Großbritannien
[* 2] verwertete er dichterisch oder journalistisch. Er leitete 1884 das
«Kleine Tageblatt», 1885 den
«Schalk», 1886‒88
das
«Magazin für die Litteratur des In- und
Auslandes», 1888‒90 mit
M. G. Conrad «Die Gesellschaft» und wohnt dauernd in
Charlottenburg.
[* 3] 1890 begründete er mit Gesinnungsgenossen in
Berlin
[* 4] eine realistische «Deutsche
[* 5]
Bühne». Bleibtreu ist
einer der begabtern
Vertreter der sog. «jüngstdeutschen»
Litteraturrichtung und trotz zuweilen romantischem
Anstrich (vgl. z. B. den
Roman «Der
NibelungenNot», 1881) entschiedener Realist.
Ein Programm seiner radikalen
Anschauungen bieten die
Schriften «Revolution der Litteratur» (Lpz.
1885; 3. Aufl. 1887) und «Der Kampf ums
Dasein der Litteratur» (ebd. 1888). Schlachtenschilderungen gelangen
ihm am besten, so: «Dies irae» (Stuttg. 1882; 5. illustrierte
Aufl. der deutschen und der franz. Ausg.
1868),
Seine
Lyrik(«Lyrisches
Tagebuch», 2. Aufl., Berl. 1885; «Lieder
aus
Tirol»,
[* 7] ebd. 1885; «Welt und Wille»,
Dessau
[* 8] 1886; «Kosmische Lieder», Lpz. 1890)
ist auch inhaltlich vollendeter als seine bald überreizt kraftgenialischen, bald auffallend matten und meist undramatischen
Schauspiele (gesammelt, 3 Bde., Lpz.
1889): «Lord
Byron» (ebd. 1888),
«Das Halsband der Königin» (1890). Ganz naturalistisch gefärbt
sind die Novellen «Aus
Norwegens Hochlanden» (2. Aufl. 1883),
«Kraftkuren» (Lpz. 1885) und «Schlechte
Gesellschaft» (ebd. 1885),
in dem pathol.
Roman«Größenwahn» (3 Bde., ebd. 1888) und dem
socialen «Die Propaganda der That» (ebd. 1890).
Der von ihm oft gefeierte Lord
Byron («Der
Traum. Aus dem Leben des Dichterlords»,
Roman, Berl. 1880) und Napoleon («Napoleon Ⅰ.»,
Dresd. 1889; «Der Imperator», Lpz. 1891)
spielen auch in «Heroica» (Lpz. 1890) die Hauptrolle.
Auch seine «Geschichte der enql. Litteratur» (2 Bde.,
Lpz. 1887; 2. Bd., 2. Aufl.
1888) verweilt mit Vorliebe bei
Byron. Außerdem schrieb Bleibtreu noch: «Gunnlaug
Schlangenzunge» (Berl. 1879),
ein isländ.
Märchen,
«Paradoxe der konventionellen
Lügen Rordaus» (6. Aufl., ebd. 1888),
Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft
Völkermarkt in Kärnten, in 474 m Höhe an der rechts zur Drau
gehenden Libuska und der Linie
Marburg-Villach der Österr.
Südbahn, hat (1890) 1105, als Gemeinde 1149 E.
(71 Slowenen), Post,
Telegraph,
[* 9]
Bezirksgericht (2 Gemeinden, 102 Ortschaften, 21316 E.), Steueramt; Hochquellenleitung, ein
altes Schloß der
GrafenThurn, eine große Bierbrauerei
[* 10] des
GrafenThurn und ist eine wegen seiner anmutigen
Lage am Fuß des
Petzen (2114 m) vielbesuchte
Sommerfrische. In der Nähe die Braunkohlengruben von Homberg und Loibach
mit (1886) 120
Arbeitern und einer Jahresausbeute von 7860 t
Braunkohlen sowie die im 18. Jahrh. gegründeten
großen gräfl.
Eggerschen Eisenraffinierhütten in Lippitzbach mit 100
Arbeitern und Jahresausbeute von 1900 t
Stab- und
Bandeisen und 250t
Schwarzblech.
Basische Bleicarbonat entstehen als weiße, in Wasser unlösliche Niederschläge beim Zersetzen von Bleizuckerlösung
mit kohlensaurem Natrium. (S. auch
Bleiweiß.)
[* 13]
von
Pflanzen tritt ein, wenn denselben das Licht
[* 14] für längere Zeit entzogen ist, da hierdurch
die Chlorophyllkörner die grüne
Farbe verlieren. Zugleich wird das Zellgewebe lockerer und der
Geschmack milder. Hiervon
weiß der Gemüsegärtner Nutzen zu ziehen, indem er einigen seiner Gewächsarten das Licht entzieht, um sie als Nahrungsmittel
[* 15] annehmbarer zu machen. Dies geschieht, indem er dieBlätter einer
Abart des
Gartensalats (des sog.
Bindesalats)
mit einigen Strohhalmen zusammenbindet; die innern
Blätter werden dadurch gelblich oder weiß und schmackhafter.
