(frz.),
Gattungsname für
Geschütze
[* 2] des 14. und 15. Jahrh. aus kurzem Rohr mit trichterförmig nach der Mündung
zu sich erweiternder Seele. Die ersten Bombarde waren Kammergeschütze; die Kammer oder
Büchse, die das Pulver enthielt, war von
dem
Geschützrohr trennbar und wurde erst geladen mit demselben vereinigt; später stellte man die Bombarde nur
aus einem
Stück her. Sie schossen Steinkugeln in flachem
Bogen
[* 3] oder schleuderten Steinhagel mit großer Kraft
[* 4] in hohem
Bogen;
sie wurden nicht nur im Festungskrieg, sondern auch in offener Feldschlacht verwendet. (S. auch
Geschütz.)
(frz.), ursprünglich
Name für die zur Bedienung der
Bombarde (s. d.) bestimmten Mannschaften,
später für die Bedienungsmannschaften der Wurfgeschütze und schließlich die Bezeichnung einer
Charge bei der
Artillerie
zwischen
Unteroffizier und Gemeinem.
Letztere hat sich
bis in die Mitte des 19. Jahrh. erhalten. In
Österreich
[* 5] bildete das 1786 errichtete
Bombardierkorps bis zu seiner 1851 erfolgten
Auflösung die Pflanzschule für die Offiziere der
Artillerie.
(Brachinus), eine artenreiche über die ganze Erde verbreitete Gattung aus der Familie der Laufkäfer.
[* 6] Die dickleibigen
Käfer
[* 7] haben zierliche
Beine und ein schmales herzförmiges Halsschild, hinten abgestutzte, etwas gewölbte
Flügeldecken und einen schmalen
Kopf mit kräftigen schnurförmigen Fühlern. Sie leben gesellig unter
Steinen und an Baumwurzeln.
Ihren Feinden und Verfolgern senden sie mit hörbarem
Geräusch aus dem
After eine ätzende sich
an der Luft schnell in
Dampf
[* 8] verwandelnde Flüssigkeit entgegen, welche von besondern
Drüsen abgesondert und in einer kontraktilen
Blase gesammelt wird. Der in
Deutschland
[* 9] vorkommende gewöhnliche Bombardierkäfer
(BrachinuscrepitansL.) ist 1 cm lang,
dunkelziegelrot, mit schwarzblauen, feingerieften Flügeldecken und unten an der Hinterbrust schwärzlich.
(frz., spr. bongbardóng), ein Blechblasinstrument,
früher mit
Klappen versehen, jetzt größer gebaut, mit drei oder vier
Ventilen, in Form und
Klang der Baßtuba ähnlich;
die
Tuba
[* 10] spricht jedoch in der
Tiefe leichter an und klingt besser.
(frz., spr. bongbassäng; engl.
bombazet, vom lat. bombycinus, «seidenartig»),
ursprünglich ein in Oberitalien
[* 11] aus
Seide
[* 12] oder aus
Seide, Kamelhaar und
Baumwolle
[* 13] erzeugtes Köpergewebe, jetzt meist ein in der
Art des Merinos gewebter
Stoff mit
Kette aus
Seide und Einschlag aus Kammgarn;
außerdem ein ganz aus Kammgarn
hergestelltes glattes oder geköpertes Zeug;
(engl., vom mittellat. bombax, d. h.
Baumwolle), ursprünglich Zeugstoff zum Auswattieren, dann in übertragener Bedeutung Schwulst des
Ausdrucks, hochtönender
Wortschwall.
L.,Wollbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Malvaceen (s. d.) mit 10 tropischen
Arten. Sie zeichnen sich durch ihre holzige, fünffächerige Kapsel aus, in deren Fächern in kurze
Wolle eingehüllte Samen
[* 14] liegen. Die
Blüten besitzen einen lederartigen
Kelch, die
Blätter sind gefingert oder bandförmig
zerteilt. Es giebt unter den Bombaxarten sehr große und namentlich dickstämmige
Bäume. Berühmt ist z. B. CeibaL.,Käsebaum,
aus dessen
Stämmen die Kariben ihre
Kähne aushöhlen.
