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Vgl. Duplessis, Catalogue de l’œuvre d’Abraham Bosse (Par. 1859): Valabrègun, Abraham Bosse (ebd. 1892).
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Vgl. Duplessis, Catalogue de l’œuvre d’Abraham Bosse (Par. 1859): Valabrègun, Abraham Bosse (ebd. 1892).
Jul. Rob., Staatsmann, geb. in Quedlinburg, [* 2] studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg, [* 3] Halle [* 4] und Berlin [* 5] und wurde 1858 Gerichtsassessor. Von 1861 bis 1868 war er gräflich Stolberg-Roßlaischer Kammerdirektor und Konsistorialassessor in Roßla, trat 1868 in den preuß. Staatsdienst zurück und wurde Amtshauptmann in Uchte in Hannover, [* 6] 1870 Konsistorialrat im hannov. Konsistorium, zugleich Justitiar des Provinzialschulkollegiums, und 1872 Oberpräsidialrat in Hannover. 1876 wurde Bosse als vortragender Rat in das Kultusministerium in Berlin, 1878 in gleicher Stellung in das Staatsministerium berufen und wurde 1881 Direktor, 1889 Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern.
Als solcher leitete er die wirtschaftliche Abteilung desselben und war insbesondere bei der Ausarbeitung und parlamentarischen Vertretung der socialpolit. Gesetzgebung beteiligt. Bei der Wiedereinberufung des Staatsrats im Febr. 1890 zur Vorbereitung der Arbeitsschutzgesetzgebung wurde er zum Staatssekretär desselben und im Jan. 1891 zum Staatssekretär des Reichsjustizamts und als solcher zum Vorsitzenden der Kommission für die Bearbeitung des Entwurfs eines Bürgerl.
Gesetzbuchs für das Deutsche Reich [* 7] ernannt. Nach dem Rücktritt des Ministers Grafen Zedlitz-Trützschler übernahm er das preuß. Unterrichts- und Kultusministerium. Mit Eifer nahm er sich auch außeramtlich der Interessen des Beamtenstandes an und ist seit 1882 Herausgeber der «Monatsschrift für deutsche Beamte» (Grünberg). [* 8] In Gemeinschaft mit Woedtke bearbeitete er einen Kommentar zum Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz (2 Tle., Lpz. 1890‒91 u. ö.). Andere Schriften von ihm: «Grundzüge konservativer Politik. In Briefen konservativer Freunde über konservative Partei und Politik in Preußen» [* 9] (anonym, Berl. 1868),
«Die Vorbildung zum höhern Verwaltungsdienst in den Deutschen Staaten, Österreich [* 10] und Frankreich» («Schriften des Vereins für Socialpolitik», Bd. 34, Lpz. 1887).
(bossen), s. Bossieren. ^[= (fälschlich auch boussieren oder gar poussieren geschrieben), bossen, bosseln, bedeutet, erhabene ...]
Bossage, Rustika, Bäurisch Werk, heißt eine eigentümliche Vearbeitungsart der Bausteine (Quadern), die darin besteht, daß man die Fugen durch Profilierung zur Geltung bringt und die Vorderseite des Steins nur rauh bearbeitet. Das Bossenwerk dient zur Charakterisierung eines kräftigen Unterbaues oder sonstiger Bauteile, bei denen es auf den Eindruck von Festigkeit [* 11] ankommt. Die Römer [* 12] machten vom Bossenwerk kunstvollen Gebrauch. Von ihnen nahm es die Renaissance auf, namentlich die florentin. Kunst des 15. Jahrh., der Palazzo Strozzi und Pitti können als glänzendste Beispiele einer durchweg in Bossenwerk ausgeführten Architektur gelten.
Später wurde durch reichere Profilierung des Bossenwerk der einfache Gedanke weiter gebildet, der rauhe Stein durch künstliches Rauhmachen (Bossage vermiculé) oder durch facettierte Flächen ersetzt (Diamantsteine). Man übertrug das Bossenwerk selbst auf Säulen [* 13] und Pilaster, endlich, namentlich in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts, auf den Putzbau, indem man das in Kalk nachahmte. G. Semper hat dem Bossenwerk wieder seine richtige Stellung in der Baukunst [* 14] zurückgegeben (Museum und Hoftheater in Dresden, [* 15] Polytechnikum in Zürich [* 16] u. a.). Das Bossenwerk galt im Altertum und in den spätern Renaissancestilen als Ausdruck des Ländlichen und wurde demgemäß an Gartenbauten, namentlich auch in vielerlei Verzierung beim Bau der Grotten (s. d.) verwendet. Jetzt verbindet man damit den Begriff der Kraft [* 17] und macht von ihm daher an besonders stark belasteten Bauteilen Gebrauch.
