1874-83) und
«Sleidanus' Reden an
Kaiser und
Reich» (Stuttg. 1879) herausgegeben. Auf romanistischem Gebiete schrieb er mehrere
Aufsätze in den mit K. Witte herausgegebenen ersten
Bänden des «Jahrbuchs der
DeutschenDante-Gesellschaft» (Lpz. 1867-70),
auch über
DantesSchrift«De vulgari eloquentia»
(Halle
[* 2] 1868). 1871-85 gab er die
«Roman.
Studien» heraus; ferner
die altfranz. Rolandsdichtung («Rencesval»,
Halle 1872) in einem eigenen phonetischen
System, und ein Schriftchen
«Über die
provençal.
Poesie der Gegenwart» (ebd. 1870). 1891 veröffentlichte er
«Pindars sicil. Oden nebst den epizephyrischen mit
Prosaübersetzung und Erläuterungen»
(Bonn).
[* 3] B.s große Sammlung rhätoromanischer Schriftwerke (Verzeichnis vgl.
«Roman.
Studien», 1884) ist jetzt auf der königl.
Bibliothek zu
Berlin.
[* 4]
Joh. Friedr., Geschichtsforscher, geb. zu
Frankfurt
[* 5] a. M., studierte in
Heidelberg
[* 6] und Göttingen,
[* 7] ging 1818 nach
Italien
[* 8] und ward 1822 Bibliothekargehilfe und Mitadministrator
des Städelschen Kunstinstituts, 1825 Archivarvikar, 1830 erster Bibliothekar in seiner Vaterstadt. Er unternahm jährlich
Reisen zur Durchforschung der
Bibliotheken und
ArchiveDeutschlands,
[* 9]
Frankreichs,
Italiens
[* 10] und der
Niederlande.
[* 11] Böhmer starb Als
Früchte seiner Bemühungen, die zu epochemachenden Werken führten, erschienen zuerst: «Die
Urkunden
der röm. Könige und
Kaiser von Konrad I. bis
Heinrich VII., 911-1313» (Frankf. 1831),
sodann «Reichsgesetze von 900 bis 1400»
(ebd. 1832),
«Regesten des Kaiserreichs unter
Heinrich Raspe, Wilhelm, Richard,
Rudolf,
Adolf,
Albrecht undHeinrich VII.
1246-1313» (Swttg. 1844; mit 2 Ergänzungsheften, ebd. 1849
u. 1857),
«Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp,
Otto IV.,
Friedrich II.,
Heinrich VII. und Konrad IV., 1198-1254» (2
Tle., ebd. 1847-49; neu hg. [und ergänzt bis 1272] von J.
Ficker
und E. Winkelmann, 3
Tle., Innsbr. 1879-92),
«Wittelsbachische Regesten» (Stuttg.
1854),
«Fontes rerum Germanicarum (Bd. 1-4, ebd. 1843 - 68), eine Sammlung von Geschichtsquellen des 13. und 12. Jahrh. Aus
seinem Nachlasse erschienen
"Acta imperii selecta" (hg. von
Ficker, Innsbr. 1866-68),
«Die Regesten des Kaiserreichs unter
Karl IV.» (hg. von Huber, ebd. 1876),
«Regesten zur Geschichte der Erzbischöfe von Mainz»
[* 14] (hg. von Will, ebd. 1877 fg.),
«Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern» (neu bearb.
von Mühlbacher, ebd. 1880 fg.) und «Die Regesten des Kaiserreichs unter den Herrschern
aus dem sächs. Hause 919-1024» (neu bearb. von E. von
Ottenthal, ebd. 1894 fg.). -
Vgl. Janssen, Joh. Friedr. B.s Leben,Briefe und kleinere
Schriften (3 Bde.,
Freib. i. Br. 1868;
Auszug in 1 Bd., ebd. 1870),
und Ranke, J. Fr. (in
Sybels «Historischer Zeitschrift»).
Justus Henning, Jurist, geb. zu Hannover,
[* 15] bildete sich namentlich in
Halle, erhielt daselbst 1715 die Professur der Institutionen und des Lehnrechts und starb Aug. 1749 als
Ordinarius der
Fakultät und Kanzler des Herzogtums
Magdeburg.
[* 16] Sein Hauptverdienst liegt in der
Darstellung des evang. Kirchenrechts:
«Jus ecclesiasticum protestantium» (5
Tle.,
Halle 1714-37; 5. Aufl. 1756-89),
wozu «Jus parochiale» (6. Aufl. 1760) gehört.
Das kath.
Recht behandelte er in «Institutiones juris canonici» (5. Aufl.
1770). Weniger bedeutend ist seine
Ausgabe des «Corpus juris canonici» (2 Bde.,
Halle 1747).
Jacq., Pflanzengattung aus der Familie der Urticaceen
[* 17] (s. d.)
mit gegen 40
Arten, sämtlich in den wärmern Gegenden. Es sind kleine
Bäume oder
Sträucher mit gegenständigen oder abwechselnden
Blättern und getrenntgeschlechtigen
Blüten; die letztern stehen in Knäueln zusammen; die männlichen
haben ein vierspaltiges Perigon und vier
Staubgefäße,
[* 18] die weiblichen ein röhriges Perigon und eine Narbe. Die meisten
Arten
zeichnen sich durch die Dauerhaftigkeit und Festigkeit
[* 19] ihrer Bastfasern aus, weshalb einige auch im
Großen kultiviert werden.
