nördl.
Donez und der Privateisenbahn Kursk-Charkow, in schöner
Lage an einem malerischen Kreideberge, ist ein alter Ort,
in welchem sich bereits der kleinruss. Charakter der Bauart bemerklich macht, und Sitz eines
Bischofs. hat (1890) 22940 E.,
in Garnison die 31. Feldartilleriebrigade, 17
Kirchen, 2 Klöster, 1 geistliches Seminar, 1 Gymnasium, 1 Mädchengymnasium, 1 Lehrerinstitut,
Fabrikation berühmter
Wachskerzen, 1
Bank und beträchtlichen
Handel. - Bjélgorod wurde 1593 als Festung
[* 2] gegen die Krimschen
Tataren
gegründet, und von hier aus im Anfang des 17. Jahrh. die sog.
Bjelgoroder Linie (eine Reihe von Festungen und Verhauen) bis zur
Oka und zum
Don angelegt. 1708 ward Bjélgorod Hauptstadt
einer
Provinz des Gouvernements Kiew,
[* 3] 1779 Kreisstadt und bald darauf der Festungscharakter aufgehoben.
Hauptstadt des
Bezirks Bjelina (1885: 844,6 qkm, 38455 E., 1 Stadt, 1 Markt und 62 Dörfer) im
Kreis
[* 4] Dolnja
Tuzla
in
Bosnien,
[* 5] links der Drina, in 122 m Höhe, auf dem ausgedehnten Adlerfeld (Orlovo polje), im nordöstl.
Teile von
Bosnien, nahe der serb. Grenze, hat (1885) 7807 E., darunter 5491 Mohammedaner, 1765 orient.
Orthodoxe, 238 Katholiken und 293 Israeliten; in Garnison das 28. ungar. Jägerbataillon und
die 3. Eskadron des 3. ungar. Husarenregiments
«Graf von Hadik»;
Landwirtschaft und
Handel.
Wissarion Grigorjewitsch, russ. Kritiker, geb. 11. Juni
in Sveaberg als Sohn eines Kreisphysikus, besuchte das Gymnasium zu Pensa, bezog 1831 die
UniversitätMoskau,
[* 6] wurde 1832 «wegen
Unfähigkeit» relegiert und erwarb seinen
Unterhalt durch journalistische
Arbeiten. Durch seine
Beziehungen zum studentisch-litterar.
Kreis Stankewitschs wurde er mit der Schellingschen
Philosophie bekannt, vervollständigte durch eigenes
Studium seine ästhetischen, litterar. und sprachlichen Kenntnisse und schrieb 1834 für die Zeitschrift «Molva»
eine Aufsehen erregende kritische Übersicht über die russ. Litteratur seit dem 18. Jahrh.
in einer Reihe von
Artikeln u. d. T. «Litterar.
Phantasien, eine Elegie in Prosa». Später wurde er durch
Stankewitschs Einfluß Hegelianer. 1834-36 war er Mitarbeiter am
«Teleskop»; unter anderm schrieb er für dieses
Blatt
[* 7]
«Über
die russ. Erzählung und die Erzählungen
Gogols». 1838 übernahm er die Redaktion des
«Moskauer Beobachters», der 1839 einging,
und war dann Mitarbeiter an den «Vaterländischen Memoiren» in
Petersburg.
[* 8] Er interessierte sich lebhaft
für sociale Fragen und schloß Freundschaft mit
Bakunin. 1841 schrieb er eine Reihe von
Abhandlungen über Volkslitteratur, 1846 den
letzten der 11
Artikel über Puschkin (Bd. 8 seiner Werke). In dieser Zeit
stand er auf dem Höhepunkt seiner Thätigkeit, um ihn scharten sich alle bedeutenden jungen Schriftsteller
(Turgenjew, Gontscharow,
Nekrasow u. s. w.). 1846 reiste er seiner Gesundheit wegen nach Südrußland und wurde nach
seiner Rückkehr Mitarbeiter am Nekrasowschen «Zeitgenossen», wo er Verfechter
der sog. «natürlichen Schule» war, als deren
Begründer ihm
Gogol galt. Seine beste
Arbeit aus dieser Zeit ist die «Übersicht über die russ.
