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war früher Hauptverwaltungssitz der bulgar. Kolonien und gehörte 1857-79 zu Rumänien. [* 2]
war früher Hauptverwaltungssitz der bulgar. Kolonien und gehörte 1857-79 zu Rumänien. [* 2]
(Boly), Hauptort des gleichnamigen Liwa des türk. Wilajets Kastamuni im nordwestl. Kleinasien, am Boli-su, in einer von Bergen [* 3] eingeschlossenen fruchtbaren, durch zahlreiche Dörfer kultivierten Ebene, 615 m ü. d.M., hat viele Moscheen und Bäder, Woll- und Lederfabriken, bedeutenden Handel und etwa 5000 E., größtenteils Türken, in einer Vorstadt auch einige hundert Griechen und Armenier. - Boli, wahrscheinlich das uralte Bithynium, im Gebiete der Mariandyner (Bithynien), hieß seit dem 1. Jahrh. n. Chr. Claudiopolis, ist Geburtsort des Antinous und wurde von Theodosius d. Gr. zur Hauptstadt der neugebildeten Provinz Honorias erhoben. In der byzant. Zeit war es Sitz eines Metropoliten und wurde 1324 von den Osmanen erobert.
(grch.), s. Feuerkugel. ^[= auch Meteore, Feuermeteore oder genannt, die meist ganz vereinzelt auftretenden Sternschnuppe ...]
Wilh., schwed. Gelehrter, geb. zu Petersburg, [* 4] wurde 1870 Professor der Philosophie in Helsingfors und 1873 Universitätsbibliothekar daselbst. Bei seinem Aufenthalt in Deutschland [* 5] (1857) trat er mit Ludw. Feuerbach in nähere Beziehungen und wurde ein begeisterter Anhänger desselben. Seine in schwed. Sprache [* 6] verfaßten Hauptwerke sind: «Die Familie» (Helsingfors 1864) und «Das Staatsleben Europas und die polit. Lehren [* 7] der Philosophie seit dem 16. Jahrh.» (2 Bde., ebd. 1868-71). Auch gab er einen schwed. «Bühnen- und Familien-Shakespeare» (Lund 1879 fg.) heraus und verfaßte ein Lustspiel «Das Patenkind des Königs» (1882). In deutscher Sprache verfaßte Bolin:. «Über Ludwig Feuerbachs Briefwechsel und Nachlaß» (Helsingfors 1877) und eine Übersetzung von Theuriets «Verschollen» (Lpz. 1887).
(spr. böllingbruck), Henry St. John, später Lord
Bolingbroke, engl.
Staatsmann und Schriftsteller, aus alter hoch angesehener Familie, geb. zu
Battersea in
Surrey, studierte in Oxford
[* 8] und erweiterte seine Kenntnisse und seinen
Gesichtskreis durch
Reisen im
Auslande. Glänzende
Begabung, schnelle
Auffassung und Reichtum an Kenntnissen verband sich bei ihm mit wüstester Sittenlosigkeit und grenzenlosem
Ehrgeiz.
Schon 1700 trat er ins
Unterhaus, seine vollendete Rednergabe, seine Meisterschaft in der
Debatte
erhoben ihn bald zu einem Führer der gemäßigten
Tories.
Dennoch bekämpfte er die Kriegs- und Finanzpolitik des damals toryistischen Kabinetts Marlboroughs und Godolphins unter Königin Anna, bis ihn die Übertragung des Kriegssekretariats (1704) in dessen Dienste [* 9] zog. Mit dem Anwachsen der Whigpartei im Parlament drangen deren Führer in die Staatsämter ein, und sein Amtsgenosse Harley mußten weichen. In ländlicher Zurückgezogenheit beobachtete er, wie die Whigs ihren Sieg mißbrauchten, wie zugleich die Intriguenarbeit Harleys und seiner Genossin, der Kammerfrau Masham, die Stellung der leitenden Minister bei der Königin untergrub, bis diese Harley 1710 an die Spitze eines von toryistischer Mehrheit gestützten Kabinetts berief, in dem St. John das Staatssekretariat des Auswärtigen übernahm.
Sofort strebte er mit
Energie und außerordentlicher Gewandtheit den
Spanischen Erbfolgekrieg zu enden.
Ohne Rücksicht auf
die Bundesgenossen erzwang er den
Abschluß des Friedens von
Utrecht,
[* 10] Die
Erhebung zum Lord
Bolingbroke war
sein Lohn. Nun aber folgte ein Zerwürfnis mit seinem Nebenbuhler, Lord
-Schatzmeister
Harley, dessen
Sturz
Bolingbroke gelang.
Nur wenige
Tage später, jedoch noch vor dem
Tode
Annas, rissen die
Whigs die Gewalt
an sich, Bolingbroke selbst mußte
Harley folgen.
