Ähren, deren Hauptachse holzig entwickelt und fest ist, heißen
Zapfen
[* 2] (strobilus,
[* 1]
Fig. 10). Ist die Hauptachse stark verkürzt
und schließen die einzelnen Verzweigungen mit
Blüten ab, ohne sich selbst weiter zu verzweigen, so heißt der Blütenstand
[* 3] eine einfache
Dolde (umbella simplex,
[* 1]
Fig. 5). Ist die Hauptachse stark verkürzt und sind
Blütenstiele wenig entwickelt, sodaß die
Blüten dicht der kegel-, walzen- oder scheibenförmigen Hauptachse aufsitzen,
so bezeichnet man den Blütenstand als
Köpfchen (capitulum,
[* 1]
Fig. 6 und 7); solche Blütenstand haben z. B.
sämtliche
Kompositen.
[* 4] Zu den racemösen
Inflorescenzen gehören ferner die in denen an
Stelle der
Blüten wiederum racemöse
Blütenstand stehen; es sind dies sog. zusammengesetzte
Inflorescenzen (vgl. die schematischen
[* 1]
Fig. 14
a-c). So kann
an
Stelle jeder Verzweigung einer
Traube oder
Ähre wieder eine
Traube oder eine
Ähre stehen und man hat dann eine Rispe oder
eine zusammengesetzte
Ähre
[* 1]
(Fig. 15 und 17); ebenso kann bei der
Dolde anStelle jeder
Blüte
[* 5] wiederum eine
Dolde stehen, der Blütenstand heißt dann eine zusammengesetzte
Dolde
[* 1]
(Fig. 16), wie sie z.B. in der Familie der
Umbelliferen
[* 6] vorkommen;
auch können an
Stelle der Verzweigungen einer
Traube andere Formen der racemösen Blütenstand stehen, z.B.
Köpfchen, ebenso können
Köpfchen zu einer
Doldentraube u. s. w. vereinigt sein. Es ist leicht ersichtlich,
daß auf diese
Weise sehr zahlreiche
Kombinationen von
Inflorescenzen möglich sind.
Die sympodialen Blütenstand zerfallen ebenfalls in mehrere Unterabteilungen. Verzweigt sich die Hauptachse in der
Weise, daß die
Äste nach verschiedenen
Richtungen hin gehen, und findet die Verzweigung der Seitenäste ganz auf dieselbe
Art statt, so bezeichnet man die
Inflorescenz als eine
Trugdolde (cyina) und unterscheidet nach der Anzahl
der Verzweigungen zweierlei
Trugdolden; sind mehrere Seitenäste vorhanden, so nennt man dieselbe ein Pleiochasium, werden
dagegen bloß zwei und zwar gegenständige Seitenäste gebildet, so heißt die
Inflorescenz ein
Dichasium. Zu den erstern gehören
z.B. die Blütenstand von Euphorbia
[* 7] (Fig. 12), Sedum u. a.;
Dichasien treten auf bei den Gattungen
Cerastium
[* 1]
(Fig. 13), Silene
[* 8] u. a. Bildet dagegen die Hauptachse
immer bloß eine Verzweigung und ebenso dieser Seitenast nur einen weitern Inflorescenzzweig u. s. w.,
so entstehen sog. Monochasien, unter denen man gleichfalls verschiedene Formen unterscheidet,
je nachdem die Verzweigungen immer nach derselben Seite oder abwechselnd nach verschiedenen Seiten erfolgt.
Ebenso wie bei den
Monopodien können nun auch bei den
Sympodien zusammengesetzte Blütenstand sowohl durch
Kombination zweier gleichartiger
als auch zweier ungleichartiger Formen vorkommen, und außerdem kann auch eine
Vereinigung von
Monopodien und
Sympodien auftreten;
es kommt z. B. vor, daß die Seitenäste einer
Traube Dichasien oder Pleiochasien sind. Der Formenreichtum
in den Blütenstand ist deshalb ein sehr großer, wie aus dem Gesagten hervorgeht.
oder Blutentleerung, die durch künstliche Eröffnung der
Gefäße bewirkte Entfernung von
Blut aus dem
lebenden Organismus. Sie ist entweder allgemein oder örtlich. Die allgemeine Blutentziehung wird durch Öffnung eines
an der Oberfläche gelegenen größern Gefäßzweiges vorgenommen; dieser kann entweder eine
Vene oder
eine
Arterie
[* 12] sein. Die Eröffnung einer
Vene nennt man gewöhnlich
Aderlaß (s. d.), die Eröffnung einer
ArterieArteriotomie.
Bei den örtlichen Blutentziehung wird das
Blut nicht aus den größern Gefäßstämmen, sondern aus den
Kapillargefäßen und der
Substanz
der Organe unmittelbar entleert, entweder mittels kleiner Einschnitte oder durch
Blutegel
[* 13] (s. d.). Die
Einschnitte macht man z. B. in die
Mandeln, die äußere
Haut,
[* 14] das Zahnfleisch u. s. w. mit einem
Messer
[* 15]
(Skarifikation) oder
mittels besonderer
Instrumente, wie der Schnepper (s. d.) und künstlichen
Blutegel (s. d.), deren man sich beim Schröpfen
(s. d.) bedient.
Bei der örtlichen Blutentziehung ist es notwendig, daß die
Nachblutung einige Zeit unterhalten werde, entweder durch
warme
Bähungen, wie beim Skarifizieren und den
Blutegeln, oder durch Saugapparate, wie beim Schröpfen durch Schröpfköpfe.
