aufgegeben, und nur die Bergcitadelle als solche mit einer Friedensbesatzung beibehalten worden. Ein
Überfall, den Oberst
von Wartensleben mit 1600
Preußen
[* 2] im Einverständnis mit einem Ingenieuroffizier der
Besatzung unternahm, schlug noch im letzten
Augenblick fehl. Vom 11. Juli bis wurde Bitsch von denPreußen unter
General Krauseneck blockiert.
Während des
Krieges 1870–71 war Bitsch dem
Vormarsche der deutschen
Truppen vielfach hinderlich und blieb, nach vergeblicher
Beschießung (8. und 23. Aug. und 11. bis fortwährend eingeschlossen. Erst 3 Wochen nach
Abschluß der Friedenspräliminarien
wurde sie als die letzte blockierte franz. Festung
[* 3] und der
letzte französisch gebliebene Punkt Elsaß-Lothringens den
Deutschen übergeben. –
Eisenbahnen, 1815 noch ein kleines Dorf, hatte
1875: 2571, 1890: 2191 meist kath. E., Post,
Telegraph,
[* 6] Maschinenfabrik, Baumwollweberei und eine Sägemühle.
KarlHermann, preuß. Staatsmann, wurde zu Schwedt
[* 7]
a. O. geboren, studierte in
Berlin
[* 8] und
Bonn
[* 9] Jura
und
Cameralia, wurde 1846 Regierungsrat zuerst in
Frankfurt
[* 10]
a. O., später in Minden,
[* 11] und gehörte 1856–60
als preuß.
Bevollmächtigter der Europäischen Donaukommission in Galatz an. 1860 wurde er als Oberinspektor der Rheinschiffahrt
nach
Mannheim
[* 12] berufen und 1869 zum Oberregierungsrat für die Finanzabteilung in
Posen
[* 13] ernannt. Während des
Deutsch-FranzösischenKrieges bekleidete er zunächst diePräfektur des Depart. Vosges und ging dann als Civilkommissar nach
Nancy.
[* 14]
Nach dem Friedensschluß wurde er als Regierungspräsident 1872 nach
Schleswig,
[* 15] 1876 nach
Düsseldorf
[* 16] versetzt; 1877 trat er
als
Unterstaatssekretär in das Ministerium des Innern und im Juli 1879 als Finanzminister und Mitglied des
Bundesrats an Hobrechts
Stelle. Als Hauptaufgabe seiner ministeriellen Thätigkeit betrachtete er die weitere Durchführung
des mit der Zollgesetzgebung von 1879 eingeleiteten Bismarckschen Steuerreformplans, insbesondere die Stärkung der indirekten
Einnahmen des
Reichs durch die Einführung des Tabakmonopols sowie durch
Erhöhung der Einnahmen aus dem
Spiritus
[* 17] und aus der
Braumalzsteuer. Er bewirkte die Einführung der
Börsensteuer und denAbschluß des
Vertrags mit der Stadt
Hamburg
[* 18] wegen des Eintritts der letztern in das deutsche Zollgebiet, nahm an der Verstaatlichung der großen Privatbahnen
[* 19] in
Preußen thätigen Anteil und stellte das
Gleichgewicht
[* 20] in den Einnahmen und
Ausgaben des preuß.
Staates wieder her.
Differenzen mit
Bismarck waren die
Ursache, daß er im Juni 1882 seine Entlassung nahm. 1879–82 war Bitter
Vertreter
des Wahlkreises Kreuznach-Simmern im preuß. Abgeordnetenhause. Er starb in
Berlin. Seine schriftstellerischen
Arbeiten auf musikalischem Gebiete erfreuen sich einer wohlverdienten
Anerkennung. Die bedeutendsten derselben sind: «Joh.
Sebastian
Bach» (2 Bde., Berl.
1865; 2. Aufl., 4 Bde.,
1881),
«Über Gervinus'
Händel und
Shakespeare» (ebd. 1869) und «Beiträge zur Geschichte
des Oratoriums» (ebd. 1872). Seine «Gesammelten
Schriften» erschienen 1885 (Lpz.). Während seines Aufenthaltes in
Schleswig
begründete er die
Schleswig-Holsteinischen Musikfeste. ^[]
1)
Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg,
[* 21] hat 696,22 qkm, (1890) 57145 (28481
männl., 28664 weibl.) E., 5
Städte, 85 Landgemeinden und 47 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im
Kreis an der
Mulde, in die hier
der Lober mündet, und an den Linien
Berlin-Halle,
Bitterfeld-Leipzig (31,30 km),
Roßlau-Bitterfeld (30,50 km) und Bitterfeld-Stumsdorf
(im
Bau) der
Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Halle),
[* 22]
Zoll- und Steueramtes, hat
(1890) 9047 E., darunter 640 Katholiken und 16 Israeliten, Post erster
Klasse,
Telegraph, Mittelschule, Vorschußverein.
