ferner
«Denkmale der
Baukunst
[* 2] am Niederrhein vom 7. bis 13. Jahrh.» (ebd. 1831-33, 72 lithographierte
Blätter in Folio; neue Ausg. mit franz.
Text 1842; mit deutschem
Text 1844),
«Über den
Tempel
[* 3] des heil.
Gral» (in den
Abhandlungen
der
Akademie 1834) und «Die Kaiserdalmatika in der Peterskirche zu
Rom»
[* 4] (ebd. 1842). Er wurde 1835 zum
bayr. Oberbaurat und zum Generalkonservator der plastischen
Denkmale des Königreichs ernannt, nahm aber schon nach 1½ Jahren
seine Entlassung, um nach dem südl.
Frankreich und
Italien
[* 5] zu gehen. Seit 1845 lebten beide
Brüder in
Bonn,
[* 6] um in der Nähe
des Kölner
[* 7] Dombaues zu weilen, für welchen sie mit großem Eifer eintraten. Melchior Boisserée starb
hier sein
Bruder Sulpiz Die
Biographie und den Briefwechsel des letztern gab seine
Witwe u. d. T. «Sulpiz
Boisserée» (2 Bde., Stuttg.
1862) heraus.
Edmond, schweiz.
Botaniker, geb. in Genf,
[* 8] bereiste mehrfach die
Mittelmeergegenden, das südwestl.
Asien
[* 9] und
Australien.
[* 10] Die Resultate seiner
Reisen legte er nieder in den Werken: «Voyage
botanique dans le midi de l'Espagne pendant l'anée 1837» (2 Bde.
mit 208 Taf., Par. 1839-45) und
«Flora orientalis» (5 Bde., Genf
1867-84).
(spr. bŏassieh),Gaston, franz. Gelehrter, geb. zu Nimes,
[* 12] besuchte
die Normalschule in
Paris,
[* 13] war 1846-56
Lehrer der Rhetorik in Nimes, dann am Lyceum
Charlemagne zu
Paris und hält seit 1861 am
Collège de
France, seit 1865 all der Normalschule Vorlesungen über die lat. Litteratur. 1876 wurde
er Mitglied der französischen
Akademie. B.s Werke beruhen auf einem reichen
Wissen und zeichnen sich durch gewandte
Darstellung
aus. Er schrieb: «Le
[* 14] poète
Attius, étude sur la tragédie latine pendant la république» (Par. 1857),
«Étude sur la vie
et les ouvrages de M. T.
Varron» (gekrönt 1859, ebd. 1861),
«Cicéron et ses amis, étude sur la société
romaine du temps de Césars» (ebd. 1866; neueste Aufl. 1892; deutsch von Döhler, Lpz.
1870),
(spr. bŏassiöh),JeanJacques de, franz. Kupferstecher und
Maler, geb. 1736 zu
Lyon,
[* 15] vervollkommnete sich
in
Italien und
Paris namentlich im Kupferstich, lebte meist zu
Lyon, wo er 1810 starb. Er stach besonders
nach Gemälden von Ruisdael, Dujardin,
van de
Velde und nach eigenen Zeichnungen in
Tusche und Kreide.
[* 16]
Sein 124
Blatt
[* 17] umfassendes
Werk wurde neu herausgegeben (Par. 1824) von Chaillon-Potrelle.
(spr. bŏassonahd),JeanFranç. Boissonade de
Fontarabie, franz. Hellenist, geb. zu
Paris, war während der Revolution längere Zeit Beamter im Ministerium des
Auswärtigen, dann 1801 Generalsekretär des Depart.
Haute-Marne, entsagte aber dieser
Stellung bald, um sich den Wissenschaften zu widmen. Er wurde 1809 zum
Adjunkten und 1812 zum
Professor der griech. Litteratur an der
PariserUniversität ernannt und 1828 an das Collège de
France
versetzt. Boissonade starb zu Passy. Er lieferte größere philol.-kritische
Arbeiten,
namentlich über spätere griech.
Schriftsteller, wie Theophylaktos Symokatta,
Michael Psellos,
Äneas und Chorikios Gazäos,
Pachymeres,
Tzetzes u. s. w., ferner
Ausgaben von des Marinus «Vita Procli» (Lpz.
1814),
des «Syntipas» (Par. 1828) und der Fabeln des
Babrius (2. Aufl., ebd. 1844). Durch seine «Sylloge
poetarum graecorum» (24 Bde., ebd. 1823-33) leistete er
den klassischen
Studien in
Frankreich wesentlichen Vorschub. Wichtig für die byzant. Geschichte und das
Studium der griech.
