Lebensweise (Näherinnen), besonders aber bei
KindernMangel an Muskelbewegung und Überhäufung mit geistigen Anstrengungen,
z. B. durch unzweckmäßige Schuleinrichtungen, oft auch allzu frühe Reizung der geschlechtlichen
Phantasie (durch
Romane, Verführung u. s. w.) oder Liebesgram, geheime
Sünden u. s. w. Die
Krankheit ist gegenwärtig häufiger
als früher, was besonders seinen
Grund in
Uberbürdung derKinder mit
Arbeiten, in zu frühzeitiger Anspannung
der Gehirnthätigkeit und im übermäßigen Genusse des
Kaffees haben mag. Auf dem
Lande ist sie wegen der bessern Luft und
des häufigern Aufenthalts der
Kinder im
Freien weniger verbreitet als in den
Städten.
Der Verlauf der Bleichsucht gestaltet sich sehr verschieden. Manche Fälle gehen schon nach einigen
Wochen oder nach wenigen
Monaten in vollständige
Heilung über; andere sind viel hartnäckiger, widerstehen allen Behandlungsversuchen
und machen häufig Rückfälle. Frühere
Stufen des Übels sind leicht heilbar, vorzüglich durch Vermeidung der erwähnten
Gelegenheitsursachen, wogegen die bis zur Wachsfarbe gediehene Bleichsucht mitunter unheilbar ist und häufig allerlei
Nervenbeschwerden, Menstruationsfehler,
Unfruchtbarkeitu. dgl. hinterläßt.
Die
Kranken müssen sich viel, aber durchaus nicht bis zur Übermüdung, in freier Luft bewegen, eine nährende Kost genießen,
viel
Milch trinken (nach Befinden auch mäßig
Bier oder zu Tisch etwas
Wein) und die
Haut
[* 2] fleißig frottieren, bürsten und
mit kaltem Wasser vorsichtig waschen oder lauwarme
Bäder nehmen; kalte
Bäder sind meist nachteilig. Innerlich
dienen besonders die
Eisenpräparate, namentlich Eisensäuerlinge; daher haben Driburg, Cudowa, Elster,
[* 3] Franzensbad,
Pyrmont
und Schwalbach großen Ruf als Kurorte für Bleichsüchtige. -
bei Freilandgewächsen durch schlechten
Untergrundboden (Letten,
Kies,
Moor), stagnierendes Grundwasser,
[* 5] durch nährstoffarmen
Boden u. s. w.;
bei Topfgewächsen infolge
saurer Erde,
Mangel an gewissen mineralischen Nährstoffen, namentlich an
Eisen.
[* 6] Die
Krankheit wird durch Verbesserung oder
Drainieren des
Untergrundes, durch Düngung mit kräftigem animalischen
Dünger, bei
Topfpflanzen durch
Erneuerung der Erde oder durch Gießen
[* 7] mit einer schwachen Eisenvitriollösung gehoben.
der Schafe,
[* 8] charakterisiert durch
Abmagerung, auffallend blasse, nicht rosarot gefärbte
Haut und
Bindehaut
der
Augen, tritt als Folge gewisser Wurmkrankheiten, namentlich der
Leberegel-, Magenwurm- und
Bandwurmseuche auf.
aus
Blei
[* 10] fabrizierter
Draht
[* 11] (s. d.), wird zum
Anbinden von Gartengewächsen sowie als dichtende Zwischenlage
beim Zusammenschrauben eiserner
Röhren
[* 12] benutzt. Derselbe wird entweder aus
Streifen gezogen, die von einer
gewalzten Platte mit der Schere
[* 13] abgeschnitten werden, oder auch gepreßt, in welch letzterm Falle das
Blei in eine Preßform
gebracht wird, die unten eine der
Dicke des zu pressenden
Drahts entsprechende Austrittsöffnung hat, worauf durch einen unter
starkem Druck abwärts bewegten, genau in die Form passenden Kolben das
Blei durch die enge Öffnung gepreßt
wird.
hüttenmännischer
Ausdruck für die
Haut, mit welcher sich das beim reduzierenden Schmelzen der
Bleiglätte
gewonnene
Blei nach dem Abstich aus dem Ofen bedeckt;
sie enthält den größeren
Teil der in der
Glätte enthaltenen Unreinigkeiten
(daher «Dreck») und wird von dem geschmolzenen
Blei wiederholt abgezogen, um dieses zu läutern.
Gemenge von
Bleispat
(Cerussit) mit
Thon,
Eisenoxyd u. a., wird an solchen Orten, wo sie sich in größern Mengen
findet, z. B. in der Eifel, auf
Blei verhüttet.
