sondere der
Krankenpflege, und für den Gebrauch auf
Reisen eine um so höhere praktische Bedeutung gewonnen haben, als infolge
der Massenfabrikation der Preis verhältnismäßig niedrig und bei der großen Mannigfaltigkeit der Sorten die Möglichkeit
gegeben ist, für jeden speciellen Bedarf Passendes zu finden. Die Herstellung der Biskuit
[* 2] geschieht jetzt fast
ausschließlich mit Hilfe von
Maschinen. Die zur Bereitung von Biskuit verwendeten
Substanzen werden zunächst der Mischmaschine
zugeführt, in der ein Rührwerk dieselben zu einem ziemlich festen
Teig verarbeitet. Von hier aus wird der
Teig auf die Teigwalzmaschine
gebracht und, indem derselbe mehrmals und in verschiedenen
Richtungen zwischen schweren gußeisernenWalzen
hindurchgeht, zu langen Platten von gummiartiger Konsistenz ausgewalzt.
Um die gewünschte Form zu erhalten, kommt der
Teig auf die Egalisier- und Ausstechmaschine (s. umstehende Abbildung), in der
bei
B ein Walzenpaar den Platten, die bei A aufgegeben werden, eine genau gleichmäßige
Stärke
[* 3] erteilt
und sie zu einem fortlaufenden
Teigbande verbindet, das, durch
Tücher geführt, unter einen
Apparat C tritt, der mit einer großen Anzahl
von Ausstechern versehen ist, sodaß bei jedem Hub der
Maschine
[* 4]
Dutzende von Biskuit ausgestochen und geprägt werden.
Die ausgestochenen
Stücke fallen auf ein endloses
Tuch, das sie selbstthätig bei F auf die
Bleche ablegt, während die
Teigreste in der Form eines
Netzes D gleichfalls durch ein
Tuch erfaßt und auf einen Tisch E abgelegt werden. Die belegten
Bleche gelangen hierauf in den
Backofen, dessen Einrichtung sich von der sonst üblichen namentlich dadurch unterscheidet,
daß er von bedeutender Länge ist, und daß mittels einer mechan. Vorrichtung die
Bleche langsam hindurchbewegt werden.
Die fertig gebackenen Biskuit fallen in untergestellte Kisten; einzelne Sorten werden noch mit
Guß oder sonstigen Verzierungen
versehen, was durch
Handarbeit geschieht. Bei der Herstellung der weichen Biskuit (der
Queens u. s. w.) bedient man sich der sog.
Queensspritze, einer Vorrichtung, die mit einer Wurstfüllmaschine große
Ähnlichkeit
[* 5] hat, und aus welcher
der
Teig in langen
Strängen ausgepreßt wird, um nach Erfordernis abgeschnitten zu werden. Von den nach
Hunderten zählenden
Biskuitsorten eignen sich vorzüglich zum Frühstück und Nachtisch: Lunch,
Dessert, Cracker,
Butter: zu
Kaffee,
Thee und Schokolade:
Pic-Nic, Chocolate, Cocoa-Nut, Fine Tea, Kaffeebrot, Biskuitkringel;
zu
Eis,
[* 6]
Wein, Liqueur u. s. w.:
Fancy-Routs,
Macaroons,
Ratafias, Ginger-Nut, Spice-Nut, Cinnamon, Almond-Drops;
zum Gebrauch für
Suppen: Soup, Gem, Vanille-Drops.
Speciell in
Deutschland
[* 7] sind, infolge der hohen Leistungsfähigkeit einheimischer Fabriken, die Biskuit einer
der wichtigsten Handelsartikel geworden.
Außer den größern Hafenplätzen kommen vorzugsweise noch
Berlin,
[* 8]
Dresden,
[* 9] Köln,
[* 10] Breslau,
[* 11]
Magdeburg
[* 12] u. a. in Betracht. Im
DeutschenReiche wurden 1890 an derartigen Backwaren 6543 Doppelcentner eingeführt,
davon 2214 aus der
Schweiz,
[* 13] 1340 aus England; dagegen 16421 Doppelcentner ausgeführt, davon 2704 nach
China,
[* 14] 1998 nach
Holland, 1738 nach
Ostindien,
[* 15] 1409
nach
Venezuela.
