frühern Mittelalter Tanum, erlangte gegen Ende des 13. Jahrh., durch die Herren von
Baugé und
Bresse zur
Freien Stadt und
seit
Amadeus IV. von Savoyen zum Sitz der Landesregierung erhoben, größere Bedeutung. 1535 kam es mit der
Bresse an
Frankreich,
und erst durch die Heirat der Margarete von
Valois erhielt es der
Herzog Philibert Emanuel zurück. Dieser
baute 1569 eine Citadelle, die 1600 sechs
Monate lang durch
Heinrichs IV.
Truppen belagert wurde. Durch den
Vertrag zu
Lyon
[* 2] vom kam
die Stadt mit dem
Lande bis Jura und
Alpen
[* 3] an
Frankreich.
Ludwig XIV. ließ die Citadelle schleifen. Im
Frühjahr 1814 wurde
die Stadt nach tapferm
Widerstande von den
Österreichern geplündert.
1)
Arrondissement des franz. Depart. Creuse, hat 1204,45
qkm, (1891) 43 212 E., 41 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone
Benevent-l'Abbaye (191,51 qkm, 10 872 E.), Bourganeuf (277,75 qkm, 14 148 E.),
Pontarion (197,22 qkm, 9675 E.), Royère (243,57 qkm, 8517 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements Bourganeuf im
franz. Depart. Creuse, links des zur Vienne gehenden Taurion,
an der Linie Vieilleville-Bourganeuf (20 km) der Orléansbahn, hat (1891) 2955, als Gemeinde 3863 E., Post und
Telegraph,
[* 4] 2 alte
Kirchen,
Ruinen eines ehemaligen Maltesergroßpriorats, Civilgericht, eine
Zeitung, Kohlenbergbau (1888 8674 t),
sowie Fabrikation von
Hüten,
Buntpapier und Porzellan.
(spr. burk dě peahsch), Hauptstadt des Kantons Bourg-de-Péage (282,72
qkm, 14 Gemeinden, 17 798 E.) im
ArrondissementValence des franz. Depart. Drôme, links der Isère,
gegenüber der Stadt
Romans, hat (1891) 4123, als Gemeinde 5022 E., Post,
Telegraph, Seidenindustrie, Hutfabrikation, Seilerei
und Gerbereien.
doch wird sie meist auf Korpuskegel (10 Punkte) gegossen.
Auf Bourgeoiskegel
findet sie in erster Linie als Zeitungstextschrift Verwendung, während sie auf Korpus mehr zum Werksatz benutzt wird. In
England wird die Bourgeois auf Doppel-Diamant oder halb Great Primer gegossen, in
Frankreich ist die Gaillarde mit ihrem
Kegel konform.
(S. Schriftarten.)
(spr. burschŏá),LéonVictorAuguste, franz. Politiker, geb. in
Paris,
[* 6] studierte daselbst die
Rechte, wurde im Dez. 1877 Generalsekretär des Marnedepartements, Nov. 1880
Unterpräfekt in Reims.
[* 7] In beiden
Stellungen zeichnete
er sich durch geschickte Beilegung von
Streiks aus. Nov. 1832 wurde Bourgeois
Präfekt des Tarndepartements, Nov. 1883 Generalsekretär
der Seinepräfektur, 1885
Präfekt des Departements der
Haute-Garonne, darauf Direktor der Gemeinde- und Departementalsachen
im Ministerium des Innern. Im Nov. 1887 übernahm er das
Amt des Polizeipräfekten, verzichtete aber darauf, als er im Febr. 1888 für
das Marnedepartement in die Kammer kam. Als Abgeordneter gehörte er zu den fortgeschrittenen Republikanern
und stimmte für die gerichtliche Verfolgung der
Patriotenliga und
Boulangers. Floquet berief ihn als
Unterstaatssekretär ins
Ministerium des Innern; Bourgeois trat
mit Floquet zurück. Am trat er als Minister des Innern
in das
KabinettTirard, in das Ministerium Freycinet als Unterrichtsminister, behielt auch sein
Portefeuille unter Loubet (Febr. 1892) und ward unter
Ribot (Dez. 1892) Justizminister. Als solcher leitete er energisch den
Panamaprozeß ein. Im Verlauf desselben wurde er beschuldigt, unrechtmäßige Pressionsmittel auf die Frau eines der Angeklagten
ausgeübt zu haben. Um vor Gericht diese Beschuldigung zu entkräften, legte er sein
Portefeuille
nieder, übernahm es aber alsbald wieder. Ende März trat er mit dem ganzen Ministerium zurück.
(spr. burschŏassih; von bourg,
«Burg») heißt in
Frankreich die Bürgerschaft als
Stand, als
Volks- und Berufsklasse,
welche die Handelsleute, selbständigen Handwerker, Kaufleute, Künstler, Rentiers, Juristen, Sachwalter,Agenten
u. s. w., kurz die Inhaber eines festen und sichern
Besitzes in sich begreift. Der
Bourgeois ist verschieden von dem Citoyen
(s. d.), dem röm. Civis oder
Staatsbürger, und steht im Gegensatz sowohl zu dem
Adel wie zu dem peuple im engern
Sinne, den
Bauern, den
Arbeitern und Proletariern.
