Auftrag zur Bearbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuchs für
Montenegro.
[* 2] Dort brachte er ein Jahr zu und war 1877 Mitglied
der Provisorischen Regierung in
Bulgarien.
[* 3] Bogisic lebt meist in
Paris
[* 4] und machte es sich besonders zur
Aufgabe, das Gewohnheitsrecht
der Südslawen zu erforschen, schrieb dazu eine
«Anweisung zum Sammeln von Rechtsgebräuchen, die im
Volke
leben» («Naputak etc.», 1.-3. Aufl.,
Agram
[* 5] 1866),
die er in 4000 Exemplaren in den südslaw.
Ländern verbreitete und gab das so erlangte Material heraus in «Zbornik
sadašnih pravnih običaja
u južnih Slavena» («Sammlung der Rechtsgebräuche bei den Südslawen»,
Agram 1874; vgl. Demelić, Le
[* 6] droit coutumier des Slaves méridionaux
d'après les recherches de M. Bogišić, Par. 1876). Das zweite Hauptwerk B.s ist das
«Bürgerliche Gesetzbuch für
Montenegro»
(«Opšti imovinski Zakonih za knjaževinu Crnu Goru», Cetinje 1888, gedruckt
bei G. Chamerot in
Paris),
das 25. März veröffentlicht wurde und 1. (13.) Juli desselben Jahres in Kraft
[* 7] trat.
Die bei der
Arbeit befolgten Grundsätze hat Bogisic dargelegt in «Quelques mots
sur les principes et la méthode suivis dans la codification du droit civil au
Montenegro» (Par. 1888) und in «Die Fachausdrücke
in der Gesetzgebung» (russisch, Petersb. 1890).
Vgl. Dickel,Über das neue
Bürgerliche Gesetzbuch für
Montenegro und die
Bedeutung seiner Grundsätze für die Kodifikation im allgemeinen
(Marburg
[* 8] 1889; französisch, Par. 1890);
(Boleslaw),
Name mehrerer
Herzöge von
Pommern.
[* 10] - Bogislaw I. (1136-87) suchte
Rügenan sich zu bringen, wurde aber
vom Dänenkönig Knud VI. geschlagen und mußte, obgleich deutscher Reichsfürst, diesen sogar als Oberlehnsherrn anerkennen.
- Bogislaw X. (1474-1523), geb. als Sohn
Herzog Erichs II., erbte nach dessen
Tode 1474 Hinterpommern,
und nach seines Oheims Wratislaws X.
Tode 1478 auch
Vorpommern. Er befestigte seine Herrschaft im
Lande und lockerte die Abhängigkeit
von
Brandenburg,
[* 11] die unter dem Kurfürsten
AlbrechtAchilles wieder straffer angezogen worden war. (Vgl. Gähtgens, Die
Beziehungen
zwischen
Brandenburg und
Pommern unter Kurfürst
Friedrich II., Gießen
[* 12] 1890.) Es gelang ihm, 1493 den Kurfürsten
JohannCicero förmlich zur Aufhebung der Lehnspflicht zu bewegen, allerdings gegen die Zusage der brandenb.
Erbfolge beim Aussterben des pommerschen Mannsstammes. Er
war in erster kinderloser
Ehe mit Margarete, einer Tochter
Friedrichs II.
von
Brandenburg, vermählt, die aber 1489 starb, in zweiter
Ehe mit
Anna von
Polen. Bogislaw unternahm 1496-98
eine Pilgerreise nach
Palästina
[* 13] und zeigte sich als Gegner der Lutherschen
Reformation. Er starb - Bogislaw XIV. (1620-37),
Sohn B.s XIII. (gest. 1606), folgte nach dem
Tode seiner
Brüder 1620 in
Pommern-Stettin und
vereinigte
nach dem
Tode seines Vetters Philipp Julius von
Wolgast
[* 14] (1625) ganz
Pommern in seiner
Hand.
[* 15] Während des Dreißigjährigen
Krieges
mußte er 1628 Wallenstein bei der
Belagerung von
Stralsund
[* 16] unterstützen; bei der Landung Gustav
Adolfs (1630) aber wurde der
schwache
Herzog gezwungen, gegen Zusicherung seines
Besitzstandes sich mit den
Schweden
[* 17] zu verbinden, die
nun das Land besetzten. Er starb als der letzte seines
Stammes
Friederike, Schauspielerin, geb. zu Gotha,
[* 18] genoß in
München
[* 19] den Unterricht der Sängerin
Behrend-Brandt
und der Schauspielerin
Denker. 1856 erhielt sie eine Anstellung in Zürich,
[* 20] 1857 am
Hamburger Stadttheater und folgte 1858 einem
Rufe Laubes als jugendliche Liebhaberin ans
Burgtheater, das sie 1872, um ihr Fach zu ändern, verließ. Sie widmete sich
dann nur Gastspielreisen, bis sie 1885 eine zehnjährige Anstellung am
Deutschen Landestheater in
Prag
[* 21] erhielt. Seelen- und
ausdrucksvolles
Spiel zeichnet sie aus; ihr Organ ist kräftig, doch weiblich. Während sie bis 1872 Gestalten
wie Desdemona, Emilia Galotti, Gretchen, Luise
Miller,
AgnesBernauer,
Esther verkörperte, gab sie seitdem mit Erfolg Lady
Tartuffe,
Phädra, Marguerite («Kameliendame»),
Sappho,
Judith, Hero, Maria
Stuart u. a. Heroinen und Salondamen.
