ausein-204 ander. Der
Botanik hat Boerhaave durch mehrere
Schriften wesentliche Dienste
[* 2] geleistet. Er wurde 1714 Rektor der
Universität;
bei Niederlegung seines
Amtes hielt er die Rede
«Decomparando certo in physicis», die zu seinen vorzüglichsten Reden gehört.
Hierauf wurde ihm Ende 1714 an Bidloos
Stelle auch der praktische Unterricht übertragen. Um die theoretische
Anweisung mit der praktischen zu verbinden, ließ er ein Hospital eröffnen, wo er zweimal wöchentlich, die
Krankheiten vor
Augen, deren Geschichte seinen
Schülern vortrug, ohne etwas anderm als allein der
Beobachtung zu folgen. 1718 erhielt auch
noch den Lehrstuhl der
Chemie, welche Wissenschaft er schon seit 1703 gelehrt hatte.
Seine «Elementa chemiae» (2 Bde.,
Par. 1724 u.ö.) sind vielleicht sein vorzüglichstes Werk. Ein
Anfall des
Podagras, von einem
Schlagflusse begleitet, zwang
ihn 1729 das Lehramt der
Botanik und
Chemie aufzugeben. Er verwaltete 1730 das Rektorat zum zweitenmal und hielt bei dessen
Niederlegung die Rede
«Dehonore medici, servitute», vielleicht die beste unter allen seinen Reden, worin
er den
Arzt als
Diener der Natur darstellte, deren
Bewegungen er zu erwecken und zu leiten habe. Er hielt zuerst in den
Niederlanden
Vorträge über
Augenheilkunde («Praelectiones de morbis oculorum», hg. von Haller,
Gött. 1750; deutsch, Nürnb. 1771). Boerhaave starb
23. Sept. 1738. Seine besten
Schüler waren
A. von Haller und
vanSwieten. Die Stadt
Leiden
[* 3] ließ ihm in der Peterskirche ein
Denkmal errichten, auf dem sich sein Lieblingsspruch befindet:
«Simplexsigillum veri.» –
Vgl.
Burton, Account of the lifeand writings ofBoerhaave (2 Bde., Lond.
1743);
(holländ., spr. buhrs,d. i.
Bauern),
Buren,
die Bevölkerung Südafrikas von holländ. Abkunft in der
Kapkolonie,
im
Oranje-Freistaat und in
Transvaal
(Südafrikanische Republik).
[* 4] Die ersten Boers waren 1652 von Java aus nach der Südspitze
Afrikas ausgewandert. Fern von dem großen
Weltverkehr, kaum berührt von der spärlichen Einwanderung
der Hugenotten 1687, konnten die Boers ihre heimatliche
Sprache,
[* 5] ihre Eigenart fest bewahren und eine staunenerregende Widerstandskraft
gegen die Einflüsse gewinnen, welche seit 1795 die Engländer geltend machten.
Der Boer ist Großgrundbesitzer; er läßt alle Feldarbeiten durch die verächtlich und streng behandelten
Farbigen verrichten. Er verlangt für seine ungeheuern Herden von Rindvieh und Schafen weit ausgedehnte Ländereien; deshalb
verlassen die
Söhne kinderreicher Familien das elterliche Haus, um in der Ferne ein neues, Raum gewährendes
Heim zu gründen.
Der Boer kennt keine Bequemlichkeit, keinen Luxus, auch keine Gefahr; er ist sittlich fest und streng
religiös. In ganz Südafrika
[* 6] giebt es keine bessern Reiter und sicherern Schützen als die Boers.
Daß in den auch eine staatenbildende
Kraft
[* 7] und das
Talent für polit.
Thätigkeit steckt, das haben sie in der Gründung und
Entwicklung der beiden südafrik. Republiken bewiesen. Durch die
civilisatorische Einwirkung der Engländer traten allmählich Verschiedenheiten in der Lebensweise und auch in dem Charakter
der in getrennten Staatswesen lebenden ein. Weniger Starrheit, mehr persönliche Unterordnung unter die unbequemen Forderungen
größerer polit. Gebilde zeigen die Boers der
Kapkolonie; einem hohen
Grade von
Bildung und Wohlhabenheit
begegnet man imOranje-Freistaate.
Am herbsten, ja oft auch am verstocktesten zeigt sich der Boer in
Transvaal gegenüber den gesteigerten Bedürfnissen und
Anforderungen der eingewanderten europ.
Bevölkerung.
[* 8]
Dem Boer fehlt industrielles Geschick und industrieller Unternehmungsgeist. Sehr charakteristisch erscheint, daß das
Volk
sowohl nördlich wie auch südlich vom Vaalfluß gegen die Erbauung von Eisenbahnen in ihren vorzüglich
hierzu geeigneten
Ländern sich so lange als möglich gesträubt hat. Erst die
Mißgunst gegen
Natal und der endlich erkannte
eigene
Vorteil drängten seit der Entdeckung der Goldfelder
Transvaal dazu, den
Bau einer Eisenbahn von
Pretoria nach der
Delagoabai
energisch in die
Hand
[* 9] zu nehmen und die Fortführung der
Bahn von
Bloemfontein über den Vaalfluß zu genehmigen.
(richtiger als Boetius), Anicius
ManliusTorquatus Severinus, röm. Staatsmann und
Philosoph
neuplatonischer
Richtung, geb. um 470 zu
Rom,
[* 12] wo die Familie der Anicier in hohem Ansehen stand. Er gewann das Vertrauen des
Königs der
OstgotenTheodorich und wurde schon früh zu den höchsten Ehrenstellen erhoben, aber schließlich verräterischen
Einverständnisses mit dem
Hofe zu
Konstantinopel
[* 13] angeklagt, zum
Tode verurteilt, zu Pavia ins Gefängnis
geworfen und 525 hingerichtet. Boëthius übersetzte, bearbeitete und kommentierte namentlich die logischen
Schriften des
Aristoteles
(hg. von
Meiser, 2 Bde., Lpz. 1877
u. 1880); ferner übersetzte und bearbeitete er mathem.
Werke des Nikomachus, Euklides,
Archimedes und
Ptolemäus. Durch diese
Arbeiten gewann er großen Einfluß auf die
ersten Jahrhunderte des Mittelalters als Vermittler griech.
Philosophie. Am berühmtesten aber wurde sein während seiner
langen Gefangenschaft verfaßtes Werk in 5
Büchern:
«Deconsolatione philosophiae» (zuerst gedruckt Nürnb. 1473; neue Ausg.
von Peiper, Lpz. 1871), worin er mit der
Philosophie sich unterhält, die ihn über das Wandelbare des menschlichenGlücks
und über die einzig wahre und bleibende
Glückseligkeit, die in der
Tugend zu finden ist, belehrt.
Die
Schrift ist in einer den besten
Mustern der klassischen Vorzeit glücklich nachgebildeten reinen
Sprache verfaßt, und die
darin häufig vorkommenden poet.
Stücke zeichnen sich durch natürlichen
Fluß und metrische Genauigkeit aus. VomChristentum
findet man in seinen philos.
Schriften kaum eine
Spur; jedenfalls unverdienterweise ist er zu einem Märtyrer gemacht worden,
der unter den arianischen Goten wegen seines kath.
Glaubens den
Tod erlitten habe. –