Grammatiker sind B.s
«Anecdota graeca» (5 Bde., Par.
1829-33) und
«Anecdota nova» (ebd. 1844). Auch hat Boissonade mehrere franz. Schriftsteller
herausgegeben. Aus seinem Nachlasse erschien noch «Critique littéraire sous le
premier
Empire» (2 Bde., Par. 1863).
d'Anglas (spr. bŏassih danglah),Franç.
Antoine,
Graf von, franz. Staatsmann und Publizist, geb. zu
St.
Jean Chambre im Depart.
Ardèche aus prot. Familie. Durch litterar.
Arbeiten verschaffte er sichAufnahme
in die
Akademien von Nimes und
Lyon, bis ihn die
Stelle eines Maitre d'Hötel beim
Grafen von Provence
(Ludwig XVIII.) zeitweilig
nach
Paris führte.
BeimAusbruch der Revolution ward er von
Annonay in die Generalstände gewählt. In der Konstituierenden
Nationalversammlung gehörte er zu den gemäßigten Konstitutionellen. Im
Konvent stimmte er in dem Prozeß
des Königs für Haft und
Verbannung, sobald die Sicherheit des
Landes diese gestatte.
Während der Schreckensherrschaft hielt er sich bis zu Robespierres
Sturz zurückgezogen. Dann ward er Mitglied des Wohlfahrtsausschusses,
in dem er Mäßigung und Klugheit an den
Tag legte.
Beauftragt, die Verproviantierung von
Paris zu leiten,
galt er dem
Volke als einer der
Urheber der Hungersnot und hatte während der
Unruhen vom 12.
Germinal und 1. Prairial 1795 einen
äußerst schweren
Stand. Nachher kam in den
Rat der Fünfhundert, dessen Präsident er mehrmals war.
Dem Direktorium feindlich gesinnt, wurde er des Einverständnisses mit dem monarchistischen Klub Clichy
beschuldigt und 18.
Fructidor 1797 zur Deportation verurteilt, der er durch Flucht nach England entging.
Bonaparte berief ihn
zuerst zum
Tribunat und dann mit dem Grafentitel in den Senat.
Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Pair.
Nach der zweiten Restauration ward er,
weil er während der
Hundert Tage in der Pairskammer Platz genommen
und von Napoleon den
Auftrag zur Organisierung Südfrankreichs angenommen hatte, aus der Pairsliste gestrichen, schon im Aug. 1815 aber
wieder aufgenommen; er verteidigte das
Wahlgesetz, die Jury, die Preßfreiheit und trat in Opposition gegen die Hofpartei.
Seit 1816 war er Mitglied der
Académie des
Inscriptions et
Belles-Lettres. Boissy d'Anglas starb zu
Paris.
Er schrieb: «Essai sur la vie, les écrits et les opinions de M. Malesherbes»
(3 Bde., Par. 1819-21) und «Études
littéraires et politiques d'un viellard» (6 Bde., ebd.
1825).
Arrigo, ital.
Komponist und Dichter, geb. erhielt seine Ausbildung am
¶
mehr
246 Mailänder Konservatorium, an dem er jetzt als Lehrer wirkt. Auf wiederholten Reisen nach Paris, Deutschland
[* 19] und Polen wurde
Boito mit der Musik Richard Wagners und mit St. Gobatti, einem der eifrigsten Anhänger dieses Meisters unter den ital. Musikern,
näher bekannt. Von seinen Opern ist am bekanntesten «Mefistofele», das ital.
Seitenstück zu Gounods «Margarete». Bei der ersten Aufführung in Mailand
[* 20] (1808) abgelehnt,
hat das musikalisch dürftige, aber charaktervolle Werk allmählich die bedeutendsten Opernbühnen der Welt erobert. Seine
einaktige musikalische Idylle «Abenddämmerung» erzielte 1891 in Hamburg
[* 21] einen guten Erfolg. Großes Ansehen genießt Boito als
Textdichter. Die Bücher zu Ponchiellis «Gioconda», Bottesinis «Hero und Leander» und zu Verdis«Othello»
sind von ihm.
Camillo, ital. Kunstschriftsteller, geb. zu
Rom, widmete sich zu Venedig
[* 22] und Padua
[* 23] der Architektur und Litteratur, zog sich, von der österr. Regierung verbannt, 1856 nach
Toscana zurück und wurde 1860 Professor der Architektur an der Brera zu Mailand, wo er seither, auch als
praktischer Architekt thätig (Museum zu Padua), wirkt. Er schrieb: «Storiellevane», Novellen (2 Bde., Mail.
1876–79),