselbe einschüchtert und so die öffentliche Ordnung stört.
(spr. bohje), Kaspar Joh., dän. Dichter, geb. zu Kongsberg in Norwegen, [* 7] besuchte das Gymnasium zu Drontheim und studierte seit 1810 Theologie zu Kopenhagen. [* 8] 1818 wurde er Lehrer am Jonstrupschen Schullehrerseminar, 1826 Pastor zu Sölleröd auf Fünen, 1835 in Helsingör [* 9] und 1847 in Kopenhagen, wo er starb. Seinen Ruf als begabter Dichter begründete Boye durch ^[Spaltrenwechsel] sentimental-romantische Dramen im Stile Öhlenschlägers, unter denen als beste die Trauerspiele «Juta» (1823),
«Svend Grathe» (1824) und «Erik den Syvende» (1827) gelten, die sich auch in der von ihm veranstalteten Sammlung «Udvalgte poetiske Skrifter» (4 Bde., Kopenh. 1850‒51) finden. Von B.s übrigen poet. Arbeiten sind, außer einigen sehr populär gewordenen Dichtungen (wie die Ballade «Kirkeklokken i Farum», das Nationallied «Der er et Land, dets Sted er höit mod Norden» [* 10] u. s. w.),
«Aandelige Digte og Sange» («Geistliche Dichtungen», 4 Tle., Kopenh. 1833‒37; «Ny Samling», 2 Tle., 1840‒43) hervorzuheben, von denen er selbst eine 2. Ausgabe als «Psalmer» (fortgeführt von Baggesen und Holck, 3 Bde., 1847‒54) veranstaltete. Auch als Kanzelredner und Übersetzer Scottscher Romane ist Boye bekannt.
Ida, Romanschriftstellerin, geb. zu Bergedorf, lebt vermählt in Lübeck. [* 11] Sie schrieb die Novellen «Ein Tropfen» (Hamb. 1882),
«Getrübtes Glück» (ebd. 1884),
«Abgründe des Lebens» (Lpz. 1887),
«Malergeschichten» (ebd. 1892),
«Ein Kind» (ebd. 1892) und die Romane «Männer der Zeit» (ebd. 1885),
«Seine Schuld» (ebd. 1885),
«Dornenkronen» (Berl. 1886),
«Die Unversuchten» (Lpz. 1887),
«Ich!» (Stuttg. 1887),
«Fanny Förster» (ebd. 1888),
«Eine Lüge?» (Lpz. 1888),
«Nicht im Gleise» (ebd. 1890),
«Aus Tantalus' Geschlecht» (Berl. 1891),
«Lea und Rahel» (Lpz. 1892) und «Empor» (Berl. 1892).
kleine Festung [* 13] im Reg.-Bez. Gumbinnen, [* 14] unweit westlich der Kreisstadt Lötzen zwischen dem Löwentin- und Großen Mauersee am Lötzener Schiffahrtskanal gelegen, ist nach dem. Kriegsminister von Boyen (s. d.) benannt. Die Befestigung umfaßt den südlichen, vier Bastionen bildenden Hauptteil und das nördlich und höher gelegene Kernwerk von tenailliertem Grundrisse. Boyen ist Sperrfort für die Eisenbahn und Chaussee von der russ. Grenze über Lyk, Lötzen, Rastenburg nach Königsberg, [* 15] welche zur Zeit die einzig brauchbaren Kriegsverkehrsstraßen des südl. Teils von Ostpreußen [* 16] mit Königsberg und dem westl. Hinterlande bilden.
Leop. Herm. Ludw. von, preuß. Generalfeldmarschall, aus einer böhm. Adelsfamilie stammend, geb. als Sohn des Oberstlieutenants von Boyen zu Kreuzburg in Ostpreußen, trat 1784 als Gefreiter-Korporal in das Infanterieregiment Anhalt [* 17] und stieg bis 1799 zum Stabskapitän, nachdem er von 1794 bis Mitte 1796 im Kriege in Polen Adjutant des kommandierenden Generals von Günther gewesen war. (Vgl. seine «Erinnerungen aus dem Leben Günthers», Berl. 1834.) Als junger Offizier besuchte er die Provinzialkriegsschule in Königsberg i. Pr. und hörte die Vorlesungen von Kant und Kraus.