Seit Eröffnung der Eisenbahn hat sich in und um Bitterfeld eine lebhafte
Industrie entwickelt.
AußerTöpferei
bestehen 2 Eisengießereien, 2 Maschinenbauwerkstätten, 5 Thonröhren- und Chamottefabriken sowie je 1 Fabrik für
Graupen,
Schmieröl, Holznägel,
Feuerspritzen,
[* 23]
Dachpappe,
Teer,
Pappe; ferner 10 Braunkohlengruben, 7 Briquettesfabriken, 13 Ziegeleien, 2 große
Wassermühlen, 1 Dampfschneidemühle und wöchentlicher Getreidemarkt. – Die Stadt verdankt ihren Ursprung einerKolonie
aus Flandern, die sich 1153 hier niederließ, wurde 1476 vom Landgrafen Dietrich von Meißen
[* 24] erobert, gehörte dann zu
Sachsen
[* 25] und fiel 1815 an
Preußen.
eine irrtümliche und wegen der leichten Verwechselung des
Namens mitBittersalz
(s. d.) höchst gefährliche Bezeichnung des giftig wirkenden Sauerkleesalzes
(oxalsaures Kalium, s.
Oxalsaure Salze).
Infolge solcher Verwechselungen ist das sog. Bitterkleesalz schon oft anstatt
Bittersalz eingenommen
worden und hat
Vergiftung bewirkt.
(Rhodeus amurus ein kleiner, bis 10 cm lang werdender, zu der Familie der Karpfen gehöriger
Fisch der süßen
Gewässer Mitteleuropas, der sich durch seine gedrungene Gestalt, ganz besonders aber durch seine seltsame
Fortpflanzung auszeichnet. Das Weibchen bekommt nämlich eine fleischige Legeröhre, welche die Länge des Körpers erreicht,
und die sich zur Zeit der Eiablage entwickelt.
Mittels dieser Legeröhre bringt es seine großen, 3
mm messenden
Eier
[* 27] in die Kiemenfächer der Flußmuscheln
(Unio), in welchen sich dieselben entwickeln. Das Männchen mit prächtigem
Hochzeitskleide
gewöhnt, wie
Beobachtungen in Aquarien lehren, die Muscheln
[* 28] durch häufiges Anstoßen mit dem
Maule an den anfangs ungewohnten
Reiz, sodaß diese die Schalen nicht mehr schließen, wenn das Weibchen die Legeröhre einbringt. Das
Fleisch schmeckt sehr bitter.
Benzaldehyd, der einfachste
Aldehyd der aromatischen Reihe: C6H5.CHO ^[C6H5·CHO]. Es
¶
mehr
ist ein Zersetzungsprodukt des Amygdalins (s. d.), eines Glykosides, das besonders in bittern Mandeln und andern Fruchtkernen
vorkommt, und entsteht aus demselben neben Zucker
[* 30] und Blausäure durch die Einwirkung des Emulsins, eines Ferments, das sich
ebenfalls in den Mandeln findet, oder durch die Einwirkung von Säuren. Fabrikmäßig wird es gegenwärtig aus
Benzylchlorid durch Kochen mit Wasser und Bleinitrat dargestellt. Dieses letztere Präparat ist stets chlorhaltig; zur Reinigung
wird es mit einer Lösung von Natriumbisulfit geschüttelt, wobei sich die krystallisierte Natriumbisulfitverbindung des
Bittermandelöl abscheidet.
Dieselbe wird auf dem Filter gesammelt und das Bittermandelöl durch Säuren daraus wieder in reinem Zustande abgeschieden.
Das offizinelle Bittermandelöl aus Amygdalin enthält Blausäure und ist daher giftig. Durch Schütteln mit etwas Kalk
und Eisenchlorürlösung kann es von der Blausäure befreit werden. Das Bittermandelöl ist eine farblose stark lichtbrechende Flüssigkeit,
von charakteristischem angenehmen Geruch, spec. Gewicht 1,045 bis 1,06 bei 15° C., siedet bei 179°, löst sich schwer
in Wasser, leicht in Alkohol und Äther.
Schon an der Luft verwandelt es sich durch Oxydation allmählich in Benzoesäure. Das Bittermandelöl ist ein sehr reaktionsfähiger Körper
und dient zur Darstellung von Benzoesäure, Zimmetsäure, Malachitgrün und andern Farbstoffen. In der Parfümerie ist es,
soweit die Fabrikation der billigen Mandelseifen in Frage kommt, fast völlig von dem ähnlich riechenden
Nitrobenzol (s. d.) verdrängt worden. Das offizinelle Bittermandelöl kostet
etwa 40 M. das Kilogramm, das künstliche 5 M. das Kilogramm.