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Seife, Parfümerien, Weinessig und Liqueuren. Die Bordeauxliqueure gehören mit zu den feinsten und besten, und einige Fabriken genießen Weltruf.
Handel. Nächst Marseille [* 2] und Havre [* 3] ist Bordeaux [* 4] der wichtigste Handelshafen Frankreichs, und nach Nantes [* 5] und Havre hat es den größten Anteil an dem franz.-amerik. Handel. In den Geschäften mit Cognacbranntwein und den berühmten westfranz. Weinen, die als Bordeauxweine (s. d.) in alle Welt gehen, nimmt es den ersten Rang ein. Daher ist der Weinhandel der wichtigste Nahrungszweig der Stadt, welchem dieselbe vorzugsweise ihren Reichtum und ihre Größe verdankt, und der sich schon äußerlich auf Straßen, Plätzen, den Quais, auf dem Strome und in fast allen Lebensverhältnissen und Industrieerzeugnissen der Einwohner bemerklich macht.
Bordeaux' Gesamtausfuhr in Weinen belief sich (1890) auf 1 025 755 hl, darunter 945 830 hl in Fässern. Davon gingen nach Deutschland [* 6] 164 406 hl in Fässern und 2434 hl in Flaschen, nach England insgesamt 211 799 hl, nach Argentinien 235 008 hl. Die amtlichen Erhebungen haben jedoch ergeben, daß in demselben Jahre 1 648 205 hl Wein eingeführt worden sind, von denen 164 239 hl auf Portugal, [* 7] 914 570 hl auf Spanien, 385 255 hl auf Algerien [* 8] und 108 665 hl auf Österreich-Ungarn [* 9] entfielen.
Einer Gesamtausfuhr von 6125 hl Liqueurweinen
steht eine Einfuhr von 17 518 hl gegenüber. Der
Export von
Branntwein bezifferte sich auf 123 740 hl;
Spiritus,
[* 10] reiner
Alkohol, wurden 2228, Essig 5568 hl ausgeführt. Der
Weinhandel beschäftigte ehedem eine große Anzahl von
Deutschen, und verschiedene hervorragende Handlungshäuser befinden
sich noch im
Besitze von
Deutschen oder deutschen
Abkömmlingen. Ansässige deutsche Familien giebt es seit
dem
Kriege von 1870/71 nur noch wenige.
Viele Handlungshäuser haben Zweiggeschäfte in den Kolonien am Senegal und monopolisieren fast den ganzen dortigen Handel. hat bedeutende Entrepots von Salz-, Handels- und Ausrüstungsgegenständen für Afrika, [* 11] Amerika, [* 12] West- und Ostindien, [* 13] vier Banken sowie Assekuranz- und andere Gesellschaften dieser Art. 1885 belief sich die Ausfuhr auf 308, die Einfuhr auf 295,8, 1888 auf 400,97 und auf 381,14 Mill. Frs. Ausfuhrartikel sind außer Wein, Branntwein und gewebten Stoffen vorzüglich Konserven, Mehl, [* 14] Takelwerk für die Marine, Weinessig, Walnüsse, Äpfel, getrocknete Pflaumen (Katharinen- und Anthony-Pflaumen genannt) und andere, besonders eingemachte und kandierte Früchte, Schinken, Brennholz, Terpentinöl, Harz und Harzprodukte, Weinstein, Glasflaschen, Kork, [* 15] Honig u. s. w. Eingeführt werden besonders Kolonialwaren, Eisen, [* 16] Zinn, Blei, [* 17] Kupfer, [* 18] engl. Steinkohlen, Farbstoffe, Zimmer- und Schiffbauholz, Pech, Hanf, Leder, Heringe, Pökelfleisch, Schmalz, Petroleum, Senegal-Gummi, Vanille, Kakao u. s. w.; von Deutschland besonders Bau-, Schiffsholz, Spiritus und Runkelrübensirup.
