Schachte aus, der später zugleich als Behälter für das sich ansammelnde Wasser dient, wird das
Bohren begonnen. Die
Dicke
des Bohrlochs beträgt dabei meist nur wenige Centimeter.
Hinsichtlich der Anwendung von Bohrbrunnen ist als wichtigster Zweck die Beschaffung reinen, klaren Wassers für den
häuslichen Gebrauch und den Bedarf verschiedener gewerblicher Unternehmen hervorzuheben. In ersterer
Beziehung tritt ihr großer Wert besonders in jenen Gegenden hervor, in denen gewöhnliche
Brunnen
[* 2] gar kein oder schlechtes
Wasser liefern. Brauchbare Ergebnisse wurden nach manchen vergeblichen Versuchen in der auf weite
Strecken von niedrigen
Marschen
umschlossenen Gegend des deutschen Kriegshafens an der Jademündung erzielt.
Die 1867 fertig gestellten Bohrbrunnen von 200 und 280 m
Tiefe lieferten etwa 0,1 Mill. l Wasser täglich. Seit 1878 ist
eine andere Wasserversorgungsanlage in Betrieb gesetzt worden. Von geringerer Bedeutung ist die Anwendung des emporsteigenden
Strahls zum Betriebe von Mühlen
[* 3] und andern kleinern Maschinenanlagen. Von größerm Belange erweist sich der Umstand,
daß man durch passende Zuleitung des aus Bohrbrunnen oft warm entströmenden Wassers Mühlgräben und Radstuben im
Winter eisfrei erhalten kann, wie dies in einer Fabrik Heilbronns geschieht.
Desgleichen haben sie zur Erwärmung von Gewächshäusern, Fischteichen u. s. w. Verwendung
gefunden. Um aus Steinsalzlagern reichere
Sole in großer
Tiefe zu erschließen, hat man gleichfalls Bohrbrunnen vielfach
benutzt; so in Rehme unfern Minden,
[* 4] ferner in Öynhausen, woselbst zugleich
Kohlensäure entströmt, die zu Badezwecken in
eigenen Gasometern aufgefangen wird, weiter in Gottesgabe bei Rheine, wo das zu gleicher Zeit emporsteigende
Kohlenwasserstoffgas
zur
Beleuchtung
[* 5] und
Heizung
[* 6] verwendet wird u. s. w. Zu Badezwecken benutzt man sie auch in
Ungarn.
[* 7]
Trifft man beim
Bohren des Bohrbrunnen Schichten, die wohl Wasser leiten, jedoch von solchem nicht gespeist werden und am untern
Ende geöffnet sind, so kann das Bohrloch Wasser aufnehmen, und der Bohrbrunnen wird dann ein negativer oder absorbierender
Brunnen genannt. In
Frankreich hat man solche mehrfach mit großem Nutzen angelegt; ja in St.
Denis hat
man einen
Brunnen erbaut, der aus drei ineinander gesteckten
Röhren
[* 8] besteht. In der innersten steigt aus einer
Tiefe von über 600 m
klares Trinkwasser empor, aus dem Raume zwischen der engsten und mittlern
Röhre quillt minder reines Spülwasser, und die
dritte führt den Überschuß der von beiden Öffnungen gelieferten Flüssigkeit wieder ab.
Geschichtliches.Die erste Anwendung der Bohrbrunnen fällt in ferne
Zeiten. Von gebohrten
Brunnen in
Ägypten
[* 9] spricht bereits Olympiodor
und sagt, daß sie eine
Tiefe von 2 bis 300, ja sogar 500 Ellen hätten und das Wasser über der Erdoberfläche ausgössen,
woselbst man es zur
Berieselung der
Acker verwende. Die großen
Oasen von
Theben und
Dachel sind fast siebartig
mit Bohrbrunnen durchlöchert; doch sind die meisten derselben verschüttet. Erst im 19. Jahrh.
wurden sie zum
Teil eröffnet.
Einer dieser
Brunnen zeigte nach der Aufräumung und
Reinigung eine eigentümliche Erscheinung, die auch beiElbeuf
unfern Rouen
[* 10] sich wiederholte: Aus einer
Tiefe von etwa 107 m stiegen mit dem Wasser zugleich Fische
[* 11] empor. Auch in
China
[* 12] kommen
in solcher Anzahl vor, daß beispielsweise unfern des Fleckens U-thung-khiao auf einem Raume von 1000 qkm deren mehr als 10000
existieren.
Die chines.
Brunnen besitzen eineTiefe bis zu 900 m und 13-15 cm Weite. Mehrere Generationen mußten infolge
des angewendeten zeitraubenden
Verfahrens an einem
Brunnen arbeiten, ehe der gesuchte
Quell erreicht wurde. In Europa
[* 13] waren
Bohrbrunnen bei Modena und
Bologna sowie auch in Niederösterreich schon lange bekannt. Im Kartäuserkloster zu Lillers soll schon 1126 ein
Brunnen dieser Art bestanden haben.
Etwa 500 Jahre später wurde im
Fort Urbain ein solcher erbaut, der das Wasser
bis in die obersten
Geschosse
[* 14] der Häuser führte.
