243 zur Komischen
Oper ebnete. Den ersten Erfolg in ihr errang er mit dem Einakter: «La dot de Suzette» (1795).
Daran schlossen
sich: «La famille suisse» (1796),
«Mombreuille et Merville» (1797),
«L'heureuse nouvelle» (1797),
«Zuraïme et Zulnare» (1798),
«Les méprises espagnoles» (1798),
«Beniowski» (1800). Sie gehören alle der dramatisch aufregenden
Richtung an, die infolge der Revolution und der Schreckenszeit die franz.
Oper ergriffen hatte. Inzwischen war Boieldieu Professor
am Konservatorium geworden. Außerordentliche Erfolge hatte 1801 seine
Oper«Le
[* 2] Calife deBagdad», die mehr als 700
Vorstellungen
in
Paris
[* 3] selbst erlebte und den
Namen des
Komponisten auch im
Auslande bekannt machte. Ihr folgte 1802 «Matante Aurore». Infolge seiner unglücklichen Verheiratung mit der Tänzerin Mafleuroy wandte sich Boieldieu 1803 mit
seinen Freunden Rode und Lamare nach
Petersburg,
[* 4] wohin er als kaiserl. Kapellmeister berufen war.
Hier schrieb er mehrere
Opern: «Abderkan», «Calypso»,
«Les voitures versées»,
«Aline», «Rien de trop» u. a.
und kehrte 1811 nach
Paris zurück, wo er die
Oper«JeandeParis» komponierte, die Anfang 1812 zur Aufführung
kam und durch ihre reizende, noch heute frisch wirkende
Musik vielen Beifall fand. 1813 folgte «Lenouveau seigneur de village», 1816 «Lafête du village voisin». Mit diesem Werk schließt die zweitePeriode in B.s Schaffen. Ihr
Kennzeichen
ist die
Aufnahme ital. Elemente, die durch die Rivalität mit Isouard und
Rossini veranlaßt war und eine größere Leichtigkeit
des Konversationsstils zur Folge hatte.
Das Hauptwerk dieser
Periode ist
«JeandeParis». Nachdem Boieldieu 1817 an Méhuls
Stelle Mitglied der
Akademie geworden war, hatte
er 1818 mit «Lechaperon rouge» («Rotkäppchen»)
einen glänzenden Opernerfolg. Die nächsten Jahre verlebte er angegriffener Gesundheit wegen auf seinem Landgute Jarcy,
wenig mit
Musik beschäftigt, doch das ihm inzwischen übertragene
Amt als Kompositionsprofessor am Konservatorium versehend. 1825 trat
er wieder in die Öffentlichkeit mit der
«Dameblanche», seinem Meisterwerke, das als höchst graziöse
und geistreiche
Oper sowohl in
Frankreich wie im
Auslande den größten Beifall fand und bis auf den heutigen
Tag bewahrt hat.
Eine neue
Oper, «Les deux nuits» (1829), hatte keinen Erfolg. Die Werke dieser
dritten
Periode zeichnet ein volkstümlicher Charakter in der Melodie und ein größerer Gehalt der dramat.
Grundidee aus. Boieldieu starb auf seinem Landgute Jarcy. Er war ein liebenswürdiger und geistreicher
Mensch und Künstler,
bühnenkundig, gewandt und anmutig in seinen Erfindungen, aber als
Musiker nur in der
Oper von Bedeutung. –
Vgl. Pougin,Boieldieu,
savie, ses œuvres, son caractère,sacorrespondance (Par. 1875).
– Ein Sohn B.s, AdrienBoieldieu, geb. zu
Paris, hat sich als talentvoller Tonsetzer bekannt gemacht durch
Romanzen und
einige
Opern, von denen «Lebouquet de l'Infante» (1847) den meisten Erfolg
hatte. Er starb im Juli 1883 in
Paris.
(spr. bŏalloh däpreoh),Nicolas, franz.
