KarlWilh. Herm.
von, preuß.
General, geb. zu
Potsdam,
[* 2] trat 1852 beim 13. Infanterieregiment in den Militärdienst, wurde 1854
Lieutenant
und 1861 Premierlieutenant, 1862
Adjutant der 27. Infanteriebrigade; 1865 unter
Beförderung zum Hauptmann als
Adjutant zum
Kriegsminister von Roon kommandiert, machte er den Feldzug gegenÖsterreich
[* 3] mit. Nachdem Blume dann in das
Kriegsministerium einrangiert gewesen war und 1868 eine Compagnie im 16. Infanterieregiment geführt hatte, trat er 1870 als
Major zum Generalstab über, machte im
Großen Hauptquartier den Feldzug gegen
Frankreich mit und nahm an den
Schlachten
[* 4] von
Gravelotte,
Beaumont,
Sedan
[* 5] und
Paris
[* 6] teil.
Nach dem Feldzuge wiederum in das Kriegsministerium versetzt, wirkte Blume dort als Abteilungschef
und gleichzeitig als
Lehrer der Kriegsgeschichte an der Kriegsakademie und wurde 1879 unter
Beförderung zum Obersten zum Commandeur
des 36.
Regiments ernannt. Nachdem er 1878
Vorsitzender der Militärkommission des
Berliner
[* 7]
Kongresses gewesen war, wurde er 1880
Vorsitzender
der Militärkommission der
Berliner Konferenz zur Regelung der griech.-türk. Grenzfrage, in welcher Angelegenheit
er im folgenden Jahre nach
Konstantinopel
[* 8] entsandt wurde. 1883 zum
Chef des Generalstabes vom 4.
Armeekorps ernannt, trat Blume 1885 unter
Beförderung zum Generalmajor abermals in das Kriegsministerium zurück und leitete hier zunächst das Militär-Ökonomiedepartement.
Nachdem er dann zum Mitglied des
Staatsrates, des
Bundesrates und des Reichsdisciplinarhofs ernannt war,
wurde er 1888 auch Mitglied der Studienkommission der Kriegsakademie. In demselben Jahre in den Adelstand erhoben, übernahm
Blume das
Allgemeine Kriegsdepartement und wirkte an den
Arbeiten der Heeresverstärkung mit. Im Sept. 1888 wurde Blume zum Generallieutenant,
April 1889 zum Commandeur der 8. Division ernannt, Okt. 1891 mit dem Range eines kommandierenden
Generals
zu den Offizieren von der
Armee versetzt, April 1892 zum kommandierenden
General des 15.
Armeekorps ernannt. Er schrieb: «Die
Armee und die Revolution in
Frankreich von 1789 bis 1793» (Brandenb. 1863),
künstliche, in verschiedenartigsten
Stoffen ausgeführte, mehr oder weniger treue Nachahmungen der natürlichen
Blumen; besonders versteht man darunter die im wesentlichen aus Webstoffen hergestellten künstlichen
Blumen
(Stoffblumen), die einen wichtigen Zweig der Modeindustrie bilden. Der Herstellungsprozeß zerfällt in zwei
Teile, die
häufig getrennt betrieben werden: die fabrikmäßige Erzeugung der Pflanzenelemente, als Laub, Blumenblätter,
Knospen,
[* 10]
Früchte,
zweitens die
Verbindung dieser
Teile zur vollendeten
Blume,
Kranz,
Guirlande u. s. w., welcheArbeit, weil
im wesentlichen von der Geschicklichkeit und dem künstlerischen
Geschmack
des
Arbeiters abhängig, den eigentlich fabrikmäßigen
Betrieb ausschließt.
Von Geweben werden zu
Stoffblumen verwendet:
Batist, Jaconnet,
Englisches Leder,
Taffet,
Atlas,
[* 11]
Sammet, Satin antique,
Velvet u. a.,
für die Blumenblätter außerdem noch Perkal,
Kautschuk, Deckstoff u. s. w. Damit die Gewebe
[* 12] die erforderlicheGlätte
erlangen und möglichst ohne
Textur erscheinen, werden dieselben (außer
Sammet und
Atlas) satiniert. Letzteres bezieht sich
in der Hauptsache auf Blätterstoffe.
Sollen sie kräftiger und steifer werden, so erhalten sie auf der Rückseite eine
Appretur
aus mit Gelatine gekochter
Stärke,
[* 13] wozu sie auf
Rahmen eingespannt werden; oder es wird ihnen
Gaze untergelegt.
So zubereitet, kommen die
Stoffe nun, je nach ihrer Beschaffenheit in ein bis acht Schichten übereinander gelegt, unter verschieden
geformte
Ausschlageisen, die mit einem kräftigen
Hammerschlag durch die Schichten getrieben werden, und erhalten so die Form
von
Blättern.
Zwei
Arten solcher
Ausschlageisen
(Blümcheneisen) sind in den nachstehenden
[* 1]
Fig. 1 und 2 angegeben. Durch
die in
[* 1]
Fig. 1 sichtbare Öffnung werden mittels eines
Drahtes die geformten
Blätter aus dem
Ausschlageisen herausgedrückt.