Der
Kopfsalat, dessen
Blätter sich zu Häuptern schließen, bleicht sich im Innern des
Kopfes von selbst.
Andere Gewächse,
deren fleischige
Blattstiele verspeist werden, bedeckt er bis nahe an die
Blätter heran mit Erde in derselben
Absicht, z. B. den
Bleichsellerie und den
Cardy.
Beim Porree ist der im
Boden stehende weiß gebliebene Stammteil süßer und
zarter als der obere grüne
Teil oder die
Blätter. Aus demselben
Grunde bedeckt er den
Kopf des
Blumenkohls, um ihm seine schneeige
Weiße zu sichern, mit den ihn umgebenden
Blättern, die er zu diesem Zwecke einknickt.
Zum Bleichen des Meerkohls (Crambe) und des Rhabarbers benutzt der Gemüsegärtner statt der
Bedeckung mit Erde sog. Bleichtöpfe,
irdene
Gefäße von der Form umgekehrter
Blumentöpfe mit abnehmbarem Deckel, um den Fortgang des Bleichprozesses beobachten
zu können. Die
Wurzeln anderer Gewächse, z. B. die
Cichorie, pflanzt er auf ein im dunkeln
Keller angelegtes
Beet; die austreibenden
Sprossen und
Blätter sind schneeweiß und zart; die der eben genannten
Pflanze werden, wenn sie in dieser
Weise behandelt werden, in
Frankreich als
Barbe de Capucin zur Bereitung eines erfrischenden
Salats benutzt. In
Paris
[* 16] treibt
man den
Marlyflieder
(SyringavulgarisL. marlyensis) im Dunkeln und erhält statt purpurvioletter Blütensträuße vollkommen
weiße, die dort sehr geschätzt sind. (S. auch
Etiolieren.)
in der
Technik die Zerstörung oder Umwandlung der organischen Farbstoffe, mit denen viele Rohmaterialien
aus dem
Pflanzen- und
Tierreich in der Art behaftet sind, daß durch dieselben das Aussehen der daraus
dargestellten Fabrikate beeinträchtigt wird. Das Bleichen wird selten mit dem Rohmaterial selbst, sondern entweder
mit einem daraus dargestellten Halbfabrikat (ausgeschmolzenem
Wachs und
Talg, gepreßtem Öl, Papierzeug) oder mit dem im übrigen
fertigen Fabrikat (Gewebe
[* 17] von
Baumwolle,
[* 18] Leinen,
Wolle,
Seide,
[* 19] Geflechten von
Stroh) vorgenommen. Je nach
der Art der zu bleichenden
Stoffe und ihrem Verhalten den bleichenden Agentien gegenüber sind verschiedene Wege eingeschlagen;
Wolle und
Seide würde z. B. zerstört werden, wenn man sie auf gleiche
Weise behandeln wollte wie Leinen und
Baumwolle.
Im allgemeinen unterscheidet man zwischen Natur- und Kunst- oder chem. Bleiche. Die¶
mehr
Naturbleiche ist ein von alters her angewandtes Verfahren und beruht darauf, daß die in Betracht kommenden färbenden Substanzen
fast sämtlich unter der Einwirkung von Luft, Feuchtigkeit und Sonnenlicht, wahrscheinlich infolge der Bildung von Ozon oder
Wasserstoffsuperoxyd, zerstört werden. Es erfolgt dies um so leichter und vollkommener, je vollständiger alle sonstigen
fremden Stoffe vorher durch Waschen, Bäuchen (Büken) u. s. w. beseitigt sind. Die vorbereiteten Stoffe werden so im feuchten
Zustande der Wirkung des Sonnenlichts ausgesetzt, indem man sie auf ebener Unterlage, am besten und einfachsten auf dem Rasen
(Rasenbleiche) ausbreitet. Der dem Boden entsteigende Wasserdampf, der sich niederschlagende Tau trägt zur Erhaltung der
nötigen Feuchtigkeit bei, die aber bei trockner Luft und hoher Wärme
[* 21] durch Besprengen zu vermehren ist. Allmählich tritt
dann eine Veränderung im Aussehen der Stoffe ein, das ursprüngliche Grau schwindet mehr und mehr, bis nach einigen Monaten
das reine, schneeige Weiß hervortritt.
Gegenwärtig ist die Naturbleiche, die sich wegen der langen Zeit, die sie erfordert, für die Großindustrie
nicht eignet, durch die chemische Bleiche oder Kunstbleiche fast gänzlich verdrängt. Unter Laien herrscht vielfach noch
Vorurteil gegen die chem. Bleiche, namentlich wird viel darüber geklagt, daß dadurch die Stoffe verdorben, weniger haltbar
als früher würden. Wenn es auch unbestreitbar richtig ist, daß die meisten der jetzigen Gewebe nicht
mehr die Dauer besitzen wie die vor langen Zeiten gefertigten, so liegt doch die Ursache dazu viel weniger in der Art des Bleichen als
vielmehr in der Herstellungsweise der Faser und der Gewebe.