Seine Bemühungen, dem Prätendenten Jakob Stuart Anerkennung zu verschaffen, mißlangen; noch auf der Reise nach England erklärte Georg I. Bolingbroke aller seiner Würden für verlustig. Er entwich nach Frankreich und wurde in der Abwesenheit von den siegreichen Gegnern wegen Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Bolingbroke ging an den Hof [* 11] Jakobs III. in St. Germain, mit dem er schon zuvor Verbindungen unterhalten hatte. Aber mit dem von Pfaffen und Weibern beeinflußten Schwächling kam es bald zum Bruch; von beiden Seiten ausgestoßen, bat Bolingbroke um die Gnade der Whigs, die ihm erst 1723 in der Erlaubnis zur Rückkehr zu teil wurde, der dann die Rückgabe seiner konfiscierten Güter, nicht aber seines Oberhaussitzes folgte. Er lebte zurückgezogen auf seinem Gut Dawnley im Kreise [* 12] geistvoller Gäste.
Von hier aus lenkte er die Parlamentsopposition und verfaßte wiederholt Flugschriften gegen Walpole. Zeitweilig lebte er in Frankreich; seit 1743 nahm er seinen Wohnsitz zu Battersea, wo er starb. Seine polit. Tendenzschriften veröffentlichte er in der Zeitschrift «Craftsman», besonders erschienen die «Dissertation on Parties» und 1738 die «Idea of a patriotic king», worin er, der einstmalige Parteityrann, die Parteiherrschaft geißelt. Sonst schrieb er Bemerkungen zur «Chronologie der Bücher Moses», «Untersuchungen über die Entstehungszeit der neutestamentlichen Schriften».
Skeptisch und polemisch, wie in seiner ganzen Philosophie, ist er besonders auch in den «Letters on the study of history», einer für den Geist der Aufklärung bahnbrechenden Schrift. Wegen seiner Angriffe auf das Christentum wurden seine Werke (hg. von Mallet, 5 Bde., Lond. 1753-54; neue Ausg., 8 Bde., 1808-9) von der großen Jury von Westminster verdammt. Interessant für die Zeitgeschichte sind seine «Letters and correspondence» (Lond. 1798). Zu bedauern ist, daß bei der frühern Geheimhaltung der Parlamentsdebatten von seinen als hinreißend geschilderten Reden nichts überliefert ist. Bolingbroke ist der Held von Scribes Lustspiel «Das Glas [* 13] Wasser». -
Vgl. Cooke,
Memoirs of Lord
Bolingbroke (2 Bde., 1835);
M'Knight, Life of Bolingbroke (Lond. 1863);
Brosch, Lord
und die
Whigs und
Tories seiner Zeit (Frankf. a. M. 1883);
G. Koch, B.s polit. Ansichten und die Squirarchie (Berl. 1890).
Vortreffliches Charakterbild von Noorden im «Histor. Taschenbuch», VI, 1 (Lpz. 1882) und in dessen «Histor. Vorträgen», hg. von Maurenbrecher (ebd. 1884).
Demeter, [* 14] rumän. Dichter, geb. 1826 zu Bolintina in der Walachei, trat in den Staatsdienst, verlor aber infolge der Veröffentlichung mehrerer polit. Gedichte und Artikel sein Amt und ging 1847 nach Paris. [* 15] Durch die Revolution von 1848 zurückgerufen, gab er das national-demokratische Blatt [* 16] «Poporul suveran» heraus. Nach der Einsetzung des Fürsten Stirbei 1849 vogelfrei, flüchtete Bolintineanu nach Paris, später nach der Türkei [* 17] und bereiste Kleinasien u. s. w. Infolge der Thronbesteigung Cusas kehrte er 1859 nach Bukarest [* 18] zurück und wurde Minister des Unterrichts, nach 3 Monaten Staatsrat auf Lebenszeit. Bald jedoch verfiel er in schwere Geisteskrankheit und starb wahnsinnig in einem Armenhause zu Bukarest. Geschätzt sind besonders seine der vaterländischen ¶
Geschichte entnommenen Balladen, die seit 1852 («Cântecesi plângeri») wiederholt erschienen (2 Bde., Bukarest 1877). U. d. T. «Brises d'Orient» (Par. 1866) gab er eine Auswahl seiner Gedichte in franz. Übersetzung heraus; deutsch sind viele in Carmen Sylvas «Rumän. Dichtungen» (3. Aufl., Bonn [* 20] 1889) enthalten. Aufsehen machte der Roman «Elena»; auch verfaßte Bolintineanu Beschreibungen seiner Reisen, geschichtliche Dramen, Satiren und ein Epos «Traianida», Daciens Unterwerfung durch Trajan behandelnd.