Die beiden 14tägigen Messen Bordeaux', im März und Oktober, früher von großer Wichtigkeit für Westfrankreich, sind zu bloßen Jahrmärkten herabgesunken. 1892 liefen 1670 Schiffe [* 19] mit 1 035 240 t in den Hafen ein und 1472 Schiffe mit 956 630 t aus. Konsulate haben in Bordeaux Argentinien, Belgien, [* 20] Bolivia, [* 21] Brasilien, [* 22] Chile, Columbia, [* 23] Costa-Rica, Dänemark, [* 24] das Deutsche Reich, [* 25] Ecuador, [* 26] Griechenland, [* 27] Großbritannien, [* 28] Guatemala, [* 29] Haiti, Honduras, [* 30] Italien, [* 31] Liberia, [* 32] Mexiko, [* 33] Nicaragua, [* 34] die Niederlande, [* 35] Österreich-Ungarn, Persien, [* 36] Peru, Portugal, Rußland, Salvador, [* 37] Schweden [* 38] und Norwegen, die Schweiz, [* 39] Serbien, [* 40] Siam, Spanien, die Türkei, [* 41] Uruguay, Venezuela und die Vereinigten Staaten [* 42] von Amerika.
Verkehrswesen. Bordeaux liegt an den Linien Paris-Tours-B, via Orleans und Bordeaux-La Sauve der Franz. Orléansbahn, Bordeaux-Cette und Bordeaux-Bayonne-Irun der Franz. Südbahn, Bordeaux-Royan der Franz. Médocbahn (Lokalbahn), (Paris-) Chartres-Saumur-Saintes-Cubzac-La Grave d'Ambarés (-Bordeaux) der Franz. Staatsbahnen [* 43] und Lacanau-Bordeaux der Société générale des Chemins de fer économiques (Lokalbahn). Eine direkte Bahn führt nach dem Médoc, dem berühmtesten Weindistrikte, und wurde 1875 bis zu ihrem Endpunkte Le [* 44] Verdon vollendet. Bordeaux ist auch durch den Canal du Midi mit dem Mittelmeer in Verbindung gesetzt.
Ein regelmäßiger Dampfschiffahrtsverkehr findet mit den Städten aufwärts der Garonne bis Agen sowie mit Pauillac (s. d.), dem Vorhafen von und Royan (an der Girondemündung) statt, ferner mit Nantes, Havre, Dünkirchen, [* 45] Antwerpen, [* 46] mit Amsterdam, [* 47] Liverpool, [* 48] Glasgow, [* 49] Norwegen, Schweden, London, [* 50] Bremerhaven, Hamburg, [* 51] Stettin, [* 52] Petersburg, [* 53] mit sämtlichen Häfen des Mittelländischen Meers, Spaniens und Portugals, mit Nordamerika, [* 54] Westindien [* 55] und Mexiko sowie über Lissabon [* 56] mit Bahia, [* 57] Rio [* 58] de Janeiro, Montevideo [* 59] und Buenos-Aires, mit Chile und Peru u. s. w. Bordeaux rüstet jährlich Hunderte von Schiffen zum überseeischen Handel aus, mehrere auch zum Kabeljaufang. Es liefen (1890) 1576 Schiffe mit 1 238 481 Registertonnen ein und 1802 Schiffe mit 1 229 500 t aus. Neun Pferdebahn- und fünf Omnibuslinien dienen dem Verkehr innerhalb der Stadt.
Geschichte. Im Altertum hieß Bordeaux Burdigala und galt als Hauptort der Bituriges Vivisci. Unter den Römern sehr begünstigte Hauptstadt der Provinz Aquitania II. und nach der Beschreibung des Dichters Ausonius, der hier geboren wurde, eine schöne, feste Stadt mit betürmten Mauern, 14 Thoren, vielen Palästen, Tempeln u. s. w., galt sie schon damals als das wichtigste Emporium im südwestl. Gallien und hatte auch eine der berühmtesten Hochschulen. Aus der Römerzeit stammen Überreste von Mauern, Thoren, Wasserleitungen, Bädern, eines Amphitheaters (Palais gallien) und anderer großer Gebäude, sowie Grabsteine, Inschriften, Münzen, [* 60] Statuen.
