213 Jahrhunderts vom ersten Nemanjiden
Stefan teils ausgerottet, teils ausgewiesen wurden. Zu dieser Zeit findet man in
Bosnien
[* 2] und etwas später in benachbarten Gegenden
Dalmatiens und Kroatiens zahlreiche
Anhänger dieser Sekte, die in lat.
Quellen unter
dem
NamenPatarener vorkommen, sich aber selbst schlechthin Christiani und ihre Gemeinde
Bosnische Kirche nannten.
Die Sekte fand großen Anklang unter den
Großen, ja selbst am königl.
HofeBosniens. Die Kreuzzüge, die
Ungarn
[* 3] gegen die bosn.
Patarener führte, konnten die
Verbreitung der Sekte nicht verhindern; erst die türk. Eroberung (1463) stellte ihr einen
Damm entgegen, indem die
Patarener, insbesondere der
Adel, massenweise zumIslam übertraten. Die
Lehre
[* 4] der
und
Patarener war einfach: ausgehend vom dualistischen Standpunkte behaupteten sie, daß nicht Gott, als das höchste gute
Wesen, sondern das
Böse die sichtbare Welt erschaffen habe. Die Bogomilen gehörten jedoch zu den mildern Dualisten, indem sie lehrten,
daß das
Böse durch
Abfall von Gott, dem guten Princip, entstanden sei.
IhreLehre war weit entfernt von der phantastischen
Theosophie der
Manichäer und griech. Paulicianer. Daher trachteten sie ihre
Dogmatik der christlichen anzupassen und gaben sich für Monotheisten aus, welche auch an die
Trinität glaubten. In betreff
der
Person des
Erlösers huldigten sie dem Doketismus:
Christus habe nur durch seine
Lehre die Menschheit
erlöst, daher verwarfen sie auch die
Sakramente. Der Organismus der Gemeinde und der Gottesdienst waren ebenfalls höchst
einfach.
Ein
Teil des bosn.-patarenischen Rituals in einer Handschrift des bosn.
Patareners Radoslav ist in neuerer Zeit aufgefunden
worden («Starine» XIV). Es entspricht vollständig dem von Cunitz
(1853) herausgegebenen katharischen Rituale. Die und
Patarener verwarfen von der
Bibel
[* 5] das
Alte Testament, mit Ausnahme der
Psalmen. Nebst den neutestamentlichen
Büchern waren einige
Apokryphen im Gebrauche. Der Bogomilismus ist verwandt einerseits
dem orient. Paulicianismus, aber einfacher in der
Lehre, dem Organismus und Gottesdienste, andererseits dem abendländ.
Katharismus. Es scheint, daß sich diese Sekte von der
Balkanhalbinsel
[* 6] nach
Italien
[* 7] und Südfrankreich
ausgebreitet hat. Dahin deutet namentlich die Organisation der italischen
Patarener nach dem «Ordo de Bulgaria» und «Ordode Drugutia» (Dragovitia). –
1)
Kreis
[* 9] des russ. Gouvernements
Tula, bildet eine Hochebene von durchschnittlich 250 m Höhe, auf der viele
Flüsse
[* 10] entspringen,
und hat 3124,1 qkm und 159664 E., bedeutende Steinkohlenbergwerke. Ertrag 1887 5¼ Mill. Pud
Steinkohlen.
–
2) Kreisstadt im
Kreis Bogorodizk, 58 km im SSW. von
Tula, an der zur Upa gehenden Uperta und an der Linie Uslowaja-Jelezk der Privatbahn
Wjasma-Rjaschk, hat (1889) 7993 E., Post,
Telegraph,
[* 11] 3
Kirchen,
Handel mit Getreide,
[* 12] Flachs,
Borsten und ist Mittelpunkt des
Kohlentransports im
Kreise.
[* 13]
1)
Kreis im östl.
