Bonald (Louis Jacques Maurice de) - Bonaparte (Familie)
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Schöpfung und deswegen hat das Wort, durch welches erst das
Denken möglich wurde,
an sich Beweiskraft; daher will ohne psychol.
Beobachtungen alles aus Worten und vor allen aus den Worten der göttlichen Offenbarung herleiten. Deswegen wird auch
seine ganze
Philosophie durch die drei in der Offenbarung begründeten Worte:Ursache,
Mittel, Wirkung beherrscht,
wobei sich überall die
Ursache zum
Mittel verhalten soll wie das
Mittel zur Wirkung;
diese Formel wird auf alle Gebiete der
Philosophie angewendet. So ist in der Kosmologie Gott die
Ursache, die
Bewegung das
Mittel, der Körper die Wirkung.
In der Staatslehre
ist die Regierung dieUrsache, die
Beamten das
Mittel, die
Unterthanen die Wirkung. In der Familie treten
Vater,
Mutter,
Kind in dieses Verhältnis. Seine Œvres complètes" erschienen in 12
Bänden (Par. 1817-19). -
Vgl. V. de Bonald,
De la vie et des écrits du Vicomte de Bonald (2. Aufl. 1853).
Louis Jacques
Maurice de, franz. Prälat, Sohn des vorigen, geb. zu
Millau, erhielt seine
Bildung im Seminar von St. Sulpice zu
Paris,
[* 2] wurde 1817 Generalvikar und
Archidiakonus zu Chartres und
darauf Feldprediger des
Grafen von
Artois. 1823 zum
Bischof von Le
[* 3] Puy ernannt, entwickelte er bei dem Streite des hohen Klerus
mit der Magistratur (1852) als Organ der ultramontanen Partei Grundsätze von so fanatischer Intoleranz, daß er selbst den
Hof
[* 4] gegen sich verstimmte. 1839 wurde er Erzbischof von
Lyon
[* 5] und Primas von
Gallien und im März 1841 Kardinal.
Von nun an zeigte er sich als der eifrigste
Vertreter des
Ultramontanismus. Seine geharnischten Hirtenbriefe
über die neue
Auflage von Dupins «Manuel du droit ecclésistique» (1860) und über
den
Entwurf des neuen Unterrichtsgesetzes von
Villemain veranlaßten leidenschaftliche
Debatten in der Kammer und der
Presse.
[* 6] Nach dem
Staatsstreiche trat Bonald vermöge seiner Kardinalswürde in den neuen kaiserl.
Senat. Er starb zu
Lyon. -
ein span. Wort, das Prosperität, großes
Glück und schönes Wetter
[* 7] bedeutet, wurde von den mexik.
Bergleuten
zu Anfang 1874 zuerst in Nevada bei Entdeckung der reichen Silberminen (Comstock lodes) in Anwendung gebracht.
Seitdem wird
es als Bezeichnung für einen außerordentlich reichen Fund gebraucht;
Bonanza-Mann, Bonanza-Prinz ist
soviel wie ein durch unerwartetes
Glück reich gewordener
Bergmann und Minenbesitzer, mit der Nebenbedeutung von Emporkömmling.
oder
Buonaparte ist der
Name der cors. Familie, aus der die franz. Kaiserdynastie hervorging.
Daß sie röm.
oder griech. Ursprungs sei, von der gens Ulpia abstamme oder mit dem Kaiserhause der
Komnenen verwandt sei, ist unbegründet.
In
Italien
[* 8]
(Florenz,
[* 9]
Treviso,
San Miniato, Sarzana, auch in
Bologna und der
Lombardei) finden sich seit dem 12. Jahrh.
verschiedene Familien mit diesem Geschlechtsnamen, die besonders in der florentin. Geschichte
auftreten.
Einen Niccolo Bonaparte, Edelmann und Professor zu
San Miniato im 16. Jahrh., bezeichnet man als den Verfasser der Komödie «La
vedova» (Flor. 1568; Par. 1803),
und dem
Toscaner Giacomo oder Jacopo Bonaparte wird das «Ragguaglio
storico di tutto l'occorso giorno per giorno nel sacco di
Roma
[* 10] dell' anno 1527» (angeblich Köln
[* 11] 1756; französisch, Par.
1809; auch von
Ludwig Bonaparte,
Exkönig von
Holland, Flor. 1830, herausgegeben) zugeschrieben. Die florentin.
Linie Bonaparte erlosch mit dem
Tode des Kanonikus Filippo Bonaparte. SeitGabriel Bonaparte, aus Sarzana kommend,
sich 1569 zu
Ajaccio niederließ und an den Seezügen gegen die
Barbaresken teilnahm, galten die Bonaparte als ein Patriciergeschlecht
jener Stadt.