Die christl. Kirche von hat ihren Ursprung vom J. 272. Die Vandalen, Alanen u. s. w. steckten die Stadt 407 in Brand, 412 kam sie in die Gewalt der Westgoten, 507 in die des Frankenkönigs Chlodwig; 732 wurde sie von den span. Arabern unter Abd-ur-Rahman erstürmt und geplündert, 735 aber von Karl Martell wiedererobert. Karl d. Gr. ernannte 778 einen Grafen von Bordeaux. Von den Plünderungen durch die Normannen (845, 848) erholte sich Bordeaux erst im Anfang des 10. Jahrh. Aber erst als mit des letzten Herzogs (Wilhelms IX.) Erbtochter Eleonore das Land an Heinrich von Anjou und so 1154 an England kam, begann Bordeaux als Hauptstadt des Herzogtums sich zu heben. König Heinrich II. von England erweiterte die Stadt und gab ihr bedeutende Freiheiten, welche Heinrich III. 1236 bestätigte. Unter den drei Eduards, namentlich unter Eduard III., geschah vieles für Erweiterung der Stadt und Hebung [* 61] des Handels. Als Eduards III. Sohn, der Schwarze Prinz, Guyenne als ¶
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Fürstentum erhielt, wurde sie Sitz eines glänzenden Hofs. Unter Richard II. trat Bordeaux 1379 gegen die Angriffe der Franzosen mit Erfolg an die Spitze eines Bündnisses der Städte von Bordelais, mußte aber mit Karl VII. kapitulieren und 1453, weil es im Okt. 1452 den Engländern die Thore wieder geöffnet hatte, auf seine Privilegien verzichten, die es jedoch meist zurückerhielt. Es behielt seine Stadtverwaltung (jurats), wurde Sitz eines Parlaments und die thatsächliche Hauptstadt des franz. Südwestens; auch sein Handel, dessen Hauptziel stets England gewesen, wurde im Frieden wieder eröffnet.
Als sich 1548 die Stadt wegen Einführung der Salztaxe empörte und der Gouverneur de Moneins ermordet wurde, nahm der Connétable Montmorency strenge Rache an den Bewohnern. Vom 3. bis wiederholte hier der Gouverneur Montferrand die Greuel der Bartholomäusnacht, wobei 2500 Menschen umkamen. Während der ersten Revolution war Bordeaux der Hauptsitz der Girondisten, welche sich hier konstituierten. Infolgedessen hatte es von dem Konvent viel zu leiden. Unter Napoleon I. machte der Druck des Kontinentalsystems, dem der Handel Bordeaux' unterlag, die Einwohner der Regierung abgeneigt, weshalb sie sich schon für die Bourbons erklärten.
Als Anerkennung der allezeit getreuen Gesinnungen der «guten» Stadt legte Ludwig XVIII. dem Sohne des Herzogs von Berry, dem spätern Grafen von Chambord (s. d.), den Titel eines Herzogs von Bordeaux bei. 1845 verheerte eine große Feuersbrunst den nordwestl. Teil der Stadt. Am siedelte die Delegation der franz. Regierung vor den vordringenden deutschen Heeren von Tours [* 63] nach Bordeaux über. Am trat daselbst die Nationalversammlung zusammen, wählte 17. Febr. Thiers zum Chef der Exekutive und beschloß 10. März ihre Verlegung nach Versailles. [* 64] Im Mittelalter sind viele Konzile in Bordeaux gehalten worden; eins der wichtigsten 1080, wo Berengar von Tours seinen Glauben abschwor. -
Vgl. O'Neilly, Histoire complète de Bordeaux (2. Aufl., 6 Bde., Bordeaux 1863);
Joanne, Bordeaux, Arcachon, Soulac-les Bains (Par. 1884);
H. Durand, Commerce et industrie de Bordeaux (im «Bulletin de la Société de géographie commerciale de Bordeaux», 1888, 1889);
Sourget, Documents relatifs au port de Bordeaux (Bordeaux 1889);
Joanne, Bordeaux (Par. 1888).