Andererseits ist nicht zu leugnen, daß eine ungeeignete Behandlung in der chem.
Bleiche selbst den besten Stoff verderben kann; das zeigt sich dann aber meist sofort und nicht erst allmählich. Man bedient
sich zum Bleichen der unterchlorigsauren Salze, der schwefligen Säure und des Wasserstoffsuperoxyds. Die unterchlorigsauren Salze
werden in verdünnter wässeriger Lösung angewendet, so das Kalium- und Natriumhypochlorit (Eau de Labaraque
und Eau de Javelle), die Thonerdebleichflüssigkeit (nach Wilfen) und der Chlorkalk.
[* 22]
Vor allem findet der Chlorkalk Verwendung zum Bleichen von Baumwolle, Leinen, Papierzeug, dagegen nie bei Seide, Wolle, Stroh, weil
letztere durch Chlorkalk zerstört werden; hier muß schweflige Säure dienen. Bei der Vorbereitung der Stoffe ist dasselbe
zu berücksichtigen, was bei der Naturbleiche erwähnt ist: die gründlichste Reinigung muß unter allen
Umständen dem Bleichen vorhergehen. Baumwollene Ware wird mit schwacher Sodalösung gekocht und gebaucht; wollene
Stoffe werden durch Walken in immer erneuertem Wasser von allem Schmutze befreit; Seide muß in lauwarmem Seifenwasser von
dem ihr anhängenden Fett und Wachs gereinigt werden.
Die Behandlung mit Chlorkalk geschieht so, daß man eine ganz schwache wässerige Lösung desselben herstellt; diese kommt
in einen geräumigen Behälter, durch den man die zu einem langen Bande zusammengehefteten Stoffe langsam hindurchzieht. Sofort
nach dem Verlassen des Chlorkalkbades werden sie dann in ein Bad
[* 23] von verdünnter Salzsäure gebracht,
um dann einer gründlichen Wäsche unterzogen zu werden. Die größte Sorgfalt ist darauf zu verwenden, daß weder das Chlorkalk-
noch das Säurebad eine zu hohe Konzentration habe; hat man es mit
stark gefärbten Waren zu thun, bei denen eine einmalige
Behandlung nicht ausreicht, so giebt man besser ein zweites, unter Umständen auch ein drittes Bad, als
nur ein Bad in einer stärkern Lösung, weil diese die Haltbarkeit des Stoffes gefährdet.
Seide, Wolle, Haare
[* 24] und Stroh werden gewöhnlich so gebleicht, daß man sie im nassen Zustande in einem geschlossenen Raume aufhängt,
in dem man durch Verbrennen von Schwefel gasförmige schweflige Säure erzeugt. Letztere wird von dem
den Stoff durchtränkenden Wasser aufgesogen und zerstört die Farbstoffe. In neuerer Zeit wendet man sehr zweckmäßigerweise
wässerige Bäder von schwefliger Säure an, in welche die Stoffe so lange eingetaucht werden, bis sie entfärbt sind.
Die nicht vollständig auszuwaschende Säure kann, nachdem sie durch Wasserstoffsuperoxyd zu Schwefelsäure
[* 25] oxydiert ist, leicht entfernt werden. Wasserstoffsuperoxyd wird auch im ausgedehnten Maße zum Bleichen von Seide, Federn, Knochen,
[* 26] Haaren u.s.w. benutzt. Das Bleichverfahren von Hermiter beruht darauf, daß Chlor aus einer verdünnten Chlormagnesiumlösung
durch Elektrolyse
[* 27] freigemacht wird. Auch übermangansaure Salze werden zum Bleichen verwendet. Beim Einweichen schlägt sich
auf der Faser braunes Manganoxyd nieder, das man durch verdünnte Schwefelsäure oder schweflige Säure später entfernt.
- Das einzige Material, bei dem die Naturbleiche noch durch kein chem. Mittel hat ersetzt werden können, ist das Wachs.
Dieses wird im geschmolzenen Zustande in dünnem Strahle langsam über eine zur Hälfte in kaltes Wasser
eintauchende, rasch gedrehte hölzerne Walze gegossen, wodurch es beim unmittelbar erfolgenden Erstarren die Form von langen,
schmalen, dünnen Bändern, Locken, annimmt. Dese kommen zur Rasenbleiche. Sind sie äußerlich genügend weiß geworden,
so werden sie wieder eingeschmolzen, von neuem in Locken verwandelt, von neuem gebleicht u. s. f.,
bis endlich das Wachs durch und durch entfärbt ist. Talg, Palmöl u. dgl. bleicht man, indem man auf die
geschmolzenen Stoffe eine verdünnte Lösung von Chromsäure, d. h. eine wässerige, mit Schwefelsäure versetzte Lösung von
rotem chromsauren Kalium unter kräftigstem Durchmischen einwirken läßt.
Vgl. Hummel, Färberei und Bleicherei (deutsch von Knecht, Berl. 1891);