Auch verfertigt man aus den ausgehöhlten
StämmenTonnen, welche 5-8000 kg Zucker
[* 15] zu fassen vermögen. Es giebt
Arten, deren
Stamm vollkommen die Form einer
Tonne besitzt. Die kurze, bei Bombax Ceiba grau, bei Bombax septenatum Jacq.
schmutzigweiß, bei Bombax globosumAubl. rotgelb gefärbte Samenwolle
(Bombaxwolle) dient in
Südamerika
[* 16] und
Westindien,
[* 17] wo die genannten Bombaxarten einheimisch sind, zur Herstellung von Polstern.
In den europ.
Handel ist sie als Pflanzendunen
oder Ceibawolle gekommen und dient zum
Ausstopfen von
Bettenu. dgl.
VonBombax malabaricum DC.
(Ostindien)
[* 18] wird das Malabargummi gewonnen, welches wie das
Arabische Gummi verwendet werden kann, doch in Güte
demselben nachsteht. In
Deutschland gedeihen die Bombaxarten nur im Warmhause. Sie werden wenig kultiviert, lassen sich übrigens
durch
Ableger vermehren.
[* 19] (spr. -beh), engl. verderbt aus dem alten, schon verderbten
portug.
Namen Bombaim oder Mombaim, heißt mahrattisch Mumba'i (nach der Göttin Mumba, deren Heiligtum bis gegen Mitte
des 18. Jahrh. auf der Esplanade von Bombay stand), indisch jetzt auch Mamba'i oder
Bamba'i.
1) Präsidentschaft des brit. Kaiserreichs
Indien, umfaßt nach dem Census vom April 1881 (mit Ausnahme der zu ihr gehörenden
tributären Vasallenstaaten) 321 463 qkm mit 16 454 414 E., seitdem aber 1888 Sindh der Regierung des
Pandschab unterstellt wurde, nur 181 290 qkm mit 13 911 438 E. 1891 wurden gezählt: 18 901 123
E. der eigentlichen Präsidentschaft, 8 059 298 E.
in den
Staaten und Agentschaften, zusammen 26 960 421, darunter 21 440 991
Hindu, 6 390 995 Mohammedaner, 555 209
Dschain, 76 774 Parsen, 170 009
Christen, 13 547 Israeliten, 311 259 unkultivierte
Ureinwohner, 698 Buddhisten, 912 Sikh und 27 andere. Bombay umfaßt die alten Landschaften Gudschrat, Khandesch, Sattra,
Aurangabad,
Bidschapur mit Dharwar,
Konkan und seit 1861 Nord-Kanara.
Administrativ steht diese Präsidentschaft unter einem Gouverneur mit einem ihm zur Seite stehenden
Rate für
Gesetzgebung und
Verwaltung unter Oberaufsicht des Vicekönigs und zerfällt in 4 Divisionen unter
Kommissaren, nämlich die
nördl. Division mit 7 Distrikten, die centrale mit 7 Distrikten (einschließlich der Stadt
Bombay), das eigentliche und die südl. Division mit 5 Distrikten. Die Gesamteinnahmen
beliefen sich 1890 auf 129 250 550 M., die
Ausgaben auf 69 226 300 M. (die Rupie zu 1,43 M. gerechnet).
Die Hauptsprachen sind: Mahratti (von 47,11 Proz. der
Bevölkerung
[* 20] gesprochen), Gudschrati (von 18,86 Proz.),
Kanaresisch (von
12,77 Proz.) und
Hindustani oder
Urdu (von 5,3 Proz.);
doch wird das
Hindustani oder
Urdu von den gebildeten und den handeltreibenden
Mohammedanern allgemein verstanden und gesprochen. Bombay besitzt (1890) 11 716 Unterrichtsanstalten mit 591 627
Zöglingen (29
Proz. der schulpflichtigen
Knaben und 3¾ Proz. der schulpflichtigen Mädchen).
1890 erschienen 2000
Bücher und Zeitschriften,
mehr als die Hälfte in Gudschrati- oder Mahratti-Sprache. Die sehr zahlreichen zu Bombay gehörenden Vasallenstaaten
sind wieder in eine nördl. und in eine südl.