Dichter, geb. zu
Paris, erhielt eine gute gelehrte
Bildung, studierte die
Rechte, widmete sich dann ganz den Schönen
Wissenschaften, vornehmlich der
Dichtkunst, und machte sich zuerst durch «Satiren» (1666, 1669 u. ö.)
bekannt, die wegen ihres eleganten Versbaues, ihres feinen Witzes und rhythmischen Wohllauts schnell berühmt wurden. Auch
seine
«Episteln» (1669–77) fanden großen
Beifall, und die der
«Ars poetica» des
Horaz nachgebildete
Poetik«L'art poétique»
(1672; mit den Anmerkungen von de
Castres neu hg. von Klautzsch, Lpz. 1874) erhielt nicht nur in
Frankreich, sondern auch im
Auslande das Ansehen eines ästhetischen Gesetzbuchs. Boileau-Despréaux billigte die bestehenden Regeln und
Darstellungsformendes franz. Klassicismus und brachte dessen
Poetik zum
Abschluß, indem er den Grundsatz aufstellte, daß
nur das
Wahre schön sei und wahr nur das Vernünftige.
Klarer Verstand, reiner
Stil und treffender
Ausdruck sind namentlich Vorzüge der
Dichtungen B.s, die aber mehr Erzeugnisse der
Reflexion
[* 5] als des poet.
Genies sind. Seine Gegner, die ihm
Mangel an
Phantasie und an Originalität vorwarfen,
zu widerlegen, schrieb er das komisch-epische Gedicht «Lelutrin» (1678),
ein Meisterwerk des
Humors. Seine wenigen Oden und die im
Alter verfaßten Satiren (10–12) und
Episteln (10–12) sind geringwertig,
bemerkenswert der
«Traitédu sublime» (1674, übersetzt aus Longin). Im Leben vereinigte Boileau-Despréaux mit
einem sanften, liebenswürdigen Charakter eine selbst im Verkehr mit dem
Hofe bewahrte Freimütigkeit und Unbestechlichkeit
des
Urteils. Er wurde 1677 neben Racine Reichshistoriograph, 1684 in die
Französische Akademie aufgenommen und starb zu
Paris.
Mit Moliere, La
Fontaine und Racine innig befreundet, gehörte er zu den Männern, die der Regierung
Ludwigs
XIV.
Glanz verliehen, und trug durch
Schriften und
Lehren
[* 6] wesentlich zur stilistischen Vervollkommnung der franz. Litteratursprache
bei. Auf die Litteratur seiner und der folgenden Zeit hatte er außerordentlichen Einfluß, und erst durch die
romantische Schule
des 19. Jahrh. wurde seine
Autorität im
Reich des poet.
Geschmacks bei den
Franzosen erschüttert.
B.s
Schriften wurden oft herausgegeben. Hervorzuheben sind die
Ausgaben von Brossette und Du
Monteil («Œuvres deBoileau-Despréaux», 2 Bde.,
Amsterd. 1718),
(spr. bŏajih),LouisLeopold, franz.
Maler, geb. zu La
Basses bei Lille,
[* 7] malte bereits mit 12 Jahren
zwei religiöse
Bilder, die sich noch heute in seiner Vaterstadt befinden. Dann in
Douai, seit 1777 in
Arras
[* 8] besonders mit der
Anfertigung von Bildnissen beschäftigt, kam er 1786 nach
Paris, wo er bald durch seine vorzüglichen Bildnisse und Genrebilder
zu hohem Ansehen gelangte. Von seinen zahllosen Werken sind hervorzuheben: Ankunft einer Diligence im
Posthof (1803; im Louvre);
(spr. bŏasahr),JeanJacques François Marie, franz. Fabeldichter, geb. zu
Caen, bekleidete mehrere Verwaltungsposten, war dann Sekretär
[* 10] des
Grafen von Provence, verlor diese
Stelle infolge der Revolution
und starb ¶
mehr
Er machte sich namentlich im «Mercure de France»durch seine Fabeln bekannt,
deren erste Sammlung 1773 erschien. Unter allen franz. Fabeldichtern ahmt Boisard Lafontaine am wenigsten nach und kommt ihm doch
am nächsten. Seine spätern Dichtungen finden sich in den «Fables» (Bd. 1 u. 2, Par. 1773-77; Bd. 3, Caen 1803)
und in den «Mille et une fables» (Caen 1806). Die Akademie zu Rouen
[* 12] krönte 1790 seine «Ode sur le déluge».