Litteratur des Jahres 1847» (1848). Im
Frühjahr 1847 ging er zur Herstellung seiner Gesundheit ins
Ausland,
starb aber nach seiner Rückkehr 9. Juni in
Petersburg. Seine gesammelten Werke erschienen in 12
BändenMoskau 1859-62
u. ö.). -
Vgl. A. Pypin, Bjelínskij, sein Leben und Briefwechsel (russisch, 2 Bde.,
Petersb. 1876).
See im
NO. des russ. Gouvernements Nowgorod
mit 1125 qkm Flächenraum, bildet ein
Glied
[* 9] des Mariinschen Kanalsystems, nimmt die Kowscha und Kelma auf, und ihm entströmt
die Scheksna. Um die
Untiefen am
Ausfluß
[* 10] der letztern zu umgehen, ist an der südöstl.
Seite des Bjéloosero der
Bjeloserskische
Kanal
[* 11] (66 km) angelegt.
1)
Kreis im
NO. des russ. Gouvernements Nowgorod, hat 15725,6 qkm, zahlreiche Seen,
Sümpfe und
Flüsse,
[* 13] und 73751 E.,
Russen
und russifizierte Karelen. - 2) Kreisstadt im
Kreis Bjelosérsk, südlich am
Bjeloosero und am BjeloserskischenKanal, hat (1889) 4561 E., Post,
Telegraph,
[* 14] 17
Kirchen, 1 Mädchenprogymnasium, Schiffahrt, Fischerei
[* 15] und Spitzenklöppelei.
Im
Hafen am BjeloserskischenKanal wurden (1888) Waren für 100000 Rubel verladen. In der Nähe
Steinkohlen und Schwefelkiesgruben
mit Schwefelfabrik. Etwa 18 km von Bjelosérsk lag im 9. Jahrh. das
alte Bjelosérsk
(Bjeloosero), wo der
Bruder Ruriks, Sineus, seinen Sitz hatte. Bjelosérsk war 1237 Residenz des Bjeloserskischen Teilfürstentums,
kam 1486 zu
Moskau und ist seit 1776 Kreisstadt.
Bialystok, poln.
Białystok 1)
Kreis im W. des russ. Gouvernements Grodno, hat 2904 qkm mit 108791 E. - 2)
Kreisstadt im
Kreis an der
Biala und an den Linien
Petersburg-Warschau der
GroßenRuss. Eisenbahn,
Brest-Litowsk-Grajewo
(Zweigbahn Starossjelzy-Bjelostók) der
Südwestbahn, Baranowitschi-Bjelostók der Poljessje-Bahn, hat (1889) 56611 E., darunter gegen 60 Proz.
Israeliten, in Garnison den
Stab
[* 16] der 16. Infanteriedivision und deren 1.
Brigade sowie der 4.
Kavalleriedivision und deren 1.
Brigade, 61. und 64. Infanterieregiment, 10. Dragonerregiment, 7. und 8. Reitende
Batterie, ein schönes Schloß des
GrafenBranicki mit
Park (weshalb Bjelostók das «Podlachische Versailles»
[* 17] genannt
wird), gutgebaute
Straßen mit einstöckigen Backsteinhäusern, einen geräumigen Marktplatz und eine Kaufhalle mit
Turm,
[* 18] je 1 russ.,
kath., evang.
Kirche, 2
Synagogen, 16 jüd. Bethäuser, 1 Realschule, 1 adliges Fräuleinstift,
zahlreiche Fabriken, darunter 19
Woll- und Tuchfabriken, besuchte Märkte und bedeutenden
Handel mit Getreide, Holz
[* 19] und Manufakten.
- Bjelostók, im 14. Jahrh. gegründet, wurde 1749 Stadt, kam 1795 an
Preußen
[* 20] (als Hauptstadt des Kammerdepartements
Bialystok der
Provinz Neuostpreußen), 1807 an
Rußland und ist seit 1842 Kreisstadt.
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