Bonifacius II. (Markgraf von Montferrat) - Bonifatius
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dieser
Bedingung in die Rückkehr willigte.
In den deutschen Wirren unterstützte er (1400) die Absetzung König Wenzels. Um
die Kosten eines glänzenden Hofhalts, großartiger Bauten, z. B. der Engelsburg und des
Kapitols, maßloser
Bereicherung habsüchtiger Verwandten und kostspieliger
Kriege zu decken, trieb Bonifacius schamlosen
Handel mit
kirchlichen Ämtern und Pfründen, erhob (1392) die
Annaten zu einer regelmäßigen
Steuer und beutete
den
Handel mit Dispensationen und Jubiläums-Ablässen in ärgster
Weise aus. Er starb -
Vgl. Gregorovius, Geschichte
der Stadt
Rom
[* 2] im Mittelalter, Bd. 6 (3. Aufl.,
Stuttg. 1871).
Markgraf von Montferrat, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des vierten Kreuzzugs.
Er entstammte einem fürstl. Geschlecht
Italiens,
[* 3] das im 12. Jahrh. in Oberitalien
[* 4] zu den mächtigsten Familien gehörte.
Die
Richtung auf den
Orient erhielten die Montferrat durch den
Vater Bonifacius', Markgraf Wilhelm VI., «den Alten» (1136-88),
der um 1130 die Prinzessin Julitta, Stiefschwester des deutschen Königs Konrad III. und Tochter des
HerzogsLeopold des Frommen von
Österreich,
[* 5] heiratete. Wilhelm begleitete 1147 den König Konrad auf dem zweiten Kreuzzuge
und war 30 Jahre lang eine Hauptstütze des
KaisersFriedrich I. in den Kämpfen in der
Lombardei. 1183 begab er sich für immer
nach
Palästina,
[* 6] wo er 1188 starb. An Umsicht, Tapferkeit und
Energie glichen ihm seine
Söhne, Wilhelm
Longaspada (gest. 1179 in
Palästina), Konrad, und
Rainer (gest. 1183).
Seit dem
Tode seines
Bruders Konrad (1192) war Bonifacius, der schon damals als ritterlicher
Held, verständiger
Regent und gewandter
Diplomat bekannt war, alleiniger
Vertreter der markgräfl. Würde. Er beteiligte sich 1201 am vierten Kreuzzuge
und ging gern auf die polit. Pläne der
Venetianer ein, die dem Zug
die
Richtung auf das morsche
Reich von
Konstantinopel
[* 7] gaben,
wo Bonifacius persönlich für sich
Großes zu gewinnen hoffte. Nach dem
Sturz des jungen
KaisersAlexios IV.
Angelos 1204 wurde aber
nicht Bonifacius, der zu thatkräftig und zu sehr Ghibelline war, sondern
GrafBalduin von Flandern zum
«Kaiser
von Romanien» gewählt. Bonifacius erhielt Macedonien und
Griechenland
[* 8] als Königreich
Thessalonich (Sept. 1204). Er heiratete Margarete
von
Ungarn,
[* 9] des
Kaisers Isaak II.
AngelosWitwe
(zweite Ehe).
Dann wandte er sich nach
Thessalien und
Griechenland, um den dort noch sich zeigenden
Widerstand zu beseitigen
und eine Reihe kleinerer fränk. Vasallenstaaten ins Leben zu rufen. Aber als er bereits
Theben, Euböa und
Athen
[* 10] gewonnen
und (im Mai 1205) den
Angriff auf
Korinth
[* 11] und
Nauplia eröffnet hatte, nötigte ihn die bulgar.-walach. Überflutung des thrac.-macedon.
Nordens, vorzeitig nach
Thessalonich zurückzukehren, wo
Bulgaren und aufständische Rhomäer die Königin
Margarete in der
Akropolis
[* 12] belagerten. Schnell trieb Bonifacius die Feinde zurück; aber in dem nun sich entspinnenden bulgar.
