Adjutanten (von
Nostitz) gerettet wurde. In B.s
Abwesenheit hatte Gneisenau, sein Generalstabschef, den Rückzug anstatt auf
die bisherigen
Verbindungen, auf
Wavre, d. h. in
Richtung auf die
Armee Wellingtons angesetzt. Hierdurch war es möglich, daß
Blücher auf dem Schlachtfelde von Waterloo
[* 2] 18. Juni rechtzeitig eintraf und die
Schlacht entschied. Blücher rückte
hierauf in Eilmärschen gegen
Paris
[* 3] vor und besetzte dasselbe 7. Juli. Auch diesmal verhehlte er keineswegs sein Mißtrauen in
die
Diplomatie und trat der noch immer bestehenden Neigung, das franz. Selbstgefühl ungebührlich
zu berücksichtigen, nach Möglichkeit entgegen.
Auf einem Feste, das der
Herzog von Wellington gab, brachte er, gegenCastlereagh gewandt, den berühmten
Toast aus: «Was die Schwerter
[* 4] uns erwerben, laßt die Federn nicht verderben!»
Um B.s hohe Verdienste um
Preußen
[* 5] und
Deutschland
[* 6] zu ehren, stiftete
Friedrich Wilhelm Ⅲ. ein Ordenszeichen, das in einem
von goldenen
Strahlen umgebenen
Eisernen Kreuze bestand und ausschließlich Blücher verliehen wurde.
Chef von B.s Generalstab
war anfangs Scharnhorst, nach dessen
Tode Gneisenau, dessen Verdiensten er stets unumwunden volle
Anerkennung zollte.
Nach dem zweiten
Pariser Frieden lebte Blücher meist in Krieblowitz und besuchte jährlich Karlsbad. Noch bei seinem Leben,
dem Jahrestage der
Schlacht an der
Katzbach, wurde ihm in seinem Geburtsorte Rostock
[* 7] ein von Schadow zu
Berlin
[* 8] ausgeführtes
Standbild errichtet, welches folgende charakteristische
Inschrift (von
Goethe) trägt: «In
Harren und
Krieg,
in
Sturz und
Sieg bewußt und groß – so riß er uns vom Feinde los.» Blücher starb nach kurzem Krankenlager
zu Krieblowitz in
Schlesien.
[* 9] In
Berlin ward ihm eine von
Rauch modellierte Bronzestatue in
Breslau
[* 10] eine andere ebenfalls von
Rauch gearbeitete 1827 errichtet.
Seinen
Namen führt das preuß. 5.
(Pommersche) Husarenregiment. –
Vgl. Schöning, Geschichte des preuß. 5. Husarenregiments
mit besonderer Rücksicht auf Blücher (Berl. 1843);
Bieske (Leibarzt des Fürsten), Der Feldmarschall Fürst G.L. Blücher von
Wahlstadt (ebd. 1862);
Scherr, Blücher, seine Zeit und sein Leben (4. Aufl., 3 Abteil.,
Lpz. 1887);
1) Bezirkshauptmannschaft in
Vorarlberg. Dieselbe hat 1320,35 qkm, (1890) 25104 (11946 männl., 13158 weibl.) meist kath.
E., darunter 96
Evangelische; 6806 Häuser, 5498 Wohnparteien in 30 Gemeinden mit 70 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke
und
Schruns in Montafon. – 2) Stadt, Sitz der Bezirkshauptmannschaft in 582 m Höhe, rechts
an der Ill, nahe bei der
Vereinigung des
Kloster- und des Montafonthals mit dem Walgau, an der Linie
Innsbruck-Bregenz der
Arlbergbahn,
hat (1890) 3265, als Gemeinde 4501 kath. E.,
Bezirksgericht (777 qkm, 20 Gemeinden, 56 Ortschaften, 17768 E.), mehrere
Baumwollspinnereien, mechan.
Weberei,
[* 12] Bleicherei und Schokoladefabrik.
Der Ort ist altertümlich und eng gebaut; mehrere Gassen haben Laubengänge; an die
Stelle der alten Wälle und
Gräben sind
Gärten getreten. Hoch über der Stadt befindet sich das stattliche Schloß Gayenhofen,
der freiherrlichen Familie Sternbach
gehörig, und die
Pfarrkirche, zu der eine bedeckte Marmortreppe hinaufführt. Der besuchteste Punkt der
Umgebung ist der
HoheFrassen (1981 m) mit schöner Aussicht, von Bludenz aus in 3‒4
Stunden zu besteigen, sowie der tiefgrüne, 5 qkm
große Lüner See (1924 m) und die Scesaplana (2967 m).
Dmitrij Nikolajewitsch,
Graf, russ. Staatsmann, geb. im Gouvernement
Wladimir, stammte aus einer alten Familie, studierte auf der
UniversitätMoskau
[* 13] und war Mitglied des
«Arsamas» (s. d.). Seit 1801 im
Staatsdienst, war Bludow nacheinander Legationssekretär in
Stockholm
[* 14] und
Wien,
[* 15] dann Botschaftsrat und eine Zeit lang Geschäftsträger
in England. Nach
Rußland zurückgekehrt, ward er von
KaiserNikolaus zum
Staatssekretär ernannt. Als solcher
nahm er an der Untersuchung über die Verschwörung von 1825 hervorragenden Anteil und erwarb sich dabei das Vertrauen des
KaisersNikolaus. Bludow wurde 1837 Minister des Innern, 1839 Justizminister und noch am
Schlusse desselben Jahres Präsident des
Gesetzgebungs-Departements im Reichsrat. In dieser Eigenschaft vervollständigte er die KodifizierungsarbeitenSperanskijs
und suchte durch die unter seinem Einflusse entstandenen
Ukase von 1842 und 1847, nach welchen den Hörigen verstattet wurde,
rechtsgültige
Verträge mit ihren Gutsherren zu schließen und Grundeigentum zu erwerben, auf eine Besserung der
Lage des
leibeigenen Landvolks hinzuarbeiten, was indessen nicht gelang, da der
Kaiser seine reformatorischen
Absichten bald
wieder aufgab.
Daneben ward Bludow zu andern wichtigen
Aufträgen verwendet, so 1846 zu der Mission nach
Rom,
[* 16] wo er über die Verhältnisse der
röm.-kath.
Kirche in
Rußland und das
Konkordat unterhandelte, das 1847 zu stande kam. 1842 erhielt er den Grafentitel. Auch
Alexander Ⅱ. schenkte ihm großes Vertrauen, und neben dem
Grafen Panin gewann Bludow den größten Einfluß
auf die neue Regierung. Im Sept. 1855 ward er der Nachfolger
Uwarows als Präsident der
Akademie der Wissenschaften, im Jan. 1858 Mitglied
des Hauptkomitees, das zur Durchführung der
Bauernemancipation eingesetzt wurde, und im Jan. 1861 an Orlows
Stelle Präsident
des Reichsrats und des Ministerkomitees.
Vgl. Kowalewskij,Graf und seine Zeit (russisch, 1. Bd., Petersb.
1866);
Aus der
Petersburger Gesellschaft (5. Aufl., Lpz. 1880).
– Seine unvermählt gebliebene Tochter, Gräfin Antonida Dmitrijewna Bludow, Kammerfräulein der Kaiserin, gest. 19. (7.)
April 1891 in
Petersburg, machte sich daselbst bekannt als eifrige Förderin slawophiler Bestrebungen.