Der Zusammenang zwischen den verschiedenen Bonaparte steht zwar keineswegs fest, doch wurde 1771 von den toscanischen
Bonaparte die Verwandtschaft mit ihren cors. Namensvettern gerichtlich anerkannt. Mitte des 18. Jahrh.
waren noch drei männliche
Glieder
[* 12] der Familie Bonaparte zu
Ajaccio übrig: der Archidiakon Luciano Bonaparte, dessen
Bruder Napoleone (die
Urenkel jenes
Gabriel und beider Neffe Carlo, der Sohn des frühverstorbenen Giuseppe. Dieser hatte sich 1757 vom
Großherzog
von
Toscana seinen
Adel bestätigen lassen, den später auch das franz. Heroldsamt anerkannte.
-
Vgl. La storia genealogica della famiglia Bonaparte, scritta da un Samnitiatese (Flor.
1847);
Stefani und Baretta, La antichità dei Bonaparte (Vened. 1857);
Rapetti, Quelques mots sur les origines des Bonaparte (Par. 1858);
Reumont, Beiträge zur ital. Geschichte, Bd. 4 (Berl.
1855);
Leynadier, Histoire de la famille de Bonaparte (Par. 1866);
Kleinschmidt, Die Eltern und
Geschwister Napoleons
I. (Berl. 1878);
In dritter
Ehe vermählt mit
Giustina Marquise Baldelli.
Carlo Bonaparte, geb. zu
Ajaccio, der
Vater desKaisers Napoleon I., erhielt eine sorgfältige Erziehung,
studierte dann zu Pisa
[* 16] die
Rechte, verheiratete sich bald nach seiner Rückkehr, im März 1767, mit Lätitia Ramolino und
begab sich 1768 mit seiner Familie, darunter sein Oheim Napoleone, nach Corte, um hier den
General Paoli (s. d.) im Kampfe
gegen die
Franzosen zu unterstützen. (S. Corsica.)
[* 17] Nach der
Niederlage der Corsen zu Ponte-Nuovo 1769 begleitete
Bonaparte den Clemente Paoli,
Bruder des
Generals, nach Niolo, von da nach Vico, um eine neue
Erhebung zu beginnen. Als aber die Paoli
Corsica verließen, erklärte sich Bonaparte für
Frankreich. Nachdem die neue Regierung eingerichtet war, verweigerten
die Corsen die
Steuern, weil sie sämtlich Edelleute zu sein behaupteten.
Ludwig XV. ließ 400 cors. Familien als adlige
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auswählen (1771), worunter sich die Familie Bonaparte befand. Durch den Einfluß des franz.
Gouverneurs Marboeuf wurde Carlo Bonaparte 1773 zum königl. Rat und Assessor der Stadt und ProvinzAjaccio ernannt. 1777 ward er Mitglied
der cors. Adelsdeputation, die an den franz. Hof ging. Bonaparte nahm seine zwei ältesten Söhne, Joseph und Napoleon,
für die er Freiplätze im Seminar zu Autun und in der Militärschule zu Brienne zugestanden erhalten hatte, mit nach Frankreich.
Ein Erbschaftsprozeß führte ihn 1784 nochmals dahin.
Jetzt nahm er seine Kinder, Lucian und Elisa, mit; die letztere hatte eine Freistelle im Erziehungsinstitut St. Cyr erhalten.
Carlo Bonaparte starb in Montpellier.
[* 19] Aus seiner Ehe mit Lätitia hinterließ er 8 Kinder (s. oben
die Übersicht), die man mit ihren Nachkommen in Rücksicht auf Napoleon I. im allgemeinen als Napoleoniden zu bezeichnen
pflegt. Successionsrechte auf den franz. Thron
[* 20] erhielten durch die Volksabstimmung und den Senatsbeschluß vom
außer Napoleon, nur dessen BrüderJoseph und Ludwig mit ihren Nachkommen, während Lucian und Hieronymus ausgeschlossen wurden,
weil sie sich gegen den Willen des Kaisers verheiratet hatten.
Indes wurde Hieronymus, der sich auf Befehl des Kaisers von seiner Gattin trennte, durch ein Senatskonsult vom als
franz. Prinz und etwaiger Thronerbe anerkannt. Bei der Proklamation der
Zusatzakte vom soll zwar Napoleon I. die Absicht gehabt haben, auch seinem Bruder Lucian das Successionsrecht in
aller Form zu verleihen, doch wurde dieser Akt nicht vollzogen. Die Nachkommen Ludwig B.s behielten demnach, da der älteste
Bruder Napoleons I., Joseph, keine Söhne hatte, ihr Vorrecht, und auch durch das Dekret vom wurde
die eventuelle Thronfolge nur der Linie des Hieronymus, nicht der des Lucian zugesprochen.