Division mit zusammen 20 Agentschaften zerteilt. -
Vgl. Murray, Handbook of Bombay Presidency (2. Aufl., Lond. 1881).
2) Die feste Hauptstadt der gleichnamigen Präsidentschaft, nächst Kalkutta
[* 21] der bedeutendste
¶
mehr
Seeund Handelsplatz Ostindiens, liegt unter 18° 55' nördl. Br. und 72° 54' östl. L., an der Westküste von Vorderindien,
auf der gleichnamigen schmalen, sich von NW. nach SO. in der Länge
von 18½ km erstreckenden Insel, oder vielmehr Halbinsel, seitdem Bombay mit dem Festlande durch einen festen Eisenbahndamm verbunden
ist. Dieselbe bildet mit den durch Molen mit ihr verbundenen kleinen Inseln, Old Woman's-Island oder Kolaba
oder Lighthouse-Island, welche südlich, und andern, die östlich von ihr liegen, wie Karandscha, Elephanta, Hogs-Island u. s. w.,
eine sehr geräumige, vollkommen sichere Bai, deren Lage, besonders von der See aus, von hoher malerischer Schönheit ist,
da die westlichen, unweit der Küste verlaufenden Ghat ihren Hintergrund bilden. (Hierzu Plan: Bombay.)
Anlage und Bauten. Bombay ist der Hauptkriegshafen von Britisch-Indien. Seitdem Bombay 1661 von den Portugiesen an Karl II., als Teil
der Morgengabe für seine Gemahlin Katharina von Braganza, abgetreten wurde, ist es riesig angewachsen. Es besteht aus
der alten Stadt oder dem Fort, so genannt von dem daselbst 1769 von den Engländern erbauten FortGeorge, dem südlichsten Stadtteile,
und der Schwarzen Stadt (BlackTown). IhreStraßen sind sehr eng und während der periodischen Regenzeit häufig überschwemmt.
Doch wird viel gethan für die Verbreiterung und Trockenlegung derselben, die Zufuhr von gutem Trinkwasser
und die Verbesserung des früher wenig günstigen Gesundheitszustandes. Als 1803 ein kleinerer, 1845 ein größerer Teil der
Stadt abgebrannt waren, geschah der Wiederaufbau in schönerer und zweckmäßigerer Weise. Vieles in dieser Beziehung verdankt
Bombay der großen Freigebigkeit des reichen Parsen SirDschamsched-Dschidschibha'i.
Bemerkenswert sind die mit Kolonnaden geschmückte, 60 m lange und 30 m breite Stadthalle mit einer Bibliothek
von mehr als 100000 Bänden sowie den Standbildern von Sir John Malcolm, C. Forbes, Lord Elphinstone, Lord Cornwallis und Dschamsched-dschi
Dschidschibha'i; die Münze und die Kathedrale St. Thomas (1720 erbaut, 1855 erweitert). Diese Gebäude sowie eine Anzahl
palastähnlicher Wohnhäuser
[* 23] reicher engl. und parsischer Handelsherren liegen an dem großen und schönen,
mit Tamarinden bepflanzten «Green» oder «Elphinstone-Circle»
genannten Platze mit den Statuen von Lord Cornwallis und Marquis Wellesley.
Die Wohnung des Gouverneurs von Bombay befindet sich auf dem südwestlichen, Malabar-Point genannten, steilen Vorgebirge der Insel.
Auch verschiedene Moscheen und Hindutempel sowie das von Dschamsched-dschi Dschidschibha'i gegründete
Krankenhaus
[* 24] in der Schwarzen Stadt sind sehenswert. Noch sind zu erwähnen die von Böhm modellierte Statue der Königin Victoria
[* 25] und die enthüllte Reiterstatue des Prinzen von Wales. Bombay ist Sitz der Präsidentschaftsregierung,
des höchsten Gerichtshofs, der Handelskammer, der Bank von und anderer Banken.
die seit 1873 mit dieser vereinigte Geographische Gesellschaft;
eine
Medizinische und Physikalsche Gesellschaft, deutscher Klub sowie verschiedene andere gemeinnützige Anstalten. Bombay besitzt
ein Marinearsenal, Docks und Werfte, wo die größten Kriegsschiffe gebaut werden können.