Giuseppe, Maler und Kunstschriftsteller, geb. zu Busto-Arsizio im Mailändischen, ging 1795 nach Rom, [* 18] studierte die Meisterwerke, vorzüglich Raffaels, und kehrte 1800 nach Mailand [* 19] zurück, wo er Sekretär [* 20] der Kunstakademie wurde. Vom Vicekönig von Italien [* 21] Eugen Beauharnais mit der Kopie von Leonardos Abendmahl beauftragt, widmete er dem Gemälde das Prachtwerk «Del cenacolo di Leonardo da Vinci» (Mail. 1810). Vortrefflich gelang seine gleichgroße Zeichnung jenes Werkes, weniger das Gemälde, wonach Rafaelli das Mosaik in der Minoritenkirche in Wien [* 22] ausführte. Er starb in Mailand.
Luigi, Graf, ital. Archäolog und Geschichtschreiber, geb. zu Mailand, studierte in Pavia Rechts- und Naturwissenschaften. Beim Einrücken der Franzosen wurde er Agent der franz. Regierung in Turin [* 23] und nach der Vereinigung Piemonts mit Frankreich Präfekt der Archive des Königreichs Italien. Er starb zu Mailand Unter seinen antiquarischen Schriften sind am berühmtesten «Observations sur le vase que l’on conservait à Gênes sous le nom de Sacro catino» (Tur. 1807). Von den historischen zeichnen sich aus die sehr bereicherte Bearbeitung von Roscoes «Vita di Leone Ⅹ.» (12 Bde., Mail. 1816‒17),
«Vita di Christ. Colombo» [* 24] (ebd. 1818),
«Storia d’Italia» (19 Bde., ebd. 1819‒23) und «Storia della Spagna» (8 Bde., ebd. 1821). Außer zahlreichen Abhandlungen schrieb er über 80 größere und kleinere Werke, auch Trauerspiele (Tur. 1805) und einige Lustspiele. Als Kunsthistoriker besaß er mehr Gelehrsamkeit als Geschmack; indessen ist seine «Introduzione allo studio dell’arti del disegno» ein reichhaltiges und geschätztes Buch.
(fälschlich auch boussieren oder gar poussieren geschrieben), bossen, bosseln, bedeutet, erhabene Bilder aus weicher Masse (Thon, Gips [* 25] oder Bossierwachs [s. d.]) formen, um dadurch ein Modell zu einem in Stein, Metall oder dgl. auszuführenden Kunstwerk zu gewinnen. Die Masse baut man zunächst mit den Händen auf dem Bossierstuhl, einem hohen Schemel mit drehbarer Platte, im Groben auf und arbeitet dann die feinern Formen mit Bossiergriffeln (Bossierhölzern, Bossiereisen)aus. – Bossieren heißt auch das Zuhauen von Bruchsteinen zu Pflastersteinen, sowie die Herstellung von Bossenwerk (s. d.). Vgl. auch Bosse.
Modellierwachs, Masse zum Bossieren (s. d.), ist für gröbere Arbeiten ein Gemisch aus 3 Teilen Terpentin, 5 Teilen Wachs und etwas Baumöl oder Schweinsfett;
um diese Masse undurchsichtig zumachen, setzt man Mennige oder Zinnober [* 26] hinzu.
Für feinere Arbeiten ist folgende Mischung gebräuchlich: 1000 g reines weißes Wachs, 132 g reines Schweineschmalz, 132 g schwarzes Pech, 66 g Zinnober.
Die allerfeinsten Arbeiten erfordern ein festeres Bossierwachs mit geringerm Fettgehalt.
(spr. bossüeh), Jacques Bénigne, franz. Theolog, Kanzelredner und Geschichtschreiber, geb. zu Dijon, [* 27] wurde im dortigen Jesuitenkolleg und im Kolleg von Navarra zu Paris [* 28] gebildet, folgte in der Philosophie Descartes, in der ¶
Theologie Augustin und Thomas von Aquino. Früh als Redner berühmt, ward Bossuet 1648 Priester, 1652 Doktor der Theologie und erhielt eine reiche Pfründe in Metz. [* 30] Hier schrieb er gegen den Katechismus des reform. Predigers Paul Ferry, wurde Direktor der «Propagation», die den Übertritt evang. Frauen durch Versprechungen und Drohungen betrieb, und predigte öfter bei Hofe. 1669 erhielt er das Bistum von Condom, das er, 1670 zum Erzieher des Dauphins ernannt, 1671 niederlegte, wurde Mitglied der Akademie, 1681 Bischof von Meaux. Er verfaßte die vier Artikel, die die Freiheit der Gallikanischen Kirche (s. d.) und des Königs Recht über diese gegen päpstl.