1)
Kreis
[* 22] im westl.Teil des russ. Gouvernements
Charkow, hat 3149,4 qkm, 132 597 E.,
Ackerbau und Zuckerfabrikation.
- 2) Kreisstadt im
Kreis an der Merla und an der Sumylinie (Merefa-Woroshba) der Staatsbahn
Charkow-Nikolajew, hat (1889) 11 525 E.,
Post,
Telegraph,
[* 23] 4
Kirchen, 1 Progymnasium für Mädchen, 2 Dampfmühlen, 3 Gerbereien.
Der früher bedeutende
Handel ist seit 1820 zurückgegangen.
Alexis, russ.
Maler, geb. 1824 im Gouvernement
Moskau,
[* 24] diente zuerst in der Marine, widmete sich seit 1849 auf
der
Akademie zu
Petersburg
[* 25] der Malerei und genoß später in
Düsseldorf
[* 26] den Unterricht
Achenbachs. Hier malte er fünf Seeschlachten
aus der ZeitPeters d. Gr., von welchen eine auf der
Internationalen Kunstausstellung zu
Berlin
[* 27] 1891 vertreten
war. Nach
Rußland zurückgekehrt, wurde er
Maler des
Stabes der Marine und arbeitete als solcher mehrere hydrogr.
Atlanten aus.
Von seinen Gemälden sind noch hervorzuheben: Eisgang auf der Newa,
Reede von Kronstadt,
[* 28] zwei
Bilder aus dem Leben Christi
für die russ.
Kirche in
Paris, sowie Städteansichten, welche mit lebhafter etwas heiterer
Farbe große
Sachlichkeit verbinden.
Bogomili,Bogumilen, auch
Babunen, eine dualistisch-manichäische Sekte in
Thracien, Macedonien und
Bulgarien,
so benannt nach ihrem
Stifter, besser
Reformator, dem bulgar. Priester Bogomil in der ersten Hälfte der Regierung des bulgar.
ZarenPeter zwischen 927 und 950. Seine
Lehre
[* 29] ist uns bekannt aus einer gegen die Bogomilen gerichteten, von einem
sonst unbekannten bulgar. orthodoxen Priester
Cosmas gegen Ende desselben Jahrhunderts verfaßten slaw. Streitschrift. Diese
Lehre verbreitete sich unter den bulgar.
Slawen Macedoniens, wo die bogomilische Gemeinde unter den Dragovitschen, einem alten
slaw.
Stamme, berühmt geworden ist. Ferner verbreiteten sich die Bogomilen nach
Serbien, wo sie aber am Ende
des folgenden
¶
mehr
213 Jahrhunderts vom ersten Nemanjiden Stefan teils ausgerottet, teils ausgewiesen wurden. Zu dieser Zeit findet man in Bosnien
und etwas später in benachbarten Gegenden Dalmatiens und Kroatiens zahlreiche Anhänger dieser Sekte, die in lat. Quellen unter
dem NamenPatarener vorkommen, sich aber selbst schlechthin Christiani und ihre Gemeinde Bosnische Kirche nannten.
Die Sekte fand großen Anklang unter den Großen, ja selbst am königl. HofeBosniens. Die Kreuzzüge, die Ungarn
[* 31] gegen die bosn.
Patarener führte, konnten die Verbreitung der Sekte nicht verhindern; erst die türk. Eroberung (1463) stellte ihr einen
Damm entgegen, indem die Patarener, insbesondere der Adel, massenweise zum Islam übertraten. Die Lehre der
und Patarener war einfach: ausgehend vom dualistischen Standpunkte behaupteten sie, daß nicht Gott, als das höchste gute
Wesen, sondern das Böse die sichtbare Welt erschaffen habe. Die Bogomilen gehörten jedoch zu den mildern Dualisten, indem sie lehrten,
daß das Böse durch Abfall von Gott, dem guten Princip, entstanden sei.
IhreLehre war weit entfernt von der phantastischen Theosophie der Manichäer und griech. Paulicianer. Daher trachteten sie ihre
Dogmatik der christlichen anzupassen und gaben sich für Monotheisten aus, welche auch an die Trinität glaubten. In betreff
der Person des Erlösers huldigten sie dem Doketismus: Christus habe nur durch seine Lehre die Menschheit
erlöst, daher verwarfen sie auch die Sakramente. Der Organismus der Gemeinde und der Gottesdienst waren ebenfalls höchst
einfach.
Ein Teil des bosn.-patarenischen Rituals in einer Handschrift des bosn. Patareners Radoslav ist in neuerer Zeit aufgefunden
worden («Starine» XIV). Es entspricht vollständig dem von Cunitz
(1853) herausgegebenen katharischen Rituale. Die und Patarener verwarfen von der Bibel
[* 32] das Alte Testament, mit Ausnahme der
Psalmen. Nebst den neutestamentlichen Büchern waren einige Apokryphen im Gebrauche. Der Bogomilismus ist verwandt einerseits
dem orient. Paulicianismus, aber einfacher in der Lehre, dem Organismus und Gottesdienste, andererseits dem abendländ.
Katharismus. Es scheint, daß sich diese Sekte von der Balkanhalbinsel
[* 33] nach Italien
[* 34] und Südfrankreich
ausgebreitet hat. Dahin deutet namentlich die Organisation der italischen Patarener nach dem «Ordo de Bulgaria» und «Ordode Drugutia» (Dragovitia). –