[* 16] Unter diesen feinern Backwaren dürften etwa zwei Drittel
bis drei Viertel dem Biskuit zuzurechnen sein.
In der Thonwarenindustrie bezeichnet man mit Biskuit zweimal gebranntes unglasiertes Porzellan (s.
Porzellan).
Gemeinde und Gutsbezirk im
Kreis
[* 17] Zabrze des preuß. Req.-Bez. Oppeln,
[* 18] 9 km
im Westen von
Beuthen,
[* 19] am
Beuthener Wasser, hat (1890) 6841 (3451 männl., 3390 weibl.) E., darunter 530
Evangelische, Post,
Telegraph,
[* 20] kath.
Kirche und Steinkohlenbergwerk.
Dazugehört, 3 km nördlich von Ruda, das bedeutende
Eisen- und Stahlwerk
Borsigwerk
(3624 E.) mit 1200
Arbeitern, die Kohlenzeche Hedwigswunsch, die gegen 4 Mill. Ctr.
oder
Bismark (wie einzelne Zweige schreiben), altmärkisches Adelsgeschlecht, das seinen
Namen von der Stadt
Bismark (s. d.) im jetzigen preuß.
Kreise
[* 22]
Stendal
[* 23] führt. Herebord (Herbord) von Bismarck, der älteste nachweisbare Ahnherr, war 1270 Vorsteher
der
Kaufmannsgilde zu
Stendal; sein Enkel Rule
(Rudolf) von Bismarck war 1338 Mitglied des
Stadtrats von
Stendal
und starb als Exkommunizierter,
weil er den Einfluß des
Bischofs von Halberstadt
[* 24] auf die dortige Stadtschule bekämpft hatte.
Nikolaus von Bismarck, gest. 1377, wurde 1345 von Markgraf
Ludwig von
Brandenburg
[* 25] mit dem Schlosse
Burgstall belehnt, das 1562 der
Kurfürst Joachim II. zu
Brandenburg gegen Schönhausen, Fischbeck, Crevese u. s. w. von
Friedrich von Bismarck, dem Landeshauptmann der
Altmark, eintauschte; letzterer (gest. 1589) erhielt dieses
Tausches halber den
Beinamen
«Permutator» und wurde durch seine beiden
Söhne Ahnherr der noch blühenden Hauptlinien: zu Schönhausen und zu Crevese in der
Altmark. Aus beiden Linien haben sich mehrere
Glieder
[* 26] in
Staats- und Kriegsdiensten ausgezeichnet. -
ChristophFriedrich von Bismarck, gest. 1704, Herr auf Schönhausen, war preuß.
General und Kommandant von Cüstrin;
[* 27] sein Sohn war der russ.
General Ludolf
August von Bismarck (s. d.). -
LevinFriedrich von Bismarck, gest.
1774, war unter
Friedrich d. Gr. 1746-64
Geh.
Staats- und Justizminister und erster Präsident des Kammergerichts. Dessen Sohn,
August Wilhelm von Bismarck, geb. gest.
war
Geh.
Staats-,
Kriegs- und dirigierender Minister im
Generaldirektorium, auch
Chef des
Accise-,
Zoll-,
Handels- und Fabrikwesens
im gesamten preuß.
Staate. - Aus dem rhein. Zweige der Linie Schönhausen stammte
Friedrich Wilhelm,
Graf von
Bismark (s. d.), in
den württemb. Grafenstand erhoben (Stammvater der Linie in
Baden).
