Eberswalde
[* 2] und Greifswald
[* 3] Forstwissenschaft, praktizierte darauf in fast sämtlichen
ProvinzenPreußens
[* 4] und wurde
Chef der
fürstl. Hohenloheschen Forstverwaltung zu Koschentin in
Schlesien,
[* 5] 1866
Docent und Bibliothekar an der landwirtschaftlichen
Akademie Poppelsdorf, 1868 an die neubegründete Forstakademie Münden berufen. Hier wurde er 1871 zum ord. Professor
der
Botanik und Zoologie ernannt, trat 1872 in die
Verwaltung zurück, war 2 Jahre Oberförster zu Zöckeritz
in der
ProvinzSachsen,
[* 6] dann 4½ Jahre nochmals
Docent der Forstwissenschaft zu Poppelsdorf. Im Herbst 1879 wurde er zum Wirkl.
Oberforstmeister und Direktor der Forstakademie Münden ernannt, verließ diese
Stellung im Herbst 1891, um als Oberforstmeister
zuWiesbaden
[* 7] in die
Verwaltung zurückzutreten. Er schrieb: «Die Vogelfauna von Norddeutschland» (Berl.
1869),
«Bericht über die XIX. Versammlung der deutschen Ornithologen-Gesellschaft zuCassel»
(Cass. 1872),
«Die gesetzliche Regelung der Feld- und Forstpolizei»
(Lpz. 1880),
«Die Holzzucht» (2. Aufl., Berl.
1891),
«Die Forstabschätzung» (ebd. 1888),
«Die
Verbreitung und wirtschaftliche Bedeutung der wichtigern Waldbaumarten in
Deutschland»
[* 9] (Stuttg. 1888) und gab Hartigs «Lehrbuch
für Förster» (Berl. 1871; 2. Aufl. 1875) heraus. 1877 übernahm
er mit Oberforstmeister
Grunert die Redaktion der «Forstlichen
Blätter», welche er seit
GrunertsTod (1889)
allein leitet.
röm. Adelsfamilie, aus Siena stammend, gelangte besonders durch Camillo Borghese, der 1605 als
Paul V. den päpstl.
Stuhl bestieg, zu Ansehen und Reichtum. Die heute noch blühenden Borghese stammen ab von
Pauls V.
BruderFrancesco.
Der Sohn eines andern
Bruders des Papstes, MarcoAntonio, erhielt von letzterm 1605 das Fürstentum Sulmona
und starb als span.
Grande 1658. - Hervorzuheben sind ferner:
Scipione Borghese, Schwestersohn
Pauls V., welchem dieser die Erbschaft der Cenci (s. d.) zuwies; er ist der
Erbauer des
Palastes Borghese.
Giovanni Borghese, Sohn des Marco
Antonio, gest. 1658, wandte durch Heirat mit Olimpia
Aldobrandini einen
Teil
der großen
Güter dieses Geschlechts (Villa Miollis,
Belvedere von
Frascati u. a.) und den
Titel «Fürsten von Rossano» seiner
Familie zu. Doch wurde der Prozeß darüber gegen die Pamfili (s. d.) erst 1769 unter
seinem Enkel Marco
Antonio III. entschieden, dessen
Vater Marco
Antonio II. wieder durch Heirat mit Flaminia
und dann mit Violante
Spinola neue Reichtümer an die Borghese brachte.
Camillo Filippo Ludovico Borghese, Sohn und
Erbe des Marco
Antonio Borghese III., Fürst von Sulmona und Rossano, geb. zu
Rom,
[* 10] nahm, als in den Revolutionskriegen die
Franzosen in
Italien
[* 11] eindrangen, Dienste
[* 12] in ihrem
Heere und schloß
sich eng an
Bonaparte an, dessen zweite Schwester Pauline er 1803 heiratete. Er wurde nun franz.
Prinz, 1805 Rittmeister in der kaiserl. Garde, darauf Oberst, später Divisionsgeneral, 1806
Herzog von
Piacenza und Guastalla.
Nachdem er an dem Feldzuge von 1806 gegen
Preußen
[* 13] teilgenommen hatte, erhielt er eine Sendung nach Warschau,
[* 14] um die
Polen zum
Aufstande zu bestimmen; 1808 wurde er zum
Generalgouverneur der transalpinischen,
d. i. piemont. Departements
ernannt. Nach Napoleons Thronentsagung trennte er sich von seiner Gemahlin und lebte seit
1818 in
Florenz,
[* 15] wo er starb.
