(spr. buhth),William, engl. Geistlicher,
Stifter der Heilsarmee (s. d.), geb. in
Nottingham,
[* 2] studierte
Theologie und wurde schon im jugendlichen
Alter Prediger einer Methodistensekte, gab aber dies
Amt 1861 auf,
um sich ganz der Heilsarmee zu widmen, in der er als
«General» die unbeschränkte Obergewalt hat. Er giebt
seit 1880 das Wochenblatt «The War Cry» heraus. Von seinen
Schriften ist hervorzuheben: «In darkest England and the way out»
(Lond. 1890),
worin ein ausführlicher
Plan zur Rettung der Verkommenen entwickelt wird. Booth will zunächst
Stadtkolonien in
den größern
Städten zur
Aufnahme und Beschäftigung der Arbeitslosen und zur «Bergung abgängiger Haushaltungsgegenstände»
gründen; dann in enger
Verbindung damit Landkolonien zur Verwendung der in den
Stadtkolonien gesammelten Gegenstände und
weitern Erziehung der Teilnehmer; endlich überseeische
Kolonien, die nur mit solchen Leuten zu besetzen wären, die durch
die Stadt- und Landkolonien hinreichende Vorbildung erlangt hätten. Die Kosten aller dieser Einrichtungen schätzt Booth auf 20 Mill.
M.
Felix (spr. buhthĭa fihlix), die am weitesten nach Norden
[* 3] (72° nördl.
Br.) reichende Halbinsel des nordamerik. Kontinents, hängt mit diesem durch den niedrigen Boothia-Isthmus zusammen,
wird im O. durch den Boothia-Golf von Cockburnland, im N. durch die
Bellotstraße von der
Insel Nordsomerset, im NW. durch
die Franklinstraße von der
Insel Prince-Wales-Land und im
SW. durch die Roßstraße von
King-Williams-Land getrennt. John Roß
entdeckte die Halbinsel 1831 und benannte sie nach
Sir Felix
Booth, der die Kosten dieser Entdeckungsreise bestritt. An der
Westküste dieses
Landes, bei
KapAdelaide,
[* 4] in 70° 5’ 17’’ nördl.
Br. und in 96° 46’ 45’’
westl. L. von Greenwich, fanden John Roß und sein Neffe James Roß den magnetischen Nordpol.
(grch. Boiotia, neugrch.
Viotia gesprochen), die umfangreichste von den Landschaften Mittelgriechenlands,
nimmt die ganze
Breite
[* 5] des
Landes zwischen dem Golf von
Korinth
[* 6] im
S. und dem
Sund von Euböa (s. d. und Euripos)
im
NO. ein, grenzt im
W. an
Phokis, im N. an das
Land der alten Opuntischen Lokrer, im
S. an Megaris und
Attika. Der Hauptteil
der Landschaft ist eine centrale, rings von
Gebirgen umschlossene
Tiefebene, in die von NW. her durch eine Öffnung der Phokischen
Gebirge der nicht unbedeutende
Kephisos, außerdem zahlreiche kleine
Bäche von den
Bergen
[* 7] herab einströmen,
während die
Gewässer keinen oberirdischen
Ausfluß
[* 8] aus dem
Becken finden, sondern nur durch unterirdische
Schlünde (s. Katabothren)
entweichen können. Da dieser
Abzug ein sehr unvollkommener ist und außerdem die Katabothren sich häufig verstopfen, so
stauen sich die
Gewässer zu einem Sumpfsee (Kopaïs, s. d.) von sehr
wechselndem Wasserstande auf, der im Winter weite
Strecken bedeckt, die im
Sommer trocken liegen und angebaut werden.
Der See übt einen üblen Einfluß auf
das Klima des ganzen
Landes aus, indem er häufig
Fieber erzeugt und die Luft dumpf und
schwer macht, ein Umstand, aus dem man im
Altertum den
Mangel an feinem
Sinn und den Hang zur Schwelgerei
herleitete, welche den Böotern besonders ihre Nachbarn, die
Athener, zum Vorwurf machten. Das
Tiefland wird im
SW. vom Korinthischen
Golf abgeschlossen durch das Helikongebirge, im
NO. von dem Euböischen
Sund durch ein langgestrecktes Bergland
ohne einheitliche
Benennung, die Fortsetzung des Knemis (Teumessos, Hypaton, Messapion, Ptoon u. s. w.). Den
südl.