Bleiextrakt
(LiquorPlumbi subacetici,
Acetum plumbicum oder
Acetum saturninum), eine
Auflösung
von basisch essigsaurem
Blei in Wasser. Der Bleiessig wird nach dem deutschen
Arzneibuch (1890) dargestellt in der
Weise, daß 3
Teile
rohes
Bleiacetat mit 1
TeilBleiglätte verrieben und unter Zusatz von 0,5
Teilen destilliertem Wasser in einem bedeckten
Gefäß
[* 14] im Wasserbad erhitzt werden, bis die Mischung weiß oder rötlichweiß geworden ist. Dann werden nach
und nach 9,5
Teile Wasser hinzugesetzt und die trübe Flüssigkeit nach dem
Absetzen filtriert. Der Bleiessig bildet eine farblose
Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion und 1,235 bis 1,240 spec. Gewicht und findet in der Heilkunde als äußerliches
Mittel vielfach Anwendung. Das
Bleiwasser (s. d.) und
Goulardsche Wasser sind verdünnte Lösungen des Bleiessig.
ist ein Orakel, das namentlich in der
Andreasnacht, aber auch in der Matthias-,Thomas-,
Christ-, Sylvesternacht
befragt wird. Besonders bedienen sich Mädchen desselben, um über ihren künftigen Geliebten Auskunft zu erhalten. Es wird
zu diesem Zwecke geschmolzenes
Blei oder Zinn aus einem Erblöffel oder durch einen Erbschlüssel
[* 15] in eine
Schüssel fließenden Wassers gegossen. Aus der
[* 1]
Figur weissagt man: Hunde
[* 16] bedeuten einen
Fleischer oder
Jäger, Schafe einen
Landmann, Federn einen
Lehreru. dgl.;
ein Kreuz
[* 17] bezeichnet
Tod, ein Licht
[* 18] Feuersbrunst. In einigen Gegenden ist
Talg an
die
Stelle des
Bleies getreten.
die Herstellung von gegossenen Gebrauchsgegenständen aus
Blei.
ReinesBlei findet nur verhältnismäßig
selten Verwendung für die Herstellung von Gußwaren; es ist zu weich, zu unscheinbar und gegen chem.
Einflüsse zu wenig widerstandsfähig, um für die Anfertigung gewöhnlicher Gußgegenstände gut brauchbar zu sein. Gewehrkugeln
gießt man, sofern sie nicht durch
Pressen hergestellt werden, in eisernen Formen; ab und zu gießt man
auch wohl diesen oder jenen Gegenstand für irgend einen gewerblichen Zweck in Sandformen, die in derselben
Weise nach einem
Modell gefertigt werden wie bei andern Metallen (s. Formerei);
[* 19] als Zwischenerzeugnisse für die
Anfertigung von
¶
mehr
Bleiblechen gießt man Platten, die dann im Walzwerke weiter verarbeitet werden. Häufiger als reines Blei finden dessen Legierungen
Benutzung in der Gießerei.
[* 21] Hartblei, eine Legierung des Bleies mit 10 bis 20 Proz. Antimon, bisweilen auch Zinn enthaltend,
wird zum Gusse von Zapfenlagerschalen für Maschinen, Dichtungsringen an Kolben und andern Maschinenteilen
benutzt; auch das Schriftmetall und Schrotmetall sind Legierungen des Bleies, die durch Gießen verarbeitet werden.
Fernerhin benutzt der Zinngießer Legierungen des Zinns mit Blei, die, sofern sie zur Anfertigung minderwertiger Gegenstände,
z. B. von Spielwaren, Bleisoldaten, dienen sollen, nicht selten mehr Blei als Zinn enthalten. Die aus ihnen gefertigten Abgüsse
verdienen daher nur insofern den Namen Zinnwaren, als das Zinn das bedeutend wertvollere der beiden Metalle
ist. In allen diesen Fällen bedient man sich, wie zum Gießen des reinen Bleies, der Sandgußformen, wenn es sich um Herstellung
von nur einzelnen Abgüssen handelt, dagegen eiserner, messingener oder bronzener Gußformen,
[* 22] wenn eine Massenanfertigung
gleicher Gegenstände stattfindet. Das Blei oder die Bleilegierung wird in einem eisernen Kessel geschmolzen und mit Hilfe eines
Gießlöffels in die Form gegossen. Nur beim Gusse sehr schwerer Gegenstände (Bleiplatten für Blechdarstellung) versieht
man den Schmelzkessel mit einem verschließbaren, vom Boden ausgehenden Ausflußrohre, aus dem das flüssige Metall in die
Gußform gelangen kann.