Kriege wurde Bonifacius im
Sommer 1207 in einem kleinen
Gefecht bei Mosynopolis durch einen Pfeilschuß getötet.
oder
Bischofspfennige, auch Rädersteinchen, im Volksmunde die
Glieder
[* 13] des sehr langen
Stieles eines für den Muschelkalk (s. d.) bezeichnenden Haarsterns, des Eucrinus
liliiformis (S. nachstehende Abbildung.) Jedes dieser mühlsteinartig gestalteten Stielglieder hat
0,5 bis 1 cm Durchmesser
und ist am Rande seiner obern und untern Gelenkfläche radialstrahlig gekerbt.
Die Stiele zerfallen sehr leicht in ihre einzelnen
Glieder, die stellenweise das fast ausschließliche Material ganzer Gesteinsbänke bilden
(Trochitenkalke,
Crinoidenbänke), so in
Thüringen, im
Braunschweigischen, in
Schwaben.
(ital.
Stretto di
Bonifacio), bei den
Römern Fretum Gallicum, die an der engsten
Stelle nur 11,4 km
breite
Meerenge zwischen Corsica
[* 14] und
Sardinien.
[* 15] Der heftigen Driftströmung aus dem Tyrrhenischen
Meere und der Klippen
[* 16] wegen
ist sie schwer zu befahren; doch begünstigen letztere die Korallenfischerei, die nebst
Thunfisch- und
Austernfang sehr lebhaft betrieben wird. Am östl. Eingänge der
Straße liegen mehrere noch von Corsen bewohnte
Inseln, zuweilen
die
Bucinarischen oder
Magdaleneninseln genannt (ital. Isolae intermedie, bei den Alten
Insulae Caniculariae).
Die meisten und umfangreichsten, wieCaprera (s. d.), die befestigte Sta. Maddalena,
Sta. Maria, gehören zu
Sardinien,
Cavallo, Lavezzi und andere zu Corsica. Die
Straße hat ihren
Namen von der malerisch auf
einer
Landzunge und einem fast senkrechten Kalkfelsen gelegenen, stark befestigten Stadt
Bonifacio im
Arrondissement Sartène
auf Corsica. Die Stadt ist den heißen Südstürmen ausgesetzt und hat einen tiefen und geräumigen
Hafen
mit lebhaftem Schiffsverkehr, Post,
Telegraph,
[* 17] (1891) 3703 E.,
Handel und Korallenfischerei.
Der Ort wurde 830 von dem Pisaner
Bonifacio als Stützpunkt für die Verjagung der Saracenen von Corsica und
Sardinien gegründet,
spielte in den Kämpfen zwischen Corsen, Pisanern, Genuesen und Aragoniern eine wichtige Rolle und galt
noch 1554, wo er nach langer Beschießung den
Franzosen und
Türken übergeben ward, für die festeste Stadt Corsicas. Zeugen
einstigen
Glanzes sind die
Kirchen Sta. Maria
Maggiore, mit schöner
Loggia,
SanFrancesco aus dem 14. Jahrh.,
San Dominico, in
got.
Stil 1343 beendet, und das um 1300 errichtete Hospital.
(von bonum fari, gute
Botschaft bringen) oder
Bonifacius, der
Heilige, der
Apostel der
Deutschen, geb. um 680 zu
Kirton bei Exeter im südwestl. England, aus edlem angelsächs. Geschlecht, hatte
in der
Taufe den
Namen Winfried erhalten. Nachdem er 13 Jahre in dem
Kloster von Exeter gelebt hatte, trat
er in das
Kloster von Nhutscelle, wo er Rhetorik, Geschichte und
Theologie lehrte, und erhielt 710 die Priesterweihe. Er verließ 716 die
Heimat, um den Friesen das
Christentum zu predigen, aber Kriegsunruhen zwangen ihn zur Rückkehr.