Teil des russ. Gouvernements
Moskau,
[* 14] hat 3501,6 qkm mit 180207 E., 262 Fabriken mit einer jährlichen Produktion
von 30 Mill. Rubel an
Baumwoll- und
Seidenstoffen,
Tuchen,
Kattunen,
Chemikalien. Der
Boden ist unfruchtbar. –
2) Kreisstadt im
Kreis Bogoródsk, 56 km ostnordöstlich von
Moskau, an der Kljasma und an der Abzweigung Stepanowo-Bogoródsk
(13 km) der Linie
Moskau-Nishnij-Nowgorod der
GroßenRuss. Eisenbahn, hat (1889) 2716 E., Post,
Telegraph, 2
Kirchen, 3 Wollfabriken, 4 Seidenwebereien, 3 Bandfabriken
und
Handel mit den Fabrikaten des Kreises.
ein erst in den letzten Jahrzehnten näher bekannt gewordenes hamitisches Hirtenvolk, in einemTeile
des
Abessinien im Norden
[* 15] vorgelagerten Berglandes. Die Bogos grenzen südlich an Hamasen, östlich an die
Mensa, nördlich und
westlich an die
Beni-Amer. Ihr Land liegt zu beiden Seiten des prachtvollen Gebirgsthals des Ansebaflusses und sucht in Mannigfaltigkeit
der
Tier- und
Pflanzenwelt seinesgleichen in
Afrika.
[* 16]
Die Bevölkerung zählt etwa 8000
Köpfe. Davon besteht
nur ein Drittel aus eigentlichen Bogos (Schmagillis), welche das
Belén
(Bilin) sprechen.
Den Rest bilden die ihnen unterthanen Leute, welche, wie die
Mensa und Habáb,
Tigrē (s. d.) genannt werden. Die Bogos, den
Agaw
in Hochabessinien verwandt und im 16. Jahrh. in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert, nennen
sich auch nach ihrem sonst unbekannten Stammvater Boasgor (d. h.
Söhne des Boas) oder nach ihrer
Sprache
[* 17] Belén. Die Bogos sind schön gebaut, haben angenehme
Gesichtszüge, kluge
Augen, eine vom
Gelb bis ins Dunkelbraune wechselnde
Hautfarbe, reiches, etwas krauses und grobes
Haar,
[* 18] das in Locken fast bis auf die Schultern fällt.
Sie bezeichnen sich als
Christen, haben aber nur noch wenige Reste vom
Christentum. Sie sind vorwiegend
Hirten und haben 20 Dörfer und
Weiler. Fast das ganze Jahr hindurch zieht etwa ein Drittel der
Bevölkerung
[* 19] mit den Herden
in den
Bergen
[* 20] umher. Der Feldbau beschränkt sich auf Durra und
Tabak.
[* 21] Die Häuser sind halbkugelförmige
Strohhütten von ungefähr 5 m Durchmesser.
Alle Mitglieder eines
Stammes,
d. i. die Nachkommen eines gemeinsamen Stammvaters
für sieben Generationen, machen eine einheitliche Verbrüderung, eine
Blutsverwandtschaft aus und sichern sich Leben und
Sicherheit zu. Die Mordthat des einen belastet alle mit Blutschuld; wird einer ermordet, so haben alle das
Recht und die Pflicht der Blutrache.
Die Würde des Stammhäuptlings (Sim), ein Ehrenamt ohne Macht, vererbt sich nach der Erstgeburt. Die Frau ist gesetzlich
rechtlos; Scheidung ist leicht, aber selten; Polygamie erlaubt, aber nicht häufig. Bis 1844 fast unabhängig, wurden die
Bogos später teils durch die westlichen mohammed.
Volker, teils durch die Emporkömmlinge in
Tigre und
Abessinien
unterjocht. Im Juli 1872 kamen sie unter ägypt. Oberherrschaft. Seit 1884 stehen sie unter
der Herrschaft des
Kaisers von
Abessinien. Hauptort des
Landes ist das Dorf
Kerén mit etwa 300 Strohhütten und einer
Kirche
der Lazaristenmission. –
Bergwerksort im
Kreis Werchoturje des russ. GouvernementsPerm, 135 km nördlich von
Werchoturje, an der Turja und der Ostseite des Uralgebirges, in malerischer
Lage, hat über
¶
mehr
3000 E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, Kupferbergwerk und Hüttenwerke, die, gegenwärtig dem Kaufmann Polowzew gehörig, 1888 12 385 Metercentner
Kupfer
[* 24] lieferten.
Die Bergwerke wurden 1757 von Pochodjaschin eröffnet und gehörten 1791-1875 der Krone.