Die
Anordnung
[* 1]
Fig. 2 hat den
Vorteil, daß die ausgeschlagenen
Blätter sich von selbst oben herausdrängen. Diese
Ausschläge
werden nun, wieder je nach der Beschaffenheit des
Stoffes, in einer Zahl von 1 bis 20 auf einmal gefärbt
(gestippt), dann auf einer durch
Gas oder
Spiritus
[* 14] erwärmten Platte ausgelegt und getrocknet.
Eine Färbung des Gewebes im
Stück (vor dem
Ausschlagen) findet nur statt, wenn es zu minderwertigen Blumen verwendet werden
soll. Nach dem
Trocknen werden die
Ausschläge auf Kleiekissen oder
Gummiplatten gelegt und mittels erwärmter
stählerner Kolben,
Messer,
[* 15]
Haken u. s. w. behandelt (gekröst), um ihnen die mannigfachen
Krümmungen und die Äderung der
natürlichen Blattfläche zu geben.
Soll die Krösung recht gleichmäßig ausfallen, so benutzt man dazu auch fein ausgearbeitete
Formen, die zugleich einen massenhaften Betrieb ermöglichen.
Eine solche Form besteht
[* 1]
(Fig. 3‒8) aus einem eisernen Oberteil
(Stempel,
Patrize) und einem denselben
mit vorstehendem Rand umfassenden kupfernen Unterteil (Matrize); die wirksamen
Flächen beider
Teile sind den betreffenden
Formen durch Gravierung,
Guß oder
Galvanoplastik
[* 16] nachgebildet.
Beim Gebrauch wird der mit einer Handhabe versehene Oberteil
in einem
Gas- oder Spiritusfeuer erwärmt, worauf je nach der verlangten Genauigkeit der
Arbeit ein oder
mehrere
Blätter in den Unterteil gelegt werden, sodann der Oberteil eingesenkt und fest angedrückt wird. Der in
[* 1]
Fig. 9 dargestellte
Kolben dient zur Herstellung der Wölbung der Blumenblätter.
[* 1]
Fig. 10 zeigt einen sog.
Streifkolben zur Hervorbringung von Fältelungen oder längern
Streifen in der Blattfläche.
Andere Formen
des Streifkolbens zeigen eine zwei- und mehrfach gezackte
Spitze.
Von den übrigen
Teilen der Blumen werden die Staubfäden meist aus rohen
Seiden- oder
Baum-
wollfäden gebildet, die durch mehrmaliges Eintauchen in eine Leimlösung den entsprechenden Grad von Steifheit erhalten und
denen als Staubbeutel ein gefärbtes Weizengrieskorn angeklebt wird. Knospen werden aus Taffet, Atlas, feinem Leder, Baumwollstoff,
meist aber aus Gummimasse geformt, mit Watte gefüllt, gefärbt und mit den Kelchblättern befestigt. Die Stengel
[* 18] bestehen
aus geglühtem Eisendraht, der durch Umwickeln mit Baumwolle
[* 19] oder weichem Papier verstärkt und äußerlich
mit Papier, seidenen Fäden, feinen Fränschen umwunden oder in ein Stoff- oder Gummirohr eingesteckt wird.
Die Früchte, die häufig in Verbindung mit den Blumen verwendet werden, sind aus Glas,
[* 20] Wachs oder Gummistoff erzeugt und demgemäß
entweder geblasen oder in Formen gegossen und sodann gefärbt, was bei denen aus Glas durch bloßes Ausschwenken
mit der Farbflüssigkeit geschieht; die aus Draht
[* 21] bestehenden Stiele sind erst nachträglich eingekittet. Dornen, Strohblumen,
Moos, Getreideähren sowie mancherlei Arten Gräser
[* 22] werden gewöhnlich nicht nachgeahmt, sondern der Natur entnommen; auch
finden noch Wollstaub, Glasperlen Verwendung. Zum Färben und Nuancieren sind allerlei Farbstoffe gebräuchlich;
doch dürfen sie kein Arsenik enthalten (Reichsgesetz vom §§. 7 u. 12; Geldstrafe bis 150 M. oder Haft). Das Färben
geschieht durch Eintauchen oder Auftragen; Streifen, Punkte und Abtönungen werden mit dem Pinsel oder durch Betupfen der Finger
ausgeführt.
Die Verbindung der fertigen Teile zur Blume, Strauß,
[* 23] Zweig, Guirlande u. s. w. erfolgt entweder durch Zusammendrehen der Drahtstiele
oder durch Klebmittel. Meist beschränkt sich die Nachahmung der Natur auf die genaue Wiedergabe der Formen und Farben, doch
wird zuweilen auch der Geruch durch Verwendung ätherischer Öle
[* 24] nachgeahmt.
