Hôtel-Dieu und die
Präfektur an der
Stelle des Residenzschlosses der
Herzöge von
Berry. Seit 1871 besitzt Bourges, das
FrankreichsArsenal und Mittelpunkt der Nationalverteidigung werden soll, ausgedehnte militärtechn. Anstalten: Kanonengießerei, Zeughaus,
Pyrotechnische Schule, Pulvermagazin und eine
Artillerieschießschule mit Polygon;
in Garnison liegt das 35. Infanterie- und
das 1. und 37. Feldartillerieregiment. 1 km von der Stadt die metallurgischen Werkstätten von Mazières,
wo die Gußstücke zu den Centralhallen zu
Paris
[* 2] hergestellt wurden. hat
Tuch- und Eisenwarenfabriken, Lohgerbereien und
Brauereien
und
Handel mit
Eisen,
[* 3] Mühlsteinen,
Tuch, Getreide,
[* 4] Hanf und
Wein.
In der Nähe der eisenhaltige Gesundbrunnen St. Firmin. Bourges ist
Sitz eines Erzbischofs, des Obergerichtshofs für die Depart. Cher, Indre
und Nièvre, des Kommandos vom 8.
Armeekorps, der 16. Infanteriedivision, der 31. Infanteriebrigade und der 8. Gendarmerielegion,
eines Forstamtes, eines Friedens- und Handelsgerichts, einer Filiale der
Bank von Frankreich und hat ein Lyceum (statt der 1464 gegründeten
Universität), zwei geistliche Seminare, die
Irrenanstalt des Departements, ein Waisenhaus, Gesellschaften
für Geschichte,
Statistik und
Ackerbau u. s. w., öffentliche
Bibliothek, Museum, 3
Zeitungen, sowie ein
Theater.
[* 5]
Bourges, die altgallische Stadt Avaricum im
Lande derBituriger, benannt nach dem
Flusse Avara (der jetzigen Yèvre), wurde 52
v. Chr.
von Julius
Cäsar im Kampfe mit Vercingetorix erobert, später Biturica genannt und als einer der größten
und festesten Plätze des westl.
Gallien durch
Augustus zur Hauptstadt der röm.
Provinz Aquitania prima erhoben. Im Mittelalter
war es die Hauptstadt der Landschaft
Berry. Während der Hugenottenkriege eroberte es 1562 Montgomery, mußte es aber dem
Herzoge von Guise räumen. Später trat es auf die Seite der kath.
Ligue, unterwarf sich aber 1594 dem Könige
Heinrich IV. Unter den sieben zu Bourges gehaltenen Kirchenversammlungen ist die von 1438 sehr
wichtig durch die hier beschlossene sog.
Pragmatische Sanktion der Gallikanischen
Kirche (s. d.).
Lac du (spr. lack dü burscheh), nächst dem Genfersee der größte
See im
Stromgebiet der Rhône und der größte
Frankreichs, liegt 231 m
ü.
d .M. im franz. Depart. Savoyen, 10 km nördlich
von Chambéry zwischen den
Ketten des Mont-du-Chat (1400 m) und des Mont de la Charvaz westlich, der Dent-du-Nivolet (1556
m) und der Montagne de Corsuet östlich, ist 16 km lang, 2-3 km breit, 44 qkm groß, bis 145 m, im
Mittel
aber 80 m tief und wird von der Leisse durchflossen, die am Südende bei
Le Bourget
[* 6] eintritt und aus dem Nordende durch den 3 km
langen
Kanal
[* 7] de Savières der Rhône zufließt.
Einförmig von
Süd nach Nord gestreckt, trägt der See wie die ihn einschließenden Bergzüge mehr jurassischen
als alpinen Charakter. Die Sumpfebenen an beiden
Enden weisen auf einstige größere
Ausdehnung
[* 8] des Wasserspiegels hin. Während
das linke Ufer steil abfällt, lagert sich auf dem rechten, dem die Mont-Cenisbahn folgt, zwischen
Berg und See ein fruchtbares
Hügelgelände.Außer dem Flecken
Le Bourget (s. d.) sind die wichtigsten Uferorte links die alte
Burg
Bourdeau und die
AbteiHaute-Combe, rechts
Port dePuer, der Landungsplatz für den 1½ km vom See entfernten Badeort
Aix-les-Bains,
und am untern Ende Schloß und Dorf Châtillon.
1) Flecken im Kanton
[* 9] La Motte-Servoler,
Arrondissement Chambery des franz. Depart. Savoie, am
Lac du hat (1891) 476, als Gemeinde 1408 E., Post,
Telegraph,
[* 10]
Eisen-,
Blei-,
Zink- und Kupferlager. - 2) Dorf im
Arrondissement
St.