Angriffe sicherstellten, und deren Annahme durch die franz. Geistlichkeit in der Deklaration vom er bewirkte. Bossuet wurde 1697 Staatsrat, 1698 erster Almosenier der Herzogin von Bourgogne. Die letzten Jahre verbrachte er unter seiner Gemeinde, in deren Mitte er starb. B.s Predigten sind reich an überraschenden, glänzenden Gedanken, aber mehr von ästhetischem Werte. Ausgezeichnet war er als Gelegenheitsredner (vgl. «Choix de sermones de Bossuet» Par. 1882); namentlich die am Sarge der Herzogin von Orléans [* 31] und des großen Condé sind Meisterstücke von Leichenreden.
Den größten Eifer entwickelte in Bekämpfung und Bekehrung der Protestanten. Seine Streitschriften gegen diese sind glänzend, sein Streben zur Union (s. d.) beider Kirchen voll schlauer Sophistik. B.s Verhandlungen darüber mit Leibniz (s. d.) blieben ergebnislos, und die Lobrede auf die Aufhebung des Edikts von Nantes [* 32] enthüllte seine wahre Gesinnung. Auch an dem innern Streite der kath. Kirche Frankreichs hatte Bossuet hervorragenden Anteil, bekämpfte z. B. die Jansenisten und den Quietismus der Frau Guyon und ihres Verteidigers Fénélon. Bossuet bewies dabei viel Gewandtheit und Scharfsinn, schadete sich aber durch die Leidenschaftlichkeit, mit der er den edeln Fénélon verfolgte. -
Vgl. Tabaraud, Supplément aux histoires de et Fénélon (Par. 1822);
Libouroux, Controverse entre et Fénélon (ebd. 1876).
B.s Schriften sind außerordentlich zahlreich und sämtlich in Stil und Ausdruck mustergültig. Eine der ersten, die «Exposition de la doctrine de l'Église catholique sur les matières de controvere» (Par. 1671),
fand viel Beifall, aber in streng ultramontanen Kreisen Widerspruch. Die «Histoire des variations des Églises protestantes» (2 Bde., Par. 1688; Neudruck 1844) suchte geschickt, aber gehässig den alten Vorwurf innerer Zerrissenheit und unbeständiger Lehre [* 33] gegen den Protestantismus durchzuführen. (Vgl. Rebellian, Bossuet, historien du protestantisme, Par. 1891.) Die Artikel der Gallikanischen Kirche verteidigt er in der «Defensio declarationis celeberrimae, quam de protestate ecclesastica sanxit clerus Gallicanus a. 1682» (2 Bde., Luxemb. 1730; bessere Ausg. 1745). Für den Unterricht des Dauphin schrieb Bossuet «Discours sur l'histoire universelle, depuis le commencement du monde jusqu'a l'empire de Charlemagne» (Par. 1681; deutsch von Cramer mit Fortsetzung, 7 Bde., Lpz. 1757-86), der erste Versuch einer philos. Behandlung der Geschichte vom kath.-religiösen Gesichtspunkt; die Fortsetzung bis 1661 (6 Bde., Par. 1805) floß aus den ungefeilten Materialien des Nachlasses. Außerdem schrieb er «Politique tirée des propres paroles de l'Écriture-Sainte» (Par. 1709 u. ö.),
«Introduction à la philosophie, ou traité de la connaissance de Dieu et de soi-même» (ebd. 1722 u. ö.) u. a. Die vollständigsten Ausgaben der Schriften besorgten die Benediktiner (47 Bde., Versailles [* 34] 1815-19; 30 Bde., Par. 1859-65); «Œuvres inédites» gab Ménard (2 Bde., Par. 1883) heraus. Die in der Ausgabe der Benediktiner enthaltene «Histoirs de Bossuet» vom Kardinal Bausset (1814) wurde von Mich. Feder (4 Bde., Sulzb. 1820-21) übersetzt. -
Vgl. Floquet, Études sur la vie de Bossuet (3 Bde., Par. 1855);
ders., Bossuet, précepteur du dauphin, fils Lous XIV, et evêque de la cour 1670-82 (ebd. 1864);
Réaume, Histoire de e de ses œuvres (3 Bde., ebd. 1869-70);
Ménard, Bossuet inconnu (ebd. 1878);
Laurent, Vie de Bossuet (ebd. 1880);
Lanson, Bossuet (ebd. 1890);
Nourrisson, Essai sur la philosophie de Bossuet (2. Ausg., ebd. 1862);
ders., La politique de Bossuet (ebd. 1867);
Laur, und die Unfehlbarkeit (Mannh. 1875);
de la Broise, et la Bible (Par. 1891);
Pauthe, Madame de La Vallière. La morale de à la cour de Lous XIV (ebd. 1891).
Sein Neffe, Jacques Bossuet, geb. gest. als Bischof von Troyes zu Paris, gab aus den Papieren seines Oheims die «Élévations sur les mystères» (1727) und die «Méditations sur l'évangile» (1731) heraus. Sein ausgedehnter Briefwechsel mit dem Oheim, großenteils auf Fénélons Lehren [* 35] bezüglich, ist den Werken jenes einverleibt.