Belidor giebt 1729 bereits wertvolle
Beschreibungen der Bohrbrunnen. Die allgemeine
Aufmerksamkeit auf
Anlagen dieser Art wurde jedoch
erst 1816 rege, als eine
Pariser Gesellschaft einen Preis von 3000
Frs. auf die beste
Anweisung zur Erbohrung
fließender
Quellen aussetzte. Er wurde von dem
Bergbau-Ingenieur Garnier in
Arras
[* 15] gewonnen. Von gleicher Wichtigkeit war eine
Arbeit von Héricart de Thury, welche namentlich die geognost.
Bedingungen des Gelingens auseinander setzte. Seitdem sind in
Frankreich,
Deutschland
[* 16] und Nordamerika
[* 17] vielfach ausgeführt worden und haben sich als ein mächtiges Förderungsmittel
des Wohlstandes bewährt; wichtig für die Bodenkultur sind sie namentlich in
Algerien
[* 18] geworden.
Litteratur.Spetzler, Anleitung zur
Anlage artesischer
Brunnen (Lübeck
[* 19] 1832);
Héricart de Thury, Geolog. und physik.
Betrachtungen
über das Entstehen von Springquellen durch gebohrte
Brunnen (übersetzt von Frommann, Kobl. 1833);
die Herstellung von cylindrischen Löchern in festen Körpern durch Zerspanung des Materials
an der
Stelle, wo das Loch entstehen soll; im weitern
Sinne ist Bohren oder Ausbohren auch das Nacharbeiten einer bereits vorhandenen,
aber nicht genau cylindrischen Öffnung, z. B. eines
Dampf- oder Gebläsecylinders (s. Cylinderbohrmaschine) oder der roh
vorgegossenen Nabe eines
Rades. Zum Bohren dienen die
Bohrer
[* 22] (s. d.), die
Bohrgeräte und die
Bohrmaschinen
[* 23] (s. d.);
auch die
Drehbank
[* 24] (s. d.) kann zum Bohren benutzt werden; zum Bohren von
Löchern in der Erde die
Bergbohrer
[* 25] (s. d.).
Über das Bohren von Sprenglöchern s.
Bergbau
[* 26] (Bd. 2, S. 756 b).
[* 22] sind Werkzeuge
[* 27] zur Herstellung cylindrischer Löcher in festen Körpern, wobei die zu entfernenden
Teile in Form von Spänen (Bohrspäne) oder Pulver weggenommen werden; der wirksame
Teil des Werkzeugs, die Schneide, beschreibt
dabei eine drehende und zugleich eine in der
Achse des herzustellenden Hohlcylinders fortschreitende
Bewegung und besitzt eine
dem Durchmesser des Loches entsprechende
Breite.
[* 28] - Die Bohrer zur Herstellung von Löchern in Metall bestehen
aus einem Stahlstabe, an dessen unterm Ende zwei im Mittelpunkt sich vereinigende Schneiden angeschliffen sind.
Bilden diese
Schneiden einen spitzen Winkel
[* 29] mit der
Achse des Bohrer, so heißt derselbe
Spitzbohrer
[* 1]
(Fig. 1), stehen sie senkrecht zur
Achse,
in deren Endpunkt sich eine kleine
Spitze zur bessern Einhaltung der Mitte befindet, so wird der Bohrer Centrumbohrer
genannt
[* 1]
(Fig. 2). Damit die entstehenden Späne aus dem sich
¶
mehr
bildenden Loch austreten können, um dem weitern Vordringen des Bohrer nicht hinderlich zu sein, muß der Durchmesser
des Bohrer im Schafte geringer sein als der des Loches, wie in
[* 30]
Fig. 1 u. 2, oder man giebt, wie in
[* 30]
Fig. Z, dem Schafte cylindrische
Form und den Durchmesser des Loches, führt aber von jeder der beiden Schneiden aus eine schraubenförmige,
glatt ausgearbeitete Furche nach oben, in der die Bohrspäne emporsteigen. Bei dieser vollkommensten Form des Metallbohrers,
amerik. Spiralbohrer genannt, bewirkt der cylindrische mit dem Loch gleich dicke Schaft die genaue Führung des Werkzeugs,
sodaß selbst in ungleich hartem Material eine Abweichung von der Bohrachse ausgeschlossen ist.
Verschieden von den zu Metallarbeiten gebrauchten Bohrer sind die Bohrer für Holzarbeit. Bei der größern
Weichheit und der faserigen Struktur des Holzes würde eine mit Schneiden versehene flache Spitze leicht in der Faserrichtung
stecken bleiben und das Holz
[* 31] zersprengen. Holzbohrer müssen daher anders konstruiert sein als Metallbohrer.