[* 28] Dessen älterer
Bruder,
FreiherrLudwig von Bismarck, gest. als
herzogl. nassauischer Oberhofmarschall und Oberst, hinterließ einen Sohn, den
¶
mehr
GrafenFriedrich von Bismarck (geb. in den württemb. Grafenstand erhoben,
Besitzer des Familienfideikommisses Schierstein [daher Bismarck-Schierstein], preuß. Legationsrat, bis 1866 Direktor der Badeanstalten
zu Ems,
[* 30] gest. in Schierstein) sowie drei andere Kinder, auf die der württemb. Grafenstand ausgedehnt
wurde. Ebenfalls der Linie Schönhausen gehören an: Fürst Otto Eduard Leopold von Bismarck (s. d.), und der
preuß. General der Infanterie a. D. GrafTheodor vonBismarck-Bohlen (geb. gest. der auf
den Wunsch seines Schwiegervaters, des Grafen Friedr. Ludw.
von Bohlen, in den preuß. Grafenstand erhoben ward, mit der Erlaubnis,
neben dem seinigen Namen und Wappen
[* 31] des gräfl. Bohlenschen Geschlechts zu führen. Sein Sohn ist der General der Kavallerie
Friedr. AlexanderGraf von Bismarck-Bohlen (s. d.). –
Vgl. Geschichte des schloßgesessenen adeligen Geschlechts von Bismarck bis
zur Erwerbung von Crevese und Schönhausen (Berl. 1866).
oder Bismark, Ludolf Aug. von, russ. General, geb. in Preußisch-Holland, aus der Schönhausener
Linie des Geschlechts Bismarck (s. d.) stammend, diente erst in der preuß.
Armee und erstach als Oberst in Magdeburg im Jähzorn seinen Diener. Diese That und seine Flucht aus der Garnison wurden ihm
zwar verziehen, doch wurde er dreimal beim Avancement übergangen, was ihn veranlaßte, den Abschied zu nehmen, sein Gut Skotik
in Ostpreußen
[* 32] zu verkaufen und 1732 nach Rußland zu gehen.
Hier fand Biron an dem ritterlichen Wesen, B.s Gefallen, machte ihn sofort zum Generalmajor und gab ihm die Schwester seiner
eigenen Gemahlin, Trotta von Treiden, zur Frau. Am Hochzeitstag, 26. Mai schenkte ihm die Kaiserin
Anna ein großes Haus in Petersburg
[* 33] und verlieh ihm den Rang eines Generallieutenants. 1734 ward in einer diplomat. Mission
nach England geschickt, dann nahm er an den Kriegen gegen die Türkei
[* 34] und in Polen teil, wurde Vicepräsident
des Kriegsrats im Kriegsministerium und Gouverneur von Riga.
[* 35] Bei der Herzogswahl 1737 in Kurland
[* 36] begab sich Bismarck mit 2 Regimentern
nach Mitau,
[* 37] besetzte das Wahllokal und erzwang so die WahlBirons. Dafür wurde er zum General-en-Chef und zum Generalgouverneur
von Livland ernannt. BeimSturzeBirons 1740 wurde auch in Haft genommen, sein Vermögen konfisciert, er
selbst vor ein Gericht in Iwangorod gestellt, zur Verbannung nach Sibirien verurteilt und 1. (12.) Jan. 1741 über Moskau
[* 38] nach
Tobolsk abgeführt.
Später wurde ihm Jaroslaw zum Wohnsitz angewiesen. Seine Zurückberufung erfolgte 1747, wobei er zugleich zum Oberbefehlshaber
der Süd- (ukrainischen) Armee ernannt wurde. Diese Stellung bekleidete er bis zu seinem im Okt. 1750 in
Poltawa erfolgten Tode. Die Ehe mit Trotta von Treiden war seine zweite Ehe und blieb kinderlos. In erster Ehe war Bismarck seit 1704 mit
Johanna Margareta von Assenburg vermählt, die 1719 starb; sie hinterließ eine Tochter Albertine Luise
von Bismarck, welche sich 1738 mit einem preuß. Offizier, Friedr.
Wilh. von der Alben, verheiratete. –
Vgl. Gatzuk, Bismark – ein russ. Oberbefehlshaber der Südarmee im J. 1747 (russ.,
in «Cetenija» der Gesellschaft für russ. Geschichte
und Altertümer, Jahrg. 1871, 3. Bd.).