Die Gattin Carlo B.s, Maria Lätitia Ramolino, aus einem Patriciergeschlecht von Ajaccio, geb. zeichnete sich
durch seltene Schönheit wie durch Verstand und Willenskraft aus. Als 1793 Corsica durch die Paoli unter
brit. Botmäßigkeit geriet, während die Familie Bonaparte die Partei des revolutionären
Frankreich ergriffen hatte, flüchtete sie mit ihren Kindern nach Marseille,
[* 21] wo sie in großer Dürftigkeit von der Pension
lebte, die der Konvent den cors. Flüchtlingen gewährte.
Erst nachdem Napoleon seine Feldzüge begonnen hatte, kam sie in bessere Verhältnisse. Nach dem 18. Brumaire (1799) zog sie
nach Paris; 1804, mit Napoleons Thronbesteigung, erhielt sie den Titel «Madame Mère» und einen glänzenden Hofstaat. Bescheiden,
ihres frühern Mißgeschicks eingedenk, sparte sie für künftige schlimmere Tage. Sie blieb durchaus
Corsin und sprach auch französisch schlecht und mit cors. Accent. Der Kaiserin Marie Luise war sie abgeneigt. Nach dem Sturze
Napoleons lebte sie mit ihrem Stiefbruder, dem Kardinal Fesch (s. d.), im Winter zu Rom,
[* 22] im Sommer zu Albano. Sie starb -
1) Joseph Bonaparte, geb. zu Corte auf Corsica, erhielt seine Bildung im Seminar zu Autun. Den Plan, in die Armee zu treten,
gab er 1785 beim Tode seines Vaters auf, studierte in Pisa und ließ sich 1788 in Ajaccio als Advokat nieder.
Er schloß sich, wie seine Brüder, an Paoli (s. d.) an, mußte aber 1793 nach dem Bruch mit diesem Corsica verlassen und mit
den Seinen in der Provence eine Zuflucht suchen. Nach der erfolgreichen Belagerung von Toulon,
[* 23] die seinem
Bruder Napoleon zur Geltung verhalf, zum Kriegskommissar in Marseille ernannt, heiratete Bonaparte eine Kaufmannstochter,
Julie Clary (s. unten), und lebte zumeist in Genua.
[* 24] 1796 begleitete er Napoleon im ital.
Feldzuge, der ihm den Auftrag verschaffte, die Verwaltung Corsicas nach Abzug der Engländer zu reorganisieren.
Im März 1797 wurde er Gesandter beim Herzog von Parma,
[* 25] Anfang Mai in Rom, das er nach des Generals Duphot Ermordung Ende Dezember
verließ. Von einem cors. Departement in den Rat der Fünfhundert gewählt, bewahrte er eine gemessene Haltung, trat auch
aus, kurz bevor sein Bruder (Okt. 1799) aus Ägypten
[* 26] zurückkehrte, half aber heimlich sehr wesentlich
mit, durch Verbindung mit Sieyès u. a. eine Änderung der Verfassung herbeizuführen.
Nach dem 18. Brumaire ernannte ihn sein Bruder zum Staatsrat und Tribun. Er ward 1800 Bevollmächtigter für den Abschluß eines
Freundschafts- und Handelsvertrags mit den Vereinigten Staaten
[* 27] von Amerika,
[* 28] sodann bevollmächtigter Minister
beim Friedenskongreß zu Lunéville. Als solcher unterzeichnete er den Frieden und 1802 den mit England zu Amiens.
[* 29] Zugleich leitete er nebst Cretet und Bernier die Unterhandlungen mit Kardinal Consalvi, Erzbischof Spina und Pater Caselli über
das Konkordat vom Als Napoleon Kaiser geworden war, ward Joseph zum Inhaber der Senatorie Brüssel,
[* 30] zum Großoffizier der Ehrenlegion, endlich zum franz. Prinzen und Großwahlherrn von Frankreich erhoben.Die Krone des «Königreichs
Italien», die ihm Napoleon antrug, schlug er aus, da er sein Anrecht auf den franz.
Thron nicht opfern wollte.
Vor seiner Abreise von Neapel, 23. Mai, machte er, noch ehe Murat an seine Stelle trat, die eiligst entworfene Konstitution des
Reichs bekannt. Am 7. Juni kam Joseph nach Bayonne, am 20. Juli zog er, während die Revolution in allen Provinzen aufflammte, in Madrid
[* 34] ein, am 31. Juli mußte er wieder bis hinter den Ebro zurückweichen. Napoleon gewann dann im Winterfeldzuge
von 1808 Madrid und seinem Bruder den Thron wieder. Doch genoß Joseph als Monarch sehr wenig Ansehen. Die Generale, die von
Napoleon unmittelbar ihre Befehle erhielten, waren die Herren, er selbst ein Schattenkönig, von jenen
mit Geringschätzung, von Napoleon mit Zorn und Drohbriefen überhäuft, da der Kaiser 1810 daran dachte, seine unmittelbare
Herrschaft auch über Spanien
[* 35]
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