Man giebt ihnen z. B. seitwärts stehende, mit der Achse parallele Schneiden, die, damit ihre Umdrehung ohne Gefahr des Einklemmens
stattfinden kann, eine halbcylindrische Rinne bilden und unten zu einer messerartigen Spitze auslaufen; ein solcher Bohrer heißt
Löffelbohrer oder Hohlbohrer
[* 30]
(Fig. 4) und kann zum Bohren sehr langer Höhlungen, z. B. von Tabakspfeifenrohren,
verwendet werden. Der für Holz konstruierte Centrumbohrer
[* 30]
(Fig. 5) ist so eingerichtet, daß die
Spitze als längster Teil zuerst in das Material eindringt und das Einhalten der Richtung bewirkt; dann kommt der spitze Zahn
(Vorschneider) zur Wirkung, schneidet den Umfang des Loches vor und glättet zugleich die Wandung: zuletzt
hebt die messerartige Schneide die Späne aus dem Grunde des Loches heraus;
man hat auch Centrumbohrer, bei denen die Schneide
senkrecht zur Achse verstellbar ist, sodaß sie zum Bohren von Löchern verschiedener Durchmesser geeignet sind.
Der Schneckenbohrer
[* 30]
(Fig. 6), so genannt wegen seiner schneckenhausähnlichen Spitze, kann als gewundener Hohlbohrer angesehen
werden; die schraubenförmige Spitze bohrt sich zuerst ein, ohne Späne zu nehmen, was beim gewöhnlichen Löffelbohrer von
vornherein geschieht, erst weiter oben kommt die gewundene messerartige Kante zur Wirkung. Der in
[* 30]
Fig. 7 dargestellte
Schraubenbohrer
[* 32] bewirkt, ähnlich wie der Spiralbohrer für Metall, sowohl eine sichere Beförderung der
Späne nach oben als eine genaue Führung; an der Spitze besitzt er eine kleine konische Zugschraube, zwei Vorschneidezähne
und zwei zur Achse senkrechte Schneiden, wodurch er in seiner Wirkungsweise dem
Centrumbohrer ähnlich ist.
[* 30]
Fig. 8 stellt den Hübnerschen Patentbohrer dar, der eine konische messerartig wirkende
Spitze besitzt und wegen seines cylindrischen Schaftes ebenfalls sehr exakte Löcher liefert. Eine eigentümliche Form
eines Holzbohrers ist der vom Böttcher gebrauchte Ballbohrer
[* 30]
(Fig. 9), der zum Ausbohren der Spundlöcher dient. In den konischen
hölzernen Schaft ist eine etwas hervorstehende Stahlschneide eingeschraubt, neben der sich eine Rinne zum Emporsteigen der
Späne befindet. - Zum Bohren von Löchern in die Erde dienen die Bergbohrer (s. d.); über die zum Bohren von Sprenglöchern
benutzten Bohrer s. Bergbau, Bd. 2, S. 757 a. -
Die Bohrer können entweder, indem sie mit einem Querheft versehen sind, direkt mit der Hand
[* 33] bewegt werden, wie in
[* 30]
Fig. 9,
oder sie werden als Bohrspitze in ein Bohrgerät oder eine Bohrmaschine (s. d.) eingesetzt.
Das Bohrgerät oder der Bohrapparat dient zum Bohren mit der Hand und bezweckt, entweder der Bohrspindel eine größere Umdrehungsgeschwindigkeit
zu erteilen oder die von der Hand ausgeübte Kraftleistung, allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit,
zu verstärken. Dem ersten Zweck dienen 1) die Bohrrolle
[* 30]
(Fig. 10); auf der Bohrspindel sitzt
eine Rolle, über die ein in einen Bügel eingespannter Faden,
[* 34] Lederriemen oder Darmsaite geschlungen wird; durch Hin- und Herziehen
dieses Bügels (Fiedelbogens) wird eine rasche und zwar wechselnde Drehung des Bohrer erzielt.
2) Die Rennspindel, ein mittels Riemen und Schwungscheibe betriebener Bohrapparat, der jedoch schwer zu handhaben ist und jetzt
selten verwendet wird.
3) Der Drillbohrer oder Archimedische
[* 35] Bohrer (Fig. 11); auf der mit steilem mehrgängigem Gewinde versehenen
Spindel wird die Mutter b mit der Hand hin und her geschoben; der Knopf a, in welchem die Spindel drehbar
gelagert ist, wird, gewöhnlich mit der Brust, gegen das Werkstück gedrückt; man erzielt eine rasche, wechselnde Drehung.
Zu den Bohrgeräten, die eine erhöhte Kraftleistung bezwecken, gehören 1) der Drehbohrer oder die Brustleier, auch Bohrwinde
genannt
[* 30]
(Fig. 12), deren Spindel eine Auskröpfung zeigt, in welcher lose die zum Drehen bestimmte Handhabe
sitzt; der Knopf wird dabei gegen die Brust gestemmt, man erhält eine einseitige Drehung.
2) Die Bohrkurbel
[* 30]
(Fig. 13); diese ist der Brustleier ähnlich, nur stärker gebaut und kann zum Bohren größerer Löcher verwendet
werden. Der dazu nötige Druck wird durch eine Schraube ausgeübt; diese sitzt im Ende eines Armes, der
entweder an der Wand oder auf einem Tisch gewöhnlich drehbar und verstellbar befestigt ist, und kann