AndereStoffe zur Herstellung künstlicher Blumen sind Papier (Papierblumen werden industriell meist
nur zu Altar- und Grabschmuck hergestellt, nicht für die Mode), gebleichtes Fischbein (in Frankreich angewendet, aber wegen
mangelhafter Formbeständigkeit bei Feuchtigkeit und Wärme
[* 25] ohne Verbreitung geblieben), Cocons (die sog. italienischen Blumen, aus
den getrennten Lagen abgehaspelter Cocons erzeugt), feine Holzspäne weißer Hölzer. Die Fabrikation
dieser Blumen weicht von dem beschriebenen Verfahren wenig ab. Wesentlich verschieden ist dagegen die Herstellung der Blumen aus Wachs
(s. Wachsblumen), Brotkrume (die Blumenblätter werden aus plastischem Brotteig mit den Fingern geformt und sind in fertigem
Zustande glashart und bedeutend schwer), Porzellan (s. Porzellanwaren), Metall. Zu Federblumen werden
meist die Federn bunter Tropenvögel verwendet, die, nachdem sie zugeschnitten sind, einfach zusammengesetzt werden.
Durch Überzug künstlicher Blumen, meist Stoffblumen, mit einer dünnen Metallschicht auf galvanischem Wege werden die galvanisierten
Blumen hergestellt. Phantasieblumen sind Gebilde, die im allgemeinen den Charakter einer Blumen haben, aber keine bestimmte Art derselben
nachahmen. Prächtige Effekte werden auch durch die Nachbildung ganzer Blattpflanzen
[* 26] (Palmen,
[* 27] Dracänen
u. s.w., auch aus Metall) erreicht, und Dekorationsblumen, Pflanzen und Blumenarrangements bilden einen Hauptzweig der Blumenfabrikation.
Der Ursprung der Blumenfabrikation reicht bis weit in das Altertum zurück. Um die Mitte des 4. Jahrh. v. Chr. wurde
der Gebrauch,
Kränze von künstlichen Blumen zu tragen, aus Ägypten
[* 28] in Griechenland
[* 29] eingeführt. Unter der röm. Kaiserherrschaft
schmückten sich die Frauen mit parfümierten Blumen aus Papyrusrinde und gefärbter Seide;
[* 30] in China
[* 31] wurden bereits im 3. Jahrh.
Pflanzenteile, Federn und Seide zur Nachahmung der natürlichen Blumen benutzt. In Spanien
[* 32] und Italien,
[* 33] wo im Mittelalter namentlich
die Klöster die Pflegestätten dieser Industrie waren, wurden, zuerst zum Schmuck der Altäre, Blumen aus
Batist, Gaze und Seide verfertigt.
Aus Italien verpflanzte sich im 15. Jahrh. die Blumenmacherei nach Frankreich. Um 1738 brachte hier der Botaniker Seguin mehr
Natur in die Fabrikation, indem er darauf hinwirkte, daß wirkliche Blumen nachgeahmt wurden, und dann
erlangte sie unter Anwendung mechan. Hilfsmittel und durch die Arbeitsteilung (seit etwa 1824) ihre höchste Blüte,
[* 34] besonders
in Paris. 1867 betrug die Produktion in Frankreich 25 Mill. Frs., und es waren in dem Geschäftszweig 15000 Personen beschäftigt,
darunter neun Zehntel Frauen und Mädchen.
Die schlechten Erwerbsverhältnisse der Frauen führten 1820‒30 auch in Deutschland
[* 35] zu einer lebhaften
Entwicklung der Blumenfabrikation, und zwar an der böhm.-sächs. Grenze um Sebnitz, Neustadt,
[* 36] Rumburg, Schluckenau. Als Begründerin
derselben gilt Magdalena Bienert in Nixdorf. Die Zahl der Familien, die sich 1833 in Nixdorf und den umliegenden böhm. Ortschaften
von der Blumenfabrikation nährten, wurde auf 2000 geschätzt. Als eine Zollerhöhung die Einfuhr
künstlicher in den Zollverein hinderte, siedelten Arbeiter und Unternehmer nach Sachsen
[* 37] über und legten in Sebnitz, Hertigswalde,
Burkersdorf, Neustadt u. s. w. den Grund zu einer blühenden Hausindustrie in der Blumenfabrikation.
In der Herstellung der feinen Sorten der Kunstblumen waren aber auch für Deutschland die Franzosen die
Lehrmeister; die Hauptplätze derselben sind hier Berlin,
[* 38] Leipzig,
[* 39] Dresden
[* 40] und München.
[* 41] Doch machen die deutschen Erzeugnisse
den französischen schon bedeutende Konkurrenz und finden auch in allen Nachbarländern Absatz, sowie auch nach Nord-, Mittel-
und Südamerika
[* 42] und Australien;
[* 43] sogar in Frankreich ist ihre Aufnahme im Steigen. 1892 wurden aus Deutschland 1629 Doppelzentner
im Werte von 3258000 M. ausgeführt, davon 771 Doppelcentner nach den Vereinigten Staaten
[* 44] von Amerika,
[* 45] 121 nach England, 161 nach
Holland, 31 nach Frankreich. Die Einfuhr belief sich auf nur 112 Doppelcentner im Werte von 1120000 M., davon der Hauptbetrag
aus Frankreich. –
Vgl. Clasen-Schmid, Künstliche Blumen aus verschiedenem Material (Lpz.
1886);