- Seine Gemahlin, Marie Pauline, früher Carlotta genannt, Napoleons I. zweite Schwester, geb. zu
Ajaccio, heiratete 1801 den
GeneralLeclerc (s. d.), dem sie auch nach
San Domingo folgte und in allen Gefahren mutvoll zur Seite
blieb. Nach dessen
Tode vermählte sie sich mit Fürst Borghese. Sie liebte Napoleon zärtlich, hatte aber eineAbneigung
gegen die Kaiserin Marie Luise und mußte, als sie sich einst dieser gegenüber vergaß, den
Hof
[* 16] meiden. Von ihrem Gemahl
getrennt, lebte sie zu
Rom und starb zu
Florenz.
Francesco Borghese, Fürst
Aldobrandini,
Bruder und Erde von Camillo Filippo Ludovico Borghese, geb. zuRom,
gest. war
General in franz. Diensten. Er hinterließ drei
Söhne: Marco
Antonio, Fürst Borghese, geb. zu
Paris,
[* 17] gest. in
Frascati, dem sein ältester Sohn, Fürst Paolo, geb. succedierte; Camillo, Fürst
Aldobrandini, geb. war 10. März bis päpstl. Kriegsminister;
Scipione,
Herzog von
Salviati, geb. starb Der jüngere
Bruder des Fürsten Paolo,
Giulio, geb.
nahm infolge seiner Vermählung mit der einzigen Tochter des Fürsten Alessandro
Torlonia (s. 0.) den
NamenTorlonia an. Der
Palast Borghese (s. unten) gehört dem ersten Zweige der Familie.
Die städtische Wohnung der Familie Borghese ist der
Palast Borghese (Palazzo Borghese), einer der prächtigsten in
Rom. Er wurde von Martino
Lunghi und Flaminio Ponzio Ende des 16. Jahrh. erbaut und heißt seiner Form nach Il
Cembalo (die Zimbel). Der Portikus des
innern
Hofs (s.
Tafel:
Italienische Kunst VIII,
[* 1]
Fig. 1) wird von 96 Granitsäulen getragen. Die Gemäldesammlung behauptete
bisher neben der vatikanischen den ersten Rang unter den röm.
Galerien, hat aber durch die Ende 1888 erfolgte Entfernung
zahlreicher bedeutender
Bilder nicht unwesentlich verloren. Sie enthält u. a. an Meisterwerken: Die Grablegung
von
Raffael;
Danae von Correggio;
Jagd der Diana, Cumäische Sibylle von Domenichino;
Erziehung
Amors durch
Venus und die Grazien, Himmlische und irdische Liebe von
Tizian;
Grablegung,
Christus am Kreuz
[* 19] von
van Dyck. Zur Befriedigung der
Gläubiger des verschuldeten jetzigen Fürsten Paolo Borghese kamen 1892 die Kunstschätze
und das Mobiliar des
Palastes Borghese zur Versteigerung. -
Vgl. Lermolieff (G. Morelli), Kunstkritische
Studien über ital. Malerei. 1. Bd.:
Die
Galerien und Doria Panfili in
Rom (Lpz. 1890). -
Die Villa Borghese
vor derPorta del Popolo in
Rom, der Sommerpalast des Borghesischen Fürstengeschlechts, vom Kardinal Scipione
Borghese angelegt und später durch die Gärten
Giustiniani vergrößert, mit reizenden, etwa 50 qkm umfassenden
Anlagen, war ehemals wegen ihrer Kunstschätze berühmt, die sich jetzt großenteils in
Paris befinden, u. a. der sog. Borghesische
Fechter (s.
Agasias). Das Kasino der Villa, 1782 prächtig erneuert, enthält auch gegenwärtig noch eine ansehnliche Sammlung
antiker
Statuen (z. B. die
Statue eines tanzenden
Satyrs), einige bedeutende moderne
Skulpturen (die
Statue
der Pauline Borghese, Schwester Napoleons I., von
Canova) und
Inschriften, auch schöne Fresken von Rossi.
Von dem Fürsten Camillo vergrößert, litten die
Anlagen sehr bei der
BelagerungRoms 1849, sind jedoch jetzt wieder ein beliebter
Aufenthaltsort.
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