Denis des franz. Depart. Seine, nordöstlich von
Paris, an der Mollette, der
Straße nach Compiègne und an der Linie
Paris-Soissons-Laon-Belg. Grenze der
Franz. Nordbahn, mit 2138 E., war 1870 während der
Belagerung von
Paris Schauplatz blutiger
Kämpfe.
Der Ort (6 km vom Hauptwalle von
Paris) war von den
Vorposten des preuß. Gardekorps (einer Compagnie) besetzt, die bei einem
Ausfalle28. Okt. vertrieben wurden. Die
Franzosen sammelten nun im Dorfe ansehnliche Truppenmassen. Nachdem
das Dorf 29. Okt. von der preuß.
Artillerie heftig beschossen worden war, ohne die
Franzosen zum
Abzuge zu bringen, erhielt die 2. preuß.
Gardedivision (Budritzky) den
Befehl, Bourget 30. Okt. wiederzunehmen. Sie teilte sich in 3
Kolonnen. Zwei Regimenter und das Garde-Schützenbataillon
griffen den stark verbarrikadierten Nordring an; ein Regiment unterstützte den
Angriff von Westen, ein
anderes von Südosten.
Der letztern Angriffskolonne gelang es zuerst, einzudringen und sich langsam den erst am Nordausgang Kämpfenden zu nähern.
Nach vierstündigem, erbittertem und beiderseits sehr verlustreichem Kampfe, gegen
Mittag, war Bourget vollständig erobert und
der Feind in ungeordnetem Rückzuge auf St.
Denis. Am richtete sich ein größerer
Ausfall aus
Paris namentlich gegen Bourget. Die
Franzosen drangen wiederum in ein; allein der
Angriff auf die weiter rückwärts liegende Verteidigungsstellung
der
Deutschen wurde nach mehrstündigem
Gefechte abgeschlagen und das Dorf wiedergenommen.
In den Nächten vom 13., 14. und fanden
abermals
Ausfälle gegen Bourget statt, wurden aber zurückgeschlagen. -
Vgl. Bellemare, Les trois journées du Bourget (Par. 1872),
und Geschichte des königl. preuß. 3. Garde-Grenadierregiments
Königin Elisabeth im
Deutsch-FranzösischenKriege 1870-71 (Berl. 1881).
(spr. burscheh),Paul, franz. Schriftsteller, geb. zu
Amiens,
[* 11] studierte in Clermont-Ferrand
und in
Paris und schrieb früh Gedichte. Sammlungen erschienen 1885 als
«Poésies 1872-76» und
«Poésies 1876-82». Unter den
litterar. Kritikern
Frankreichs nimmt Bourget gegenwärtig einen hohen Rang ein, seitdem er in der
«NouvelleRevue» und andern
BlätternAufsätze veröffentlicht und einen
Teil seiner litterar.
Studien gesammelt hat in den «Essais de psychologie
contemporaine» (1883; über Baudelaire, Renan,
Taine,
Stendhal),
«Nouveaux Essais» (1885; über Dumas fils,
Lecomte de Lisle,
die Goncourts,
Turgenjew) und «Études et portraits» (2 Bde.,
1888; über
Flaubert, G. Sand, J.
Vallès, Shelley, Rivarol). Bemerkenswert ist B.s
Buch «Ernest Renan» (1883, in den «Célebrités
contemporaines») und die Herausgabe von
Scarrons«Roman comique» (1881, mit Vorrede). Bourget gilt zugleich
als einer der ersten unter den lebenden Romandichtern
Frankreichs. Auf L'Irréparable. Deuxième amour. Profils perdus" (1884)
folgten «Cruelle énigme» (1885),
«Mensonges» (1888) und «Le
Disciple» (1889; deutsch, Stuttg. 1892). Die «Pastels»
(1889) sind fein ausgeführte Frauenporträte,
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ähnlich seine Charakteristiken «Nouveaux pastels, dix portraits d'hommes»
(1891). Auch hat er unter dem Namen «Claude Larcher» eine zuerst in der «Vie
Parisienne» erschienene «Physiologie de l'amour» (1890; deutsch Budapest
[* 13] 1891) veröffentlicht. Die Schilderung einer Hochzeitsreise
enthalten die «Sensations d'Italie» (1892). 1894 wurde er in die Akademie gewählt. -
Vgl. Rzewuski, Études
littéraires, P. B. etc.
(1888);