Obgleich zum
Abt von Nhutscelle gewählt, zog Bonifatius schon 718 nach
Rom, woGregor II. ihn beauftragte, in
Deutschland
[* 18] das
Christentum und den Gehorsam gegen
Rom zu verkündigen. Aber bei den
Christen in
Thüringen und
Franken stießen die röm.
Ansprüche auf solchen
Widerstand, daß Bonifatius sich zunächst wieder den heidn. Friesen zuwandte und erst 722 nach Hessen
[* 19] zurückkehrte,
wo er zu
Amöneburg und Fritzlar zwei Klöster gründete. Bei einer zweiten
Reise nach
Rom (722) weihte
ihn
Gregor II. zum
Bischof und gab ihm Empfehlungsbriefe an
Karl Martell sowie an alle Fürsten und
Bischöfe. So ausgerüstet
entfaltete Bonifatius eine großartige Thätigkeit in der Christianisierung und zugleich Romanisierung
Thüringens und
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Hessens. 732 überschickte ihm Gregor III. das Pallium
[* 21] und ernannte ihn zum Erzbischof und Primas von ganz Deutschland, mit
der Vollmacht, allenthalben, wo er es für zweckmäßig halten würde, Bistümer zu errichten. Bei einer dritten Reise nach
Rom, die er 738 unternahm, wurde Bonifatius vom Papst zum Legaten des HeiligenStuhls in Deutschland ernannt. Der
Herzog von Bayern
[* 22] gestattete ihm, für Bayern drei Bischöfe zu weihen, und Karl Martells Söhne erlaubten ihm, in Hessen und Thüringen
die BistümerWürzburg,
[* 23] Buraburg, Eichstatt und Erfurt
[* 24] zu errichten und auf mehrern Synoden die fränk. Kirche zu reformieren
und der röm. Oberhoheit zu unterwerfen (742-45). Indessen wurde weder der
Widerstand der iro-schott. Mission ganz gebrochen, noch setzte Bonifatius die röm.
Ansprüche völlig durch.
Als der Papst ihn z. B. auf seinen Wunsch zum Erzbischof von Köln
[* 25] ernannte, verwarf dies
Pippin und gab ihm Mainz
[* 26] statt Köln. Ob an der Krönung Pippins Anteil hatte, ist nicht gewiß. Nach
Stiftung der Abtei Fulda
[* 27] und nachdem er seinen SchülerLullus zum Nachfolger bezeichnet hatte, unternahm er 754 eine neue Reise
zur Bekehrung der Friesen, auf welcher er bei Dokkum 5. Juni 755 nebst seinen Begleitern erschlagen ward. Seinen Leichnam brachte
man nach Utrecht,
[* 28] später nach Mainz und zuletzt nach Fulda.
Noch werden in der Abtei daselbst eine von ihm gefertigte Abschrift der Evangelien und ein mit seinem Blute gefärbtes Blatt
[* 29] gezeigt.
Da, wo Bonifatius 724 die erste christl. Kirche im nördl. Deutschland erbaut haben soll, im Thüringerwalde bei dem Dorfe Altenberga
(s. d.), ist ihm 1811 ein Denkmal errichtet worden; im Aug. 1842 auch eins in Fulda. Seine «Epistolae»
hat am vollständigsten Würdtwein (Mainz 1789) und Jaffé (im 3. Bde. der «Biblioteca
rerum germanicarum», Berl. 1866),
in deutscher Übersetzung Külb («Sammlung der vorzüglichsten mystischen Schriften», 19. u. 20. Bd.,
Regensb. 1859),
seine «Opera omnia» Giles (2 Bde., Oxford
[* 30] 1845) herausgegeben.
- Die älteste Biographie des Bonifatius schrieb kurz nach seinem Tode der Mainzer Priester Willibald: «Vita sancti Bonifatii» (abgedruckt
im 2. Bde. der «Monumenta
Germaniae historica»; neue Ausg. von Jaffé, Berl. 1866; ins Deutsche
[* 31] übersetzt von Bonnell, ebd. 1856). -