Als inFrankreich die Erbaristokratie ihre
Vorrechte und ihren Einfluß verlor, trat im öffentlichen Leben
die an deren
Stelle und gelangte durch ihren
Besitz wie als Trägerin der Intelligenz zu großem Einfluß. Von dem socialistischen
Fanatismus sind darum gegen die Bourgeoisie, als die im
Staate und in der Gesellschaft mächtigste
Klasse, die heftigsten
Angriffe gerichtet worden, und namentlich hat man von dieser Seite dem
Bourgeois die Charaktereigenschaften der Engherzigkeit,
des
Egoismus und der Philisterei zugesprochen, sodaß das Wort eine üble Nebenbedeutung erhielt. Auch in
Deutschland
[* 8] wird
Bourgeoisie neuerdings seitens der
Socialisten mit
Bezug auf die besitzenden
Klassen gebraucht.
1)Arrondissement im franz. Depart. Cher, hat 2459,59 qkm,
(1891) 155 195 E., 101 Gemeinde ^[richtig: Gemeinden] und zerfällt in die 10 Kantone Les
Aix-d'Angillon (240,91 qkm, 8854 E.),
Baugy (370,36 qkm, 13 129 E.), Bourges (68,14 qkm, 45 342 E.), Chârost (273,82 qkm, 13 737 E.), Graçay (132,85 qkm, 6740 E.),
Levet (269,76 qkm, 6541 E.), Lury-sur-Arnon (170,93 qkm, 5957 E.), Mehun-sur-Yèvre (249,41 ykm, 13 924 E.),
Saint
[* 9] Martin-d'Auxigny (244,80 qkm, 11 930 E.),
Vierzon-Ville (438,61 qkm, 29 041 E.). - 2) Hauptstadt des franz. Depart.
Cher und des
Arrondissements an den
Flüssen Auron, Langis, Moulon und Yèvre, amBerrykanal und an den
Linien
Tours-Vierzon-Saincaize, Bourges-Moulins-sur-Allier (177 km),
Bourges-Beaune-la-Rolande (73 km) und Bourges-Dun-sur-Auron der Orléansbahn,
in 156 m Höhe, in getreidereicher Ebene, hat (1891) 34 935, als Gemeinde 45 342 E., ist von gewaltigen
Mauern aus der gallo-roman.
Zeit mit vielen hohen
Türmen umgeben.
Von den zahlreichen
Kirchen ist zu erwähnen: die von
Karl d. Gr. und Erzbischof
Paul begonnene fünfschiffige
Kathedrale St. Etienne, einer der schönsten got.
DomeFrankreichs, vielleicht Europas, mit ausgezeichneten
Glasmalereien.
AndereGebäude sind: der Justizpalast, einst Haus des Jacques Coeur (s.
Tafel:
Französische Kunst I,
[* 1]
Fig. 5), 1682 von Colbert der
Stadt geschenkt;
der erzbischöfl.Palast, das
Stadthaus, das ehemalige Hotel de la
Porte, das große Hospital,
das einst den
Templern gehörige
¶
mehr
Hôtel-Dieu und die Präfektur an der Stelle des Residenzschlosses der Herzöge von Berry. Seit 1871 besitzt Bourges, das FrankreichsArsenal und Mittelpunkt der Nationalverteidigung werden soll, ausgedehnte militärtechn. Anstalten: Kanonengießerei, Zeughaus,
Pyrotechnische Schule, Pulvermagazin und eine Artillerieschießschule mit Polygon;
in Garnison liegt das 35. Infanterie- und
das 1. und 37. Feldartillerieregiment. 1 km von der Stadt die metallurgischen Werkstätten von Mazières,
wo die Gußstücke zu den Centralhallen zu Paris hergestellt wurden. hat Tuch- und Eisenwarenfabriken, Lohgerbereien und Brauereien
und Handel mit Eisen,
[* 11] Mühlsteinen, Tuch, Getreide,
[* 12] Hanf und Wein.
In der Nähe der eisenhaltige Gesundbrunnen St. Firmin. Bourges ist
Sitz eines Erzbischofs, des Obergerichtshofs für die Depart. Cher, Indre
und Nièvre, des Kommandos vom 8. Armeekorps, der 16. Infanteriedivision, der 31. Infanteriebrigade und der 8. Gendarmerielegion,
eines Forstamtes, eines Friedens- und Handelsgerichts, einer Filiale der Bank von Frankreich und hat ein Lyceum (statt der 1464 gegründeten
Universität), zwei geistliche Seminare, die Irrenanstalt des Departements, ein Waisenhaus, Gesellschaften
für Geschichte, Statistik und Ackerbau u. s. w., öffentliche Bibliothek, Museum, 3 Zeitungen, sowie ein Theater.
[* 13]
Bourges, die altgallische Stadt Avaricum im Lande derBituriger, benannt nach dem Flusse Avara (der jetzigen Yèvre), wurde 52 v. Chr.
von Julius Cäsar im Kampfe mit Vercingetorix erobert, später Biturica genannt und als einer der größten
und festesten Plätze des westl. Gallien durch Augustus zur Hauptstadt der röm. Provinz Aquitania prima erhoben. Im Mittelalter
war es die Hauptstadt der Landschaft Berry. Während der Hugenottenkriege eroberte es 1562 Montgomery, mußte es aber dem
Herzoge von Guise räumen. Später trat es auf die Seite der kath.
Ligue, unterwarf sich aber 1594 dem Könige Heinrich IV. Unter den sieben zu Bourges gehaltenen Kirchenversammlungen ist die von 1438 sehr
wichtig durch die hier beschlossene sog. Pragmatische Sanktion der Gallikanischen Kirche (s. d.).