Die nächste Wirkung der Blutentziehung ist unmittelbare Entleerung des örtlich stockenden
Blutes oder künstliche Heranziehung des Blutstroms,
daher sie sowohl bei vorhandenen
Kongestionen und
Entzündungen einzelnerTeile an diesen unmittelbar, als
auch, wenn diese nicht zugänglich, an entferntern behufs der
Ableitung sowie zum Ersatz unterdrückter oder stockender
Blutungen
angewendet werden.
Die entferntere Wirkung ist eine allgemeine Herabsetzung des Blutdrucks in den
Gefäßen und später ein Wässerigwerden des
Blutes, weil an
Stelle des verlorenen
Blutes Wasser in die
Blutgefäße aufgesaugt wird. Jede stärkere hat
also eine Verdünnung und Verarmung des
Blutes zur Folge und kann demnach zwar augenblicklich heilsam, später aber sehr nachteilig
wirken. Es ist daher vor jeder größeren Blutentziehung sorglich zu erwägen, ob nicht der spätere Schaden den augenblicklichen
Nutzen überwiegen wird.
an derBluterkrankheit (s. d.) ^[= Blutsucht, Hämophilie oder Hämorrhophilie, die angeborene krankhafte Geneigtheit zu Blutungen ...] leidende
Menschen.
Blutsucht,
Hämophilie oder
Hämorrhophilie, die angeborene krankhafte Geneigtheit zu
Blutungen verschiedener
Art. Jede kleine Verletzung, ein
Stich, ein Schnitt, das
Ausziehen eines
Zahns hat bei den sog.
Blutern oder Hämophilen unstillbare
Blutungen zur Folge; ein
Schlag oder
Stoß, in den höhernGraden der
Krankheit schon ein leichter Druck,
bewirkt
Blutunterlaufungen und rote und blaue Flecke; außerdem zeigen sich häufig spontane
Blutungen aus der
Nase,
[* 16] dem
Magen
[* 17] und
Darm,
[* 18] den
Geschlechtsteilen.
Allen diesen
Blutungen ist eigentümlich, daß sie durch die gewöhnlichen blutstillenden
Mittel
in der Regel nicht zum Stillstand gebracht werden können; vielmehr dauert das
Bluten meist bis zur Erschöpfung
des
Kranken fort, wo dann die Schwäche der Herzthätigkeit demselben bisweilen ein Ziel setzt. Aber leicht beginnt die
Blutung
von
¶
(Doppelseitige Farbkarte)
¶
mehr
neuem, oft wenn eine Wunde schon vernarbt ist; neue Verletzungen veranlassen neue Blutungen, der Kranke wird schwächer und
schwächer, die herabgekommene Ernährung macht einen baldigen Ersatz des Blutverlustes immer schwieriger, und so geht der
Kranke endlich an Erschöpfung zu Grunde, meist schon im Kindesalter. Die Krankheit scheint fast immer erblich
zu sein, derart, daß in einer Familie (sog. Bluterfamilie) nur ein Teil der Kinder, und zwar besonders die Knaben, daran leiden,
während die übrigen gesund sind, aber nun ihrerseits Kinder zeugen, die der Krankheit verfallen.
Dabei hat sich die merkwürdige Thatsache herausgestellt, daß männliche Bluter, mit gesunden, nicht aus einer
Bluterfamilie stammenden Frauen verheiratet, meist keine Bluter erzeugen, während die Töchter aus Bluterfamilien, auch wenn
sie selbst gesund sind und mit gesunden Männern verheiratet werden, sehr gewöhnlich blutende Söhne zur Welt bringen. Bei
geringer Entwicklung der Krankheit können die Bluter das reifere Alter erreichen; so leiden häufig die aus Bluterfamilien
stammenden Frauen an häufigem und reichlichem Nasenbluten, an übermäßiger Menstruation u. s. w., ohne aber darüber zu
Grunde zu gehen.
Das Wesen der Krankheit ist noch nicht aufgeklärt; einige suchen es mehr in der krankhaften Beschaffenheit des Blutes, welche
seine Gerinnbarkeit aufheben sollte, andere mehr in einer abnorm leichten Zerreißbarkeit und mangelnden
Kontraktilität der Blutgefäße oder in einer angeborenen abnormen Enge der Aorta und der größern Arterien. Ein besonderes
Heilmittel gegen die Krankheit kennt man nicht. Prophylaktisch ist zu betonen, daß Bluter eine zwar kräftige, aber leicht
verdauliche Diät einhalten und alle aufregenden und erhitzenden Getränke, namentlich Kaffee, Thee und Alkohol, ängstlich
meiden, sich auch vor allen erheblichern körperlichen Anstrengungen, zumal bei heißer, schwüler Witterung, und heftigen
Gemütsbewegungen sowie vor allen mechan. Schädlichkeiten hüten und durch leicht abführende
Salze für täglichen Stuhlgang sorgen sollen; alle Blutentziehungen, Zahnextraktionen und operativen Eingriffe müssen womöglich
unterbleiben. Bei jeder Blutung, auch der geringsten, ist sofort ärztlicher Rat einzuholen. -
Vgl. Wachsmuth,
Die Bluterkrankheit (Magdeb. 1849);
Grandidier, Die Hämophilie oder Bluterkrankheit (Lpz. 1855; 2. Aufl. 1877).