Die wichtigste Art, Boehmeria nivea Gaud.
(s.
Tafel:
Urticinen II,
[* 1]
Fig. 3), wird in
Indien und in
China
[* 20] vielfach angebaut.
Ihre Bastfasern, die eine
ganz ungewöhnliche Länge bis zu 22 cm erlangen, liefern das
Chinagras (s. d.).
Boehmeria tenacissima Gaud.
wird ebenfalls in Südasien,
China und
Japan kultiviert, ihre Bastfasern besitzen außerordentliche Festigkeit und werden bis 8 cm
lang; sie liefern die Ramiéfaser (s.Ramié). Außerdem werden die Bastfasern von Boehmeria sanguinea Hassk.
und Boehmeria frutescensBlum. in
Indien und dem übrigen Südasien benutzt. In neuerer Zeit werden hauptsächlich das
Chinagras und
die Ramiéfaser vielfach auch in Europa
[* 21] in der
Textilindustrie verwendet.
Karl Victor, volkswirtschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Quesitz beiLeipzig,
[* 22] studierte zu
Leipzig 1848-52 Rechtswissenschaft und
Volkswirtschaft und wandte sich dann ganz nationalökonomischen
Arbeiten
zu, wobei er sich auch praktisch im
Sinne von
Schulze-Delitzsch an der Gründung eines
Vorschuß- und Kreditvereins in Meißen
[* 23] beteiligte. Nach einer
Reise durch
Sachsen,
[* 24] Rheinland und Westfalen,
[* 25]
Belgien
[* 26] und
Frankreich ging er 1856 nachHeidelberg,
um dort eine von Rau und Röscher mitbegründete nationalökonomische Wochenschrift herauszugeben und sich an der
Universität
als
Docent zu habilitieren.
Ein Jahr darauf folgte Böhmert einem Rufe nach
Bremen,
[* 27] wo er 1857-60 das
«Bremer Handelsblatt» redigierte, von 1861 bis 1866 als
Syndikus der
Bremer Handelskammer fungierte und sich in hervorragender
Weise an der
Bewegung für Einführung
der
Gewerbefreiheit und Freizügigkeit und an der Gründung des
Kongresses deutscher Volkswirte beteiligte. Im Herbst 1866 wurde
Böhmert zum Professor der Nationalökonomie und
Statistik am eidgenössischen Polytechnikum und an der
UniversitätZürich
[* 28] ernannt und
im April 1875 in gleicher Eigenschaft an das Polytechnikum in
Dresden
[* 29] und als Direktor des königlich
sächs.
StatistischenBureaus berufen.
«Beiträge zur Geschichte des
Zunftwesens» (Lpz. 1861; von der Fürstlich Jablonowskischen Gesellschaft zu
Leipzig mit dem Preise gekrönt),
«Beiträge
zur Fabrikgesetzgebung. Untersuchung und
Bericht über die
Lage der Fabrikarbeiter, erstattet an die Gemeinnützige
Gesellschaft des Kantons Zürich"
(Zür. 1868),
«Arbeiterverhältnisse und Fabrikeinrichtungen
der
Schweiz»
[* 30] (2 Bde., ebd. 1873). Seit 1873 redigiert
er in Gemeinschaft mit Gneist den in
Berlin erscheinenden
¶
mehr
«Arbeiterfreund, Zeitschrift des Centralvereins in Preußen
[* 32] für das Wohl der arbeitenden Klassen». Böhmert bekennt sich in seinen
Schriften entschieden zu den freihändlerischen Grundsätzen von AdamSmith, Cobden und Bastiat, sucht jedoch in dem «Arbeiterfreund»
in dem Kampfe der Manchesterschule und der socialpolit. Partei einer neuen socialstatist. RichtungBahn zu brechen.
Auch hat Böhmert eine internationale Enquete über die Versuche mit Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer angeregt; die Resultate derselben
veröffentlichte er u. d. T. «Die Gewinnbeteiligung.
Untersuchungen über Arbeitslohn und Unternehmergewinn» (Bd. 32 u. 33 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz.
1878). Seit 1875 giebt auch die «Zeitschrift des königlich sächs.
StatistischenBureaus» und seit 1877 die «Social-Correspondenz»
heraus. Seit 1879 ist Böhmert besonders mit an der Reform der deutschen Armenpflege und an dem Kampf gegen die Trunksucht und Unsittlichkeit
schriftstellerisch und praktisch beteiligt und hat im Auftrage des DeutschenVereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit das
Werk «Das Armenwesen in 77 deutschen Städten und Landarmenverbänden» (2 Bde., Dresd. 1886) herausgegeben.
Böhmert steht in Dresden an der Spitze des Vereins gegen Armennot und Bettelei, des Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke
und des Vereins für Volkswohl.