Abschluß bildet eine niedrige Hügelkette, auf der die natürliche Hauptstadt des
Landes,
Theben, liegt; diese Hügel
trennen das Kopaïsbecken von dem südlichsten
Teile B.s, der wellenförmigen Ebene des
Flusses Asopos, welche im
S. an das
attische Grenzgebirge (Kithäron und
Parnes) stößt. An dem westl. Rande dieser Ebenen lag die Stadt
Platää.
Die ältesten Bewohner der Landschaft gehörten dem pelasgischen und dem lelegischen Volksstamm an. Später (nach der gewöhnlichen
Chronologie 60 Jahre nach der Zerstörung von
Troja)
[* 9] wanderten aus
Thessalien die äol.
Böoter ein, die sich allmählich die
ganze Landschaft unterwarfen und ihr ihren
Namen gaben: nur das
Reich der gleichfalls aus
Thessalien stammenden
Minyer, dessen Mittelpunkt
Orchomenos war, erhielt sich noch eine längere Zeit selbständig. Platää besaß wahrscheinlich
ion.
Bevölkerung.
[* 10]
In der histor. Zeit waren die selbständigen
Städte der Landschaft (ursprünglich wahrscheinlich 13, später 7) zu einem
Bunde vereinigt, dessen
VorortTheben, dessen Bundesheiligtum der
Tempel
[* 11] der
Athene
[* 12] bei
Koronea (an der Südwestküste
der Kopaïs) war. An der
Spitze der vollstreckenden Gewalt standen die immer auf ein Jahr erwählten, aber nach
Ablauf
[* 13] desselben
wieder wählbaren
Böotarchen, von denen
Theben zwei, die übrigen Bundesglieder je einen ernannten; die höchste
beschließende Gewalt lag in den
Händen von vier Ratskollegien.
In denPerserkriegen standen die Böotier auf seiten der Feinde
Griechenlands; im
PeloponnesischenKriege schlössen sie sich
den Spartanern an. Den größten Aufschwung erhielt Böotien unter Epaminondas (s. d.)
und
Pelopidas (s. d.) 371–362. Auch unter der macedon.
Herrschaft bestand der
Bund wenigstens der Form nach fort, wurde zwar von den
Römern nach der Zerstörung
Korinths (146
v. Chr.)
aufgehoben, aber bald wieder erneuert, und erhielt sich noch, wenn auch ohne polit.
Bedeutung,
bis in die spätere röm. Kaiserzeit. Von Dichtern, die Böotien hervorgebracht hat,
sind besonders Hesiod,
Pindar und
Korinna, von Geschichtschreibern Plutarch zu nennen. Von Künsten wurde
die Flötenmusik, die Malerei und die Gymnastik eifrig gepflegt. Im Mittelalter und unter türk.
Herrschaft war, anstatt des sehr herabgekommenen
Theben, Livadia (altgrch. Lebádeia, mit einem berühmten Orakel des
Trophonios,
westlich von der Kopaïs) der Hauptort von Böotien, das gewöhnlich auch mit dem
Namen dieser Stadt bezeichnet
ward.
Im jetzigen Königreich Hellas bildet Böotien einen
Teil des Nomos Attikoviotias
(Attika und Böotien, s.
Attika) und ist in zwei
Eparchien
(Bezirke) geteilt: eine östlichere mit
Theben
(Thivä) und eine westlichere mit Livadia als Hauptort;
erstere zählte
(1879) 23358, letztere 20668 E.
Die Bevölkerung, im östlichern
Teile der Landschaft größtenteils albanes.
Abstammung, beschäftigt sich hauptsächlich mit Getreide- und
Weinbau, im
SW. (dem Gebiete des Helikon) mit Viehzucht.
[* 14]
In den
Hügeln bei
Theben findet sich Meerschaum, der von den
Türken eifrig ausgebeutet worden ist. –