Als Stabskapitän verfaßte er 1799 für die «Jahrbücher der preuß. Monarchie» einen Aufsatz über die militär. Gesetze, schrieb 1800 und 1801 Denkschriften über Militärschulen und über Taktik sowie 1806 «Gedanken über den Krieg mit Frankreich», welche die Aufmerksamkeit des Königs derart erregten, daß er Boyen dem Generalstabe des Herzogs von Braunschweig [* 18] überwies. Bei Auerstädt [* 19] wurde Boyen schwer verwundet, fand aber in Weimar [* 20] im Steinschen Hause Pflege und Heilung, eilte nach Ostpreußen, wurde Anfang 1808 Major im Generalstabe und Mitglied der Militär-Reorganisationskommission, in der er stets die Gedanken Scharnhorsts vertreten und sich namentlich ¶
um die Ausführung des Krümpersystems große Verdienste erworben hat. Er war Mitglied des Tugendbundes und leitete das Militärinstitut in dessen Königsberger Kammer. Boyen trat 1809 ins Kriegsministerium, hatte hervorragenden Anteil an den Denkschriften von 1810 über die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Unbrauchbarkeit des reinen Milizsystems, erhielt 1810 als Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements den Vortrag in Militärangelegenheiten bei dem Könige, nahm 1812, als Preußens [* 22] Bündnis mit Frankreich zu stande kam, den Abschied und ging, als Oberst 11. März entlassen, nach Rußland.
Indes fand er sich nach kaum einem Jahre wieder in Breslau [* 23] beim König ein, ward Oberst im Generalstabe, dann als Generalmajor Chef des Generalstabes des I. Armeekorps und wohnte allen folgenden Schlachten [* 24] und Gefechten desselben bei. Nach dem Frieden von Paris [* 25] trat er als Staats- und Kriegsminister an die Spitze der preuß. Militärangelegenheiten und wurde 1818 zum Generallieutenant ernannt; sein Wirken als Kriegsminister wird durch eine Reihe organischer Gesetze, darunter das vom über die allgemeine Wehrpflicht bezeichnet. Er schrieb im Mai 1817 eine noch heute sehr beachtenswerte «Darstellung der Grundsätze der preuß. Kriegsverfassung» (nicht gedruckt). 1819 nahm er, unzufrieden mit dem Gange der preuß. Politik, seine Entlassung und zog sich ins Privatleben zurück. Er schrieb hier: «Beiträge zur Kenntnis des Generals von Scharnhorst» (Berl. 1833) und die Gegenschrift gegen Haugwitz' Memoiren in der «Minerva» (Okt. 1837),
sowie den zur 25. Jahresfeier der Stiftung der Landwehr gedichteten Gesang «Der Preußen [* 26] Losung ist die Drei». König Friedrich Wilhelm IV. berief sogleich nach seiner Thronbesteigung 1840 Boyen wieder in den Staatsrat, gab ihn als den «Gründer der Landwehr» noch vor der Huldigung dem aktiven Kriegsdienste zurück und erhob ihn zum General der Infanterie. Am ward Boyen Kriegsminister und seinem frühern Patente nach Präsident des Staatsministeriums, 1842 auch Chef des 1. Infanterieregiments. Im Nov. 1847 erhielt er, wegen vorgerückten Alters, den nachgesuchten Abschied, ward zum Generalfeldmarschall und Gouverneur des Berliner [* 27] Invalidenhauses ernannt und starb B.s Namen trägt die ostpreuß. Festung Boyen (s. d.) und das preuß. Infanterieregiment Nr. 41. -
Vgl. Die bedeutsamen Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls von Boyen. Aus seinem Nachlaß hg. von F. Nippold (3 Bde., Lpz. 1889 u. 1890).