Otto Eduard Leopold, Fürst von, Herzog von
Lauenburg,
[* 39] Generaloberst der Kavallerie, erster
Reichskanzler des DeutschenReichs, wurde auf dem Familiengute Schönhausen im Regierungsbezirk Magdeburg geboren
und gehört der Linie Schönhausen des Geschlechts Bismarck (s. d.) an. Sein
Vater, Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (geb. gest.
war Rittmeister a. D., Besitzer von Schönhausen und mehrern andern Gütern und seit vermählt mit Luise Wilhelmine
Menken (geb. 1790, gest. 1839), einer Tochter des 1801 verstorbenen
Geh.
Kabinettsrats Menken. Otto von Bismarck kam 1821 nach Berlin in die Plamannsche Erziehungsanstalt und besuchte seit 1827 das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium,
seit 1830 das Graue Kloster, bezog Ostern 1832 die Universität Göttingen,
[* 40] um die Rechtswissenschaft zu studieren, war hier
Mitglied des Corps «Hannovera» und studierte vom Herbst 1833 an drei Semester
in Berlin. Nach absolviertem Examen wurde er im Juni 1835 Auskultator an dem Berliner
[* 41] Stadtgericht, 1836 Referendar bei der
Regierung zu Aachen
[* 42] und 1837 bei der zu Potsdam,
[* 43] um hier gleichzeitig seiner Militärpflicht zu genügen. Im Herbste 1838 ließ
er sich nach Greifswald
[* 44] versetzen, um neben dem Waffendienste landwirtschaftliche Studien an der Akademie Eldena zu betreiben,
wozu ihn die Verhältnisse der väterlichen Güter in Pommern
[* 45] veranlaßten, an deren Bewirtschaftung er
sich seit 1839 beteiligte. Als 1841 B.s Bruder (Bernhard von Bismarck, geb. 1810, gest. 1893) Landrat des Kreises Naugard geworden
war, erfolgte bereits eine vorläufige Verteilung der Familiengüter, die dann nach des VatersTode (1845) vollständig zur
Verteilung unter die beiden Söhne gelangten, wobei Otto das Stammgut Schönhausen und das pommersche Gut
Kniephof erhielt.
Von nun an in Schönhausen wohnend, wurde Bismarck dort Deichhauptmann und 1846 zum Abgeordneten der Ritterschaft des Kreises Jerichow
für den sächs. Provinziallandtag in Merseburg
[* 46] gewählt. In dieser Eigenschaft beteiligte
er sich 1847 an den Verhandlungen des ersten Vereinigten
[* 47] Landtags zu Berlin als einer der entschiedensten
Vorkämpfer für die streng konservativ-monarchische Sache, insbesondere den Bestrebungen nach einer sofortigen konstitutionellen
Gestaltung des preuß. Staatswesens mit aller Energie entgegenwirkend.
Auf dem zweiten Vereinigten Landtage, welcher 2. bis tagte, sprach er bei der Adreßdebatte seine Mißstimmung
über die Märzerrungenschaften offen aus. Den revolutionären Vereinen und ihrer Presse
[* 48] stellte er konservative
Vereine und Presse entgegen, half die «NeuePreußischeZeitung» («Kreuzzeitung») und andere Blätter gründen, Vereine organisieren
und entwickelte, wenn auch ohne Abgeordnetenmandat, die größte Thätigkeit für Wiederherstellung eines starken Königtums.
Bismarck hatte schon 1847 die Aufmerksamkeit des Königs erregt und war Okt. 1848 in dessen Auftrage bei der
Ernennung des GrafenBrandenburg zum Ministerpräsidenten vermittelnd thätig. Nach Auflösung der preuß. Nationalversammlung
im Jan. 1849 ins Abgeordnetenhaus und nach dessen im April erfolgter Auflösung im Juni 1849 aufs neue für den Kreis Westhavelland
gewählt, kämpfte er als einer der Führer der Rechten für ein machtvolles Königtum und für ein Zusammenwirken
Preußens
[* 49] und Österreichs bei Regelung der deutschen Verhältnisse; in diesem Sinne¶