Die alten Festungswerke von Bombay wurden 1863 abgetragen
und statt ihrer sehr großartige neue angelegt. Die Villenvorstadt Malabar Hill mit den Türmen des Schweigens,
auf denen die Parsen ihre Toten aussetzen, ist durch Stadteisenbahn mit der Altstadt verbunden.
Die Bevölkerung betrug (1891) 821 764, (1881) 773 196 E. in 28 310 Gebäuden, und zwar 502 851 (65 Proz.) Hindu, 158 713 Mohammedaner, 48 597 Parsen, 30 708 eingeborene
Christen und Portugiesen, 17 387 Buddhisten und Dschain, 10 541 Europäer, 1168 Eurasier, d. h. von europ.
Vätern und eingeborenen Müttern Erzeugte, außerdem viele Araber, Perser, Chinesen, Neger u. s. w.
Verkehrswesen und Handel. Bombay ist durch die Peninsular- and Oriental- und durch die British-Indian-Dampfschiffahrtslinien sowie
durch die Linien der Gesellschaften «Messageries Maritimes» u. s. w., die sämtlich hier Hauptagenturen
besitzen, mit Europa,
[* 26] Sues, der Ostküste Afrikas, dem Golf von Persien,
[* 27] Ceylon,
[* 28] dem Indischen Archipel, China
[* 29] und Japan sowie allen
wichtigern Küstenpunkten des Indobritischen Reichs, mit dem Innern desselben aber durch die Great-India-Peninsula-, die Great-India-Peninsula-Madras-
und die Bombay-Baroda and Central-India-Eisenbahnen, demnächst auch durch eine direkte Linie über Nagpur und
Bilaspur nach Fertigstellung der Strecke Raigarh-Tschaibassa (Singbhum) mit Kalkutta verbunden und somit der Mittelpunkt eines
sehr großartigen, den wachsenden Reichtum der Stadt bedingenden Handels. Am Gesamt-Außenhandel Indiens nehmen Kalkutta und
Bombay mit je 40 Proz. teil; 1884-85 entfielen auf Bombay sogar 43,51 Proz.,
auf Kalkutta nur 36,97 Proz. 1890/91 verkehrten 89 797 Schiffe
[* 30] (darunter 3451 Dampfer) mit insgesamt 5 014 880 Registertonnen
im Hafen; 87 962 mit 2,86 Mill. t kommen auf die Küstenschiffahrt und den Verkehr mit ind. Häfen.
Der Außenhandel wertete 1889/90:1677 297 476 M.; der Haupteinfuhrartikel, Baumwollwaren, 187 150 200 M., der Hauptausfuhrartikel,
Rohbaumwolle, 291 200000 M. An Opium wurden 28 835 Kisten befördert; von diesen gingen 28 372 nach China.
Die Weizenausfuhr (etwa zwei Fünftel der Gesamtausfuhr Indiens) bezifferte sich (1390) auf 275 600 t. Sonstige Hauptausfuhrwaren
sind: Sämereien, Hülsenfrüchte, Häute, Felle, Gewürze, Farbstoffe u. s. w. Die Einfuhr besteht hauptsächlich in europ.
Mode-, Putz-, Kleidungs-, Toiletten- und andern kleinern Gegenständen, Steinkohlen, Arzneien, Farbwaren,
Maschinerien, Metallwaren, Perlen und Edelsteinen, Schienen für Eisenbahnen, Salz,
[* 31] roher Seide, seidenen Stoffen, Bier, Spiritus,
[* 32] Zucker, Thee, Tabak,
[* 33] Wein, Wollstoffen und roher Wolle, Gold
[* 34] und Silber. Die Industrie liefert namentlich in der Baumwollspinnerei
und im Schiffbau Bedeutendes. In Bombay sind fast sämtliche Staaten durch Konsuln vertreten. -